Interview mit Nachtgarm von Negator

Drei Jahre ist es her, dass NEGATOR die Extreme-Metal-Fraktion mit ihrem Album „Panzer Metal“ beglückten. Mit „Gates To The Pantheon“ erscheint nun ein mehr als würdiger Nachfolger, der allein schon Anlass genug wäre, Bandkopf Nachtgarm zum Gespräch zu bitten. Dass dieser sich die Zeit zwischen den Alben zudem bei verschiedenen Bands vertrieben hat, macht ein Interview aber quasi unabdingbar: Was der Ausnahme-Sänger über eine Dekade NEGATOR, aber auch sein unlängst beendetes Engagement bei Dark Funeral zu erzählen hatte, könnt ihr hier nachlesen:


Hallo Nachtgarm! Danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Wie geht’s dir?
Moin! Soweit ist alles in Ordnung. Etwas gestresst, aber das soll ja helfen.

Anlass für unser Gespräch ist die anstehende Veröffentlichung des neuen, vierten NEGATOR-Albums. Hat die Erleichterung, das Album fertig zu haben, schon eingesetzt, oder kommt das erst, wenn sie in den Läden steht?
Partiell hat die Erleichterung schon eingesetzt, aber noch ist die Platte nicht auf dem Markt. Außerdem ist ein gewisses Maß an Grundspannung immer gut. Tiefenentspannt bin ich nur, wenn ich mit meiner Frau und ihrem Hund im Wald unterwegs bin.

Wo siehst du die Hauptunterschiede zum Vorgänger?
Grundsätzlich unterscheidet sich „Gates To The Pantheon“ in allen Belangen von seinem Vorgänger. Bei „Panzer Metal“ lag der Fokus auf der Geradlinigkeit der Songs. Bei der neuen Scheibe wollten wir differenzierter und vielschichtiger Vorgehen, was sich dann, unter anderem, in dem „untypischen“ Gesang und den immer mal wieder auftauchenden Tempowechseln niederschlug. Darüber hinaus transportiert das neue Material eine ganz andere Stimmung als die Platten davor.


Für die Aufnahmen habt ihr, wie bisher bei jedem eurer Alben, mit Eike Freese zusammengearbeitet. Kam für euch überhaupt ein anderer Produzent in Frage? Was führt euch ein ums andere Mal zurück in die Hammer-Studios?

Es stand kurz die Überlegung im Raum, dieses Mal auf einen anderen Produzenten zurückzugreifen. Die Entscheidung, das neue Album dann doch wieder mit Eike zu machen, fiel dann am Ende aus folgenden Gründen: Zum einen ist er ein herausragender Produzent, zum anderen ein langjähriger Freund und in Anbetracht der Tatsache, dass wir schon 3 Alben miteinander gemacht haben und er sich ständig, genau wie wir, weiterentwickelt und kein Freund von Wiederholungen und Stagnation ist, „mussten“ wir dieses Album mit ihm machen. Er versteht unsere Visionen und kann diese dann auch umsetzen. Mit einem neuen Produzenten müssten wir uns erst einmal aufeinander abstimmen und das würde unnötig Zeit und Energie kosten.

Das Album erscheint pünktlich zum Jubiläum: zehn Jahre NEGATOR. Wenn du die verstrichene Dekade Revue passieren lässt – fällt dir spontan ein Höhe- und ein Tiefpunkt aus dieser Zeit ein?
Ein Höhepunkt war auf jeden Fall die Ende 2006 absolvierte Tour mit Koldbrann und Sarkom. Ein Spaß sondergleichen. Ein „Tiefpunkt“, wobei ich sogenannte „Tiefpunkte“ immer als Herausforderungen sehe, war die Zeit nach der Tour, als alle Gründungsmitglieder außer mir die Band verließen, um sich auf andere Bereiche des Lebens zu konzentrieren. Es war schon recht entmutigend, ohne Band dazustehen.

Und was darf man sich von NEGATOR in den kommenden zehn Jahren erwarten?
Weltherrschaft, neue Platten, Gigs, nen Panzer mit NEGATOR-Logo… das Übliche halt. Oder anders: Alles, nur keine Stagnation.

Nochmal zurück zum Album: Das Coverartwork ist deutlich opulenter als eure bisherigen – was hat euch hier zu diesem Stilwechsel gebracht, wer ist für das Bild verantwortlich und was drückt das Bild für dich aus?
Wir wollten dieses Mal ein Artwork haben, dass die Stimmung der Musik noch besser transportiert, bzw. einfängt. Der Verantwortliche Künstler ist „Frater Clades“, ein langjähriger Freund von mir. Er hat es geschafft, den Albumtitel und die Stimmung der Songs in einem Gesamtkunstwerk einzufangen. Wir gaben Ihm extrem wenig Zeit, ein paar Orientierungspunkte und am Ende kam eines der Tore zum Pantheon hinaus. Neun Tore auf einem Cover hätten auch scheiße ausgesehen, oder?

Der Titel des Albums lautet „Gates To The Pantheon“ – handelt es sich um ein Konzeptalbum, oder was ist das generelle Thema des Albums?
Die Texte auf „Gates To The Pantheon“ haben einen sehr persönlichen Hintergrund. Ich habe über die letzten 2 Jahre hinweg sehr viel über mich selbst gelernt und habe aus diesem Lernprozess heraus viele tiefschürfende Emotionen genommen und Texte daraus gemacht. Ich habe mich dieses Mal verschiedenster Mythologien bedient, um meine Texte in, zu der Musik passende, Metaphern zu packen. In gewisser Weise eine Seelenreise durch die eigenen Abgründe, mit dem Ziel, das eigene Gleichgewicht wiederzufinden. Das Pantheon.

