Interview mit Ashmedi von Melechesh

Die orientalische Truppe MELECHESH dürfte mit „Emissaries“ sich und ihren „Mesopotamian Metal“ nun endgültig in der extremen Szene etablieren können. Sänger und Gitarrist Ashmedi sprach mit uns.

English original…

Hi Ashmedi! Gratulation zu euerem neuen Album „Emissaries“. Ich gab ihm 9 von 10 Punkten in meiner Review und es fährt überall großartige Reaktionen ein, dazu kommt auch ein zweiter Platz im deutschen RockHard Soundcheck. Bist du überwältigt von den Reaktionen? Gibt es überhaupt Negativkritiken?
Die Reviews sind erstaunlich gut, ich bin wirklich zufrieden, das macht es alles wert. Schlechte Reviews… Hmm, ich glaube, vermutlich nicht in glaubwürdigen Medien. Aber das kümmert mich nicht, man kann nie jeden zufrieden stellen und nicht nicht jeder ist intelligent genug, um uns zu begreifen. Sie haben aber auch einfach das Recht, uns nicht zu mögen, das ist auch fair…

Gibt es im Moment etwas, was du am fertigen Album ändern möchtest?
Ich bin nie hundertprozentig zufrieden, aber ich bin glücklich mit dem Ergebnis und fühle mich zufrieden damit. Nun schaue ich nach vorne.

Ihr habt eueren Durchbruch, wenn man das so nennen mag, mit euerem letzten Album „Sphynx“ geschafft. Wie wichtig ist „Emissaries“ im Vergleich zu „Sphynx“ für die Entwicklung der Band?
Das Album wird ebenso seine Spuren hinterlassen, wie „Sphynx“ das getan hat. Der Unterschied ist, dass dieses Album die besten Elemente von allen Melechesh-Alben nimmt und sie verfeinert. Natürlich gibt es auch eine Weiterentwicklung der Band, wir als Musiker haben uns auch verbessert, meine Songschreibkünste sind besser geworden und ich merke, dass das ziemlich hilfreich ist. Wenn du Melechesh hörst, wirst du feststellen, dass wir uns von Album zu Album entwickeln und jedes Einzelne seinen eigenen Charakter hat. Unsere Alben klingen nie gleich, aber sie klingen alle nach Melechesh, sie haben alle die gleichen ursprünglichen Elemente. Vielen meinen, dass „Emissaries“ unser bisher bestes Album ist, ich bin aber nicht objektiv genug, um das sagen zu können. Es hat auch jedes Lied seinen eigenen Touch und nichts wiederholt sich. Irgendwie gibt es auch eine starke Anwesenheit von Black und Thrash Metal und es klingt sehr östlich.

Da Teil 2 von „Deluge Of Delusional Dreams“, „Enlils Retaliation“ auf einer mesopotamischen Sage basiert: Bist du interessierst in mesopotamischen Mythen und hast du auch bestimmte Favoriten?
Ich interessiere mich für mesopotamische Mythologie, aber auf einer tieferen Ebene. Überhaupt baut ein großer Teil von Melechesh auf mesopotamischen und sumerischen Mythen auf. „Deluge…“ als ganzes basiert auf einem alten Text namens „7 evil spirits“, aber einige Teile stammen auch aus einem halluzinatorischen Traum den ich hatte… Es wurde als überarbeitet und neu interpretiert. Im großen und ganzen befassen wir uns stark mit den mesopotamischen Mythen und wiederholen eine Geschichte nicht einfach zu 100%… Es ist viel mehr als das.

Wie kamt ihr darauf, „Gyroscope“ von The Tea Party zu covern? Meiner Meinung nach ist das richtig gut geworden und passt perfekt zum Rest des Albums, wenn man nicht weiß dass es sich um eine Coverversion handelt, würde man denken es wäre ein richtiger Melechsh-Song.
Ich mag diese Band sehr gerne und finde, dass sie in Europa viel zu unterbewertet sind für ihr Talent. Sie haben uns erlaubt, den Song zu überarbeiten und alles zu ändern, was wir wollten. Mir gefiel ausserdem die Idee, etwas zu machen, das seine Wurzeln nicht im Metal hat und es in unseren Sound zu bringen und ein Stück Extreme Metal daraus zu machen, eine interessante Idee und sehr zufriedenstellend. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich sehr stolz auf unsere Version bin. Ich finde, wir haben etwas neues hinzugefügt und es geschafft, es zu unserem eigenen Lied zu machen… Das ist für mich eine künstlerische Leistung. Ich weiß auch, dass sie unsere Version mögen.

