Seit 1977 aktiv, gehören die Finnen OZ mit Sicherheit zu den ersten Heavy-Metal-Bands Europas. Zwar gönnte sich die Truppe von 1991 bis 2010 eine längere Auszeit, dank grandioser Alben wie „Fire In The Brain“ und „III Warning“ wurde die Band aus Nakkila von ihren Fans jedoch nie vergessen. Nun haben die bereits seit Mitte der 80er in Schweden beheimateten OZ mit „Forced Commandments“ ihr achtes Album veröffentlicht – für uns ein guter Grund, mit dem einzigen verbliebenen Gründungsmitglied Mark Ruffneck zu sprechen.
Hallo Mark und vielen Dank für dieses Interview! Wie geht es dir?
Gern geschehen! Mir geht es bestens – ich hoffe, euch auch!
Seit dem letzten OZ-Album „Transition State“ sind etwa drei Jahre vergangen. Was habt ihr seither getrieben?
Nachdem „Transition State“ erschienen war, haben wir auf einigen Festivals gespielt. Wir hatten eigentlich geplant, noch mehr Shows zu spielen, aber manchmal läuft es eben nicht ganz so, wie man es sich vorstellt. Bereits kurz nach Veröffentlichung der Platte haben sowohl Johnny (Gross, Gitarre, Anm. d. Red.) als auch Juzzy (Kangas, Gitarre, Anm. d. Red.) damit begonnen, neues Material zu schreiben. Wir sind dann gemeinsam alle Demos durchgegangen und haben ausgewählt, welche der Nummern wir für das nächste OZ-Album aufnehmen werden. Dann haben wir mit den Aufnahmen begonnen. Die haben diesmal sehr viel Zeit in Anspruch genommen, weil wir nach dem Prinzip „Qualität statt Quantität“ gearbeitet haben.
Seit 2016 ist die Besetzung der Band stabil geblieben. Wie steht es derzeit um die Chemie bei euch?
Die Chemie zwischen den Bandmitgliedern ist wirklich gut. Wir haben sehr lange an „Forced Commandments“ gearbeitet – wie gesagt war es unser Hauptziel, Qualität über Quantität zu stellen. Wenn man an einem Projekt arbeitet, das einen an seine Grenzen bringt und am Ende ein gutes Produkt dabei herauskommt, dann ist das zutiefst befriedigend und gut für den Zusammenhalt. Der Blitz kann eben doch zweimal an der gleichen Stelle einschlagen.
„Forced Commandments“ ist vor nicht allzu langer Zeit erschienen. Wie würdest du die neue Platte beschreiben?
„Forced Commandments“ ist das zweite Album, das von der neuen OZ-Besetzung eingespielt wurde – die erste Platte in dieser Konstellation war „Transition State“. Verglichen mit seinem Vorgänger ist dieses Album wahrscheinlich die reifere der beiden Platten. Weil uns die Qualität diesmal auf jeder Ebene immens wichtig war, habe ich im Vorfeld auch mit unserem Sound-Zauberer Lars Chriss sowie dem Mastering-Monster Mike Lind darüber gesprochen, wie wir die einzelnen Spuren idealerweise aufnehmen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Also haben wir diesmal eine viel umfangreichere Vorproduktion gefahren. Ich habe auch die anderen Mitglieder von OZ gefragt, welche Arbeitsweise für sie am besten ist. Bevor Johnny und Juzzy mit dem Songwriting begonnen haben, waren wir uns alle einig, dass die Songs diesmal einen dunkleren Vibe vertragen können. Ich würde sagen, dass „Forced Commandments“ meine Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt und auch die anderen Bandmitglieder sind sehr zufrieden.
Bist du auch mit den Reaktionen auf „Forced Commandments“ zufrieden?
Ja, wir sind sowohl über die Reviews als auch die Kommentare, die uns direkt erreicht haben, sehr glücklich.
Wie lief das Songwriting zu eurem neuen Album genau ab?
