Interview mit Essark von Nocturne

Die österreichischen Black-Metaller NOCTURNE haben mit ihrem selbstbetitelten Debüt einen durchwegs überzeugenden Start hingelegt. In folgendem Interview mit dem Leadsänger Essark erfahrt ihr unter anderem Genaueres über die musikalischen und textlichen Inspirationen des Albums, wieso die Band bisher ohne festen Gitarristen auskam und welche anderen österreichischen Bands es zu entdecken gilt.

nocturne4Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Soweit, so gut. Schauen wir mal wie es mir nach dem Interview geht, haha!

Fangen wir mal bei eurem Bandnamen an, NOCTURNE. Warum habt ihr euch gerade für diesen Namen entschieden?
Die Nacht oder Dunkelheit ist eine der Urängste der Menschheit und ist der Gegenspieler des Lichts. Für uns steht also unser Bandname für den Kampf der Dunkelheit gegen das Licht, ‚gut‘ gegen ‚böse‘, Satan/Luzifer gegen Gott. Möglicherweise hat auch Marduks Album „Opus Nocturne“ ein wenig im Unterbewußtsein unseren Namen mitgeprägt.

Wenn ihr die Musik von NOCTURNE jemandem beschreiben müsstet, der euch noch nicht kennt, was würdet ihr sagen?
Unsere Musik ist definitiv vom Black Metal aus den 1990er Jahren inspiriert, wobei wir teilweise etwas hymnischer sind als das Gros der Band aus dieser Zeit. Ein weiterer Punkt wäre die epische Atmosphäre, welche sich fast bei jedem Song ihren Weg in den Gehörgang des Hörers bahnt. Ein eigenes Trademark von uns wäre der cleane Gesang, welche viele Teile der Songs feierlicher macht. Feierlicher jedoch in einem okkult-religiösen Kontext.

nocturne1Euer selbst betiteltes Debüt ist meiner Meinung nach richtig gut geworden, herzlichen Glückwunsch dazu. Ich meine, da viel alte Dissection herauszuhören. Liege ich da richtig?
Vielen Dank für das Lob! Ehrlich gesagt höre ich den Vergleich mit Dissection zum ersten Mal und es ehrt uns natürlich. Vielleicht entsteht dieser Eindruck, da das lyrische Konzept ein ähnliches ist, wie auf „Reinkaos“ und unsere Coverversion am Album aus der Feder von Jon Nödtveidt stammt. Musikalisch denke ich doch, dass Dissection einen anderen musikalischen Weg beschritten haben, als wir es tun. Bands wie Thulcandra, Black Horizons oder Bane sind bedeutend näher am Original, als NOCTURNE. Bei uns ist der Death Metal einfach nicht so stark heraus zu hören wie bei besagten Bands und wir nutzen Stilmittel wie z.B. cleanen Gesang. Was wir natürlich nicht verleugnen können ist, dass wir große Dissection Fans seit „The Somberlain“ sind.

Welche anderen Bands haben euch denn so beeinflusst?
Ich mag das Wort beeinflussen nicht und bevorzuge das Wort inspiriert. Es ist immer schwer Namen zu nennen, da man unzählige Bands hier aufzählen könnte und dann Rückschlüsse auf den Sound von NOCTURNE gemacht werden. Ich persönlich bin durch und durch ein Metalhead, komme aus dem Thrash Metal und habe mich über den Death Metal hin zum Black Metal entwickelt. In NOCTURNE ist das sicher heraus zu hören, jedoch denke ich, dass wir mit unseren Trademarks doch recht eigenständig sind.

Gibt es ein kohärentes Text-Konzept, das ihr auf dem Album verfolgt? Und welche Rolle spielt der Chaosgnostizismus dabei?
Wenn man die okkult-satanische Richtung der Texte heranzieht, dann verfolgen wir wohl ein Konzept. Es dreht sich in der Tat hauptsächlich um Chaos-Gnostizismus mit seinen Strömen der Qliphotischen Kaballah, dem Setianismus, der Sumerischen Chaosmagie sowie dem traditionellen Satanismus.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass NOCTURNE in die Nähe des Pagan Black Metal (was auch immer das sein soll) gerückt wird, und das nur wegen dem von uns verwendeten cleanen Gesang. Anscheinend wird die Botschaft unserer Texte ignoriert bzw. nicht verstanden.