Welche Probleme hattet ihr in Jerusalem wegen euerer Musik? Kannst du dir vorstellen, irgendwann mal wieder nach Jerusalem zurückzugehen?
Ich denke, über das Thema hab ich schon in der Vergangenheit gesprochen. Es war eine Kombination aus ideologischen, persönlichen und professionellen Gründen… Nicht ein Grund, sondern eine Kombination. Aus Ost-Jerusalem wurde ich rausgeworfen, in West-Jerusalem hatte ich keine Rechte, weil ich kein israelischer Staatsbürger war. Ich spreche auch besser englisch als hebräisch und arabisch, da ich in Jerusalem immer englisch gesprochen habe (Schule, internationale Gesellschaft etc…), ich wollte also auch zu einer Universität gehen, die in englisch unterrichtet. Musikalisch konnten wir uns wegen der damals fehlenden Infrastruktur nicht weiterkommen, inzwischen ist die Szene dort ganz in Ordnung. Wir hatten ausserdem ein paar „Sachen“ mit den Behörden wegen falscher Anklagen, das wurde aber alles geklärt, bevor wir ausgewandert sind. Ich bin einmal pro Jahr zu Besuch dort, ich ziehe viel Inspiration aus Jerusalem. Überhaupt reise ich wirklich viel, ich habe schon in Arfika und den USA gelebt und bin nun seit acht Jahren in Holland, Jerusalem aber ist wirklich einzigartig. Ich habe einen Song über meine Sichtweise über die magischen und okkulten Seiten von Jerusalem geschrieben, er ist auf dem neuen Album und heisst „Leper Jerusalem“. Aber dort zu leben? Ich weiß es nicht, vielleicht!

Habt ihr nach euerem Umzug in Holland und Frankreich noch irgendwelche Probleme gehabt?
Nein… ausser wegen der missverstandenen Identität! So viele Roboter… Wie überall auf der Welt!

Glaubst du, Mesopotamian Metal kann so erfolgreich werden, wie es Viking Metal momentan ist? Soweit ich weiß gibt es bereits einige neue Bands, die Mesopotamian Metal spielen und sich von euch inspirieren lassen.
Es wächst sehr schnell, aber ob es so groß wie Viking Metal werden kann, das ist schwer zu sagen…Viele bevorzugen Bands, die aus Skandinavien sind, auch wenn die dann östliche Musik machen würden, würden sie es am liebsten aus Skandinavien hören (mit allem Respekt gegenpüber meinen skandinavischen Kollegen), es ist also wirklich schwer zu sagen! Ich höre aber immer mehr und mehr Bands, die von uns beeinflusst werden. Ein paar davon haben die Ehre, Eleganz und Wertschätzung es dann auch zuzugeben, dass wir sie inspiriert haben, ein paar andere leider nicht!

Ihr verwendet sumerische, babylonische, syrische und arabische Tonleitern. Es gibt manchmal jemanden, der euch bei vergleichen will und Namen wie Nile nennt. Was denkst du über solche Vergleiche, da Nile die ägyptischen Elemente auch nicht derart stark verwendet wie ihr die mesopotamischen Elemente.
Uns kann man nicht vergleichen, das ist total verschieden. Sie machen ihr eigenes Ding… Brutaler, richtig brutaler Death Metal mit östlichen Tonleitern. Gute Musik aber andere Musik, Mann! Wir machen mehr Black / Thrash! Vollkommen verschiedene Tonleitern, Riffing und Drumming… Lustig ist es, wenn zwei Bands tatsächlich das selbe machen… Death oder Viking oder was auch immer würden nicht miteinander verglichen werden… Viele singen über nordische Mythologie und werden nicht miteinander verglichen… Wir haben unsere verschiedenen Themen und Musikstile und Genres und werden trotzdem verglichen! Ironischerweise werden zwei Bands, die komplett anders klingen, aber die gleichen Themen in den Texten behandeln. niemals verglichen, wenn eine davon Death und die andere Black Metal spielt. Es würde strikt getrennt werden, das eine ist Death Metal und das andere ist Black Metal. Ein ums andere mal verwirren mich also diese Vergleiche… Wir hatten nie was mit ägyptischen Themen zu tun! Wir bekommen auch Fanpost oder vereinzelt unglaubwürdige Pressestimmen, die sagen, dass sie unsere ägyptischen Motive lieben… Die glaubwürdige Presse kennt ihr Fakten, glücklicherweise für uns!

Interessierst du dich auch für andere Mythologien wie die nordische oder griechische?
Ja, natürlich! Ich persönlich interessiere mich für Geschichte, Mythologie über andere Dinge und für mich hat die Welt sowieso keine Grenzen, ausser die, die der Mensch geschaffen hat.

