Interview mit Carmen Elise Espanæs von Midnattsol

Am 28.03. kam „Nordlys“, das zweite Album der norwegisch-deutschen Band MIDNATTSOL, in die Läden. Sängerin Carmen Elise Espanæs stand dafür und zu anderen Themen bei einem gemütlichen Telefonat Rede und Antwort.

Metal1: Hallo Carmen! Wie geht’s dir? Hast du viel zu erledigen über Ostern oder kannst du auch ein bisschen abschalten?

Carmen: Also mir geht’s generell sehr gut, aber – wie gesagt – ich hab grade sehr, sehr viel zu erledigen. Habe 100% im Job und Studium und nebenher die Band – von daher eben sehr viel um die Ohren. Aber einen Tag konnte ich mich entspannen (lacht).

Metal1: Euer neues Album „Nordlys“ kommt am 28. diesen Monat in die Regale. Bist du schon aufgeregt? Wie wichtig ist die Scheibe für Midnattsol?

Carmen: Wir sind alle extrem aufgeregt, weil wir ja eine Weile weg vom Fenster waren – fast drei Jahre. Daher sind wir sehr gespannt, wie die Fans reagieren, ob sie sich noch an uns erinnern und wie sie die Weiterentwicklung und Unterschiede finden. Und ja: diese Scheibe ist natürlich sehr wichtig für Midnattsol. Das Debut war natürlich auch schon wichtig, aber es ist – wie gesagt – eine Veränderung in einigen Bereichen da und diese Platte ist eben sehr wichtig um zu sehen, wie die Fans auf unsere Entwicklung reagiert haben.

Metal1: Wie würdest du die musikalische Entwicklung von „Where Twiligt Dwells“ zur neuen CD hin beschreiben?

Carmen: Ich würde sagen, dass es viel härter geworden ist, also auch viel metallischer und emotional tiefer. Die emotionale Atmosphäre ist viel größer geworden und ich finde auch – aber das ist nur meine persönliche Meinung (lacht) – dass die Melodien viel schöner geworden sind. Die Struktur der Lieder ist komplexer, die Musik hat viel mehr zu bieten, mehr Details, mehr Extras. Ich denke wenn man die Platte hört, dann kann man auch nach ein paar Malen noch Sachen finden, die einem vorher nicht so aufgefallen sind. Generell denke ich, dass die Platte komplexer ist. Wir haben viele Sachen ausprobiert und ich denke insgesamt ist sie dadurch auch besser geworden.

Metal1: Könntest du eine kleine Zusammenfassung geben, worum es textlich auf „Nordlys“ geht?

Carmen: Ja, klar! (lacht) Wie auf der ersten Platte geht es um die Schönheit und die Mystik der nordischen Natur. Ich beschreibe ja die nordische Natur, wie zum Beispiel bei „River Of A Virgin Soil“. Da beschreibe ich einen schönen Platz, von dem aus man einen Fluss sehen kann. Oder bei „En Natt I Nord“, da beschreibe ich eine ganze Naturlandschaft in Norwegen mit hohen Bergen und tiefen Wäldern. Aber es ist jetzt auf dieser Platte auch gesellschaftskritischer geworden. Wie wir sehen werden die Welt und die Natur heutzutage von uns zerstört und das ist ja eine große Problematik. Und das geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Ich finde diese Zerstörung der Natur, der Tiere und auch von uns selber sehr grausam. Auf „Open Your Eyes“ oder „New Horizon“ zum Beispiel sing ich dann über diese Sachen. Aber auf der anderen Seite, wenn ich sage, dass ich über die Natur und vielleicht ein bisschen über übernatürliche Kreationen, die man irgendwie in der Natur finden kann, singe, bedeutet das nicht, dass ich quasi von Odin oder Thor singe. Das denken zwar viele, stimmt aber nicht. Es ist eigentlich zum Großteil immer etwas von meiner Seele, das man in den Texten findet, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Erlebnisse – es ist zu 100 Prozent real. Ich beschreibe zwar die Natur, aber es sind eigentlich immer persönliche Erlebnisse dabei – Liebe, Frustration. „Race Of Time“ zum Beispiel beschreibt meine Situation gerade recht gut. (lacht) Ich finde kaum Zeit, um ich selbst zu sein und um damit fertig zu werden, singe ich dann darüber. Ich hoffe, dass sich die Fans da draußen mit den persönlichen Aspekten in den Texten identifizieren können.

