Interview mit Blitz & Vinterbarn von Nyx

Während man weibliche Metal-Musikerinnen in erster Linie in Gothic- und Symphonic-Metal-Truppen vorfindet, ist der Black Metal von den Herren der Schöpfung überbevölkert. Die zwei Damen von NYX tragen nun in vorbildlicher Weise zu einer Umverteilung bei. Wie die Beiden zu dieser einseitigen Geschlechterverteilung stehen, wieso die Band als Duo arbeitet und was hinter ihrem bemerkenswerten Debüt „Home“ steckt, erfahrt ihr in folgendem Interview mit den deutschen Black-Metallerinnen.

nyx6NYX ist ein ziemlich prägnanter Name. Bezieht ihr euch damit auf die gleichnamige griechische Göttin der Nacht oder was bedeutet euch dieser Name für euch?
Blitz: Genau, der Name leitet sich von der griechischen Göttin der Nacht ab, die aus dem Chaos hervorgegangen ist.

Vor kurzem erschien euer Debüt „Home“, soweit ich weiß, drei Jahre nach der ersten Demo. Dazu kann ich euch nur beglückwünschen, es ist ein wirklich interessantes Album geworden. Seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Vinterbarn: Wir sind sehr zufrieden, denn „Home“ ist genau das Album, das wir erschaffen wollten. Es spiegelt unsere Vision wider. Auch das Blackout Studio hat sich als goldrichtige Wahl herausgestellt. Wenn wir uns jetzt unser Album anhören und auf die Zeit des Schaffens zurückblicken, kommt uns all das noch sehr unwirklich vor.
Blitz: Ja, das stimmt. Und das obwohl es schon über zwei Jahre her ist.

nyx4Erzählt „Home“ eine Geschichte, steckt da eine Grundidee dahinter oder ist es eine Kollektion einzelner Songs?
Blitz: Ja, da steckt tatsächlich eine Grundidee hinter dem Ganzen. Eine ziemlich abstrakte, wahrscheinlich. Denn es geht nicht um das komfortable, gemütliche, warme Zuhause, das man sich vielleicht im ersten Moment vorstellen würde, wenn man dieses Wort hört. Das ganze lyrische Konzept bezieht sich auf die Suche nach und den Aufbruch hin zu einem inneren „Home“. Und mit der Musik haben wir versucht genau das auszudrücken. Der Begriff „Home“ ist während des Songwriting-Prozesses zu einem eigenen Term für uns geworden. Und dann war es irgendwie ganz klar, dass das auch der Albumtitel sein muss.

Was hat es mit den Nummerierungen in „Chaos Pt. 20 – Black Isle“ und „Chaos Pt. 38 – Metastases“ auf sich? Und wieso befindet sich der „Prelude“ (der übrigens richtig gut zu „S.ave O.ur S.ouls“ überleitet) eigentlich an vierter Stelle der Songreihenfolge?
Vinterbarn: Über die Nummerierungen kann ich dir leider nichts verraten, außer dass es sich um wichtige und unbedingt zusammengehörige Zahlen für uns handelt. Andernfalls fürchte ich eine Einweisung (lacht). Danke für das Lob betreffend der Überleitung und damit hast du auch schon den Nagel auf den Kopf getroffen: Das Prelude ist das Prelude speziell für „S.ave O.ur S.ouls“. Ursprünglich sollte es das Album eröffnen, aber dann fanden wir es doch schöner mit einem zünftigen Blast-Beat und Schrubbriff zu starten und uns das Atmo-Stück für später aufzusparen. Und ein Prelude nicht an erster Stelle zu haben, fanden wir ziemlich gut.

Black Metal und bis zu einem gewissen Grad auch Metal im Allgemeinen ist auch heute noch weitgehend eine Männer-Domäne. Als Frauen-Duo widerlegt ihr das gekonnt. Wieso denkst du, werden so wenige weibliche Metal-Fans selbst musikalisch aktiv?
Vinterbarn: Diese Frage kann ich immer nur so beantworten: Eigentlich solltest du da gerade mich nicht fragen, denn ich bin musikalisch aktiv und ich sehe dabei überhaupt kein Problem. Das Musikmachen ist ein Teil von mir und das funktioniert auch in nicht rein weiblichen Bands (was bei NYX reiner Zufall ist). Wir haben beide zuvor in Bands mit männlicher Besetzung gespielt. Ich könnte mich täuschen, aber ich denke, wer das (in unserer Kultur) will, kann es tun. Aber das steht jedem persönlich frei.

