LINIE kommen aus Hamburg, haben gerade ihr Debütalbum veröffentlicht und lassen sich stitlistisch nur schwer beschreiben. Über diese und andere Aspekte der Band sprachen wir mit der gesammten Truppe.
Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Alles gut bei dir?
Gerne! Uns geht´s super. Das Album ist seit knapp 2 Wochen draußen und wir hatten eine erfolgreiche Release Show in Hamburg – der Abend war der Hammer. Feedback seitens der Presse und der Fans ist mehr als wir erwartet hätten. Wie sagt man, läuft bei uns haha.
Zunächst einmal Gratulation zur Veröffentlichung eures Debüts „What We Make Our Demons Do“! Wie stolz macht einen ein solches Ereignis?
Danke! Schon sehr. Wir haben hart dafür gearbeitet und sind sehr glücklich, dass die Platte jetzt draußen ist und überall gehört werden kann. Die Möglichkeit geschaffen zu haben, das das Album da draußen jemanden was bedeuten kann ist alleine schon Großartig. Seine eigene Musik auf Vinyl oder CD im Laden stehen zu sehen ist ebenfalls eine unbezahlbare Sache.
Gab es schon Reaktionen von Seiten der Presse und der Fans? Was bedeuten dir/ euch solche (subjektiven) Rückmeldungen?
Die Pressestimmen sind unfassbar und fast ausnahmslos sehr positiv ausgefallen. Damit hätten wir nicht gerechnet. Seitens der Fans bekommen wir auch sehr positives Feedback auf das Album und den Live Shows. Beides freut uns natürlich extrem und treibt uns an weiter zu machen. Nichts desto trotz machen wir die Musik in erster Instanz für uns. Wenn dann Leute von außen unsere Begeisterung teilen können, macht es die Sache noch besser und ist sozusagen die Sahne auf der Torte.
Da euch einige unserer Leser vielleicht noch nicht kennen: Würdest du euch bitte kurz vorstellen?
Wir sind LINIE aus Hamburg und machen seit gut 1,5 Jahren zusammen Musik. Jörn (Gesang und Gitarre), Alex (Gitarre und Gesang), Ralph (Bass, Gesang), Iggi (Keys und Electronics) und Alex (Drums und Gesang). Wir haben Anfang 2014 unsere erste Demo EP veröffentlicht und seit dem 31.07.15 steht unser Debut Album in den Läden.
Eine Frage zum Albumtitel: Sind es nicht normalerweise unsere Dämonen, die uns zu etwas treiben? Wie kamt ihr auf die Idee, den Spieß umzudrehen?
Stimmt, aber wir denken das man auch dazu in der Lage ist, seine Dämonen zu nutzen und sie in bestimmte Richtungen zu lenken oder sie als Instrument zu gebrauchen. Zum Beispiel um Musik entstehen zu lassen. Das gilt aber auch für andere Situationen im Leben. Spannend wird es dann, wenn man kurz davor ist die Kontrolle zu verlieren und entscheidet loszulassen. Dann entstehen Momente in den was Großartiges entstehen kann. Gleichzeitig kann so ein Moment sich natürlich auch ins Gegenteil entwickeln. Ein schmaler Grat der gleichermaßen überwältigend und beängstigend zu gleich ist.
Kannst du uns verraten, worum es in den Texten der Platte geht?
Die Texte kommen von Jörn und Alex (Drums). Beide haben unterschiedliche Quellen, schreiben aber auch mal zusammen bzw. ergänzen sich. Größtenteils sind die Themen aus dem Leben gegriffen. Das können einzelne Sätze oder Gedanken sein, die wir aufschnappen oder Momente, die wir erlebt haben, die uns dann dazu antreiben einen Text zu schreiben und das weiter auszuführen. Es gibt schon eine gewisse Thematik in den einzelnen Songs, diese dürfen aber auch gerne anders Interpretiert werden. Wir lassen dem Hörer da auch ganz bewusst Raum für seine eigenen Gedanken. Die Musik steht klar im Vordergrund bei uns und sollte als erstes auf den Hörer wirken. Wenn man sich dann noch mit dem Text identifizieren kann oder der eine zusätzliche Wirkung hat, ist das super, aber nicht zwingend notwendig.
