Interview mit Mika „Belfagor“ Hakola von Ofermod

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Mika „Belfagor“ Hakola gehört ohne Frage zu den dubiosen Gestalten der schwedischen Black-Metal-Szene: Während er früher wegen unzähliger Gewaltverbrechen regelmäßig im Gefängnis saß, hat sich der Kopf der orthodox-satanischen Band OFERMOD nun gänzlich seinem komplexen Glauben verschrieben.

Ähnlich komplex gestaltete sich die Koordination des Interviews: Dass mit dem folgenden Text schlussendlich das erste OFERMOD-Interview mit Mika „Belfagor“ Hakola seit vielen Jahren vorliegt, ist vor allem Tena von Shadow Records zu verdanken, der Mikas per SMS gesendete Antworten für uns gesammelt und uns übermittelt hat.

Was sehen wir auf dem Artwork zu „Sol Nox“, was ist die Idee hinter dem Bild?
Das Bild basiert auf der Idee des Prozesses der Wiedergeburt in der Tradition des dunklen Okkultismus, mit der Symbolik von Samael und Lilith, die in der zentralen Anti-Sphäre dessen, was in der kabbalistischen Überlieferung Thagirion genannt wird, eine neue und verbesserte Version des Selbst zur Welt bringen. Die Qlipha der schwarzen Sonne – „Sol Nox“.

Die Bilder und Gemälde im Booklet sind jeweils mit den Texten verknüpft, denen sie gegenüberstehen – jedes mit ihrer eigenen Deutung der Materie, die vom gesamten Werk behandelt wird. Jedes einzelne Detail hat entweder eine bewusste, bedachte Bedeutung, oder die Hand des Künstlers wurde von den alten, bösen Mächten geführt.

Das Konzept von „Sol Nox“ handelt von Themen wie der schwarzen Sonne der drakonischen Tradition, den Qliphotic-Geheimnissen von Thagirion und der alchemistischen Transmutation des Saturn und der Sonne. Könntest du das in simplen Worten erklären?
Ich bin ein zu simpel gestrickter Mensch um solche komplexen, spirituellen Prozesse auf simple Weise zu erklären. Es ist eine Herausforderung für jemanden mit größerem Verstand als meinem, das vereinfacht darzustellen, wofür ich ein halbes Leben gebraucht habe, um eine komplexe Karte des noch komplexeren, infernalen Labyrinthes zu erschaffen, das die weiten Felder der dunkleren Seiten von Mythologie und Religion abdeckt. Zu gegebener Zeit und mit viel Aufwand bin ich vielleicht in der Lage, diese Hirnwichserei in Worte zu fassen, die auch andere verstehen können. Momentan muss ich mich dafür entscheiden, diese Anstrengung in etwas zu investieren, das mit meiner Kunst verbunden ist … oder schweigen.

Du bist tief im Okkultismus verwurzelt – einem sehr komplexen Thema. Wie wichtig ist das Verständnis dieser Aspekte aus deiner Sicht für das Spielen von Black Metal?
Black Metal ist meiner Meinung nach eine satanische Kunstform und kann von jedem mit musikalischem Talent und einer Mentalität gespielt werden, die an einen Left Hand Path oder Tradition gebunden ist, das heißt „satanisch“ oder widerspenstig aus der Perspektive des weißen Lichtes.

Wenn ich von dem spreche, was ich persönlich als so genannten orthodoxen Black Metal ansehe, bin ich geneigt, in meiner Einschätzung der Wichtigkeit der Hingabe der Künstler für die dunkelsten okkulten Wissenschaften in Verbindung mit den schrecklichsten Kräften, die nur einen Riss in der kosmischen Wand von der von gewöhnlichen Menschen wahrgenommenen Realität wohnhaft sind, ziemlich streng zu sein – um selbst in einer bestimmten Band oder einem bestimmten Projekt Freude oder etwas Sinnvolles zu finden. Das heißt, Black Metal in seiner reinsten, orthodoxesten Form ist in der Tat magisch an das gebunden, was man als satanische Kräfte bezeichnen könnte, wenn man sich auf eine einzige religiöse Tradition beschränkt.

Das Böse kommt, wie das Gute im kosmischen Gefängnis für denjenigen, der sich entscheidet, ein Gefangener zu sein, in so vielen Formen und Gestalten vor, die aus dem form- und konturlosen Tehom jenseits Gottes hervorgegangen sind. In sich selbst trägt es in einer kosmischen Gefängniszelle unendliche Kraft, die nicht auf das großen Anderssein jenseits des blendenden „Tageslichtes“ und unter der Herrschaft des Ur-Drachens des Chaos beschränkt ist. Insofern ist es schon extrem vereinfacht, nur das Wort „satanisch“ zu verwenden, um die Mächte zu beschreiben, die hier eine Rolle spielen.