Wie bereits erwähnt haben Johnny und Juzzy die Musik geschrieben, ich habe die Texte beigesteuert. Die beiden haben einen Haufen Demosongs aufgenommen und wir haben sie dann alle durchgehört, um die besten für das neue Album auszuwählen. Dazu haben wir so lange Dateien hin und her geschickt, bis die Songs soweit Form angenommen haben, das wir mit ihnen ins Studio gehen konnten. Wir haben als Erstes meine Drums und dann Bass sowie sehr viele Gitarren aufgenommen. Dann kamen die Vocals, Backing-Vocals, noch mehr Gitarren, Spezialeffekte und alles, was man sonst noch braucht. Natürlich haben sich in dieser Zeit manche der Tracks noch einmal verändert, ehe sie in ihrer endgültigen Form eingespielt wurden. Wir haben unsere Studiozeit also auch genutzt, um den Songs den letzten Schliff zu verpassen. Dann ging alles an Lars für den Mix und schlussendlich an Mike Lind für das Mastering und dann war die Platte fertig! Ich führe OZ genauso wie eine Gruppe von Wissenschaftlern: Jeder hat sehr viele Freiheiten, um so zu arbeiten, wie es für ihn am besten ist, aber wir alle haben Respekt voreinander und vor der Band.
Dee Snider von Twisted Sister sagte mal: „Ringo allein ist nicht die Beatles, Baby,“ um darauf hinzuweisen, dass es seltsam ist, wenn Bands nur noch ein einziges Originalmitglied haben. Was würdest du ihm entgegnen?
Ich habe mich schon in den 80ern nicht dafür interessiert, was Dee Snider denkt, und es geht mir heute nicht anders. Es ist mir wirklich egal! OZ sind keine Talentshow, bei der das Publikum bestimmt, wer in der Band spielt. Ich entscheide, wer Teil der Band ist und augenblicklich bin ich mit der Besetzung sehr zufrieden. Ich habe OZ zusammen mit unserem ersten Bassisten Tani gegründet, aber er ist vor einigen Jahren gestorben – ich bin also das letzte lebende Gründungsmitglied. OZ wurden mit mir geboren und werden mit mir sterben! Fall abgeschlossen!
Finnland und Schweden haben in der internationalen Metal-Szene schon immer eine große Rolle gespielt. Wie bewertest du die Szene nach 40 Jahren?
OZ haben im finnischen Nakkila als lokale Coverband angefangen. Nach ein paar Jahren haben wir begonnen, unsere eigenen Songs zu schreiben, aber keine finnische Plattenfirma wollte uns unter Vertrag nehmen. Also sind wir nach Stockholm gegangen und haben einen Vertrag mit dem Label Tyfon Grammofon AB abgeschlossen, das 1982 unser erstes Album veröffentlicht hat. 1983 kam unsere zweite Platte „Fire In The Brain“ und kurze Zeit später sind wir nach Stockholm gezogen, wo ich auch heute noch lebe. Wir waren also ursprünglich eine finnische Band, sind aber sehr bald nach Schweden gezogen und haben Anfang der 80er in beiden Ländern den Weg für den Heavy Metal geebnet. Unseren Stil haben wir uns über die Jahre erhalten und spielen auch heute noch sehr traditionellen Heavy Metal im Stile der 80er. Und wir werden das tun so lange ich lebe.
Live-Clubs und tourende Bands werden besonders hart von der COVID-19-Pandemie getroffen. Wie geht es euch damit?
Ja, COVID-19 trifft uns alle ziemlich hart. Ich glaube nicht, dass 2020 noch Live-Auftritte möglich sein werden. Ich hoffe, dass es 2021 besser wird und COVID-19 verschwindet, aber ganz sicher kann man sich da natürlich nicht sein. Wir können also nur abwarten. Das ist die harte Realität und wir müssen da durch – wir planen also für 2020 keine Konzerte und warten, bis die Konzertplanung für 2021 möglich ist.
Hattet ihr denn Pläne, nach Deutschland zu kommen?
Ja, wir wollten direkt nach der Veröffentlichung von „Forced Commandments“ nach Europa und natürlich auch nach Deutschland kommen, aber COVID-19 hat die Spielregeln geändert. Wie gesagt planen wir für dieses Jahr keine Konzerte mehr, aber sobald sich die Situation entspannt, werden wir auf Tour gehen und hoffentlich auch nach Deutschland kommen.
Lass uns zum Ende dieses Interviews noch ein wenig Brainstorming betreiben. Was fällt dir zu den folgenden Begriffen ein:
Lockdown: Licht aus.
Fire In The Brain: Summerwork ’83
Nightwish: Finnland und nicht meine Musik.
Sweden Rock: Ein großartiges Rockfestival.
Music Streaming: Die Zukunft – ob es uns nun gefällt oder nicht.
OZ in zehn Jahren: Im Ruhestand.
Noch einmal vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir.
Rock on und bleibt gesund! Hört euch „Forced Commandments“ an, vielleicht ist ja was drauf, das euch gefällt!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.