Interview mit Dumisani "Rock Dawg" Mathia von Metal Orizon (Botswana)

Der sechste Teil unseres Specials „Metallisierte Welt – Auf den Spuren einer Subkultur“ führt uns nach Afrika: Dumisani „Rock Dawg“ Mathia von METAL ORIZON aus Botswana berichtet von den dortigen Infrastrukturschwächen, aber auch von der Inspiration, die in der musikalischen Tradition seines Landes steckt.

Botswana ist eines der am besten entwickelten Länder in Afrika. Wie ist es bei euch um den Metal bestellt?
Wir haben etwa 2 Millionen Einwohner in Botswana. Von denen hören weniger als 5% Metal. Der Rest der Bevölkerung hört vor allem elekronisch erzeugte Musik, Disco, House und ähnliches. Ich glaube, wir haben insgesamt etwa zehn Metalbands, von denen sieben mal ein Album aufgenommen haben.

Bis nach Europa sind davon lediglich Skinflint durchgedrungen …
Naja, jede Band, über die die BBC berichtet, hat eine gute Chance, weltweit bekannt zu werden. Nein, im Ernst, wir sind dankbar, dass Skinflint die Tür für andere afrikanische Bands geöffnet haben!

Wie steht es um die Szene in Botswana, gibt es denn Plattenläden für unsere Musikrichtung?
Ja, da gibt es einen in Francistown. Der liegt etwa 500 Kilometer von der Hauptstadt Gaborone weg, aber er verkauft Metalmusik und entsprechendes Merchandise.

Metal Orizon

Gibt es Clubs, in denen Metal läuft oder gar Metal-Konzerte stattfinden?
Wir haben zwar Clubs hier, aber leider spielen die keinen Metal oder Rock. (lacht) Stattdessen gibt es da nur House-DJs und Künstler, die elektronische Musik machen.

Gibt es auch Konzerte internationaler Metal-Bands in Botswana?
Nein. So etwas gibt es nur in Südafrika, und auch da überhaupt nicht regelmäßig.

Metalfan zu sein gestaltet sich bei euch also eher schwierig?
Ja, so ist es. Viele hier, die keinen Metal hören, assoziieren diese Musik mit satanischem Glauben, selbst wenn die Texte eine positive Message transportieren. Oft glauben die Menschen hier auch, Metal wäre einfach nur Krach. Uns Metalheads gegenüber zeigen viele Menschen Vorurteile, weil sie glauben, Metal wäre satanisch.

Du spielst selbst in einer Band, METAL ORIZON. Wann habt ihr angefangen, zu musizieren?
Metal Orizon - CoverIch habe im Jahr 1997 angefangen, Gitarre zu spielen. Ich habe da aber nie eine Schule besucht, ich habe es in der Band gelernt – auch das Singen, nachdem unser Sänger 2005 die Band verlassen hatte. Santos (Bass) und Spencer dagegen haben Grundlegendes ab 1989 an der Botswana International School Of Music gelernt. 1990 wurde dann ja METAL ORIZON gegründet. Gabriel lernte Gitarre 2001 und kam 2008 zu uns. Slaezah dagegen spielte schon seit 1992 und ist seit 1994 an Bord.

Musik spielt in Botswana generell eine wichtige Rolle. Würdest du sagen, dass METAL ORIZON stark von der traditionellen Musik Botswanas beeinflusst ist?
Ich glaube, das Musik auf der ganzen Welt eine große Rolle spielt. Aber ja, natürlich sind wir das! Man kann das deutlich hören, unser Stil ist – wie wir selbst sagen – Afro Tribal Metal. Wir haben alle traditionelle Musik gespielt, als wir in der Grundschule waren. Jetzt aber transformieren wir das in eine moderne Form. Es gibt keine andere Band, die so klingt wie wir, außer vielleicht eine andere aus Botswana. Wir haben unsere traditionellen Einflüsse nie vergessen. Das macht uns einzigartig.

Gibt es denn noch weitere lokale Bands aus Botswana oder seinen Nachbarländern, die du uns empfehlen würdest?
Oh ja – Wrust, Remuda,Crackdust, Staine, Amok oder Overthrust.

Welche Bands sind andererseits im Metal eure Idole?
Die, die wir schon gehört haben, als wir aufgewachsen sind: Black Sabbath, AC/DC, Thin Lizzy, Metallica, Megadeth und die Scorpions. Stilistisch beeinflusst haben uns Iron Maiden, Motörhead, Tool und Metallica, aber auch lokale afrikanische Jazz-Bands wie Banjo Mosele, Duncan Senyatso und die Kgwenyape Band.