Mit Alex „Iggi“ Küßner habt ihr einen Mann an Bord, der sich um Keyboards und Electronics kümmert, etwas, dass im Metal ja eher selten zu sehen ist. Wie kam die Zusammenarbeit mit ihm zu Stande?
Wir haben Iggi mehr oder weniger durch Zufall kennengelernt und sind dann schnell in ersten Gesprächen zur Musik gekommen und was man schon so gemacht hat und noch machen will. Zu dem Zeitpunkt kam Ralph gerade frisch in die Band und wir hatten ein paar neue Songs geschrieben, die wir gerne aufnehmen wollten. Iggi war sofort interessiert und wir haben dann mit ihm zusammen die Demo EP produziert. Bei den Aufnahmen dazu entwickelten sich schon die ersten Einflüsse von ihm in Form von kleinen Interludes. Kurz nach der Veröffentlichung der EP haben wir dann entschieden ihn komplett in die Band zu integrieren und weiter an dem Sound zu schrauben. Das hat auf Anhieb sehr gut geklappt und schnell Früchte getragen in Form von neuen Songs, die es dann auch später auf das Album geschafft haben.
Was hat sich zwischen eure ersten EP „Negative Enthusiasm“ (2014) und dem Album verändert?
Wie gerade schon erwähnt kam mit Iggi viel frischer Wind und interessante Einflüsse in die Songs, was sich schon auf der EP angedeutet hatte. Iggi hat immer mehr seinen Platz in unserer Musik und in der Band gefunden und wir haben gemerkt, dass da was Interessantes entsteht und heranwächst. Als wir eine Handvoll neuer Songs fertig hatten und unsere Ideen für weitere Songs nicht aufhörten zu fließen, haben wir entschieden ein komplettes Album zu schreiben und das in einem Studio, unter professionellen Bedingungen aufzunehmen.
Für die Aufnahmen seid ihr, wie schon für „Negative Enthusiasm“ ins Hambuger141-Studio gegangen. Was hat euch an der Location überzeugt?
„Negative Enthusiasm“ ist nicht im 141 Studio entstanden. Für die EP haben wir uns einen kleinen Studioraum in Hamburg-Wilhelmsburg gemietet, mit wenig Equipment und viel DIY Mitteln. Als dann klar war es geht an ein Album, wollten wir in eine professionelle Studioumgebung, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen. Timo Höcke vom 141 Studio kannten wir schon länger und somit lag es mehr oder weniger auf der Hand mit ihm zu arbeiten. Nachdem wir ihm die ersten Demos geschickt hatten und er uns Live gesehen hatte, stand einer Zusammenarbeit nichts mehr im Wege. Sein Studio bietet optimale Bedingungen und mit Timo hatten wir jemanden, der sich extrem gut in den Sound einer Band hineinversetzten kann und diesen dann optimal umsetzt. Die Arbeit am Album war eine großartige Erfahrung und Timo und sein Studio war die optimale Besetzung dafür.
Wie muss man sich den Kreativprozess bei LINIE vorstellen? Entstehen die Songs gemeinsam im Probenraum oder bastelt jeder daheim an seinen Parts?
Beides ist möglich. Songs entstehen sowohl aus Jams bei den Proben als auch aus Ideen von Einzelnen. Jörn kommt viel mit Riff Ideen, aber auch Iggi hat oftmals vorbereitete Parts auf denen wir dann rumprobieren. Jeder bringt mal was mit. Wenn uns was kickt, arbeiten wir das weiter aus. Wenn nicht, halten wir uns dann auch nicht lange daran auf. Wir merken relativ schnell, ob wir es feiern oder nicht und diskutieren dann auch nicht viel. Bei uns entsteht viel aus dem Bauch heraus.
Wer hat das Spannende Artwork für euch entworfen und inwiefern wart ihr in dessen Entstehung involviert? In wie fern korrespondiert es mit den Texten?
