Interview mit Draakh Kimera von Mörk Gryning

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15 Jahre nach ihrem letzten Album sind die schwedischen Black-Metaller MÖRK GRYNING nun in Originalbesetzung zurück. Sänger Draakh Kimera erzählt, welchen Anteil das Party.San an der Reunion hatte, warum die Texte diesmal auf Englisch verfasst sind und wie er das neue Album “Hinsides Vrede” zusammenfassend beschreiben würde.

Wir sprechen zu besonderen Zeiten – ich hoffe, es geht dir trotz der Corona-Situation gut!
Ja, wir sind alle in Sicherheit. Für mich ist es sowieso normal, größere Versammlungen zu vermeiden, also ist nichts neu. Aber es ist trotzdem eine sehr beschissene Situation!

Wie ist die aktuelle Situation in Schweden?
Langsam nimmt es wieder zu, aber nicht so stark wie im Frühjahr. Die Spreader sind jetzt die Jugendlichen, die das Feiern nicht sein lassen können und nicht auf die Empfehlungen der Behörden und so weiter hören.

Gibt es auch etwas Positives, das du aus der Krise mitnehmen kannst?
Die Krise hat einige andere Krankheiten ausgelöscht, weil die Menschen hygienischer denn je waren, hoffentlich wird das auch danach so bleiben. Im Alltag hat es mich persönlich überhaupt nicht getroffen, aber ich hatte einige Freunde, deren Freunde sehr krank waren.

Der Grund für unser Gespräch ist die überraschende Rückkehr von MÖRK GRYNING. Eigentlich hattet ihr die Band 2005 aufgelöst und wolltet nur noch das letzte selbstbetitelte Album veröffentlichen. 2017 seid ihr dann beim Party.San aufgetreten. Haben wir also Jarne und Mieze die Wiedervereinigung von MÖRK GRYNING zu verdanken?
Sie haben definitiv Anteil daran. Das Party.San und ein Auftritt in Stockholm Anfang 2017 haben uns den nötigen Auftrieb gegeben, um wieder richtig durchzustarten. Wir wollten eigentlich keine Auftritte mehr spielen, aber danach hat sich in der Band einiges geändert.

Euer letztes Album wurde veröffentlicht, nachdem die Band schon aufgelöst war. Was hältst du von dem Album, „Mörk Gryning“ und was verbindest du mit dem Album?
Ich selbst war auf diesem Album nicht mehr Teil der Band, aber es hat definitiv einige Highlights, die es wert sind, gehört zu werden. Den Opener, „Ingen Dyrkan“, haben wir zum Beispiel beim Party.San gespielt.

Wo wir gerade schon zurückblicken – was verbindest du mit eurem Debüt „Tusen År Har Gått'“, das vor 25 Jahren erschienen ist?
Ich bin natürlich sehr stolz auf das Werk. Wir hätten natürlich nie erwartet, dass es den Kultstatus erreichen würde, den es heute hat. Es war eine Freude, mit Dan Swanö zusammenzuarbeiten. Ich war ziemlich begeistert, da mir sehr gut gefallen hat, was er mit Edge Of Sanity und Pan.Thy.Monium gemacht hat.

Alle Musiker der aktuellen Besetzung waren schon einmal in der Band. Aber es ist nicht die Besetzung des letzten Albums – Sänger Johan Ljung zum Beispiel ist nicht mehr in der Band. War das eure Entscheidung oder wollten nicht auch alle wieder bei MÖRK GRYNING mitmachen?
Johan Ljung hat mich am Gesang ersetzt, als ich die Band verließ, er war also kein Originalmitglied der Band, obwohl er ein großartiger Sänger und ein toller Kerl ist.

War auch gleich klar, dass ihr neue Musik schreiben würden, oder hattet ihr sogar schon Musik geschrieben, als ihr für die zwei Shows wieder zusammengefunden habt?
Mit der Arbeit an neuem Material haben wir vor etwa sieben Jahren angefangen, als wir zum ersten Mal darüber nachdachten, die Band wieder zusammenzuführen. Der Song „Fältherren“ wurde tatsächlich damals schon geschrieben. Aber aus persönlichen Gründen hat dieser erste Versuch [einer Reunion] nicht geklappt.

Jetzt erscheint tatsächlich ein neues Album, 15 Jahre nach dem letzten. Wie fühlt es sich für dich an, welche Gefühle hast du, wenn du das Album in den Händen hältst?
Schwer mit Worten zu beschreiben. Wir sind so stolz darauf. Viele Gefühle haben mich erfüllt, als ich die ersten Vinyl- und CD-Exemplare bekam. Und Season of Mist, die das möglich machen, ist ein so professionelles Label!

