Interview mit Thorben und Stefan von Matula

„Auf allen Festen“, das letzte Album der Indiepunker MATULA, musste mehr als vier Jahre auf einen Nachfolger warten. „Schwere“, das vierte Album der Hamburger, macht diese lange Funkstille nahezu vergessen. Live feierten MATULA auf der Tour zum zehnjährigen Geburtstag des Liebhaber-Labels Zeitstrafe im Oktober 2018 ihre Rückkehr. Diese Gelegenheit nutzten wir, um mit Sänger Thorben und Bassist Stefan über die letzten Jahre, die Rolle von Social Media in der Musikbranche und das Gefühl, seine eigene Musik zu hören, zu sprechen.

Wie habt ihr den Tourauftakt in Berlin erlebt?
Stefan: Das war super. Vor allem wenn du wie gestern in einem ausverkauften Lido spielst vor ungefähr 600 Leuten. Da standen ganz viele Leute, die mitsingen und Pogo tanzen – sowas kommt bei uns ja auch nicht jeden Tag vor. Wenn das dann der Auftakt zur, wenn man es so nennen will, Live-Rückkehr ist, dann ist das schon ein geiles Gefühl. Da merkt man dann auch, dass einem das schon so ein bisschen gefehlt hat, tatsächlich. Das letzte Mal davor war im Sommer einmal, wo auch das Video zu „Dein Platz ist hier“ entstanden ist, und im Februar mit Kettcar.
Thorben: Das davor wiederum war im Oktober davor… oder ein Jahr davor? Auf jeden Fall ist es schon gut zwei Jahre her, dass wir vernünftig Konzerte gespielt haben.

(c) Daniel Möring

War es länger geplant, dass eure Rückkehr, sowohl auf Platte als auch live, mit dem Geburtstag von Zeitstrafe zusammenfällt?
Stefan:
Nein, das war echt Zufall. Als wir die Platte aufgenommen haben, gab es ja immer wieder Verzögerungen. Wenn man das mal im Kopf überschlägt, wenn alles komplett glatt gelaufen wäre, hätte die Platte auch vor einem Jahr erscheinen können.
Thorben: Dann war sie irgendwann fertig und dann war klar, dass die Tour kommt. Dann haben wir selbstverständlich schon geschaut, dass man sich nicht gegenseitig die Aufmerksamkeit klaut. Letztendlich gab es dann schon einen großen Zeitstrafe-Plan zwischen Tour und Matula, der ja bis jetzt ganz gut aufgegangen ist, sowohl was die Verkäufe von „Schwere“ als auch die Tour angeht.

Wie schaut es heute Abend aus? München ist ja generell für viele Bands ein schweres Pflaster, was Konzerte betrifft.
Thorben: Ich weiß gar nicht genau, ich glaube, 150 Tickets sind weg, aber an der Abendkasse geht sicher nochmal bisschen was. Für München ist das echt gut. Das war für uns schon immer schwierig gewesen.
Stefan: Ich kenn nur eine Grand-Hotel-Band, die es geschafft hat, hier was auszuverkaufen, das waren Kettcar.
Thorben: Die Leute gehen halt lieber in die Berge, wandern, Skifahren, zum FC Bayern … (lacht) Aber das beste Konzert war im Kafe Marat. Nichts gegen das Feierwerk, wir haben dich lieb.
Stefan: Das erste Konzert im Sunny Red war schon auch ziemlich geil.

(c) Daniel Möring

Wie seid ihr denn nach der längeren Pause an „Schwere“ rangegangen? War euer Prozess, Musik zu schreiben, dieses Mal anders?
Stefan: Ja, das war schon ganz anders dieses Mal. Es war bisher immer so, dass wir eine Platte gemacht haben, dann haben wir das ausgiebig betourt, dann kurz Ferien genommen und dann zusammengesetzt und was Neues gemacht. Das heißt, Thorben kam mit einem Riff in den Probenraum und wenn das alle cool fanden, dann hat man angefangen, damit einen Song zu bauen. Das war dieses Mal nicht der Fall. Basti und ich haben dieses Mal einfach angefangen, da war Thorben längere Zeit im Urlaub und Robert ist eh nicht in Hamburg und hat nicht so viel Zeit zu proben. Basti hatte nach ein, zwei Bier gemeint, dass er ein paar Ideen rumliegen hat und ob wir uns mal zu zweit treffen wollen. Und dann hatte er geschätzt 35 Songideen. (lacht)
Daraus haben wir uns die stärksten Sachen rausgepickt und angefangen, Songs zu schreiben. Das haben wir dieses Mal dann mit Garage Band aufgenommen, ein Schlagzeug drunter programmiert, vielleicht eine zweite Gitarre drüber gespielt und dann an Thorben und Robert geschickt. Irgendwann haben wir uns im Probenraum getroffen und an den ganzen Dingern nochmal rumgeschraubt. Aber so war Material da, mit dem man loslegen konnte.
Thorben: Früher hat jeder halt immer seinen Senf dazu gegeben. Dieses Mal war es viel mehr zu Hause vorproduziert als sonst. Mehr in der Küche als im Probenraum.

