Interview mit Destructhor von Nordjevel

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NORDJEVEL zählen ohne Frage zu den schnellsten und versiertesten „neuen“  Black-Metal-Bands Norwegens. Gitarrist Destructhor berichtet im Interview, welche Rolle klassische Black-Metal-Themen wie Satanismus in ihrer Musik spielen, warum das EP-Format noch zeitgemäß ist und was zur Hölle eigentliche ein „Gnavhòl“ ist.

Das Album heißt „Gnavhòl“ – was bedeutet das Wort, was ist die Idee hinter diesem Titel?
Es ist ein Wort, das ich aus verschiedenen Wörtern zusammengesetzt habe, wie z.B. „gnawing“, „hole“, „peeled of flesh“. Aber es ist auch ein Name, der ein Ort sein kann. Unser eigenes Tor zur Hölle, wenn man so will.

Albumcover Nordjevel - GnavholFür das Cover habt ihr wieder einmal mit „Khaos Dictator Design“, also Stefan Todorović alias Atterigner, zusammengearbeitet. Welche Vorgaben habt ihr ihm gemacht, und was ist der Zusammenhang zwischen dem Bild und dem Album?
Auf dem Albumcover ist „Gnavhòl“ als ein Loch in der Hölle dargestellt. Wir haben die ganze Zeit über sehr eng zusammengearbeitet. Wir besprechen alle Ideen, er bekommt auch die Musik und die Texte, wir arbeiten sehr gut zusammen.

Thematisch scheinen sich eure Texte um klassische Black-Metal-Themen wie Satanismus und Anti-Christentum zu drehen – stimmt das, oder wie würdet ihr euer Konzept beschreiben?
Das ist wahr. Es beinhaltet aber auch viele norwegische Märchen und Poesie. Der Song „Endritual“ und der Song „Gnavhòl“ sind aus alter norwegischer Dichtung entnommen. In den Liedern geht es viel um antireligiöse Themen, Hass und Frustration über die Welt.

Ist es eher eine Tradition, wenn sich Black-Metal-Bands heute mit diesen Themen beschäftigen, oder siehst du hier eine aktuelle, soziokulturelle Relevanz? Sind die Texte also eher Kunst oder Botschaft?
Ich kann nicht wirklich sagen, was andere denken oder tun, oder was sie meinen. Für mich ist das Ganze eines Albums das, was seine Entität ausmacht. Die Musik, die Texte und das Artwork müssen ein Ganzes ergeben. Für mich sind also die Texte genauso wichtig wie die Musik.

Nordjevel_2022_JØRN_VEBERG
NORDJEVEL 2022; © Jørn Veberg

Euer Album hat eine Spielzeit von 54:54 Minuten – das ist ziemlich lang für euren Stil. Warum denkst du, dass das trotzdem die richtige Entscheidung war?
Es war eine lange Pause während der Pandemie, in der wir an der ganzen Musik gearbeitet haben. Es war nicht wirklich ein Plan, wie lang das Album werden würde. Aber die Songs sind dann doch so lang geworden, wie sie waren. Ohne den Bonustrack ist unter 50 Minuten lang, also war es eigentlich nur ein paar Minuten länger als „Necrogenesis“. Die Musik ist aber sehr abwechslungsreich und dynamisch, sodass sich das Album nicht lang anfühlt. In allen Liedern passiert eine ganze Menge.

Das Album enthält auch einen Song von der „Fenriir“-EP. Ihr habt den Song noch einmal überarbeitet, er ist jetzt auch tiefer gestimmt. Hat euch die EP-Version nicht gefallen, oder warum wolltet ihr ihn in einer anderen Version wieder veröffentlichen?
Der Song wurde für „Gnavhòl“ geschrieben, aber als die Pandemie ausbrach, beschlossen wir, die EP „Fenriir“ aufzunehmen. Wir hatten zwei Stücke, die nicht auf das Album passten, also haben wir uns dafür entschieden, „Gnawing The Bones“ als Teaser für das Album aufzunehmen. Wir sind mit beiden Versionen sehr zufrieden. Wir haben schon früh entschieden, dass wir „Gnavhòl“ herunterstimmen würden.