Im vergangenen Jahr hast du vor allem abseits von NEGATOR für Schlagzeilen gesorgt. Zunächst war da das Projekt KING FEAR, welchem du deine Stimme geliehen hast. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Mål Dæth, und was darf man sich von KING FEAR in Zukunft erwarten? Wirst du weiterhin an dem Projekt mitwirken?
Mål Dæth schrieb mich 2011 an und fragte, ob ich nicht Lust hätte an KING FEAR mitzuarbeiten. Nachdem ich die Songs hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Unser erstes Full-Length Album haben wir gerade fertig gestellt und mit dem Release ist in sehr naher Zukunft zu rechnen. Mittlerweile ist KING FEAR auch kein Projekt mehr, sondern eine vollständige und vor allem vollwertige Band und natürlich werde ich weitermachen.


Für die dickeren Schlagzeilen sorgte allerdings die Meldung, dass du der neue Sänger von DARK FUNERAL würdest – wie kam es dazu?

Mein Management teilte mir Ende 2010 mit, dass Dark Funeral einen neuen Sänger suchen und man sich bewerben solle. Das tat ich, wurde zum Vorsingen eingeladen und bekam den Job.

Als Fronter bei einer der bekanntesten, derzeit aktiven Black-Metal-Bands einzusteigen dürfte für dich ja eine komplett neue Situation gewesen sein – wie hat sich das angefühlt, was waren die persönlichen Highlights für dich?
Eine komplett neue Situation war das nicht für mich. Nur sehr viel größer. Ich habe bei DARK FUNERAL ja nicht zum ersten Mal auf einer Bühne oder auch großen Bühnen gestanden. Die Erwartungshaltung war nur sehr viel größer und der Terminplan sehr viel enger. Natürlich habe ich mich sehr darüber gefreut und mich auch in meinem Schaffen als Musiker sehr bestätigt gefühlt, dass eine so etablierte Band wie DARK FUNERAL mich als Ihren neuen Sänger nimmt, aber am Ende des Tages ist ein Gig nun mal „nur“ ein Gig. Egal ob 10 oder 10000 Leute vor der Bühne stehen. Ich gebe immer alles, ob nun mit oder ohne Corpsepaint. Ich bin ein leidenschaftlicher Musiker und hatte durch DARK FUNERAL die Möglichkeit, diese Leidenschaft fast in die ganze Welt hinaus zu tragen. Womit ich dann auch schon mein persönliches Highlight benannt hätte. Ich durfte das, was ich zu tun liebe, auf fast jedem Kontinent dieser Erde tun und habe dabei sehr viele Menschen getroffen, Kulturen kennengelernt und Erfahrungen gesammelt. Es war eine schöne Zeit.


Und gab es auch Momente, in denen du dich von der Situation überfordert gefühlt hast oder dich gefragt hast, was du da eigentlich grade machst?

Das kam auch mal vor, wobei ich eher an meine physischen als psychischen Grenzen gelangt bin. 32 Shows in 34 Tagen ist schon kein Zuckerschlecken und die erste Übersee-Tournee in Südamerika zu machen, ist auch alles andere als leicht. Da ticken die Uhren einfach anders. Aber wie bereits erwähnt: Es gibt für mich keine Rückschläge, nur Herausforderungen.

Mittlerweile hast du dein Engagement bei den Schweden mit einem recht knappen Statement auf Facebook ja wieder für beendet erklärt. Was ist passiert, und bedauerst du diesen Umstand?
Ich denke nicht, dass die Gründe für die Trennung relevant sind. Es ist wie es ist und ich kann jetzt wieder 200% für Negator geben. Ich bedauere nichts, habe viel gelernt, vor allem über mich und nehme das als Antrieb für neues mit. Es gibt nur eine Richtung: Vorwärts!

Würdest du sagen, deine Arbeit mit DARK FUNERAL hat dich musikalisch geprägt, oder vielleicht sogar Einfluss auf „Gates To The Pantheon“ genommen?
Nein. Kein Stück, denn ich trenne jede Band konsequent voneinander. Mein Musikgeschmack ist einfach zu divers, als dass ich mich bspw. an 3 Dingen festhalte. Ich würde mich damit limitieren. Und vor allem würde das auch nicht zusammengehen. KING-FEAR-Elemente bei DARK FUNERAL, oder NEGATOR-Elemente bei KING FEAR. Jede Band ist für sich gesehen eine vollständige Band und ich trage meinen Teil, so gut ich kann, dazu bei. Vermischt wird da nix. Schon gar nicht emotional und am Ende ist es genau das, worauf es ankommt.

Wird man euch, jetzt, wo du DARK FUNERAL aus dem Kalender streichen kannst, wieder öfter live erleben dürfen, beispielsweise auf einer kleinen Tour?
Das hoffe ich doch stark. Wir haben bereits die ersten bestätigten Termine für Gigs und Festivals, die jederzeit auf unserer Homepage, oder unseren „Socials“ einzusehen sind und wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass es nicht bei diesen Terminen bleibt.

O.K., das war’s von meiner Seite her auch schon wieder. Wenn du noch etwas loswerden willst, hast du dazu jetzt die Gelegenheit:
Besten Dank für das Interview und immer dran denken: PANZER FOREVER PANZER!

Dann bedanke ich mich für deine Antworten. An dieser Stelle würde ich das Interview gerne mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir zu folgenden Begriffen als erstes ein:
Zypern:
Urlaub
Hamburg: Heimat
Papst Franziskus: Wer?
Elbphilharmonie: Teuer und unnötig
Metal1.info: War ich schon ein paar Mal drauf
Schnee: Nervt mittlerweile tierisch
Bayern: Was?

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