Interview mit Frederic Arbour von Longing For Dawn

LONGING FOR DAWN stellen trotz ihres starken 2009er Outputs „Between Elation and Despair“ immer noch einen Geheimtipp im Doom Metal dar. Dennoch baten wir Bandkopf Frederic Arbour zum Gespräch über die Metal-Szene in Kanada, ritualistische Ambient Sounds und die Wichtigkeit von Songtiteln für einen Song.

Hi, beste Grüße in den Norden! Wie geht’s?
Sehr gut, wir genießen die letzten Sommertage und bereiten uns auf einige Konzerte hier in Montreal und 2 US-Gigs im September vor.

Obwohl sich das mit dem neuen Album schnell ändern könnte, seid ihr unserer Leserschaft wohl noch nicht allzu bekannt. Möchtest du die Band und eure Geschichte kurz vorstellen?
Nun, wir stammen aus Montreal, Kanada. Ich, Frederic (Gitarre und Soundscapes), und Stefan, der Sänger, haben die Band 2004 gegründet und nach ein paar Besetzungswechseln haben wir durch die Aufnahme von Etienne (Bass), Simon (Gitarre) und Frank (Schlagzeug) das beste Longing For Dawn Line-Up gefunden. Wir hatten mit ihnen allen schon in anderen Bands zusammengespielt.

Vor noch nicht allzu langer Zeit habt ihr die Arbeiten an eurem dritten Album „Between Elation and Despair“ abgeschlossen. Was soll ich sagen, das Teil hat mich absolut umgehauen. Seid ihr selbst auch komplett zufrieden?
Ja, wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, sowohl bezüglich des Sounds als auch bezüglich der Kompositionen definitiv unser bestes Werk bisher.

Das Album erschien über Grau Records. Gibt es Verträge bezüglich zukünftiger Alben und seid ihr zufrieden mit ihrer Unterstützung?
Wir haben einen 3 Alben Deal mit Grau und dies ist die zweite CD, die über sie erscheint, unser erstes Album wurde ja über mein eigenes Label Twilight Foundation rausgebracht. Und ja, Grau haben großartige Arbeit für uns geleistet, da können wir uns nicht beschweren.

Könntest du die Hauptunterschiede zu eurem ersten und zweiten Album beschreiben? Und was war diesmal besser als bei den anderen Malen?
Es gab keine drastischen Änderungen in unserem Sound, nur eine natürliche Wandlung, die uns näher zum Kern von Longing For Dawn führte. Aber beim letzten Album gab es insofern einen Unterschied, als dass die Ambient-Sektion mit ritualistischerem Sound und Konzept aufwartete.

In meinem Review habe ich euren heftigen Rhythmus-Riff-Stil mit dem der irischen Großmeister Mourning Beloveth verglichen, wie auch den Gesang in Brutalität und Klarheit. Würdest du da zustimmen? Und was denkst du über die Band von der Insel?
Nun, ich denke, man könnte da schon Vergleiche ziehen, aber wir spielen eine komplett andere Art des Doom, als sie. Interessant, dass du sie erwähnst, da wir gerade auf unserer ersten Europatour für sie eröffnet haben. Tolle Menschen und inzwischen gute Freunde von uns.

Wie funktioniert Songwriting bei Longing For Dawn? Schreibt ihr sie komplett im Proberaum, gebt ihr ihnen dort nur den letzten Schliff oder entstehen sie komplett am heimischen Computer? Seid ihr alle zu gleichen Teilen am Songwriting beteiligt?
Für die letzten drei Alben habe ich den Großteil der Musik geschrieben, was vor allem die Hauptriffs und die Ambient Parts betrifft. Simon und Etienne arrangieren dann die rhythmischen Angelegenheiten. Ich komme normalerweise also mit verschiedenen Riffs daher und wir kümmern uns dann zusammen um Anzahl der Wiederholungen und Reihenfolge usw., entweder zuhause oder im Proberaum. Wenn ein Song dann komplett durchstrukturiert ist, füge ich in meinem Studio die Ambient Elemente hinzu. Einige Songs entstanden auch auf der Basis von Ambient Fragmenten, bei welchen erst später Gitarren hinzugefügt wurden. Eine andere, interessante Art des komponierens für uns.

