Interview mit Erik Grawisö von Månegarm

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MÅNEGARM sind seit Jahren eine feste Größe in der Viking-Metal-Szene. “Ynglingaättens Öde” ist bereits das zehnte Album der Schweden und zu diesem Jubiläum veröffentlicht die Truppe ihr vielleicht bestes Album. Wie gewohnt geht es um die schwedische Geschichte und Mythologie, diesmal genauer gesagt um das Gedicht Ynglingatal um ein altnordisches Königsgeschlecht. Musikalisch ist der typische MÅNEGARM-Stil wieder deutlich erkennbar – mit Frontmann Erik Grawisö sprechen wir darüber, ob das gut oder schlecht ist. Außerdem geht es um das lyrische Konzept, die Geschichtsverbundenheit und die authentische Wirkung der Band.

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Hallo Erik, danke dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir?
Hi und danke! Mir geht’s gut. Mit dem anstehenden Release gibt es gerade ziemlich viel zu tun , aber es macht viel Spaß und ist inspirierend.

Euer letztes Album „Fornaldarsagor“ wurde vor drei Jahren veröffentlicht – 2019 erscheint heute wie eine ganz andere Welt. Wie seid ihr durch diese schweren Zeiten mit der Pandemie gekommen und wie erging es euch dabei?
Die Pandemie war auch so viele Weisen schrecklich, aber als wir mit dem Album angefangen haben, hatten wir tatsächlich mehr Zeit zum Komponieren und Aufnehmen. Weißt du, es gab keine Konzerte, Festivals oder Proben, wir haben also die ganze Zeit zum Schreiben und Aufnehmen und hatten dadurch mehr Zeit, um wirklich an den Songs zu arbeiten. Als die Pandemie am schlimmsten war, konnten wir uns nicht mal zum Proben treffen, aber ich habe mein eigenes kleines Studio zuhause. Daher konnte ich trotzdem viel Zeug aufnehmen, was großartig war.

Månegarm Ynglingaättens Öde Coverartwork“Ynglingaättens Öde” ist euer zehntes Album. Was bedeutet es dir, nach über 25 Jahren noch immer dabei zu sein und in dieser Zeit so viele tolle Alben veröffentlicht zu haben?
Es fühlt sich großartig an und ich bin wirklich stolz darauf, dass wir immer noch hier sind, 27 Jahre nachdem wir die Band gegründet haben, und immer noch gute Musik veröffentlichen! Wir alle lieben es und MÅNEGARM ist wie unsere zweite Familie. Ich kann mir mein Leben ohne die Band und meine Musik überhaupt nicht vorstellen.

“Ynglingaättens Öde” ist ein Konzeptalbum über das Gedicht Ynglingatal. Was fasziniert euch am Inhalt des Gedichts und wie wichtig ist die nordische Mythologie und die Geschichte eurer Vorfahren für euch?
Das stimmt, das Album basiert auf dem altnordischen Gedicht Ynglingatal. Es beschreibt eine schwedische altnordische Dynastie von Herrschern und Königen von Uppsala sowie ihre Taten, ihre Herrschaft und – vor allem – ihren Tod. Das Haus Ynglinga erhob den Anspruch, als Nachkommen des nordischen Gottes Freyr göttlichen Ursprungs zu sein. Die Könige waren religiöse und militärische Führer und starben oft auf geheimnisvolle, grausame und manchmal auch unnatürliche Weise. Jakob schreibt die Texte, er war und ist sehr fasziniert von diesem Gedicht und hatte viele coole Ideen für die Lyrics und wir alle fanden das Thema sehr interessant.

Vom Anfang in 1995 an bestand die Idee darin, Geschichten über die nordische Mythologie und die Wikingerära auf unterschiedliche Arten zu erzählen, und dabei bleiben wir. Es gibt so viele Gedichte, Sagen, Mythen und Geschichten zu entdecken und sie sind alle so faszinierend und interessant. Leider ist nur sehr wenig von dem erhalten, was es gab und je mehr Zeit vergeht, werden mehr und mehr dieser Geschichten und Sagen vergessen werden. Viele Menschen haben sie schon vergessen. Wir glauben, wenn wir unser Bestes geben, das noch erhaltene historische Material hervorzuheben, ist das unser Weg, die Geschichte am Leben zu erhalten!

Da die Yngling-Sage das erste Kapitel der Heimskringla ist: Wäre es interessant, mehr Songs über die weiteren Kapitel zu schreiben?
Ich weiß nicht, was Jakob im Kopf hat, aber das könnte eine coole Idee sein!