Gilt das auch für die Texte? Wie geht ihr denn generell an diesen Aspekt heran?
Stefan: Das Texteschreiben war dieses Mal auch anders. Sonst war es so, dass Thorben und ich uns das aufgeteilt haben. Dieses Mal haben wir Texte geschrieben und geschaut, zu welchen Songs die passen, uns dann aber nochmal alle im Probenraum zusammengesetzt, und geschaut, wie man das mit dem Gesang macht, oder ob man die Struktur verändert. Dazu haben wir uns auch nochmal inhaltlich die Bälle zugeworfen. Wenn zum Beispiel jemand eine Zeile nicht gut fand oder meinte, dass er eine Stelle noch nicht ganz versteht, haben wir uns nochmal im Stuhlkreis hingesetzt, das ausdiskutiert und Stellen umgeschrieben.
Thorben: Sowohl Texte als auch das Thema der Platte waren echt eine Baustelle, bis hin zur Katastrophe. „Auf allen Festen“ lief ja ziemlich gut für uns. Da waren wir an dem Punkt, dass wir uns gefragt haben, was wir noch erzählen sollen. Da war nicht direkt eine Leere, aber ich glaube, es ging uns allen so, dass wir uns schon ganz gut von innen nach außen gekehrt hatten. Dann war auch privat viel los und wir waren viel auf Tour.
Der Prozess, sich zu verorten, kam dann sehr spät, so richtig erst im Schreibprozess. Da gabs dann ganz viele Abzweigungen, die wir genommen haben, da mussten wir dann immer erst wieder zurückfinden. Wir mussten uns klar werden, wo wir stehen, was unser Dasein ausmacht und was davon eigentlich irgendwen interessieren könnte. Ich hatte mir gedacht, dass es da wahrscheinlich niemanden gibt.  (lacht) Wir haben dann überlegt, was denn Leute in unserer Situation interessiert, sprich: nach dem Studium, mit einem Fuß in der Arbeit. Ich glaube keiner von uns hat jemals darüber nachgedacht, was eigentlich im ominösen Danach kommt. Und auf einmal steht man da, man hat sein Leben bis hierher geplant, hat gerade eine geile Platte gemacht – und was macht man denn jetzt die nächsten 40 Jahre, oder sogar 60? Und dann war uns klar, genau das ist unser Thema. Das haben wir dann auf „Schwere“ in den Fokus genommen.

Und wie steht das Cover im Kontext dieser Entstehung von „Schwere“? Ist das Motiv inszeniert oder ein Zufallstreffer? Ich finde es könnte beides sein, es passt wirklich perfekt zur Stimmung des Albums.
Stefan: Das Cover hat Marco von Captain Planet gemacht. Davor gab es eine Diskussion mit Renke, dem Labelboss von Zeitstrafe. Er hatte die Idee, dass das Motiv irgendwas Trostloses, Urbanes sein sollte. Dann hat sich Marco hingesetzt und einen Fotografen-Kumpel angehauen. Dabei kam dann dieses Foto rum. Das hat er dann aufs Cover genommen, uns geschickt und wir haben sofort gesagt: Jo, das ist es.
Thorben: Wir wollten es auch unbedingt urban haben, so 90er-Jahre mäßig. In den letzten Jahren gibt es so einen Hype, das Dorf und das Ländliche leben wieder auf und jeder will da hin. Alle reden von Heimat und es ist total en vogue, Lokalpatriotismus zu leben. Und gegen den Gedanken, dass das geil oder sexy ist, wollten wir etwas dagegenstellen. Auch wenn die erste Single dann bildlich eher ländlich ist, aber halt das Brachland im Titel hat, also auch so einen Gegenpol darstellt. Von daher können Zeitfeuilletonleser das jetzt von der anderen Seite betrachten.
Feine Sahne Fischfilet haben in ihren Videos ja auch ganz oft so Kids, die fröhlich mit dem Fahrrad übers Land fahren. Für uns war das halt die Hölle. Da wo wir herkommen aufm Dorf, das war halt scheiße. Alle haben uns gehasst, wir haben alle gehasst und auf einmal ist das cool und alle wollen das wieder, obwohl sie einen alternativen Lebensentwurf haben. Die Leute die CDU wählen und das komisch finden, wenn du Kleidung hast, die es nicht bei Tante Erna gibt, die sind halt immer noch da. Wobei Stadt nicht geil ist, das ist auch scheiße …
Stefan: Alles scheiße! (lacht)