Die drakonische Tradition ist jenseits jeglicher menschlichen Überzeugungen und basiert auf Erfahrung und harter Arbeit auf dem dunklen Einweihungspfad, wie man zwischen den Zeilen und manchmal auf sehr direkte Weise in den Texten des gesamten Albums „Sol Nox“ lesen kann.

Was hältst du von Black Metal Bands, die eine satanische Weltsicht propagieren, nur weil es in den Black-Metal-Kontext passt, selbst jedoch nicht spirituell sind?
Künstler, Menschen, die die dunklen Götter und Göttinnen benutzen, um in ihr Bild zu passen, ohne alles, was sie sind und sein werden, dem dunklen alchemistischen Prozess gewidmet zu haben, werden ihre „gerechte“ Belohnung erhalten. Darauf weist auch die letzte Zeile von „To Dare The Tower“ hin, dem letzten Track auf „Sol Nox“, der von Goethe ausgeliehen wurde. Wo die Leidenschaft halbherzig ist, ist die Strafe alles andere als halbherzig ausgeführt. Es gibt kein Flirten mit den höllischen Regionen, nur um sich dann abzuwenden. Es ist totale Hingabe oder totales Ende.

Musikalisch ist „Sol Nox“ weit mehr „typischer Black Metal“ als die beiden Alben zuvor – was war der Grund für diesen Richtungswechsel?
Ich höre sowohl auf „Tiamtu“ als auch auf „Thaumiel“ viele musikalische Traditionen, die  typischer Black Metal sind. Ganz zu schweigen von unserer vor ein paar Jahren bei Ajna Offensive erschienenen 7″ EP „Serpents Dance“. Die Produktion der beiden Alben geht allerdings in Richtung trocker Death Metal, wobei diese Trockenheit eine schlimme Krankheit ist, wie auch der poliertere Death-Metal-Sound. Ich trenne die beiden Stile nicht.

Natürlich verstehe ich vollkommen, was du meinst, aber für mich gibt es keine Trennung zwischen Black und Death Metal, wenn ich ins Studio gehe, um ein Album aufzunehmen. Wenn man sich anschaut, wie „Sun Of Dead Seasons“ komponiert und musikalisch arrangiert ist, dann hat es einige typische Death-Metal-Elemente – bei Teilen anderer Songs ist es das Gleiche. Aber die Produktion von „Sol Nox“ klingt eher nach Black Metal, und zwar nicht nach der Art von beschissener Produktion, die man überall findet, sondern eben so, wie wenn sich ein Genie wie TT von Abigor um den Mix des Endprodukts kümmert und alles andere beiseite legt, während er sich der Sache widmet. Das ist der Sound, nach dem ich seit „Mysterion Tes Anomias“ gesucht habe und er spiegelt gut wider, dass wir zu unseren Wurzeln als reine Black-Metal-Band zurückkehren.

Unser Ekel vor der Art von Bands, die mit der skandinavischen Black-Metal-Szene verbunden waren, hat uns dazu veranlasst, uns einige Jahre lang als Orthodoxer Death Metal zu bezeichnen, aber alles kann mit böser Absicht von gewalttätigen Geistern gelöst werden.

Welche Bands haben dich in den letzten Jahren beim Schreiben von „Sol Nox“ beeinflusst?
Wir haben strikt darauf geachtet, dass wir, J. K. und ich selbst, uns nicht von anderen Bands oder Veröffentlichungen, älteres OFERMOD-Material ausgenommen, musikalisch beeinflussen lassen. Alles musste aufrichtig an dunkle okkulte Traditionen gebunden sein, bevor auch nur ein Instrument in unseren Händen unsere Erfahrungen mit dem Qliphah Thagirion in Musik verwandeln durfte. Jedes Detail war streng vorbereitet, wie in den Ritualen der Alten… jedes spezifische Detail, das an der Öffnung bestimmter Kanäle arbeitet und sie klar hält, während sie für das Hörerlebnis offen stehen, um für diejenigen im Einklang mit dem Okkulten zu stehen, deren Kanäle in die Sitra Ahra unversperrt sind.