Könntest du den Inhalt der Lyrics kurz zusammenfassen?
Nun, grob handeln alle von Stefans Texten von persönlichen Problemen, Beziehungen usw. Wenn man will, kann man sie wohl auch als Liebeslieder interpretieren.

Ich finde, die Songtitel haben einen sehr lebendigen Klang und setzen schon einen atmosphärischen Rahmen für die Songs. Habt ihr den fertigen Songs Namen gegeben, haben die Namen am besten zu den Texten gepasst oder habt ihr sogar die Songs anhand der Titel bzw. Texte geschrieben?
Stefan kümmert sich um alle Texte und Songtitel. Wenn die Songs alle fertig sind schaut er, welche Texte für welchen Song verwendet werden, und der Rest ergibt sich dann ganz von alleine.

Wie wichtig schätzt du folglich die Bedeutung von Songtitel und Text für einen Song ein? Denkst du, es würde den Eindruck von bspw. „The Piscean Dawn“ sehr beeinflusst haben, wenn ihr es „Total Devotion for Satan“ genannt hättet und es davon handeln würde, nachts am Friedhof rumzulungern? Oder zumindest eines von beidem? Oder sprechen die Songs in derartiger Weise für sich selbst, dass „äußere Einflüsse“, wenn man sie so nennen will, wie Songtitel und Texte die Atmosphäre gar nicht großartig beeinflussen können?
Nun, bei uns gäbe es solche Songtitel ohnehin niemals. Die Texte, die Riffs, der gesamte Song bildet ein zusammengehöriges Thema. Das ist der Grund, warum wir als Band als Musiker und Texter zusammen sind. Das ist der Kern Longing For Dawns.

Auf dem Infozettel nannten Grau euch „Funeral Doom Metal“ und in meinem Review musste ich „Doom Death Metal“ zumindest erwähnen. Auf eurer MySpace Seite wiederum heißt es „Atmospheric Doom Metal“. Denkst du, der Hörer bekommt durch solche Beschreibungen den richtigen Eindruck von eurer Musik? Für mich reicht eure Musik viel weiter, als diese drei Wörter ausdrücken können, sie verwirren den Hörer wohl sogar eher, als wirklich etwas auszusagen. Für mich ist „Between Elation and Despair“ weder Funeral, noch Death, noch Doom.
Da stimme ich dir zu, Funeral Doom, Death Doom usw. sind natürlich sehr limitierte Beschreibungen. Ich habe sogar Probleme, unsere Musik einzuordnen, wenn man nur ein Wort zur Verfügung hat. Aber ich glaube auch, dass Schubladen unumgänglich und notwendig sind. Und am Ende ist es der Hörer, der richtet. Musik spricht immer für sich selbst.

Glaubst du, dass es, wenn du in einen CD-Laden gehen und eure CD in irgendein anderes als das Metal-Regal einsortieren würdest, Leute gäbe, die mit eurer Musik etwas anfangen könnten nur aufgrund ihrer Atmosphäre, obwohl ihnen Metal an sich nicht liegt?
Ja, es gibt sogar schon Leute, die uns positive Kommentare zukommen lassen, die keinen Metal hören. Aber ich wüsste halt auch nicht, wo ich unsere Alben einordnen sollte, wenn nicht ins Metal-Regal.