Metal1: Bei der Produktion eures Albums habt ihr mit gestandenen Szene-Männern wie Alex Krull, Markus Stock, Mika Jusilla und Tue Madsen zusammengearbeitet. Könnt ihr euch vorstellen, bei der nächsten Scheibe jemand anderen dafür zu nehmen?

Carmen: Also wir sind sehr, sehr zufrieden mit den Leuten, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Mehr als 100% zufrieden – ich glaube unsere Zufriedenheit kann sich gar nicht mehr steigern (lacht). Dieses ganze Studiomartern hat sich wirklich gelohnt, weil es genau so geworden ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber natürlich müssen wir uns überlegen, wie die nächste Platte klingen soll, ob wir Änderungen haben wollen. Dazu sind wir noch nicht gekommen, aber wenn wir uns zusammensetzen und sehen, wie die nächste Platte werden soll, kann es natürlich sein, dass wir sagen: „Okay, da sind andere geeigneter dafür.“ Das kommt total auf den Sound an, den wir haben wollen und darauf, ob wir uns weiterentwickeln. Aber so wie wir jetzt sind, würden wir genau das selbe machen.

Metal1: Auf der Limited-Edition ist der Song „Octobre“ enthalten, auf dem Daniel (Droste / Gitarre; Ahab) alleine einen Gesangsauftritt hat. Wie kam diese Idee zustande?

Carmen: Wir haben von Napalm Records eine Anfrage bekommen, ob wir nicht eine Limited Edition mit einem neuen Song drauf haben wollen. Als die Anfrage rein kam, war ich aber schon wieder in Norwegen, wo ich wohne. Ich hatte viele Examen und konnte nicht extra für die Aufnahmen wieder zurück nach Deutschland fahren – und das war sehr kurze Zeit vor den Aufnahmen. Und dann dachten wir uns eben: „Okay, dann versuchen wir mal, dass unser Gitarrist Daniel Troste singt.“ Wir haben das Lied dann gemacht und es hat dann auch – lustigerweise – allen gefallen. Es war ein spontanes, sehr improvisiertes Lied und alle waren zufrieden damit und es war mal was anderes. Wie gesagt: es war so nicht geplant, aber wegen den Umständen haben wir das so gemacht und fanden das auch richtig klasse, als wir das jetzt gehört haben.

Metal1: Schubladendenker streiten sich immer wieder gerne über eure Einordnung in ein Genre – was ich ja an sich ziemlich unnötig finde. Euer Debut wird gerne zum Gothic Metal geschoben, ihr hingegen bezeichnet euch als Nordic Folk Metal. Wie nimmst du die Diskussionen in den Medien auf und was denkst du darüber?

Carmen: Oh, da bin ich vollkommen einig mit dir (lacht). Das sind so viele Meinungen; bei fast jedem Interview ist das anders – mal sind wir härter geworden, mal nicht. Dass wir mal Gothic Metal und dann wieder die Richtung… Es gibt da sehr viele Diskussionen darüber und ich glaube das zeigt auf, dass wir sehr viele Aspekte in unserer Musik haben und dass es nicht so einfach ist, uns zu kategorisieren. Es geht ja um subjektive Meinungen und ich denke, die sollte jeder haben. Also wenn eine Person denkt, dass wir Gothic Metal sind: bitte, gerne, von mir aus (lacht). Das sind subjektive Meinungen und da dürfen sie auch gerne denken, was sie wollen. Wir finden es in Ordnung, wie die Leute das individuell sehen. Aber es wird außergewöhnlich viel darüber diskutiert. Finde ich sehr lustig, wie verschieden die Meinungen darüber sind, wirklich sehr lustig. Ich muss aber noch eine Sache dazu sagen: wir nennen uns ja Nordic Folk Metal. Damit wollen wir aber nicht sagen, dass wir uns mit Korpiklaani oder solchen Bands vergleichen können – so folkig sind wir nicht. Wir würden aber sehr gerne mehr nach Folk klingen, mehr Folkinstrumente dabei haben. Aber es hat schlicht und einfach mit Ressourcen und Zeit zu tun, dass wir die nicht hernehmen. Deswegen hoffen wir für die nächste Platte, dass wir folkiger klingen und mehr solche Instrumente benutzen können, so dass wir praktisch nicht nur Melodien in die Richtung haben sondern auch Folkinstrumente. Und ja, ich verstehe das, wenn die Leute dann sagen, dass es mehr Gothic Metal ist. Ich kann es nachvollziehen, weil es nicht der Folk Metal ist, den man sich vielleicht wünschen würde.