Der bisherige OFERMOD-Sänger J. Kvarnbrink ist seit kurzem nicht mehr Teil der Band – warum?
J.K. hat sich dazu entschieden, OFERMOD nach der Vollendung von „Sol Nox“ zu verlassen. Der Grund dafür ist, dass er das Gefühl hat, dass er bei diesem Album an der Entstehung eines Black-Metal-Meisterwerkes mitgewirkt hat, das in diesem Stil das bestmögliche erreicht hat. Er ist der Meinung, dass er der Szene deswegen nicht mehr anzubieten hat, zumindest, was OFERMOD angeht, momentan nicht. Eine ehrenwerte Entscheidung, wenn auch für uns unglücklich.

Natürlich steckt hinter solchen Entscheidungen immer ein tieferer Sinn, sowohl für ihn persönlich als auch für OFERMOD als Band. Was es für eine Bedeutung hat, bleibt zu entschlüsseln. Ich wünsche ihm jedenfalls nur das Beste für seine künftigen Unternehmungen und bin sehr glücklich, mit so einem brillanten Mann zusammengearbeitet zu haben.

Wer wird den Gesang in Zukunft übernehmen? Habt ihr bereits einen neuen Sänger?
Bislang haben wir keinen Ersatz offiziell vorgestellt, aber die dunkle Seite rastet nicht und hat gewiss schon jemanden auserwählt, künftig den Gesang in der Livebesetzung der Band zu übernehmen.

Was sind Ihre Pläne für die nahe Zukunft – plant ihr mit OFERMOD auf Tournee zu gehen?
Ich sammle derzeit eine Live-Band mit Herz und geteilten Kriegertugenden, um das Material von OFERMOD richtig auf der Bühne präsentieren zu können: Mit der Intensität, die erforderlich ist und doch mit der Fähigkeit, ihre Instrumente so handhaben zu können, wie der Magus seine Altarstücke anfasst, bevor die Phase beginnt, wo sie, die magischen Waffen, in den astralen Verstand des Magus eingebettet sind und keine physischen Instrumente mehr benötigt werden. Black-Metal-Musik mit einer Luftgitarre aufzunehmen, wäre allerdings etwas schwierig, so dass wir in der Band bei echten Instrumenten bleiben werden.

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Vielen Dank für deine Zeit und Antworten! Beenden wir das Interview mit einem kurzen Brainstroming:
Schweden: Schweden ist ein Land mit einer überraschend starken Verbundenheit zur dunklen, drakonischen Tradition. Aber wie das alte Sprichwort sagt: Das Böse kommt aus dem Norden, um ein bischen ironisch und wahrheitsgetreu zugleich zu sein.
Satan: Satan ist ein komplexes Thema und erfordert Bücher über Bücher, um nachzuvollziehen, was seine Bedeutung in der Religionsgeschichte war und dass er eine Personifizierung von etwas ist, das einen individuellen Wert für alle Menschen mit satanischem Denken hat.
Donald Trump: Nun, er ist ein Produkt Amerikas und der Zeiten, in denen wir leben und er ist das, was sie in den USA verdienen, weil sie allesamt egoistische Arschlöcher sind. Überlassen Sie die Regierung denen, die die Bevölkerung dezimieren, wäre mein politischer Ratschlag. Aber wer hört schon einem Verrückten in den Sandalen zu, der in die Wüste schreit? Hah!
Dark Funeral:
Die einzige skandinavische Band mit dem Wort Dark in ihrem Namen, die ich mag, ist aus einem Nachbarland von Schweden, mit brillanten Moves wie der offensichtlichen Verwirrung und vielleicht ein bisschen Abscheu in Texten wie Five million women so alone in the night – Oh, I had them all satisfied profusely (every night by myself) auf einem Album wie Panzerfaust. Black Metal gibt es in vielen Formen, aber einen Sänger, der unvorbereitete die Handschrift eines anderen im Studio singt, muss man lieben, wenn er es richtig vorträgt. Darkthrone sind eine der wenigen Bands, die mit musikalischen Morden davon kommen und glänzen.
Dein Lieblingsalbum aus dem Jahr 2017: Mit dem Risiko, nicht nur wie ein egoistisches Arschloch rüberzukommen, sondern auch eins zu sein, muss ich Sol Nox sagen. Es war lange Zeit ein magisches Kind in Entstehung, um nun endlich in diese leicht zerbrechliche Realität hineingeboren zu werden.

Nochmals vielen Dank – die letzten Worte gehören dir:
Dank für diese Gelegenheit, etwas der Antipropaganda von OFERMOD zu teilen. Der große Drache ist innen und außen von allem, was wahrgenommen werden kann. Öffne die anderen Sinne und lasse die Schlange aufsteigen!

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