Meiner Meinung nach gibt es zwei verschiedene Arten, „Between Elation and Despair“ anzuhören. Den traurigen, melancholischen Weg, und andererseits den schönen, naturverbundenen, erzählenden Weg. Je nachdem wie der Hörer es auffasst, kann es also wirklich als sehr heftiger heftiger Doom Stuff interpretiert werden, genauso wie es auch eine Geschichte erzählen kann. Würdest du da zustimmen? Und war es eure Intention, das mit dem Albumtitel zu betonen, oder hat der eine andere Bedeutung?
Klar kann die Musik auf viele Weisen interpretiert werden je nachdem, wie sich der Hörer fühlt. Für uns ist die Band eine der besten Sachen in unseren Leben, sie dient als Ventil für alle unsere Gefühle und ist dadurch natürlich sehr durch verschiedenste Emotionen beeinflusst – positiv wie negativ. Alles, von den Songtiteln über die Riffs hin zu den Ambient Passagen ist von diesen Gefühlen durchdrungen, und im Endeffekt pickt sich jeder Hörer das heraus, was er braucht.

Wie schauts mit der kanadischen Metalszene aus? Ist es möglich, da richtig zu touren, und habt ihr Metal Festivals? Kann man die Szene aktiv nennen, und gibt es Bands, die du empfehlen kannst?
Hier gibt’s eine Menge Metal, vor allem in Quebec ist viel Black und Death Metal geboten.. Touren ist aber sehr schwer, zumindest für uns, weil das Interesse an unserem Stil doch nur sehr begrenzt vorhanden ist. Und die Entfernungen sind einfach so groß, dass es schwierig ist, durch eine Tour kein Geld zu verlieren. Wir beschränken uns also auf ein paar Gigs im Jahr in und um unsere Heimatstadt- Touren tun wir dann eher in Europa und hoffentlich bald auch auf anderen Kontinenten. Empfehlen würde ich Towards Darkness, Aun, thisquietarmy, Ghast, Menace Ruine und Esker

Vor vier Jahren erschien „One Lonely Path“, euer erstes Album. Was hat sich seitdem in der Band geändert, ist es immer noch dasselbe Gefühl, z.B. ein Album aufzunehmen, oder schleicht sich da bereits eine gewisse Routine ein? Wo siehst du Longing For Dawn in vier weiteren Jahren?
Nun, seit dem zweiten Album ist das Line-Up jetzt stabil, und wie sich herausgestellt hat, ist es das beste für diese Band. Wir haben uns als Band auch weiter entwickelt, und wissen nun besser, wie Longing For Dawn klingen muss. Songs zu schreiben wird nie zur Routine werden, da wir immer wieder neue Sounds und Ideen erkunden und immer wieder vom Ergebnis überrascht sind. Bin nicht sicher, wo wir in 4 Jahren sein werden – Wenn nicht zusammen als Band werden wir aber sicher in anderen Projekten Musik machen.

Gibt es bereits Material für ein neues Album? Was können wir vom Sound erwarten, gibt es im Funeral Doom (oder wo auch immer) noch genug Raum, oder muss mal ein neuer Aspekt her?
Wir sind jetzt mit der Hälfte des vierten Albums fertig, und es läuft wirklich gut. Neue Elemente und Ideen sind schon eingebracht und wir sind sehr zuversichtlich, dass das ein weiterer, interessanter Release werden wird.

So, wir sind so gut wie fertig, was fehlt, ist das traditionelle metal1brainstorming. Woran denkst du, wenn du folgende Begriffe hörst.

Ahab: Moby Dick
Kataklysm: Maurizio
1349: Frost
My Dying Bride: Legenden
Ham sandwich (Schinkensandwich): Pam
Ham actor (schlechter Schauspieler): Pamela
Pope (Papst): Satan
Dope (Rauschgift): Psychedelics
metal1.info: Metal!

Vielen Dank, ich wünsche Longing For Dawn für die Zukunft nur das beste! Die letzten Worte gehören dir.
Dank dir sehr für das Interview und deine freundliche Unterstützung, langes Leben dir und metal1
Wer uns kennenlernen und mehr von uns hören will, kann uns hier besuchen:
www.longingfordawn.ca
www.myspace.com/longingfordawn

Publiziert am von Marius Mutz

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