Interview mit Erik von Månegarm

Nach Tourerfolgen, Plattenfirmawechsel und einem amtlichen neuen Album war es wieder Zeit, MÅNEGARM auf den Zahn zu fühlen. Lest, was Bandkopf Erik zum Thema 15-jährigen Bestehen, Schlafen bei Minusgraden und schwedischer Literatur zu sagen hat.

Hei till Sverige! Wie schon beim letzten Mal, als Metal1.info Månegarm interviewte, steht Weihnachten vor der Tür. Und nun habt ihr noch euer neues Album „Nattväsen“ veröffentlicht. Genießt ihr die ruhige Zeit?
Ja, die genießen wir. Die Zeit um Weihnachten ist meistens etwas ruhiger, nicht so viel Arbeit, mehr Wochenenden und vielleicht Urlaub, und das fühlt sich gerade jetzt großartig an. Es war ziemlich hektisch die letzten Monate aufgrund einer Menge Arbeit mit dem Release des neuen Albums und der Releaseparty am 7. November, die wir organisiert haben.

Das erste Mal seit eurem Debüt war es nicht Kris Verwimp, der eine seiner typischen Coverzeichnungen beisteurte. Warum wähltet ihr dieses dunkle Bild für „Nattväsen“? Klar, es geht um ein „Nachtwesen“, aber so düster ist die Platte nicht.
Kris Verwimp ist ein hervorragender Künstler und wir sind mit seinen bisherigen Arbeiten höchstzufrieden, aber wir haben seine Malereien auf den letzten sechs Alben verwendet. Daher dachten wir, es wäre mal Zeit für eine Veränderung. Manchmal muss man einfach was Anderes machen. Das Cover haben wir selbst gemacht, Pierre hat das rote Symbol gezeichnet und Markus, Jonas und ich setzten alles zusammen.

Ebenfalls könnte man die schöne Stimme von Umer Mossige-Norheim vermissen. Gibt es einen besonderen Grund, weshalb sie auf „Nattväsen“ nicht mehr singt?
Kein besonderer Grund, es hat sich einfach so ergeben. Die Grundstimmung ist dunkler und härter auf „Nattväsen“ und vielleicht ist das der Grund warum wir Umer diesmal nicht mit einbezogen haben. Sie hat uns auf fast jedem Album ausgeholfen. Auf „Dödsfärd“ gab es keinen Frauengesang, also ist das hier das zweite Månegarm-Album ohne.

Es gab – wie schon erwähnt – eine Releaseparty, die ihr mit euren Landsleuten von Thyrfing und den Letten von Skyforger gefeiert hat. Das muss ja einfach obergeil gewesen sein, war es so?
Es war absolut umwerfend. Ich habe noch nie ein schwedisches Publikum so headbangen sehen, wie es es auf der Releaseparty tat. Ich persönlich finde, dass das Line-Up dieses Abends; Månegarm, Thyrfing und Skyforger, schon die Speerspitze des Genres darstellt. Drei Bands, die alle 1995 angefangen haben, das macht fast 45 Jahre Pagan Metal-Erfahrung. Das muss erst mal jemand schlagen!!! =) Die Feier hätte nicht besser laufen können, super Bands, super Publikum und ein Höllenhaufen Rock’n’Roll!!!!

Ich habe den Eindruck, dass dieses Album etwas „weicher“ produziert ist als die Werke davor. Natürlich tritt es noch Arsch, aber ward ihr unzufrieden mit der Produktion der vorherigen Alben?
Wir waren schon ziemlich zufrieden mit den vorherigen Produktionen, aber die von „Nattväsen“ tritt deutlich mehr Arsch als der Rest. Der ganze Studioaufenthalt lief glatter ab, und das lag hauptsächlich daran, dass wir eine ganze Woche mehr Zeit im Studio hatten. Frühere Aufnahmen waren sehr stressig, aber dieses mal hatten wir die Zeit alles so gut zu machen, wie wir konnten. Wir sind jedes aufgenommene Lied mehrfach durchgegangen um es perfekt zu machen, und wenn wir Zeug gefunden haben, der nicht gut genug oder einfach „zu viel“ war, haben wir das rausgeschmissen, das ganze anders arrangiert, etwas Percussion, Text oder was auch immer hinzugefügt. Pelle Säther (Produzent und Besitzer) im Studio Underground machte einen ausgezeichneten Job und er hatte eine Menge Ideen für das Klangbild des Albums!

Die Bezüge zur nordischen Mythologie erscheinen auf dem aktuellen Album stärker als zuvor. Was sind für euch die faszinierendsten Dinge an den Eddaliedern und den nordischen Mythen?
Es gibt so viele faszinierende Sachen in der nordischen Mythologie und es gibt viel Weisheit in den Mythen zu finden. Ich denke, das hat diese Mythen entstehen lassen; Weisheit und Wissen wird von einem Menschen zum nächsten erzählt und gelehrt. Ich finde, der interessanteste und wichtigste Teil/Lied/Gedicht der Edda ist das Hávamál. Das Hávamál ist die Rede/das Lied Odins und enthält verschiedene Gedichte, die praktische Lebensangelegenheiten reflektieren, über Mut und Vorsicht, über einfache Regeln und wie man sich neuen Leuten gegenüber verhalten sollte.