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MANEGARM; © Isak Skageström

Wenn ihr ein Konzeptalbum schreibt, geht ihr dann anders ans Songwriting heran, als wenn ihr keine lyrischen Vorgaben habt? Entstehen die Texte zuerst und muss die Musik daran angepasst werden?
Ich schreibe die Songs und schicke Jakob eine erste Demoaufnahme, bei der ich dann bei den Stellen, an denen ich die Worte haben möchte, sowas wie singe. Jakob macht dann einen tollen Job, mein wortloses Singen in echte Worte und Geschichten zu „übersetzen“.

Ich glaube, bei diesem Album musste Jakob etwas anders arbeiten. Das Gedicht behandelt das Schicksal von 20 schwedischen Königen – das Geschlecht der Ynglinga hatte noch einige norwegische Könige, wir haben uns aber dafür entschieden, nur über die schwedischen Könige zu schreiben. Es wäre einfach gewesen, wenn wir 20 Lieder auf dem Album gehabt hätten, denn dann hätte einfach jeder König seinen eigenen Song bekommen … aber wir hatten nicht genug Songs, nicht mal annähernd. (lacht) Ein paar ausgewählte Könige haben ihren eigenen Song auf dem Album und der Rest wird in „Freyrs Blod“ erwähnt.

Das Album fühlt sich, wie auch seine direkten Vorgänger, sehr entspannt und natürlich an. Habt ihr euren Sound gefunden und wisst genau, wie ein neues MÅNEGARM-Album klingen und sich anfühlen muss?
Danke vielmals, das ist toll zu hören! Wir haben unseren Sound definitiv gefunden und das gefällt mir wirklich gut, für mich ist das eine gute Sache. Ich kann nicht wirklich sagen, wie ein Album klingen oder werden wird, wenn ich anfange es zu schreiben. Was ich über die Jahre aber festgestellt habe ist, dass selbst wenn ich versuche zu „experimentieren“ und die Dinge ein bisschen anders angehe, klingt es am Ende doch wieder nach MÅNEGARM. (lacht)

Nachdem ich „Ynglingaättens Öde“ ein paar Mal gehört habe, fühlen sich die Songs schon an, als wären sie schon immer im MÅNEGARM-Katalog gewesen, der typische Sound ist einfach erkennbar. Ist das eine gute Sache für dich oder könnte es sein, dass ihr euch für manche Hörer repetitiv anfühlt?
Ich glaube, dass einige Leute finden, dass wir uns wiederholen. Was dieses Album angeht, haben viele, mit denen ich in Interviews gesprochen habe, tatsächlich gesagt, dass es ein abwechslungsreiches Album ist. Wir mögen unseren Sound, wir mögen was und wie wir es machen und wenn du ein neues Album von uns auflegst, sollst du auch merken, dass du ein MÅNEGARM-Album hörst. Wir versuchen, uns weiterzuentwickeln, neue Sachen auszuprobieren und besser zu machen, aber es wird nie auf Kosten des MÅNEGARM-Sounds gehen. Wir machen unser Ding jetzt schon seit so vielen Jahren, wir ändern weder unsere Ausrichtung, unseren Sound oder unseren thematischen Inhalt, auf keinen Fall! (lacht)

“Freyrs Blod” ist mit über zehn Minuten euer längster Track überhaupt. War der Song von Anfang an so lang geplant oder hat sich das während des Songwriting so entwickelt?
Es war tatsächlich nicht von Anfang an so geplant. Die ersten Parts, die ich geschrieben habe, waren die beiden Riffs am Anfang und der Refrain. Der ruhige, klare Teil in der Mitte war ursprünglich als Akustiksong gedacht, aber ich hatte dafür nicht mehr als dieses Riff… also habe ich es in die Mitte von „Freyrs Blod“ gepackt und ich finde, es passt echt gut. Es lässt den Song „atmen“ und sorgt für mehr Dynamik, die das Lied auch braucht. Es wäre nicht dasselbe und nicht so gut geworden, wenn es zehn Minuten lang nur „Metal“ gewesen wäre.

Es ist ziemlich ungewöhnlich, ein Album mit einem so langen, epischen Track zu eröffnen. Wie kam es zu Entscheidung, einen Zehnminüter als Opener zu wählen? Ich finde, es ist ein großartiger Song, der nahezu alles bietet, was MÅNEGARM ausmacht, von ruhigen und epischen Melodien über Folk und heroische Refrains bis hin zu Pagan und Black Metal.
Das, was du gerade gesagt hast, ist auch genau der Grund dafür, dass der Song der Opener geworden ist. Vielleicht ist es nicht die beste Idee, einen zehnminütigen Opener zu haben, aber wir finden, dass „Freyrs Blod“ so viele MÅNEGARM-Elemente in einem Song vereint. Es ist eine nette Zusammenfassung von dem, was wir machen, in nur zehn Minuten. Der Song beginnt hart und schnell, was uns sehr gefällt und aus diesen Gründen dachten wir, es wäre ein großartiger Opener!