Metal1: Seit 2005 (mit Ausnahme von 2007) bist du mit Midnattsol ein gern gesehener Gast auf dem Female Voices Festival. Was bedeutet es dir persönlich, dass es so ein Festival gibt?

Carmen: Oh, das bedeutet mir sehr viel. Wir werden ja jetzt das dritte Mal da spielen und das ist ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Das Essen ist klasse, die Organisation ist klasse und wir kennen auch die Leute. Wenn ich ankomme, werde ich eine Stunde lang umarmt und wir fühlen uns einfach super wohl da. Nicht nur die Umstände, sondern auch die Leute dort sind einfach fantastisch. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich bei den Fans gestanden bin und mit ihnen geredet habe, aber ich bin auf jeden Fall nicht vor 04:00 oder 05:00 Uhr ins Hotel gekommen – einfach von A bis Z nur mit Fans geredet, die so klasse waren. Sie hatten eine riesige norwegische Flagge, Bilder und Banner von uns dabei – und Kuscheltiere und T-Shirts (die ich immer noch hab (lacht)) für uns und es war einfach, ja, fantastisch. So eine Atmosphäre hatten wir noch nirgendwo anders. Klar, bei anderen Konzerten war es auch schön, aber bei diesem Festival ist die Atmosphäre einfach enorm – das kann man nicht mit Worten beschreiben.

Metal1: Gibt es dann auch eine Band, die du dieses Jahr besonders gerne sehen würdest?

Carmen: Das ist ja das Lustige: ich höre eigentlich lieber Bands mit Männerstimmen. Also das ist keine Einstellung von mir, sondern hat sich einfach irgendwie ergeben. Deswegen ist meine Lieblingsband auch mit Männergesang, aber das Festival ist ja mit Female Fronted Bands. Für mich ist die größte Sängerin Lisa Gerrard von Dead Can Dance und eben meine absolute Favoriten. Wenn sie dann dort stehen würden, würde es mich, glaube ich, umhauen (lacht). Sie hat eine so gigantische, voluminöse Stimme mit so viel Kraft. Dead Can Dance würde ich furchtbar gerne dort spielen sehen, aber sie sind ja kein wirklicher Metal – man könnte also streiten, ob sie reinpassen würden.

Metal1: Du wurdest eine lange Zeit über mit deiner Schwester Liv Kristine (Leave\’s Eyes) verglichen. Das könnte mit „Nordlys“ allerdings ein Ende haben. Wie wäre es für dich, würde man Liv in ein paar Jahren ständig mit dir vergleichen?