Mittlerweile bringt ihr ein Album alle zwei Jahre heraus – bereits seit 2003. Wie anstrengend ist das für euch, während ihr ja auch nicht wenig tourt? Könnt ihr normale Jobs weiterführen?
Es sind weniger als zwei Jahre, wenn du die Akustik-EP mit einschließt. Zu der Zeit hatten wir ein Album pro Jahr, Vredens Tid 2005, Urminnes Hävd (EP) 2006, Vargstenen 2007. Ich denke aber nicht, dass wir viel über die Jahre getourt sind. Ein wenig schon, aber wir haben Hunger auf mehr. 2008 war ein gutes Jahr, manchmal auch anstrengend., weil wir ziemlich viele Auftritte und Festivals spielten, „Nattväsen“ in dreieinhalb Wochen im September aufnahmen und die Heidenfest-Tour im November machten! Wir haben aber alle normale Jobs… wir sind noch keine Rockstars und müssen irgendwie die Rechnungen bezahlen. =)

Apropos Tour: Offensichtlich war’s für dich, Erik, etwas zu anstrengend, weil du den Trommlersessel für den Sessiondrummer Jacob Hallegren geräumt hast. Schade, wie ich finde, denn es war toll, dich gleichzeitig trommeln und singen zu sehen. Habe ich den wahren Grund dafür erfasst oder was bewog dich tatsächlich dazu?
Zu anstrengend? Was zum Teufel… hahaha!! =) Ja, du bist ziemlich dicht an der Wahrheit, denn es ist SEHR erschöpfend gleichzeitig zu trommelnd und zu singen. Dennoch war es nicht der wahre Grund. Das Ding an unserer Entscheidung war, dass wir bessere Liveshows bieten wollen, und uns erschien das nicht möglich, wenn ich gleichzeitig singe und trommle. Ein echter Frontmann/Sänger macht die Sache besser, weil man direkter im Kontakt mit dem Publikum ist. Dennoch vielen Dank für deine netten Worte! Ich mag es auch noch sehr zu trommeln und ich mochte die Shows, bei denen ich die beiden Sachen machen konnte, die ich am liebsten mag: Trommeln und Singen. Aber letzten Endes haben wir, denke ich, die richtige Entscheidung getroffen.

Ihr spieltet, wie gesagt, auch auf der sehr vollen „Heidenfest“-Tour im letzten Jahr. Ich verpasste euren Auftritt in Hamburg leider, weil ich nicht als Opener erwartet hätte, weil ein paar Bands dabei waren, die es eher verdient gehabt hätten als erste Deppen auf die Bühne geschickt zu werden, während keine Sau da ist. Wie auch immer, mochtet ihr die Tour? Was war der beste Ort?
Das „Heidenfest“ war super! Rock The Nation hatte es alles sehr gut organisiert und wir hatten eine super Zeit! Ich denke, fast alle Gigs waren gut, aber der in Paris war wohl schon das Highlight. Der Auftritt war irre, was für ein Publikum!
Über uns als Opener… als wir mit dem Organisator vor der Tour sprachen, bekamen wir den Eindruck, dass wir als zweite Band spielen würden und das wäre ok gewesen. Bald verstanden wir aber, dass wir der Opener der Tour sein würden und das war nicht, was wir erwartet hatten und echt kein Spaß. Ich finde, nach fünfzehn Jahren im Geschäft hätten wir Besseres verdient. Aber ein Riesenproblem war’s nicht für uns. Wir waren da um zu rocken und RTN musste die Running Order zusammenbasteln und wir hatten nur die Wahl das zu akzeptieren oder es sein zu lassen. Wir haben unser Bestes gegeben und Alles in Allem war es eine super Tour!!

Ihr habt nun ein paar mal eure Plattenfirma gewechselt. Weshalb diesmal und seid ihr nun endlich zufrieden mit Regain Records?
Wir wechselten von Displeased Records zu Black Lodge, als unser Vertrag mit DR endete. Wir hatten fünf Alben über DR veröffentlicht, also war Zeit für einen Wechsel. Der Grund, von Black Lodge zu Regain Records zu wechseln, ist eine ziemlich lange Geschichte, aber ich versuche es kurz zu machen. Nachdem wir „Vargstenen“ veröffentlicht hatten, wurden ein paar Auflagen von Black Lodge nicht erfüllt. Also hatten wir die Möglichkeit unsere Zusammenarbeit zu beenden und zum gleichen Zeitpunkt bekamen wir Kontakt mit Regain Records, daher beschlossen wir bei ihnen zu unterschreiben. Mit der Zusammenarbeit sind wir bisher zufrieden. Wir haben einen GROßEN Unterschied bezüglich der Promotion bemerkt, da nun die Interviews und Reviews wie nie zuvor fließen!!