Zu „Brachland Sonnenuntergang“ und „Dein Platz ist hier“ gibt es ja auch Musikvideos. Wie geht man als kleinere Indieband eigentlich an sowas ran, wieso produziert man heutzutage noch ein Video?
Thorben: Ich glaube, Video ist nicht mehr so wichtig ehrlich gesagt. Das dient dazu zu zeigen, was für eine dicke Nummer man ist, wenn man eine fette Produktion auffährt und eigentlich kann das auch jeder mit seiner Kamera machen. Außer in unserem Freundeskreis. (lacht)
Stefan: Krasser Diss! (lacht)
Thorben: Wenn ich mir die Klicks anschaue, habe ich das Gefühl, dass YouTube die Leute eher nervt. Weil man da immer einen Browserfenster aufhaben muss und ständig Werbung kommt. Aber bei Spotify und Deezer und sowas, da gibt es viel mehr Resonanz. Bei „Schwarzweißfotos“ von der letzten Platte, haben wir noch die Klickzahlen von YouTube als Maßstab genommen. Jetzt hat sich das echt verschoben.
Stefan: Video brauchen wir daher nicht mehr dringend, aber ich finde es schön, das zu haben. Eine Single einfach so auf Spotify zu stellen, das ist ja auch nichts.
Thorben: Es ist halt auch eine Ankündigung des Albums. Außerdem finde ich das ja auch geil, wenn das Video zum Song passt, das ist echt gar nicht so leicht. Und weil das jetzt alle machen, muss man das eigentlich noch viel besser machen, um Land zu sehen.

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Du hast gerade über den Werbezweck von Musikvideos gesprochen. Bei euch war es ja dieses Mal eine etwas längere Promophase, das letzte Captain-Planet-Album wurde dagegen sehr kurzfristig angekündigt. War das für euch auch eine Option?
Stefan: Nein, dazu waren wir echt zu lange weg. Das hängt aber auch mit unserer Mediennutzung zusammen. Social Media ist einfach so wichtig für Promo geworden in den letzten Jahren – und da sind wir echt die absoluten Vollhupen. Nachdem wir unsere Touren zu „Auf allen Festen“ abgerissen hatten, haben wir Urlaub gemacht und dann gar nix mehr. Nicht mal „Hallo uns gibt’s noch“ oder sowas. Wenn da dann so kurzfristig was ankündigst, das kriegt echt niemand mit. Man muss die Leute erstmal wieder daran erinnern, dass es die Band noch gibt. Ich hab vor einiger Zeit Tobert von Turbostaat auf einem Konzert getroffen und ich meinte, dass die Platte bald kommt. Er war dann ganz erstaunt und meinte „Ach echt, ihr macht noch Musik?“ Der dachte auch schon uns gibt’s nicht mehr, weil er nichts von uns gehört hat.
Thorben: Qualität und Aktivität der Band wird an Social Media gemessen und nicht an der Mucke. Das ist schon eher crazy. Es ist ja nicht so, dass man das nicht wüsste. Aber es macht halt trotzdem keinen Bock, irgendwelche Kackbilder zu posten. Es bleibt einem allerdings nichts übrig, außer sich da anzubiedern. Wir versuchen das jetzt auch aktiver zu machen. Wenn man auf Tour ist macht das auch Bock, aber sonst … was postet man denn? Sich zu inszenieren und zum Deppen machen, um Aufmerksamkeit zu generieren, das passt nicht zu Matula. Das ist zu viel Plastik, irgendwie.
Stefan: Die Kids fahren halt voll drauf ab, ne? (lacht)