Carmen: Ich muss sagen, dass mir das zum jetzigen Zeitpunkt relativ egal wäre (lacht). Am Anfang hat es mich sehr genervt, dass die Leute mich nicht als Carmen sehen, sondern nur als die kleine Schwester, als „die Eine von Midnattsol, die die Schwester von Liv Kristine ist“. Aber mittlerweile denk ich gar nicht mehr drüber nach, weil die Leute, die uns kennen und mögen, wissen, dass wir eine eigenständige Band sind und das wir unabhängig von Liv unsere Musik machen. Ich habe immer unabhängig von Liv Musik gemacht. Das hat mit Liv eigentlich nichts zu tun – Midnattsol und Leave\’s Eyes sind zwei verschiedene Bands, wo wir untereinander nicht über die Musik diskutieren. Und deswegen denke ich, dass es eigentlich keine so große Rolle spielt, ob Liv mit mir verglichen wird oder ich mit ihr. Ach, sollen sie das doch machen, aber für mich spielt das eigentlich keine Rolle. Sie macht das ja auch zu 100 Prozent und Midnattsol und ich, wir machen das ja nicht wegen dem Geld, sondern weil\’s unser Hobby ist. Zwar gerade so auf der Grenze, um noch ein Hobby zu sein, weil es so viel Zeit in Anspruch nimmt, aber wir haben eine völlig andere Aufhängung. Ich will nicht berühmt werden, ich will nicht lauter Geld verdienen – schön, wenn es kommt, aber kein Problem, wenn es nicht so ist – und deswegen hat das für mich nicht so viel zu sagen. Dazu muss ich aber noch sagen: einmal, auf einem Konzert – da war es wirklich so, wie du gesagt hast – kam jemand zu mir und daneben stand Liv. Die sagten dann auch: „Ach, bist du die Schwester von Carmen?“ Das war schon witzig, aber es ist jetzt nicht so, dass ich die ganze Zeit denke: „Oh Gott, lass es passieren, lass es passieren.“ (lacht)

Metal1: „Carmen“ bedeutet im Lateinischen „Lied, Gesang, Gedicht“. Wurde dir deine Stimme schon in die Wiege gelegt? Wie sahen deine ersten Kontakte mit Musik aus?

Carmen: Es war auf jeden Fall nicht professionell (lacht). Ich war ungefähr fünf oder sechs Jahre alt und ich saß mit einem kleinen Piano da und habe meine eigenen Lieder geschrieben. Ich glaube nicht, dass die Lieder euch gefallen würden und es war schon recht kein Metal – aber ich hab tatsächlich kleine Melodien und kleine Lieder geschrieben. Ich hab das immer für mich getan – saß in meinem Zimmer, habe gesungen und gespielt. Und hab auch ganz schnell gelernt, wie man schreibt. Liv hat mir das gezeigt und ich konnte dann schon vor der Schule ein bisschen schreiben. Ich habe dann auch sehr viele Texte geschrieben und bin dann im Wohnzimmer vor meinen Eltern aufgetreten, hab gesungen und sie haben geweint. Und die Liv war recht genervt, weil sie ja öfters kam – sie ist ja acht Jahre älter als ich – und saß da mit ihren Freunden und sie musste dann immer nach oben gehen, weil ich so laut gesungen habe und sie so genervt war. Das ging dann immer weiter und ich hab das eigentlich nur für mich getan, so wie andere malen oder Sport machen. Ich hab das halt immer gemacht, um mit meinem Leben klarzukommen, mit meinen Erlebnissen. Das eben irgendwie aus meiner Seele rauszubekommen, weil es mir sehr hilft, darüber zu schreiben oder zu singen. So ging das dann eigentlich weiter, bis ich mit 18 Jahren nach Deutschland gegangen bin. Da hab ich mir gedacht, dass es eigentlich doch ein bisschen langweilig ist, immer nur den Gesang und das Piano und vielleicht hin und wieder mal ein bisschen Gitarre dabei zu hören. Ich wollte, dass meine Lieder mit vielen Instrumenten gefüllt sind und Metal werden – alleine konnte ich das nicht. Und dann habe ich die Band gegründet – deswegen kann man sagen, dass meine Jahre bis Midnattsol extrem unprofessionell waren und nur für mich zu Hause.

Metal1: Chris (Merzinsky; Drums) und Birgitt (Ölbrunner; Bass) spielen nebenher noch in der deutschen Band R:I:P (Raw:Intense:Power) und haben seit Mitte 2007 einen Vertrag mit Twilight Vertrieb in der Tasche. Daniel Droste (Gitarre) und Christian (Hector; Gitarre) spielen bei Ahab und Penetralia, Daniel Fischer bei Pentralia. Wie wirkt sich das auf Midnattsol aus?