Wie seid ihr selbst dazu gekommen, gemeinsam eine Black-Metal-Band zu gründen?
NYX_03Blitz: Naja, wir haben zuvor gemeinsam in einer anderen Band gespielt und uns so kennengelernt. NYX begann eigentlich als Projekt von uns beiden. Wir haben festgestellt, dass wir zusammen prima arbeiten können. Wir ergänzen uns gegenseitig. Wir komponieren zusammen und doch macht jeder was er will. Es fühlt sich eher an wie eine Einheit. Es macht einfach Spaß, so zu arbeiten. Und so ist NYX zu einer vollen Band gewachsen. Es war jetzt eigentlich nie unser primäres Ziel, Black Metal zu machen. Wir haben uns da gar nicht festgelegt, sondern einfach mal drauflos gemacht. Später mussten wir uns dann irgendwann fragen „Was machen wir da eigentlich für Musik?“. Man muss die Sache ja irgendwie benennen. Wir denken nun, dass es wahrscheinlich so ein Mix zwischen Extrem und Black Metal ist.

Hat das Geschlecht der Musiker eurer Erfahrung nach Einfluss darauf, wie die Band angenommen wird? Habt ihr selbst also schon positive oder negative Erfahrungen gemacht, die klar darauf zurückzuführen waren, dass ihr Frauen seid?
Vinterbarn: Überhaupt nicht. Heutzutage gibt es viel Konkurrenz, weil „der Markt“ gewissermaßen übersättigt ist durch die Homeproducing-Möglichkeiten und Internetmarketing. Da ist es logisch, dass man sich beweisen muss. Beweisen, dass man spielen kann und eine Vision hat. Das mussten wir. Dazu kommt ein Fünkchen Glück – die richtigen Leute zur richtigen Zeit treffen. Ich denke, so funktioniert das für alle Bands.

Während die meisten Metal-Bands zumindest vier Mitglieder haben, seid ihr lediglich ein Duo. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wo liegen die Vor-, aber auch Nachteile dieser Formation?
Blitz: Ich hatte ja schon angedeutet, dass wir beim Songwriting als Einheit funktionieren. Und daraus hat sich eigentlich auch die Band-Konstellation entwickelt. Auf unserer Demo haben wir noch mit einem Session-Sänger gearbeitet. Wir haben erst mit der Zeit herausgefunden, dass wir das eigentlich selber übernehmen können. Ich hatte bis dahin noch gar keine Erfahrungen mit Gesang, aber wir haben einfach angefangen, auszuprobieren. Nach der Demo-Phase haben wir auch nochmal neu überlegt, ob wir mit oder ohne Bass arbeiten wollen. Wir haben uns letzten Endes für den Bass entschieden, der auf der Bühne dann durch ein Session-Mitglied vertreten sein wird. Hm, es ist schwierig Vor- und Nachteile zu benennen, weil mir die Entscheidung eigentlich sehr natürlich vorkommt. Wenn ich dazu etwas sagen müsste, würde ich als Vorteile ein intensiveres Musikgefühl, weniger Kompromisse und einfachere Organisation benennen. Nachteile sehe ich bisher keine.NYX_01

Habt ihr auch vor, live aufzutreten und wenn ja, wie würdet ihr das dann hinsichtlich der Besetzung regeln?
Blitz: Ja, das ist sogar sehr wichtig für uns. Wir haben für Live-Auftritte, wie schon gesagt, einen Session-Bass und sind auf der Bühne dann zu Dritt.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft von NYX aus?
Blitz: Ohhh (lacht). Auftreten und weiter Musik machen.

Nun sind wir auch schon fast am Ende angelangt. Zum Abschluss würde ich gerne mit euch das obligatorische Metal1.info-Brainstorming spielen. Ich gebe euch ein paar Begriffe und ihr antwortet mit dem ersten Gedanken, der euch dazu in den Sinn kommt:
Blitz: Ok, das machen wir doch glatt.
Metal: Blitz: 1 (muhuhaha)
Gender Mainstreaming: Vinterbarn: Geschlechtsloser Randgruppendownload
Flüchtlingsproblematik: Vinterbarn: So viele Menschen auf der Flucht? – Welt hinterfragen?
VW-Skandal: Blitz: Minneapolis
Myrkur: Vinterbarn: Kenn ich nicht.
Religion: Vinterbarn: Privatsache eines jeden.
Lieblingsalbum aus 2015: Blitz: Ich mach da keine Kategorisierung.

Nochmals vielen Dank für dieses Interview, ich wünsche euch viel Erfolg für die Zukunft mit NYX. Die letzten Worte gehören euch:
Vinterbarn: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit unserer Band zu beschäftigen. Und grüßt uns alle schön den Ether-Peter.

Publiziert am von Stephan Rajchl

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