Interview mit Hanno von Mantar

Sie kommen aus Bremen, haben nach einer 7″, die man kaum noch bekommt, gerade mit „Death By Burning“ ihr Debütalbum veröffentlicht und wurden direkt für das prestigeträchtige Roadburn Festival bestätigt – die Rede ist von MANTAR. Mit Sänger und Gitarrist Hanno sprachen wir über das Album, die Ablehnung des Labels „Sludge“ und die Vorteile einer Zwei-Mann-Band.

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Da euch wahrscheinlich einige Leser noch nicht kennen, würdest du euch einfach kurz vorstellen?
Guten Tach, ich bin Hanno von Mantar. Erinc ist gerade nicht hier. Er ist der Drummer. Unsere kleine Zwei-Mann-Band gibt es ca. seit eineinhalb Jahren, obgleich wir erst vor sieben Monaten die erste Show gespielt haben. Wir haben eine Platte aufgenommen, die interessanterweise einigen Leuten gut gefällt. Alles in Eigenregie und DIY. Dinge gehen schnell für uns dieser Tage. Jetzt ist bereits Roadburn 2014 bestätigt und es gibt fast jeden Tag neue coole Nachrichten. Wir freuen uns, dass die Band so vielen so gut gefällt. Uns übrigens auch.

pet_061Euer Debüt „Death By Burning“ hat gerade das Licht der Welt erblickt. Wie waren die bisherigen Reaktionen von den Fan und der Presse?
Mehr als wir jemals hätten erwarten können. Die Platte erscheint weltweit und wir bekommen viel Lob. Die Presse ist fast ausschließlich super und wir finden in vielen Magazinen statt. Hierzulande, aber eben auch im Ausland, was schon geil ist, wenn man auch Ami-Mags und Leuten aus England oder sonst woher Interviews geben kann. Wir freuen uns über jedes coole Feedback. Am besten sind aber doch die ganzen Mails, die wir von Leuten aus der ganzen Welt bekommen, welche Shirts bestellen, oder uns einfach nur schreiben, wie geil sie das Album finden. Wir nehmen das alles als Geschenk und freuen uns.

Als Einflüsse habt ihr Darkthrone, Motörhead und die Melvins genannt – eine recht bunte Mischung. Wie bekommt ihr diese Vielfalt stimmig unter einen Hut?
Wahrscheinlich, weil wir uns keinen Kopf darum machen, was wir spielen wollen. Namen sind eh Schall und Rauch. Wir verehren unzählige Bands – zu viele, um sie hier aufzuzählen. Jedoch kann ich mich nicht erinnern, je darüber gesprochen zu haben, was wir denn jetzt so machen wollen. Es ist eher einfach so passiert. Wir reden kaum beim Musikmachen, sondern lassen Dinge eher einfach geschehen. Wir versuchen hart und kraftvoll zu spielen. Grundsätzlich. Das ist eigentlich die einzige Agenda. Des Weiteren finde ich es nicht wichtig, Dinge immer genau benennen zu müssen. Das nimmt die Magie. Ich persönlich habe einen klaren Punkbackground, bin aber ebenfalls mit Thrash Metal sozialisiert worden… Erinc mag die Melvins sehr. Ich auch. Stehe aber zum Beispiel sehr auf Black Metal. Was die Musik grundsätzlich haben sollte, ist ein packender Groove.

Ihr habt explizit darum gebeten, euren Stil nicht als „Sludge“ zu bezeichnen – warum ist euch das wichtig? Wie würdest du euren Stil bezeichnen?
Ich habe keine Ahnung. Wir sind nicht daran interessiert, irgendeine Szene zu bedienen. Deshalb suche ich nicht nach einem Namen für unseren Stil. Sludge ist 2014 ein sehr abstrakter Begriff geworden, unter dem ich mir zwar was vorstellen kann, aber welcher für mich kein zwangsläufiges Qualitätsmerkmal wie vielleicht noch vor einigen Jahren mehr ist. Eher scheint es so wie ein „Label“, welches sich Bands aufdrücken, die eigentlich wenig eigene Soundvorstellungen haben oder nicht um ihre Wurzeln wissen. Vielleicht auch einfach, weil sie keine haben. Man hätte bei Bandgründung einiger Sludge-Szenegrößen mal fragen sollen, ob sie „Sludge“ machen. Sie hätten dir sicher eher ihre Wurzeln benannt, als sich hinter einem Oberbegriff zu verstecken. Viele Bands nutzen dieses vermeintlich populäre „Label“ um sich und ihre Musik einer bestimmten Szene und Zielgruppe zu verkaufen. Das endet darin, dass es jede Band in fünffacher Ausführung gibt und sich alles wiederholt. Versteh mich nicht falsch: Vieles, was gemeinhin als „Sludge“ gilt, finde ich toll, hat aber nur bedingt was mit MANTAR zu tun. Weder Erinc noch ich haben je bewusst diesem Genre beigewohnt. Unsere harten Einflüsse kommen aus allen möglichen Ecken und ehrlich gesagt kennen wir uns auch nicht sonderlich gut aus.