Die Dominanz des Schlagzeugs im Gesamtsound ist auffällig, was angesichts der unglaublichen Leistung von Dominator völlig verständlich ist. War das Ihre Absicht, seine Fähigkeiten hervorzuheben?
Nein, als die Demos fertig waren, hat er alle Gitarrenspuren bekommen, damit er anfangen konnte, an dem zu arbeiten, was er machen wollte. Wir haben ihm freie Hand gelassen, wie er die Songs angehen wollte. Er ist so geschickt, wie du sagst, dass er, egal wie die Songs geschrieben sind, immer einen hervorragenden Job macht.

Ihr habt auch mehrere Musikvideos für das Album gedreht. Ist das eine Kunstform, die du als relevanten Teil des NORDJEVEL-Projekts ansiehst, oder eher ein notwendiges Übel, das heißt ein Promo-Tool im Youtube-Zeitalter?
Ich selbst habe mir schon immer gerne Videos angesehen. Es ist eine Möglichkeit, visuell auszudrücken, was die Band sagen will. Für mich ist es auch intensiver, gute Videos mit guter Musik zu sehen, es gibt zumindest mir eine zusätzliche Dimension zu sehen und zu hören.

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Siehst du dir selbst Musikvideos an und wenn ja, wie definierst du ein erfolgreiches Musikvideo?
Ja, ich schaue mir Videos von Bands an, die ich mag. Das gibt mir eine neue Perspektive, Intensität und ein Verständnis dafür, was die Band selbst darstellen will.

Die Pandemie wird weitgehend ignoriert, aber sie ist noch nicht vorbei – vor allem im Konzertvorverkauf herrscht eine absolute Flaute. Ist es möglich, als Band eurer Größe unter diesen Bedingungen Konzerte zu planen, werden wir euch also in absehbarer Zeit auf Tournee sehen?
Es ist insofern intensiv, als jeder wieder auf Tour gehen will, und es gibt so viele Touren und Konzerte. Wir werden nächstes Jahr irgendwann eine Europatournee machen. Aber ich weiß nicht, wann. Und dann ist da noch die Lateinamerika-Tour, die jetzt für Januar geplant ist.

Vielen Dank für deine Zeit, lass uns das Interview mit unserem traditionellen Brainstorming beenden:
Corpsepaint: Innerer Dämon
Deutschland: Autobahnen
Emperor: „In The Nightside Eclipse“
Putin: Nein
Winter in Norwegen: kalt
NORDJEVEL in 10 Jahren: genauso wie jetzt

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3 Kommentare zu “Nordjevel

  1. Typisches Norweger-Interview. Liest man es nicht, hat man auch nichts verpasst. Da kann man noch so gute Fragen stellen.
    Ehrlich gesagt ist die Musik für mich aber leider oft genau so nichtssagend. Nordjevel ist so eine Band, die technisch hervorragend ist, mir fehlt nur leider immer das Quentchen Originalität…oder nennen wir es Wahnsinn, um das Ganze besonders zu machen.

    1. Tja, was soll ich dazu sagen außer ja und amen? Schlussendlich ist so ein Interview für ALLE Beteiligten völlige Zeitverschwendung, und als Redakteur ist es mir fast peinlich, unseren Lesern so einen faden Stoff vorzusetzen (aber nicht publizieren ist ja auch keine Lösung). Aber ja, das passiert gerade bei Norwegern (aber auch generell Black Metallern) leider sehr oft (die Ausnahme bestätigt die Regel, siehe Frost/Satyricon). Und ja, auch was deine Kritik an der Musik angeht, kann ich in gewissem Maße folgen. Ich finde einiges von ihnen und aus dieser Richtung (trotzdem) gut, aber wirklich spannend order originell ist das alles nicht …

      1. Da sind Interviews sächsischer Power Metal-Bands bisweilen interessanter, haha.

        Naja, klar, wenn das ganze schon getätigt wird, muss es auch veröffentlicht werden. Ist ja auch wirklich nicht gegen euch. Finde es eher spannend, dass einige, die was sagen, nicht unbedingt was zu sagen haben. Da kann man eben Glück oder Pech haben beim Interview. Hab jetzt ehrlich gesagt auch nicht so viel tiefgründiges erwartet. Aber ein bisschen mehr als „Worum geht es bei den Texten?“ – „Ja“, würde man sich von den Bands schon wünschen.
        Schade um deine Zeit! ;)

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