Das Cover stammt aus der Feder von Alex Done, einem Rumänischen Künstler, den wir von seinem Freund Dan Voinea vorgeschlagen bekommen haben. Voinea hatte damals das Cover für die EP zur Verfügung gestellt und meinte dann, falls wir mal wieder was brauchen sollen wir mal die Bilder von seinem Freund auschecken. Das haben wir dann getan und waren sofort vom Stil und den Stimmungen seiner Arbeiten beeindruckt. Das Motiv, welches es dann auf das Cover geschafft hat, war schnell unter den Favoriten. Es hat eine unbeschreibliche dunkle Stimmung, die gut zu unserer Musik passt. Auf dem Bild sieht man ein Paar und eine weitere, wohl weibliche Person, etwas weiter im Hintergrund. Man kann viel hinein interpretieren, welche Rolle diese Person im Hintergrund spielt oder ob es vielleicht auch der Dämon oder das etwas anderes von einem der beiden ist. Was Positives vermittelt das Bild nicht, unserer Musik auch nicht.
Eine stilistische Einordnung eures Sounds fällt schwer, da er so viele verschiedene Einflüsse aufweist. Wie würdest du den LINIE-Sound beschreiben? War die Vielfalt beabsichtigt oder ergab sich das aus während des Schreibens?
Wir tun uns schwer mit Beschreibungen und der Einordnung unseres Sounds. Das sollen andere machen. Wir wollen da nicht zu sehr vorgreifen und eigene Gefühle oder Meinungen verfremden. Beabsichtig haben wir das auch nicht. Natürlich bringt jeder von uns seine persönlichen und musikalischen Einflüsse mit in die Band, aber wir machen uns da keinen Plan wie wir jetzt klingen sollten oder müssen um den Leuten zu gefallen. Wir klingen wie wir klingen, das kommt so aus uns raus. Wichtig ist, dass wir nah bei uns bleiben und wenige Kompromisse eingehen, was den Sound verändern und verfremden könnte. Die Leute merken schnell ob was von Herzen oder von der Stange kommt.
Gibt es schon Pläne für einzelne Liveauftritte oder eine Tour?
Ja da gibt es einiges. Wir ordnen gerade ein bisschen und loten aus was geht. Wir hoffen im Herbst/Winter eine kleine Tour spielen zu können und ein paar Städte mit unserer Musik zu beglücken.
Wie sieht die Zukunft im LINIE-Lager aus? Bastelt ihr schon wieder an neuem Material?
Hier und da entstehen schon wieder neue Songideen, definitiv. Momentan konzentrieren wir uns aber auf das aktuelle Album und das auf so viele Bühnen wie möglich zu bringen.
Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
An alle die sich das Album schon zugelegt haben, danke! An alle die das noch nicht getan haben, hört es euch an und gibt ihm eine Chance. Wir hoffen euch dann Zahlreich vor den Bühnen zu sehen.
Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle nochmals. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Mayhem: Der Zustand kann zugleich wunderbar und schrecklich sein. Die Band ist eher schwierig.
Techno: Die konsequenteste und revolutionärste Weiterentwicklung in der Musik seit Jahrzehnten.
Wacken: Etwas aus dem Ruder gelaufen, was die Größe und die Angebote neben den Bands angeht. Als Band da zu spielen, sollte nach wie vor der Wahnsinn sein. Vielleicht kommen wir ja noch zu der Erfahrung.
Dein bisheriges Lieblingsalbum 2015:
Iggi: Da hab ich noch keinen wirklichen Favoriten, aber ich hab gerade das Killing Joke Album “Killing Joke” von 2003 wiederentdeckt. Wahnsinns Album.
Jörn: Marsimoto – Ring der Nebelungen
Ralph: Der Weg Einer Freiheit – Stellar
Alex (Guitar): Lamb Of God – Sturm & Drang
Alex (Drums): Frank Carter & The Rattlesnakes – Blossom
Linie in 5 Jahren: Immer noch hungrig und gefährlich…