Carmen: Das ergibt eine sehr gute Mischung, die Midnattsol ausmacht. Also nicht nur die Tatsache, dass sie in der Band spielen – das wirkt sich natürlich auf alle aus. Das ergibt einen sehr interessanten Mix, weil Ahab Doom Metal machen, R:I:P auch ihren eigenen Stil hat und ich habe meinen eigenen Stil – ich gehe eher so in die melodische, folkige Metal-Richtung – und unser Fischer hat auch mehr mit Elektro und so zu tun. Und diese Mischung, diese ganzen Einflüsse, das macht Midnattsol aus. Ich glaube man hört auch, dass hier Elemente davon und dort Elemente von jenem sind – und das macht die Einordnung auch so schwierig. Das wir härter geworden sind, ist vielleicht auch einer dieser Einflüsse.

Metal1: Käme für dich denn auch mal ein Nebenprojekt in Frage? Was würdest du gerne mal umsetzen?

Carmen: Hmmmm (lacht)

Metal1: Noch gar nicht drüber nachgedacht? (lacht auch)

Carmen: Neeeeein, nicht wirklich. Das ist eine gute Frage. Ich weiß nicht so ganz, was das sein sollte. Midnatsoll ist genau das, was ich machen möchte, ich kann mich darin 100-prozentig entfalten. Ich schreibe ja auch selbst eigene Lieder und das würde dann nachher wahrscheinlich in Richtung Solo gehen, oder ein kleines Projekt mit anderen Künstlern. Aber im Moment kann ich mir nicht vorstellen, in einer anderen Band zu spielen. Ich hab ja so schon kaum Zeit zum Atmen, da passiert das bestimmt nicht. Ja gut, aber vielleicht in der Zukunft. Danke für den Tipp – ich werd dran denken. „Wegen Dennis hab ich ein Nebenprojekt gestartet“. (lacht)

Metal1: Du gehst ja im Allgemeinen sehr emotional an eure Musik ran. Ein Vögelchen hat mir auch gezwitschert, dass „Northern Lights“ dein absoluter Favorit von „Nordlys“ ist. Was verbindest du mit diesem Song, worin unterscheidet er sich für dich persönlich von den anderen?

Carmen: Das ist wieder die Emotionalität. Ich mag ja die Musik, die einen sehr berührt, die Seele. Dieses Lied macht das einfach sehr extrem mit mir. Die anderen Lieder zwar auch, aber dieses Lied hat einfach einen so intensiven Effekt und ist so real. Als ob die Stimmung im Song praktisch vollkommen zu mir passt – das ist ganz extrem. Den Anfang mit den Gitarren liebe ich, da fange ich schon an zu fühlen, wie das Emotionale in mir hoch kommt. Das wird dann, bis zum Highlight, dem Gitarresolo am Schluss, immer mehr aufgebaut. Und wenn das kommt, muss ich immer aufpassen, dass ich nicht zu emotional werde und noch weiter singen kann. Das berührt mich so sehr und ich finde die Melodie der Gitarren einfach so schön, die Melodie und Stimmung des Gesangs genau so. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich jedes Lied auf der Platte auf seine ganz eigene Art und Weise gut finde. Wenn ich zum Beispiel das Haus putzen will, höre ich „Race Of Time“, weil es dann schneller geht. Oder wenn ich im Wald laufe, höre ich oft „En Natt I Nord“, da mich das sehr an die Natur erinnert. Und „River Of Virgin Soil“ höre ich sehr gerne, wenn ich zu Hause sitze und es mir gemütlich mache – was, wie erwähnt, sehr selten passiert. Deswegen finde ich auch, dass es auch sehr unterschiedliche Stimmungen sind und man nicht sagen kann, dieses und jenes gefällt mir immer gut. Da würde ich also wirklich sagen, dass „Northern Lights“ mein Favorit ist.