Das Bandfoto im „Emissaries“-Booklet erinnert mich stark an das Foto von Maymen in deren „De Mysteriis Dom Sathanas-CD. Ist das Zufall oder Absicht?
Es war als mystiches Foto gedacht, das nicht direkt alles zeigt. Es hat dann eben auch diesen alten 70er Druckstil…

Habt ihr für einen Song schon mal hebräische Lyrics geschrieben oder darüber nachgedacht?
Es ist nicht meine Muttersprache, ich schließe es aber nicht aus, gemacht haben wir es jedenfalls noch nicht!

Warum habt ihr euer Logo zu diesem besser lesbaren verändert?
Haben wir ja eigentlich gar nicht, das alte Logo benutzen wir auch weiterhin und eben dieses Ähnliche mit leichten Abänderungen und ebenfalls dieses leicht okkulte… Das letztere haben wir für einfach für das Albumlayout genommen, weil wir finden, dass es am besten dazu passt… Keine Grenzen!

Was hat es mit der „OOM-„Sektion auf euerer Internetseite zu tun, wo nur die Zeile „Restricted Area“ als einziger Inhalt steht?
Es war ein Bereich, in dem man okkulte und mesopotamische Sagen diskutieren konnte. Wir wollten das aber von der Melechesh-Seite trennen und wollen dafür noch eine extra Seite machen.

Leider habt ihr keine Toursektion auf euerer Internetseite, aber ihr seid unter anderem schon für das Hells Pleasure und Party.San Open Air in Deutschland im nächsten Sommer angekündigt. Spielt ihr zum ersten mal in Deutschland? Freust du dich auf die Konzerte und hast du spezielle Erwartungen daran und an die deutschen Fans?
Wir hatten schon ein paar Auftritte in Deutschland, aber ich freue mich sehr auf das Party.San. Wir haben ausserdem großartige Verbindungen zur deutschen Szene! Auch auf persönlicher Ebene liebe ich es, Deutschland zu besuchen. Berlin ist eine meiner Lieblingsstädte auf der ganzen Welt, ich genieße es aber auch, in den anderen Städten zu sein.

Gibt es auch Pläne für eine Tour zu „Emissaries“?
Yar, aber es sind bisher nur Pläne… Momentan scheint es aber, dass die Gespräche für eine US-Tour gut vorangehen!!!

Momentan ist es ja sehr in Mode, Live-DVDs zu produzieren, habt ihr da auch schon mal dran gedacht?
Für haben zur „Sphynx“ bereits eine aufgenommen, unsere Show im heiligen Land. Wir waren dort für einen einzigen Autritt und haben das von einem professionellen Kamerateam filmen lassen… Der Veranstalter aber hat uns nicht das Soundsystem zur Verfügung stellen können, dass er uns versprochen hat, das machte die Sache arg kompliziert. Wir werden sehen, was eine DVD angeht!

Abschließen wollen wir das Interview mit dem Metal1.wortspiel. Ich gebe dir ein Stichwort und du sagst, was du darüber denkst…
Manowar:
Eine Fischart und eine True Metal Band mit einigen wichtigen Liedern.
Belphegor: Der Name eines Dämons, aber auch eine Band, ich glaube sie ergeben sich ihm und respektieren ihn.
Klassische Musik: Kommt drauf an, was! Das gute zeug kann hart, episch, kraftvoll sein… Ich interessiere mich dafür ziemlich stark.
J.R.R. Tolkien: Schreibt feine Geschichten… Er wollte eine Neo-Mythologie erschaffen, dass hat aber nicht funktioniert, trotzdem hat er wirklich gute Bücher geschrieben… Manche Leute neigen sogar dazu, seine Arbeit als Religion anzusehen! Seltsam…
Stephen King: Einige Bücher sind ok, einige ziemlich lahm!
Vorurteile: Menschen… Blind, kommt von Angst oder Selbstgefälligkeit!
Drogen: Kommt darauf an… Manche sind Flucht und manche haben einen rituellen Wert, um in andere Dimensionen vordringen zu können… Manche sind pure Selbstzerstörung, die ohne Respekt benutzt werden.
Black Jack und Nutten: Einfach Unterhaltung… Zu klischeehaft und wertlos.
Internet: Ein tolles Kommunikationsmedium… Manchmal gibt es denjenigen eine Stimme, die besser still geblieben wären… Allgemein aber ein Teil der Zukunft!!!!
Metal1.info: Ein Metal Medium, das aus Leidenschaft für die Musik entstand… Ein Teil des Puzzles, dass das Rad am Laufen hält.

Danke dir für das Beantworten unserer Fragen. Wie üblich hast du die letzten Worte.
Schlafwandler müssen aufwachen.

Geschrieben am von Metal1.info

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