Als Band, die 15 Jahre lang weg war, haben euch sicher viele Fans nicht mehr auf dem Radar. Bereust du diese lange Pause oder siehst du sie als Chance für einen Neuanfang?
Es ist in der Tat eine Chance für einen Neuanfang. Wir bereuen nichts. Auch wenn wir ein bisschen älter sind, sind wir heute viel weiser. Ich hoffe nur, dass sie uns nicht ganz vergessen haben.

Tatsächlich klingt das Album auch ganz anders als eure früheren Alben, es ist viel verspielter, abwechslungsreicher. Habt ihr beim Schreiben der Lieder darüber nachgedacht, wie weit das Album zum Vorgängeralbum „passen“ muss, oder war es euch egal?
Da wir mit unserer Musik immer wieder Neuland betreten und uns nie davor gefürchtet haben, haben wir einfach das getan, was wir gefühlt haben. Es kam ganz von selbst, dass vieles auf die Wurzeln von MÖRK GRYNING zurückgeht: es ist melodisch und gerade heraus.

Wie würdest Du das Album jemandem beschreiben, der noch nie etwas von MÖRK GRYNING gehört hat?
Progressiver melodischer und symphonischer Black Metal mit Kontrasten, geradlinig und schnörkellos.

Ihr wart eine der ersten Bands, die Texte auf Schwedisch geschrieben haben – auf dem neuen Album sind alle Lieder auf Englisch, wenn die Titel nicht täuschen. Warum?
Weil die meisten Themen auf dem Album einfach nicht dazu gepasst hätten, sie auf Schwedisch zu schreiben. „Fältherren“ ist der einzige mit einem schwedischen Text.

Das Artwork erinnert mich an die Parkettierungsmuster von M.C. Escher – was war die Idee hinter dem Cover, warum passt es perfekt zu diesem Album?
Die Idee stammt von Goth Gorgon, da er sich sehr für geometrische Muster interessiert. Es ist eine Art dämonisches Mandala. Die Idee basiert auf den Texten aus „Sleeping In The Embers“, das auf dem Buch der Offenbarung basiert.  “The gates were opened….the destroyer, the eraser, Abaddon” („Die Tore wurden geöffnet … der Zerstörer, der Auslöscher, Abaddon“), das ist der Kontext. Der Künstler, der es umgesetzt hat, ist unser Live-Schlagzeuger C-G, der auch auf zwei Liedern des neuen Albums das Schlagzeug gespielt hat: „Fältherren“ und „Black Spirit“).

Waren vor der Pandemie Konzerte in Planung, können wir also darauf hoffen, euch eines Tages wieder live zu sehen?
Ja, es waren viele Shows geplant, und es lagen weitere Angebote auf dem Tisch – unter anderem eine Tournee in den USA. Die meisten Shows – einschließlich der U.S.-Tournee – wurden gerade verschoben. Also: Ja, ihr werdet uns wieder live sehen!

Was habt ihr sonst für Zukunftspläne? Werden wir weitere 15 Jahre bis zum nächsten Album warten müssen?
Nein (lacht)! Es wird weitere Alben geben, solange die Band intakt bleibt und nichts Schlimmes wegen gesundheitlicher Probleme oder so geschieht.

 Vielen Dank für das Interview! Zum Abschluss ein Brainstorming:
Das erste Getränk, das du in einer Bar bestellst:
Bier!
Ein Ort, an dem du dich besonders wohl fühlst:
Zu Hause
Ein Essen, das dich immer glücklich macht:
Ein gutes Steak mit einem Glas Rotwein
Ein Album, das du dir immer anhören kannst:
„Seventh Son Of A Seventh Son“ [Iron Maiden]
Ein Hobby von dir, das nichts mit Musik zu tun hat:
Karate
Ein Lebenstraum von dir:
Hat sich bereits erfüllt, als ich Vater wurde.
MÖRK GRYNING in zehn Jahren: Im Studio, bei der Aufnahme unseres zehnten Albums

Nochmals vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Die letzten Worte an die Leser gehören dir:
Bandbezogen: Hör dir mal unser neues Album „Hinsides Vrede“ an – auch wenn du nicht auf Black Metal stehst. Folg uns in den sozialen Medien und check mal unser Merchandise auf Bandcamp aus!
Ganz allgemein: Lass dir nichts gefallen. Sei nett zu Frauen. Halte dich von Religion fern. Bleib gesund!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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