Metal1: Christian meinte in einem Interview, dass er nicht der selbe Mann ist, der er noch vor 5 Jahren war. Kannst du auch eine solche Veränderung an dir festellen?

Carmen: Ja. Mein Gott, ich war so naiv! (lacht) Ja, mit 19 Jahren war ich ein ganz anderer Mensch. In diesen Jahren ist in meinem Leben so viel passiert… Mir bedeutet es eigentlich gar nichts mehr, was die Leute sagen oder meinen. Die Diskussionen im Internet gehen einfach an mir vorbei und ich bin sehr viel optimistischer und positiver eingestellt, kann die alltäglichen Situationen genießen und bin selbstbewusster und stärker geworden. Ich mache einfach mein Ding und am Anfang war das ja ein bisschen anders. Mit 19 Jahren in eine fremdes Land… das war nicht immer ganz einfach. Ich habe mich oft unsicher gefühlt und die Umstellung auf die deutsche Kultur war auch nicht unbedingt einfach. Ich musste dann quasi mich auch erstmal finden, war noch nicht ganz fertig mit mir selber. Das ist nun aber passiert und ich bin viel reifer geworden, zweifle nicht mehr am Sinn des Lebens.

Metal1: Wer viel auf Tour ist, feiert ja bekanntlich auch gerne mal bis spät in die Nacht. Trifft das nur auf eure Jungs zu, oder sind die Damen von Midnattsol auch immer kräftig dabei?

Carmen: (Lacht) Also die Birgitt trinkt mindestens genau so viel wie die Jungs! Und ich habe früher, als ich in Norwegen gewohnt habe, meistens zwei Flaschen Wein getrunken, oder auch mal 2 1/2, wenn ich was trinken wollte. Das mache ich nicht mehr, das erträgt mein Körper nicht, deswegen trinke ich nicht mehr so viel Alkohol. Ich bin aber trotzdem immer lange auf, weil ich – wie ich gesagt habe, zum Beispiel beim Female Voices Festival – viele Autogramme schreibe und mit Fans rede. Das ist eigentlich, was ich nach den Konzerten so mache und dabei wird es dann meist immer recht spät. Dann kommt man Backstage, redet noch mit Journalisten und Fotografen und meistens ist es dann schon echt SEHR spät und ich bin so kaputt, dass ich ins Hotel gehe.

Metal1: Wo siehst du dich in, sagen wir mal, 15 Jahren? Immer noch auf den Bühnen der Welt, oder irgendwo ganz anders?

Carmen: Hm, ich glaube schon, dass ich das in 15 Jahren noch machen werde. Wir machen das ja auf Hobbybasis und ich glaube, dass ich das noch machen werde. Die große Frage ist natürlich, ob die Musikrichtung noch die gleiche ist. Das kann sich ja ändern – aber Musik machen und auf der Bühne stehen will ich, wie auch am Anfang von meinem Leben, immer noch.

Metal1: Hast du abschließend vielleicht noch Lust auf ein kleines metal1.brainstorming? Ich nenne dir einen Begriff und von dir kommt dein nächstliegender Gedanke dazu.

Winter: Schöne Winterlandschaft mit viel Schnee und Kälte
Börsenkrise: Sachen, mit denen ich mich niemals beschäftige
Süßigkeiten: Schokolade… davon esse ich viel zu viel den ganzen Tag (lacht)
Feiertage: Arbeit
metal1.info: Suuuper Magazin

Metal1: Carmen, damit wären wir eigentlich auch schon wieder durch. Ich danke dir wirklich, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast, obwohl du gerade so viel zu tun hast. Ich hoffe, du kannst die zwei Tage noch ein bisschen genießen. Das letzte Wort gehört dir!

Carmen: Ich danke dir vielmals, dass du dir die Zeit genommen hast in den Feiertagen, um das Interview zu machen. Und ich hoffe, dass du und die Leser auch eine richtig schöne Zeit haben werden und natürlich, dass ihr das neue Album mögt (lacht).

Geschrieben am von Metal1.info

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