Metal OrizonVor welchen Problemen steht man als Band in Botswana? Wie sieht es beispielsweise mit der Verfügbarkeit von Musik-Equipment aus?
Wir kaufen ausschließlich online oder wir nutzen Kontakte zu Freunden und Verwandten, die in Übersee wohnen oder dort studieren.

Bekommt man so auch hochwertige Instrumente, oder ist das schwierig?
Das ist sehr schwierig, wenn nicht gerade einer unserer Verwandten oder Freunde sie in Europa oder den USA kaufen kann. Viele Läden, die online handeln, verschiffen leider ausdrücklich nicht nach Botswana – das schreiben sie dann übrigens auch in großen roten Buchstaben auf ihre Internetseiten. Wir hatten das letztens erst, als wir ein Funk-Übertragungsset von Samson für unsere Gitarren kaufen wollten.

Dann ist es vermutlich auch schwierig, bei euch ein Label zu finden?
Ja, leider. Es gibt in Botswana kein einziges Rock-Label. Wir haben deshalb unsere Alben selbst veröffentlicht. Bisher waren das „Ancestral Blessings“ (1998), „Myopic Enslavement“ (2000) und “Metal Örizon” (2009). Zurzeit arbeiten wir an unserem vierten Album, das wir noch dieses Jahr veröffentlichen wollen. Es wäre natürlich toll, wenn ein internationales Label auf uns aufmerksam wird – gerne auch durch dieses Interview. (lacht)

Wenn die Clubs keinen Metal spielen – wo treten Bands eurer Größe dann auf?
Wir überleben, indem wir in öffentlichen Räumen wie Gemeindesälen auftreten. Dafür braucht man natürlich eine Erlaubnis und die Hallen haben meist eine sehr schlechte Akustik. Und es gibt nicht viele Leute, die Gefallen daran finden: Wenn beispielsweise wir solche Konzerte spielen, kommen vielleicht 20 bis 50 Fans, wenn wir mit weiteren Bands spielen, vielleicht 50 bis 100 – selbst wenn wir sie im Internet und mit Postern stark bewerben. Wir haben zwar unsere eingene Fanbase, aber wir versuchen auch immer, eine einladende Atmosphäre zu schaffen, damit sich auch Nicht-Metal-Hörer wohlfühlen und uns unterstützen. Manchmal teilen wir deswegen die Bühne auch mit Bands, die mit Metal gar nichts am Hut haben. Außerdem haben diese Locations meist eine schlechte Akustik.Metal Orizon Werbung

Ihr habt trotzdem auch schon auf größeren Festivals in Südafrika gespielt. Ist das anders, als in Botswana aufzutreten?
Ja, da ist ein großer Unterschied. In Südafrika gibt es viel mehr Metalfans. Außerdem werden dort alle Dinge etwas professioneller abgezogen, weil das Land besser entwickelt ist.

Es gibt viele verschiedene religiöse Gruppen in Botswana, von verschiedenen christlichen Konfessionen bis hin zu traditionellen Glaubenskonzepten. Welche Rolle spielt das für euch Religion?
Religion ist uns sehr wichtig, wir sind alle sehr religiöse Menschen. Wir schreiben aber nicht nur Songs über uns selbst, unsere Songs sind auch stark von der Gesellschaft beeinflusst, in der wir leben. Die Gesellschaft formt die Dinge um uns herum, zum Guten wie zum Schlechten.

Was wollt ihr als Band in den nächsten drei Jahren erreichen?
Wir haben im Juni 2015 in Boksberg in Südafrika in den B#-Studios unser nächstes Album aufgenommen. Wir hoffen, dass wir es noch dieses Jahr veröffentlichen können. Unser Ziel ist dabei ein Major-Label-Deal, damit wir unsere Musik weltweit bekannter machen können. Natürlich wollen wir auch noch weitere Musik schreiben! Auch eine Europa-Tour wäre natürlich klasse.

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten! Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Deutschland:
Die Scorpions
Lemmy: Verzerrter Basssound und Jack Daniels
Religion: Christentum
Robert Mugabe: Illegale Migranten aus Zimbabwe, die hier und in Südafrika Jobs suchen.

Ich danke dir für deine Zeit! Hast du noch irgendwas hinzuzufügen?
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metallisierte welt botswana 6 1

Publiziert am von Marc Lengowski und

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