Ihr meintet ja schon, dass ihr Matula jetzt etwas reduzierter weiterfahren werdet. Wie ist denn der genaue Plan für die Zukunft?
Stefan: Wir müssen jetzt tatsächlich sowas wie Jahrespläne erstellen. Wenn wir wissen, dann und dann wollen wir vielleicht das und das machen, dann müssen wir so und so Konzerte spielen. Dann schaut man, wo es Zeitfenster geben könnte und dann muss man frühzeitig sagen, wann man Zeit hat und muss schauen, dass man damit auskommt.
Thorben: Weniger, aber geiler, das ist das Motto. Wir wissen jetzt ja auch schon wo wir die nächsten zehn Konzerte spielen nach der Tour. Und alle vier Wochen ist man dann auf den Beinen.
Stefan: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Sind auch Festivals geplant und ist das überhaupt ein Format für euch?
Stefan: Wir haben schon Festivals gespielt, aber jetzt nicht diese riesigen Nummern, sondern eher kleine DIY-Geschichten.
Thorben: Bis dato ist Matula nicht so die Festivalband. Ich weiß auch nicht, wie das ist, um zwei Uhr nachmittags bei sowas zu spielen. Aber das hängt sicher vom Publikum ab. Das kann ja auch spannend sein, wenn da tausende Leute sind, die einen nicht kennen und eigentlich lieber was anderes hören wollen.
Stefan: Wir haben ja auch mal Bochum Total gespielt, das war schon eine ziemlich krasse Nummer. Die ganze Straße ist da voll mit Leuten und das war echt nicht verkehrt. Wenn in die Richtung irgendwelche Angebote kommen, würden wir da nicht pauschal nein sagen, aber wenn nicht, dann ist das auch nicht schlimm. Dann lieber geile Clubshows.
Thorben: Ich denk, wir werden schon ein paar Sachen spielen, aber es ist halt auch eine Terminfrage.

Könntet ihr euch vorstellen, als Support auf einer Tour dabei zu sein?
Stefan: Wenn sowas möglich ist, kann man das vereinzelt sicher machen. Aber wenn man eh schon so wenig Konzerte spielt, dann will man sich halt auch eher nicht als Support verheizen, ohne jetzt prollig oder anmaßend klingen zu wollen. Aber wenn das eine Band ist, auf die man Bock hat, wieso nicht.
Thorben: Wir haben schon vor ein paar Jahren festgestellt, dass es uns mehr Spaß macht, eigene Headlinershows zu spielen, auch wenn die sicher kleiner sind als Shows, bei denen alle drauf warten, dass der Headliner spielt. Das mit Kettcar war letztes Mal aber eine echt positive Erfahrung, das Publikum war extrem offen, es gab viel Applaus, viele Woohoos; da war ich wirklich beeindruckt. Aber da kannten uns viele in Hamburg und es gibt ja auch Überschneidungen – also auf sowas müsste man achten. Mit Propagandhi würde ich eher nicht nochmal spielen, zum Beispiel.
Stefan: Das war schon auch geil, da war auch niemand aggro oder so, aber wir und Propagandhi, das sind halt schon zwei unterschiedliche Bands.

(C) Daniel Möring

Wenn du gerade von unterschiedlichen Bands sprichst: Es gibt in Deutschland gerade viele geile Punkbands, die sich gerade bei den Texten unterscheiden. Zum einen gibt es Bands mit starken politischen Texten, zum anderen Bands wie euch, die sehr persönliche, emotionale Texte haben. Wie nehmt ihr euch in dieser Szene wahr, und habt ihr schonmal überlegt, textlich offensiver politisch zu sein?
Stefan: Manchmal hat man sich überlegt, dass es schon cool wäre, krasse Ansagen zu fahren. Aber wenn man das versucht hat, war es oft sehr krampfig. Wenn du Texte schreibst, dann sollen das einem die Leute auch abnehmen. Und wenn du selber einen Text schreibst, der dir krass gewollt vorkommt, auch wenn alles richtig daran ist, denken die Leute halt eher sowas wie „Ach die süßen Boys wollen mal so richtig krass edgy sein.“ (lacht) Dazu kommt dann noch die Musik, die wir machen, was auch ein harter Kontrast wäre. Daher sind wir eher bei den persönlichen Sachen. Aber klar, wir lassen immer was Politisches einfließen, nur nicht so offensiv.
Thorben: Es gibt schon auf allen Platten auch politische Songs, auf der neuen Platte „Der Monarch“ zum Beispiel. Wenn man sich an den Gockeln der Welt orientiert, dann versuchen wir uns dabei deren Innenleben anzuschauen. Dass Putin, Trump und Erdogan Arschlöcher sind, das weiß eh jeder, das muss man keinem erzählen. Daher find ich es spannender zu sehen, wie sich so einer fühlt, wenn er nach Hause geht. Das gibt’s ja auch im Kleineren, das gibt’s in jeder Firma. Da ist ja kein Kosmos frei von.
Man schaut man aber auch, dass es dann ein Thema ist, das nicht jeder schon zehn Mal besprochen hat, aber trotzdem etwas, das uns angeht. Das heißt, man sucht sich eher eine Nische, die nicht so plakativ ist. Die Kolleg*Innen von Deutschen Laichen haben gestern das Konzert beispielsweise eröffnet mit: „Hallo, wir sind das Kontrastprogramm, weil wir finden Deutschland scheiße“. Da hab ich mir dann auch gedacht, sag mal, glaubst du wir finden Deutschland geil?
Stefan: Gut, aber das ist deren Humor.
Thorben: Klar, aber das kommt ja nicht von ungefähr. Das kommt ja genau aus der Denkrichtung „Hey, die Emopunker, die geht das nix an“, aber das ist ja Quatsch. Von daher finde ich eine einfache Unterscheidung zwischen politisch und persönlich doch zu oberflächlich.