Warum ist gerade der Titeltrack ein Instrumental?
Einen tieferen Grund, warum unser Titeltrack ein instrumentaler ist, gibt es nicht. Dieser Song ist wie eine Reise durch die Nacht, sie beginnt zaghaft und wird dann von der Schönheit der Dunkelheit erhellt, ist melancholisch und doch durchsetzt von Stärke.

nocturne2Einer der besten Songs der Platte ist, finde ich, das De-Infernali-Cover „Sign Of The Dark“. Warum habt ihr euch gerade bei diesem Track dafür entschieden, ihn zu covern?
Nun, eigentlich hatte ich schon seit 1997 daran gedacht diesen Song zu covern. Ich persönlich fand dieses Lied immer sehr gelungen von seinen Ideen her, jedoch war die ‚Techno‘-Umsetzung von De Infernali nicht so sehr meins, haha. Da, wie gesagt, auch Tenebris (Schlagzeug) großer Dissection Fans ist und „Sign Of The Dark“ von Jon Nödtveidt stammt, rannte ich mit dieser Idee offene Türen bei ihm ein.

Und wie kam es dazu, dass Dan Swanö, der Sänger des Originals, auch auf eurem Cover die Vocals übernahm?
Wir haben ihn einfach gefragt, ob er nicht Lust hätte die Vocals wie in den 1990ern zu übernehmen. Er war sehr angetan von unserer Umsetzung und sagte sofort zu. Ich finde er hat auch seinen Gesang toll ins Gesamtbild eingefügt, wurde ein wenig ‚rockiger‘ mit seiner Stimme, die ja wirklich unverwechselbar ist. Wir sind wirklich sehr stolz, dass uns dieser Song in seiner Gesamtheit so gelungen ist, wie wir ihn nun auf unserem Debütalbum präsentieren können.

Um etwas genauer auf euer Line-Up einzugehen: Warum habt ihr euch für einen Session-Gitarristen anstelle eines festen Bandmitgliedes entschieden?
Der Grund ist einfach, dass wir bisher mit unserem Produzenten Stefan Traunmüller sehr viele Ideen zusammen ausgearbeitet haben und es sich dann angeboten hat, ihn als Session-Gitarristen und Bassisten zu rekrutieren. Andere feste Mitglieder waren NOCTURNE-intern eigentlich nie ein Thema, da wir mit den bisherigen Ergebnissen eigentlich immer zufrieden waren. Aber schauen wir, was die Zukunft bringen wird.

Wie werdet ihr das bei Live-Auftritten handhaben?
Wir haben momentan ein recht starkes Live-Line-Up zusammengestellt, mit dem wir auch schon im Bunker an der Live-Umsetzung unserer Songs arbeiten. Auf der Bühne wird NOCTURNE sich als ein Quintett präsentieren.

Mit welchen Bands würdet ihr denn gerne mal zusammen auftreten?
Von meiner Seite gibt es hier keine Präferenzen.

nocturne3Und gibt es noch andere österreichische Bands, die ihr unseren Lesern empfehlen würdet?
Es gibt unzählige gute österreichische Band in diversen Genres im Untergrund und auch einige, die sich längst einer breiteren Masse präsentieren konnten. Man kommt hier sicher nicht an Abigor, Summoning, Amestigon oder Golden Dawn vorbei. Auch Bands aus unserer Heimatstadt Klagenfurt wie Disharmonic Orchestra oder Disastrous Murmur dürften bekannt sein. Alastor, Rauhnacht, Varulv, Irdorath, Eschaton, Ashes Of Moon, Groteskh oder Unhallowed sind nur einige Beispiele, die die Flamme des Metals in unserem Land am Lodern halten.

So, wir nähern uns langsam dem Ende. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Dissection – „Reinkaos“: Ein Manifest
Religion: Luzifer
Top 3 Metal Alben 2015: Blaze Of PerditionNear Death Revelations, Mgla – Exercises In Futility, Degial – Savage Mutiny
Politik: Opportunismus
Winter: Grim And Frostbitten Kingdoms
Thulcandra: möchtegern Dissection

Sehr gut, dann nochmals vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Die letzten Worte gehören dir, falls es noch etwas gibt, das du unseren Lesern sagen möchtest:
Vielen Dank für das Interview. Unser Debütalbum erscheint am 15.01.2016 auf Unlight Productions und ist ebenfalls direkt über uns erhältlich, ebenso wie unsere EP aus 2014. Haltet die schwarze Flamme der Weisheit am Lodern! Hail Darkness!

Publiziert am von Stephan Rajchl

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