Als Livegitarrist von Taake und mit seiner Band ORKAN als Support-Act ist Gjermund Fredheim gerade quasi „doppelt“ auf Tour. Dennoch fand der norwegische Gitarrist zwischendurch Zeit, sich unseren Fragen zu stellen und erzählt offen über Schicksalsschläge in der Band, seine Inspirationsquellen für ORKAN und darüber, wie das Banjo zu Taake kam.
Du bist gerade auf Tour – wie geht es dir und wo seid ihr gerade?
Gut, danke, dass du fragst! Im Moment bin ich auf der Fähre nach Dover. Ich spiele auf dieser Europatour ja Doppelschichten, bei Taake und ORKAN. Die ersten vier Tage sind rum, heute Abend spielen wir dann in London.
Der Pressetext zu „Elements“ beginnt mit „Nachdem ORKAN sich durch Krebs und seltene, lähmende Muskelerkrankungen gekämpft haben, sind sie nun mit dem Nachfolger des 2015 erschienenen ‚Livlaus‘ zurück.“ Das klingt nach einer harten Zeit – kannst du uns darüber etwas mehr erzählen?
Zuerst, zwischen dem Schreiben der Musik und den Aufnahmen, bekam Sindre [Hillesdal, Bass] Krebs und musste sich durch Chemotherapie und Operation kämpfen. Er war während der Aufnahme noch krank, hat aber gute Arbeit geleistet und sich inzwischen vollständig erholt. Dann, kurz vor den Gesangsaufnahmen, hat Einar [Fjelldal, Gesang] im Lotto gewonnen und bekam eine seltene, mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1.000.000 auftretende aggressive Muskelerkrankung. Er saß tatsächlich für kurze Zeit im Rollstuhl, bevor die Medikamente gewirkt haben. Aber auch Einar ist jetzt zurück, stärker denn je!
Schön zu hören, dass ihre diese Krankheiten besiegt habt. Inwiefern haben euch diese Erfahrungen beeinflusst, was die Songs und Texte von „Elements“ angeht?
Nun, ich glaube, dass es sich nicht wirklich auf das Komponieren des Albums ausgewirkt hat, aber es hat alles ziemlich verzögert und natürlich war das Gefühl in der Band ziemlich speziell, als wir dann mit den Aufnahmen anfangen konnten.
Worum geht es auf dem Album, worum in den Texten?
Die Texte beschreiben meist den Umgang mit der Natur und beschreiben einige der Orte, an denen wir gerne Zeit verbringen. Einige Songs gehen näher auf persönliche Ansichten ein, über einige der Dinge, mit denen wir uns befassen müssen und über unsere und die persönlichen Ansichten über das Leben und die Welt, in der wir leben.
Das Artwork ist großartig. Wo wurde dieses Bild aufgenommen und warum ist es das perfekte Artwork für dieses Album?
Danke, ich bin mit dem Artwork auch sehr zufrieden! Ich denke, das Bild passt wirklich zur Musik auf der Platte. Ich liebe Wandern und die norwegische Natur ist mir sehr wichtig, also wollte ich das im Layout. Das Bild hat Atle Helland in der Hardangervidda aufgenommen, einem wunderschönen Berggebiet, das den Westen und den Osten Norwegens teilt.
Musikalisch ist es ein sehr starkes, sehr stimmiges Album, mit einer klaren Schlagrichtung, würde ich sagen – wie entwickelt sich ein typischer ORKAN-Song, auf welche Aspekte konzentrierst du dich?
Ich arbeite normalerweise an verschiedenen Songs zur gleichen Zeit. Ich baue ein Repertoire an Riffs auf und puzzle sie dann zusammen. Die meisten der langen, melancholischeren Riffs sind in einer Periode entstanden, und die verrückteren, dissonanteren Riffs in einer anderen. Sindre hat auch einige Riffs für das Album geschrieben. Wir haben zwar einen ganz anderen Stil, aber alles passt gut zusammen.
Der letzte Song, „Heim“, ist ganz anders als der Rest. Wie kam das?
Ja, ich wollte noch etwas anderes machen. Die Gitarrenteile sind mir sehr schnell eingefallen und die beiden Hauptgitarrenspuren haben wir direkt aus dem Demo übernommen. Am Anfang war es ein Instrumental, aber ich bin wirklich froh, dass wir die Zeit investiert haben, es zu etwas Größerem zu machen. Das war für uns ein besonderer Moment im Studio: Wir hatten keine Ahnung, dass Einar so singen kann!
Das Album erinnert an Taake, wo du als Live-Gitarrist tätig bist. In wieweit würdest du sagen, dass deine Arbeit mit Taake den Stil von ORKAN beeinflusst hat?
Viele Leute sagen das, aber ich selbst finde das eigentlich nicht. Ich bin seit vielen Jahren bei Taake, das hinterlässt natürlich Spuren. Ich finde, Hoest ist ein großartiger Songwriter, aber ich beabsichtige nicht, wie Taake oder irgendeine andere Band zu klingen.
Eigentlich bist du bei Taake nur als Livemusiker tätig. Aber zumindest einmal hattest du großen Einfluss auf Taake – als du für „Myr“ („Noregs Vaapen„, 2011) das wohl allererste Banjo-Solo im Black-Metal-Kontext aufgenommen hast. Könntest du uns die Geschichte hinter diesem herausragenden Song erzählen? Wessen Idee war das, wie kam es dazu?
Ja, das hat Spaß gemacht. (lacht) Hoest fragte mich, ob ich für einen kleinen Teil des Songs das Banjo einspielen könnte. Ich hatte dann irgendwie einen Lauf, also habe ich die Länge des Parts verdoppelt. Als er dann ins Studio kam, gefiel es ihm so gut, dass wir es noch weiter ergänzen mussten. Ich denke, dieser Song ist wirklich etwas Besonderes. Ich war an etlichen Songs dieses Albums beteiligt und liebe es, diese Songs live zu spielen.
Stichwort live spielen: Die diesjährige US-Tour von Taake ging gründlich schief. Was ist passiert?
Es ist heutzutage viel zu einfach, am Computer einen auf dicke Hose zu machen. Als die Antifa dann Drohungen an die Promoter schickte, ist alles kollabiert: Zu viele der Promoter haben einen Rückzieher gemacht, so dass es am Ende unmöglich war, die Tour zum Laufen zu bringen.
Vielen Dank für das Gespräch! Zum Abschluss ein Brainstorming:
Deutschland: Immer gut, wieder dort zu sein!
Rentiere: Großartiges Essen und großartig für Albumcover!
Black Metal: Helnorsk Svartmetall!
Norwegen: Mein Lieblingsort!
Dein Lieblingsalbum im Moment: Die Soundtracks von Nick Cave/Warren Ellis.
ORKAN in zehn Jahren: Fett, kahl und verbittert! (lacht) Nein, ich habe keine Ahnung, wirklich!
Nochmals vielen Dank für Ihre Zeit. Die letzten Worte sind deine:
Hört euch unser neues Album an! Es war harte Arbeit, aber wir sind mit dem Endergebnis sehr zufrieden!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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