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MANEGARM; © Isak Skageström

Ihr habt mit „The Wolfheart“ eine englischen Version von „Ulvhjärtat“ aufs Album gepackt. Warum habt ihr dafür diesen Song ausgewählt und was ist für euch das Besondere daran, fast alle eure Songs auf Schwedisch zu singen?
Es ist für uns einfacher, auf Schwedisch zu schreiben und uns auszudrücken. Ich finde auch, dass Schwedisch ein wenig „härter“ klingt als Englisch und vielleicht fühlt es sich authentischer an, in unserer Muttersprache zu singen, wenn wir über die Art von Themen singen, die wir behandeln. Wir haben über die Jahre auch ziemlich vielen Songs in Englisch gemacht, das ist für uns also nicht ungewöhnlich.

Bei diesem Album hatten wir sogar überlegt, das ganze Album als englische Bonusversion aufzunehmen, aber wir hatten schließlich nicht genug Zeit dafür. Wir haben also „The Wolfheart“ aufgenommen und außerdem noch etwas cooles: Wir veröffentlichen eine exklusive Holzbox mit einer 7“ Vinylsingle mit zwei weiteren englischen Versionen für die Songs “Auns Söner” und “Vitta Véttr”. Diese englischen Versionen gibt es nur dort, also kauft die Box, wenn ihr sie hören wollt. (lacht)

Eure Musik wirkt immer ehrlich und klingt, also kommt sie von Herzen. Wie wichtig ist es für euch, mit den Texten eine Botschaft rüberzubringen und dass die Hörer die Thematik der Songs auch verstehen? Für mich als nicht-schwedischen Hörer geht die Story beim Hören verloren, aber die Musik ist nach wie vor aller Emotionen und Ausdruck. Ihr habt aber eine englische Erläuterung für jeden einzelnen Song und dazu sogar jeweils ein eigenes Artwork veröffentlicht, was echt großartig ist.
Das höre ich sehr gerne, danke! Es kommt von Herzen und wir alle stecken unser Herz und unsere Seele hinein. Aber es ist auch ganz einfach – es ist das Beste, was man im Leben machen kann! Für mich geht es bei Musik vor allem um Gefühle. Wenn wir Emotionen und Gefühle erzeugen und die Hörer auf ein tolles, fünfminütiges Abenteuer mitnehmen können, ist das einfach überragend und dadurch ist jede Sekunde im Studio die Arbeit wert. Dafür machen wir das!

Und es ist super, dass die englischen Übersetzungen hilfreich sind. Wir wissen, dass die Sprachbarriere ein Problem sein kann, aber die Übersetzungen helfen hoffentlich dabei, dass jeder an unserer Story nachvollziehen kann.

Zu „En Snara Av Guld“ und „Ulvhjärtat“ habt ihr zwei sehr atmosphärische Videos gedreht. Welche Bedeutung hat die visuelle Präsentation für euch? Aufgrund der eben angesprochenen Sprachbarriere könnt ihr so sicher mehr Fans erreichen und die Story der Songs besser rüberbringen.
Wir machen gerne Videos und ich finde, dass diese beiden Videos auch sehr schön geworden sind. Ich persönlich finde, dass ”En Snara Av Guld” die Story auf eine fantastische Weise visualisiert und wir sind wirklich stolz darauf. Meine jüngste Tochter Lea singt in dem Song und meine andere Tochter Tuva spielt das Mädchen im Video. Bin ich stolz? YEAH!

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MANEGARM; © Isak Skageström

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Running Wild – Death or Glory.
Bestes Film-/Serien-/Buch-Universum:
Ich schaue gerade die letzte Staffel der Serie „Sinner“, echt gut und spannend!
Ukraine: Diese armen Menschen! Beendet den verdammten Krieg!
Etwas, das jeden Tag besser macht: Meine Frau, meine Kinder und Musik.
Das beste am Touren: Der Moment, wenn du auf der Bühne bist.
Das schlechteste am Touren: Die meisten Momente, wenn du nicht auf der Bühne bist… (lacht)
MÅNEGARM in zehn Jahren: Still rockin’!

Danke nochmal für deine Zeit, Erik! Die letzten Worte gehören dir.
Ich hoffe, ihr gebt dem neuen Album eine Chance! Wir sind sehr zufrieden damit und wir hoffen, ihr mögt es auch. Kommt im Sommer in unsere Heimatstadt Norrtälje, am 26. und 27. August wird es Zeit für die zweite Ausgabe unseres eigenen Festivals MÅNEGARM Open Air mit tollen Bands wie Moonsorrow, Grand Magus, Einherjer und weiteren! Es wird großartig, also kommt zu uns!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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