Interview mit Maurizio Iacono von Maurizio Iacono (Kataklysm) über Nuclear Blast

Seit ihrer ersten Veröffentlichung, der EP „The Mystical Gate Of Reincarnation“ (1993) stehen Kataklysm bei NUCLEAR BLAST RECORDS unter Vertrag. Bandkopf und Fronter Maurizio Iacono über seine Sicht auf den Führungs- und Personalwechsel, seine Erwartungen an BELIEVE und die Zukunft von Kataklysm NUCLEAR BLAST.

Aus der Sicht der Band, die mit am längsten bei NUCLEAR BLAST ist: Was hat sich in der Zusammenarbeit mit dem Label verändert, seit Believe Digital das Label übernommen haben?
Bisher ist der einzige spürbare Unterschied der Wechsel bei den Mitarbeitern. Es gibt eine neue Struktur – wir müssen sehen, wie es sich entwickelt.

Viele langjährige Mitarbeiter von A&R und Promotion haben das Label verlassen. Beeinträchtigt das die Zusammenarbeit zwischen Bands und Label – besonders bei einer Band wie Kataklysm, die über Jahrzehnte mit der alten Crew zusammengearbeitet hat?
Das ist keine einfache Situation, einige dieser Leute waren schon seit über 20 Jahren dabei. Egal welche Differenzen wir alle miteinander gehabt haben mögen: Es ist nie leicht, wenn langjährige Mitarbeiter weggehen. Besonders, weil sie eng an Alben gearbeitet haben, die einem persönlich am Herzen liegen. Aber alles endet. Ich denke, im Leben muss man ein Ende als den Anfang von etwas Neuem sehen.
Nichts garantiert, dass Kataklysm bei NUCLEAR BLAST bleiben werden, wir halten die Augen offen und schauen, was sich ergibt. Versteht mich nicht falsch, wir sind zusammen mit Meshuggah die Band, die am längsten bei NUCLEAR BLAST unter Vertrag steht … und wir sind seit den frühen 1990ern durchgehend aktiv! Das Label war erst vier Jahre alt, als wir unterschrieben haben. Es wäre also sehr symbolträchtig, unsere Karriere auch dort zu beenden, wo wir angefangen haben. Aber die Zeit wird es zeigen … ich habe von allen Bands, die dort unterschrieben haben, am meisten gesehen.

Man hört, dass einige Bands bei Nuclear Blast nicht mehr so glücklich sind. Ist dir etwas aufgefallen?
Ich habe einige Geschichten gehört, aber ich will darauf nicht weiter eingehen. Ich kann nur nach meinen eigenen Erfahrungen urteilen: Bisher haben mich die neuen Besitzer mit Respekt behandelt, waren offen für meine Ideen und sehr aufmerksam. Das macht es für mich persönlich attraktiver. Mit meiner Firma Hard Impact Music manage ich zwei weitere NUCLEAR-BLAST-Bands, Fleshgod Apocalypse und Septicflesh. Da haben sie großartige Arbeit bei der Vorbereitung des neuesten Fleshgod-Apocalypse-Albums geleistet – auch wenn damals einige der ehemaligen Mitarbeiter noch dabei waren. Ich kann mich nicht beschweren! Mal schauen, was mit dem neuen Kataklysm-Album und dem Septicflesh-Release passiert. Aber ich bin zuversichtlich, dass alles in Ordnung sein wird.

Hast du den Eindruck, dass sich die Dienstleistungen des Labels für die Bands seit dem Beitritt von Believe Digital verändert haben – zum Guten oder zum Schlechten?
Es ist zu früh, um das zu beurteilen.

Die neuen Besitzer, Believe Digital, haben wenig Erfahrung mit Metal. Glaubst du, dass dies Probleme verursachen könnte, weil sie nicht wissen, wie die Szene funktioniert?
Ich glaube nicht. Ich habe mit einigen von ihnen gesprochen, und sie sind echte Metalheads und suchen nach Leuten, die vor Ort verstehen, was Bands brauchen. Bei allen Übergängen gibt eine Lernkurve und es gibt einen wichtigen Faktor, den man berücksichtigen muss: Zeit. Sie werden Zeit brauchen, um sich anzupassen. Aber ich bin mir sicher, dass es gut wird.

Das Roster des Labels hat sich in den letzten zwei Jahren stark verändert, Bands wie The Spirit oder Rage – also Newcomer und Veteranen – haben das Label verlassen (müssen), aber auch viele Bands sind neu hinzugekommen. Sind das normale Prozesse, oder sehen wir hier die ersten Auswirkungen der Umstrukturierung?
Das ist ein normaler Prozess, bei allen Labels läuft das so. Einige Bands werden weiterziehen, einige werden bleiben und neues Blut wird kommen. Ich fordere alle Seiten auf, ruhig zu bleiben und zu sehen, wie sich die Dinge in den nächsten Jahren entwickeln.
Ich bin ein nostalgischer Typ, deshalb vermisse ich die alten Zeiten, als die Technologie weniger wichtig war und wir von menschlichen Interaktionen abhängig waren, die uns helfen, die Bands, die wir jetzt haben, und den Charakter eines Labels zu formen. Damals hatte man echte Fans, die für die Bands gearbeitet haben, zu Shows kamen, Unterstützung gezeigt haben … das war ein persönlicherer Ansatz. Ich hoffe, das bleibt bei NUCLEAR BLAST erhalten. Ich weiß, dass Jaap [Wagemaker, A&R bei NUCLEAR BLAST, A. d. Red.] so ein Typ ist, der immer da ist, wenn die Bands auf Tour vorbeikommen – egal, wie bekannt sie sind. Für mich zeigt das den Charakter und die Liebe, die man für das hat, was man tut – und für die Bands, die man repräsentiert. Wenn man damit aufhört, zeigt man eine Seite von sich, die von der Realität abgekoppelt ist und von dem, wo alles passiert … dem Herzstück von dem allen.

 


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>>Nuclear Blast – Locusts over Donzdorf“ – was nach einem Endzeitfilm von Uwe Boll oder einer ökologischen Sensation im Schwabenland klingt, könnte bereits ökonomische Realität sein.

Ein Kommentar von Metal1.info-Chefredakteur Moritz Grütz

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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