„Death By Burning“ ist ein sehr düsteres Album geworden, was hat euch dazu inspiriert?
Der Spaß an der Raserei, würde ich sagen. Wir haben das Album nicht mit der Absicht geschrieben, irgendwas Bestimmtes auszulösen. Hart sollte es sein. Nicht zwangsläufig schön, aber intensiv. Das trifft ebenfalls auf die Live-Shows zu. Dabei verspüre ich einen angenehmen, jedoch durchaus destruktiven Rausch.

Wie entstand der Titel des Albums?
Er war einfach so da.

Mantar - Death By BurningWer hat das Artwork und Layout beigesteuert und wie kamt ihr in Kontakt? Habt ihr ihm irgenwelche Vorgaben oder Hinweise gegeben, was ihr auf dem Cover sehen wolltet?
Das Bild nennt sich „The Crown“ und ist vom amerikanischen Künstler Aron Wiesenfeld. Für mich einer der besten lebenden Maler, die es gibt. Ich kannte ihn nicht, habe nur durch Zufall das Bild gesehen und wusste sofort, dass es das Cover von MANTAR sein MUSS! Es ist fast etwas unheimlich, als hätte jemand unbeabsichtigt genau das Cover gemalt, welches exakt die visuelle Umsetzung deiner eigenen Musik ist. Wer darauf zu sehen ist, ist mir nicht bekannt. Aber das Gefühl, welches das Bild bei mir auslöst, war gespenstisch. Eine wirklich bedrückendes Gefühl. Es war schon früh klar, dass die Platte „Death By Burning“ heißen würde und so war es ein absoluter Glücksgriff. Ich habe über das Internet dann einfach recherchiert und Arons Mailadresse gefunden, ihm geschrieben und ihm die Situation geschildert. Von wegen Band ohne Geld liebt seine Arbeit (auch seine anderen Bilder sind unfassbar gut!) und hätte gern eines seiner Bilder auf dem Cover. Es stellte sich heraus, das er ein sehr netter, freundlicher Typ ist, mit viel grundlegendem Verständnis für die Kunst. So eben auch für die Kunst von anderen Leuten und so gab er uns seinen Segen. Ich hoffe, das zumindest ein paar Leute nun auch durch uns auf diesen Ausnahme-Maler aufmerksam werden.

Kannst du kurz erläutern, worum es in den Texten von „Death By Burning“ geht?
Wir haben keinerlei Message außer Schwere, Raserei und Wahnsinn. Textliche Themen? Eigentlich unwichtig. Ich will niemanden belehren. Grundsätzlich dreht es sich um den Weg des Menschen zurück zu seinen Wurzeln. Das Album handelt viel von der Natur und ihrer unantastbaren Heiligkeit. Der Weg zurück zum Ursprung und dem Tag X. Stärke für die letzte Schlacht. Plus das genaue Gegenteil und Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin: Abgründe der Menschlichkeit. Die Platte heißt nicht umsonst „Death By Burning“. Kein verdammtes Tier würde auf die Idee kommen sich gegenseitig den Flammen zu übergeben, um sich selbst von aller Schuld reinzuwaschen. Allerdings richte ich nicht in den Texten. Ich be-richte lediglich.

Inwiefern spiegeln das Artwork und der Titel des Albums die Texte wider?
Das Album ist episch. Gewalttätig, auf eine meist elegante Art und Weise.
pet_127Einmal die große Rolle rückwärts – wie seid ihr als Band zueinander gekommen? Wie entstand der Name MANTAR und was steckt dahinter?
Wir kennen uns bereits seit 16 Jahren. Wir kommen beide gebürtig aus Bremen und sehen uns demnach auch als Bremer Band irgendwie. Wir waren viel bei Konzerten zusammen und haben immer mal wieder gejammt. Erinc ist ein paar Jahre älter als ich und war wichtiger Teil meiner musikalischen Sozialisation. Dadurch ist mir viel alberne Scheiße erspart geblieben. Wir haben es allerdings erst jetzt geschafft richtig zusammen Musik zu machen. Irgendwann bot es sich an und dann war es beiden sehr schnell klar, dass es mit das Beste ist, was wir je gemacht hatten. Irgendwas in uns hat wohl darauf gewartet.
Erinc ist türkischer Herkunft. MANTAR bedeutet so viel wie „Pilz“ oder so. In erster Linie klingt der Name einfach hart und kraftvoll. Passend für eine Band mit denselben Attributen, denke ich.