Dieser Tage könnt ihr das 15-jährige Bestehen von Månegarm feiern. Was würdest du sagen ist das Beste und was das Schlechteste in eurer Bandgeschichte?
Ich weiß nicht recht… es ist schwer, das schlechteste Sache herauszupicken. Ist es ein verpasster Flug zurück aus Deutschland? Ist die schottische Aftershowparty mit all den schottischen Bastarden, die nie zum Teufel enden wollte? Ist es, als Janne versuchte aus dem Van zu springen – mitten auf der Autobahn bei 150 km/h? Oder vielleicht, als wir bei einem schwedischen Festival einen Tag zu früh ankamen und im Van bei Minusgraden schlafen mussten?? …kalt… Ich weiß nicht… =) Wir haben so viele Dinge erlebt und ich habe wahrscheinlich viele, viele verrückte Geschichten vergessen.
Die beste Sache ist fast genau so schwer. Großartig an Månegarm ist, dass wir immer noch nach fast 15 Jahren auf der Bildfläche sind. Wir machen unser Ding seit ’95 und haben sechs starke Alben veröffentlicht, nicht viele Bands können dasselbe von sich behaupten. Darauf bin ich stolz!! Wenn ich einen besonderen Augenblick nennen müsste, dann wäre es das Heidenfest, das war ’ne großartige Tour!

Månegarm war immer eine sehr unabhängige Band innerhalb der Viking Metal-Szene. Es ist schwierig herauszufinden was eure Einflüsse sind, ich hatte nur einen kleinen „Bathory“-Eindruck am Anfang von „Nattväsen“’s Titeltrack. Kannst du ein paar Bands nennen, die ihr (momentan) hört und mögt?
Ich habe immer Motörhead und Running Wild in meiner Anlage, zwei meiner Lieblingsbands, aber aktuell höre ich recht viel Deep Purple. Ich habe das „Stormbringer“-Album im Auto, daher fahre ich zur Zeit gern. =) David Coverdale ist einer der besten Sänger aller Zeiten!!
Bathory habe ich nie viel gehört, ja, ich weiß, das ist komisch =), also ist Bathory für mich kein Einfluss, wenn ich Musik schreibe. Wir werden oft gefragt: Was sind eure Einflüsse? Und jedes mal denke ich eine Weile darüber nach… was sind meine Einflüsse?? Oft komme ich zu dem Schluss, dass ich meine Inspiration aus allen Arten Musik beziehe (natürlich überwiegend Metal), aber auch aus früheren Ideen und Liedern, an denen wir gearbeitet haben. Meine persönliche Stimmung und Gefühle spielen eine große Rolle, denke ich und die meisten Lieder und Melodien kommen einfach so in meinen Kopf. Manchmal kann es Wochen gehen, ohne dass eine einzige Melodie geschrieben wird, und an manchen Tagen sprudeln die Hits!! =)

Dieses Jahr kam die Verfilmung von „Verblendung“, dem Roman des toten schwedischen Autors Stieg Larsson, ins Kino. Die ganze Trilogie – wie so viel andere schwedische Kriminalliteratur – ist ein Riesenerfolg in Deutschland, magst du sie auch? Oder anders, was sind deine Lieblingsbücher?
Die Trilogie war auch hier in Schweden ein riesiger Erfolg, der letzte Film hatte am letzten Wochenende Premiere, glaube ich. Ich habe nur den ersten Film gesehen, den ich sehr mochte, und ich werde auch die anderen sehen. Gelesen habe ich nie so viel, warum weiß ich gar nicht, aber im letzten Jahr habe ich ein bisschen angefangen. Vor ein paar Monanten las ich ein Buch, dass ich sehr mochte. Es heißt „Snabba cash“, „Schnelles Geld“ (deutscher Titel: „Spür die Angst“ von Jens Lapidus, Anm. d. Red.) und es handelt von der schwedischen Kriminalwelt mit Gangs, Drogen, Erpressung und Intrigen. Großartiges Buch!!

Okay, das war es schon fast. Nur unser übliches Metal1.brainstorming kommt noch: Was ist dein erster Gedanke, wenn ich sage…

Gustav I. Vasa
Vasaloppet (Ein Skitournier, benannt nach dem alten König)
Kaffee
Gut und notwendig, ich trinke wahrscheinlich 8-10 Tassen am Tag
Mayhem
Schweineköpfe und Blut
Pressefreiheit
Eine von Schwedens vier Grundsätzen
Köttbullar
…und Makkaroni
Hardingfela/Hardangerfidel
Norwegen
Monarchie
Der König
Åland
Fähre – Tax Free – Sturzbesoffen

Tack så mycket för intervjuen! Die letzten Worte sind deine!

Tack själv, vielen Dank! Ich hoffe all euch Metalheiden unterwegs zu sehen und in der Zwischenzeit hoffe ich, dass ihr eure heidnischen Gemüter mit dem besten Album aller Zeit abkühlt – Nattväsen!!! =)

Rock’n’Roll // Erik – Månegarm

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert