Interview mit Lutz de Putter von Mandrake

„Innocence Weakness“ heißt das mittlerweile fünfte Album der deutschen Gothic-Metaller MANDRAKE. Warum der postmoderne Ostfriese schwedisches Leichtbier am liebsten essen würde und ihn 14 Jahre Bandgeschichte nicht zum alten Hasen machen, erzählt uns Bandleader Lutz de Putter im folgenden Interview.

Hy, vielen Dank, dass Du Dir Zeit nimmst, meine Fragen zu beantworten. Die Veröffentlichung Eures 5. Albums („Innocence Weakness“) steht unmittelbar bevor. Bist Du aufgeregt?
Moin. Aufgeregt würde ich nicht sagen. Ich bin gespannt auf die Reaktionen und Kritiken zu „Innocence Weakness“. Ich hoffe doch, dass das neue Album gut aufgenommen wird.

Fünf Alben in vierzehn Jahren Bandgeschichte, würdest Du Euch inzwischen als alte Hasen in der Szene bezeichnen?
Wir sind schon ne ganze Weile dabei. Ob wir uns deshalb als alte Hasen in Der Szene sehen würde ich nicht gerade sagen. Es gibt sicherlich viele Bands die einen wesentlich größeren Erfahrungsschatz haben als Mandrake.

„Innocence Weakness“ ist mein zweiter Kontakt mit Eurer Musik, ich vermute, vielen unserer Leser seid Ihr eventuell noch gar nicht bekannt. Könntest Du kurz etwas zu Eurem bisherigen Schaffen sagen?
Jo. Ich habe Mandrake 1996 in Emden gegründet. 1997 erschien unser einziges Demo-Tape „Mandragora Offizialis“ und verkaufte sich recht gut. 1999 erschien unser Debutalbum „Forever“ in einer Auflage von 1000 Stück. In 2002 kam es dann zu einem radikalen Besetzungswechsel. Als einziges Mitglied suchte ich mir neue Mitstreiter. In 2002 erschien unsere Maxi „Entwine“. Kurze Zeit später haben wir bei Grau/Prophecy Productions unterschrieben. 2003 erschien „Calm the Seas“. 2005 „The Balance of Blue“. 2007 „Mary Celeste“ und jetzt endlich „Innocence Weakness“. That’s it.

Eure Geschichte ist jetzt keine allzu ungewöhnliche; angefangen hat es mehr oder weniger als Soloprojekt, die Musik war mit Death-Metal-Einflüssen noch etwas harscher und mit der Zeit habt Ihr Euren Stil gefunden. Ich nehme an, dass es sich dabei um einen ganz natürlichen Prozess gehandelt hat?!?
Ja, auf jeden Fall. Angefangen als Death-Metal Band mit starker Bolt Thrower Ausrichtung. Irgendwann entdeckte ich dann Bands wie Tiamat, Lake of Tears, My dying Bride etc. für mich und wollte natürlich auch so ne Art Musik machen. Also Keyboarder besorgen, dem Schlagzeuger Valium geben und los geht’s.

Sprechen wir ein wenig über das aktuelle Output, lange wart Ihr ja nicht faul nach „Mary Celeste“. Die Arbeiten dürften einigermaßen reibunsglos abgelaufen sein, oder?
Ja klar. Wir haben uns wie jedes Mal ins Soundlodge Studio zu Rhauderfehn begeben. Das kennen wir wirklich auswendig und die Arbeit innerhalb der Band läuft eigentlich immer reibungslos. Kein Stress, kein big Ego oder sonstige Eitelkeiten gibt es bei Mandrake nicht.

Ich weiß, dass die Frage ein wenig gemein anmutet, ist es denn so langweilig in Ostfriesland, dass Ihr so fleißig Musik schreiben könnt?
Na was heißt hier fleißig. Immerhin sind seit der Veröffentlichung von „Mary Celeste“ fast 3 Jahre vergangen. Nein, langweilig ist uns eigentlich nicht, dafür haben wir beruflich einfach zu viel um die Ohren. Und zum musizieren ist Ostfriesland kein schlechter Ort. Hier findest du Ruhe und Frieden.

Das Meer taucht obligatorischerweise immer wieder in Euren Songs auf, welches Konzept habt Ihr bei „Innocence Weakness“ verfolgt?
Das neue Album behandelt in vielen Songs das Thema „Einsamkeit“. Dabei geht es nicht nur um die physische Einsamkeit, sondern vor allem um die Einsamkeit in der Psyche und im sozialen Umgang miteinander. Immer mehr Menschen leben zwar ein Leben in Gesellschaft anderer, sind aber im Prinzip einsam. Fehlende Verantwortung füreinander, Zukunftsängste, fehlende Perspektiven und stärkeres Konkurrenzdenken, sowie die vernachlässigte Verantwortung für sozial schwächer Gestellte sind meine Gedanken von moderner Einsamkeit. Ich hoffe dass in dieser Richtung endlich ein Umdenken stattfindet und die unendliche Gier des Einzelnen eingedämmt wird. Anscheinend brauchen wir dazu Regeln, denn die freien liberalen Kräfte haben dieses Problem nicht lösen können. Versteh mich nicht falsch, ich möchte hier kein politisches Statement abgeben. Wichtig sind mir die Empfindungen der Menschen. (Willkommen in der Postmoderne, Anm. d. Verf.)

Der größte Unterschied zum Vorgänger scheint mir der vermehrte Einsatz der männlichen Vocals zu sein, ist das dem Konzept geschuldet oder wolltet Ihr einfach etwas an der Härteschraube drehen?
Zum Teil dient es der Thematik von „Innocence Weakness“ zum anderen wollten wir bewusst etwas mehr an Härte zulegen.

Liege ich damit richtig, dass Ihr diesmal mehr Wert auf kleine, feine Details gelegt habt, um die Musik so abwechslungsreicher zu gestalten?
Eigentlich nicht bewusst. Wir haben nur darauf geachtet, nicht jedes Stück im gleichem poppigen Tempo zu machen, sondern auch bei den Drum-Parts Wert auf Variationen zu legen.

Hast Du manchmal das Gefühl, dass Gothic Metal nach mehr als einer Dekade nicht mehr genug bietet, hättest Du also mal Lust, eine ganz andere Musikrichtung zu spielen?
Bisher fallen mir immer noch genügend Songideen ein. Aber ich spiele schon mit dem Gedanken irgendwas in Richtung Ambient zu machen. Das ganze verbunden mit einer starken Prise Depressiven Black-Metal. So in Richtung Cold World oder Trist. Da steh ich voll drauf.

Gemeinhin sagt man, dass das dritte Album einer Band über Wohl und Wehe entscheidet. Ihr seid bei Nummer fünf. Ist davon auszugehen, dass der „große“ Durchbruch ausbleiben wird? Bands wie „Xandria“ beispielsweise spielen nicht völlig andere Musik als Ihr, sind aber insgesamt doch wesentlich erfolgreicher (gewesen). Andererseits kann ich mir vorstellen, dass Ihr Eure nicht unbeachtlichen Erfolge durchaus auch als solche wahrnehmt, viele Bands würden sicher gerne mit Euch tauschen.
Ha ha, ja der große Durchbruch wird wohl nicht mehr kommen. Ist auch nicht weiter tragisch. Wir haben uns natürlich auch oft gefragt, warum andere Bands wesentlich erfolgreicher sind als wir. Mittlerweile kann ich mit unserem Status ganz gut leben. Vor zehn Jahren hätte ich mir gewünscht wesentlich erfolgreicher zu sein. Aber da hatte ich auch noch jede Menge Zeit. Heute ist das anders. Ich bin in der Tretmühle des erwachsenen Lebens angekommen, ha ha. Schade.

Wo geht die Reise in den nächsten Monaten und Jahren hin, habt Ihr schon neue Songs, geht es im Livesektor zur Sache oder was treibt Ihr sonst so?
Als nächstes arbeiten wir an einem neuen Album mit VON BRANDEN. Dann möchte ich gerne mein Solo-Project ins Leben rufen. Das sollte erstmal genügen ;-). Danach basteln wir bei Mandrake an neuen Songs.

Zum Abschluss darf das beliebte Wortspiel natürlich nicht fehlen, Deine spontanen Ideen zu den folgenden Begriffen:
Baklava: Noch nie gegessen.
Wahlomat: Sollte man sich lieber nicht drauf verlassen. Hintergrundinformationen fehlen leider völlig.
Brausetablette: In den Kaffee.
Schuhtick: Hab ich nicht.
Pripps Bla: Noch nie gegessen (dafür ist es auch nicht gedacht, Anm. d. Verf.)
Metal1.info: genial!

Vielen Dank für Deine Antworten, alles Gute für Dich und die Band und bis zum nächsten Album dann.

Publiziert am von Jan Müller

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