Ihr agiert als Duo, nur Schlagzeug, Gitarre und Gesang. War das eine bewusste Entscheidung oder eine Folge der Umstände? Was für Vor- oder auch Nachteile bringt das mit sich?
Die Vorteile hast du ja schnell erfasst. Der größte Vorteil ist aber in der Tat, dass die Entscheidungswege kurz sind, ganz abgesehen davon, dass wir musikalisch eh ein und dieselbe Vision haben und MANTAR eben durch genau diese beiden Personen funktioniert.
Für diese Besetzung haben wir uns entschieden, weil wir uns schon ewig kennen, es aber erst jetzt auf die Reihe bekommen haben uns endlich auch musikalisch zusammenzufinden. Es war von Anfang an so geplant. Wären wir fünf Leute gewesen, zwischen denen diese Art von Magie besteht, wären wir sicher mehr in der Band. Aber es gab eben nur uns zwei und es bestand zu keinem Zeitpunkt die Idee, die musikalische Vision und rohe Energie zwischen uns beiden durch irgendwelche anderen „Mitglieder“, „Musiker“ oder „Bekannte“ zu verwässern.
Der von dir aufgeführte Nachteil „kein Bass, keine zweite Gitarre“, ist für uns keiner, sondern das Gegenteil. Wir können nur eine Melodie oder ein Riff zur selben Zeit anbieten. Das reicht jedoch auch mehr als aus. Ich glaube, die Magie von MANTAR liegt darin einen musikalischen Moment zu zelebrieren. Das reicht dem Hörer. Keiner feiert einen bestimmten Song einer Band, weil gerade 1000 Sachen gleichzeitig passieren. Es sind ganz besondere Momente, Passagen, Sounds oder Melodien. Wir versuchen alles drum herum wegzulassen.
mantar verstärkerIch denke dass wir keine besonderen Anstrengungen brauchen, um mit größeren Bands mithalten zu können. Die Musik ist hart und gewalttätig. Ich spiele ein sehr ausgeklügeltes Setup über mehrere Amps. Unter anderem eben auch Bassverstärker. Das, was du auf Platte hörst, klingt auch live so. Es ist dasselbe Equipment. Sprich: kein Netz und doppelter Boden. Es gibt kaum Dopplungen auf der Platte und eben auch keinen Bass. Wir wollten, dass die Platte so klingt, wie wir auch im Proberaum klingen. Wenn man weiß, wie, kann man auch zu zweit echt abartige Sachen machen. Wir sind halt einfach sehr laut. Bisher hatten wir keine Beschwerden, dass wir nicht hart genug klingen würden. Insgesamt kann man festhalten, dass es besonders darum geht, die Dinge, die man tut, ernst zu nehmen und vor allem ernst zu meinen. Dann kann man es mit jeder Band aufnehmen.

Ihr werdet auf dem diesjährigen Roadburn auftreten – was bedeutet euch das, angesichts des Rufes dieses Festivals?
Walter, der Chef, hat uns persönlich angerufen, um uns einzuladen. Das ist schon was Geiles. Er war sehr nett und freut sich sehr, da er, wie er sagt, sehr großer Fan der Band ist. Es ist schon eine Art Ritterschlag, ohne Frage. Wir freuen uns, allerdings bilden wir uns auch nichts darauf ein. Allerdings ist es sicher schon ein Stück weit etwas Besonderes, wenn man bedenkt, wie viele Bands sich jahrelang den Arsch aufreißen, um dort zu spielen und wir spielen dort mehr oder weniger sofort. Kein Plan, vielleicht einfach Glück gehabt.

Sind noch weitere Liveaktivitäten im Laufe des Jahres geplant oder auch schon bestätigt?
Im Mai geht es auf Tour nach Portugal und Spanien. Und wir wurden in die Türkei eingeladen, nach Griechenland, sowie Südostasien, wo es eine sehr, sehr geile Underground-Szene gibt. Ich war selbst schon da und auf Tour. Das liegt also auch noch an. Irgendwie, irgendwann. Dann werden wir natürlich die guten Festivals spielen, wie DRONEBURG in Hamburg plus natürlich ROADBURN 2014 und einge mehr. Wir freuen uns einfach und gucken, was passiert. Ich hoffe, wir kommen viel rum…

Alles klar, zum Abschluss noch das traditionelle Metal1.info-Brainstorming:
Die Schweiz: Meine erste große Liebe kommt dorther. Nein, nicht Celtic Frost, Nicole hieß sie. Ich mag die Schweiz sehr. Nicole auch. Celtic Frost aber auch.
Nasum: Jo, geht gut…
Solarium: Lieber echte Sonne. Gibt’s hier eh viel zu wenig…
Kuschelrock: ich habe mir einige großartige „softe“ Alben damit versaut, dass ich mich, wann immer ich sie höre, auch an die Frauen und meine peinlichen Teenager-Tage erinnere. Irgendwie aber auch lustig, scheiden jetzt aber für immer und ewig als Grabbelmucke aus.
Mantar in fünf Jahren: Kein Plan. Im schlimmsten Fall zumindest eine coole Erinnerung.

Nochmals vielen Dank für das Interview, wenn du noh etwas hinzufügen willst, gehören die letzten Worte dir!
Ich danke dir! Ich habe schon zu viel gesagt…

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