Wie fühlt es sich an, wenn man so persönliche Texte jeden Abend singt?
Stefan: Auf der Bühne bleibt er stark, aber hinter der Bühne kommt dann der Zusammenbruch. (lacht)
Thorben: Das ist mal so und mal so. In erster Linie ist man auf der Bühne stärker drauf fokussiert, gut zu singen und nicht so sehr drauf, wie man sich in der Situation gefühlt hat. Andererseits, wenn man da richtig drin ist und schafft, gesangstechnisch abzuliefern, dann ist es am besten. Klar, manchmal denk ich schon an die Situation, wenn es zum Beispiel um meine Liebste geht, dann ist das schon schön, das auch zu singen. Aber meistens geht es ja um Konflikte in der Arbeit und dann denk ich mir nicht, dieser Job ist so scheiße, ich muss da morgen hin und sagen, dass ich nicht mehr komme. (lacht)

(c) Daniel Möring

Was waren für euch denn Highlights aus 2018?
Thorben: Im Tourbus läuft bisher keine Musik. Ich find das auch immer ganz schlimm, wenn man da so fremdbestimmt ist. Und wenn dann 20 Leute das hören müssen, was einer möchte. FIFA-Kommentatoren hör ich hingegen gern. (lacht) Sag du doch mal, ich hab ein Kind bekommen, da ist nicht mehr viel mit Musik.
Stefan: Die neue Platte von The Dirty Nil find ich schonmal ganz geil, auch wenn ich noch nicht so viel Zeit hatte, mich reinzuhören.
Thorben: Die letzte Iron Chic ist super. Ich bin halt grade so ein Jahr hinterher, die Platten hol ich jetzt alle nach. Bei denen ist ja der Gitarrist gestorben, das höre ich da bei jedem Song mitschwingen, und da singen immer zehn Leute gleichzeitig, und ich denk da immer, was da mit den Hinterbliebenen ist … dann muss ich immer ausmachen. „Abalonia“ von Turbostaat hab ich mir auch erarbeitet, zumindest eine Hälfte, auf die komm ich klar. (lacht)
Stefan: Converge auf jeden Fall, auch die EP, die sie jetzt noch rausgehauen haben. Auf die Soloplatte von Justin Courtney Pierre von Motion City Soundtrack bin ich auch sehr gespannt, der hat drei Singles veröffentlicht, die fand ich auch ziemlich cool. Und natürlich hör ich die ganze Zeit die neue Matula. Jeden Abend. Seit gestern. (lacht)

Hört ihr denn generell eure eigenen Platten?
Stefan: Wenn was Neues rauskommt hört man sich das schon noch öfter an, als Gegencheck: Ist das jetzt wirklich alles cool, was wir rausgehauen haben, find ich was, was mich im Nachhinein nervt, ist es noch so gut, wie man das in Erinnerung hat. Ansonsten hör ich das gar nicht mehr. Am schlimmsten ist es, wenn man in die Situation kommt, dass seine Musik läuft und da andere Leute sind. Wenn ich zum Beispiel bei meinen Eltern bin. Da hab ich grade gar keinen Bock drauf, weil die meinten schon, dass ich eine CD mitbringen soll. Und dieses Vorspielen… das ist so schlimm. Bei uns im Büro auch. Um mich zu ärgern machen sie da gerne Matula an und singen mit. Da krieg ich echt einen zuviel und hau direkt ab. (lacht)

Danke für das Interview und viel Spaß auf eurer Rückkehr auf die Bühnen dieser Welt!


Wer Matula im nächsten Jahr live sehen will, hat Anfang 2019 an folgenden Terminen die Chance dazu:

18.1. Bremen – Tower
19.1. Saarbrücken – Sparte4
22.2. Braunschweig – B58
23.2. Frankfurt – Exzess
13.3. Düsseldorf – The Tube
14.3. Jena – Baracke
15.3. Nürnberg – Club Stereo
16.3. Münster – Gleis 22

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Dieses Interview wurde persönlich geführt.

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