Interview mit Gerald Milani von Les Acteurs De L’Ombre

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LES ACTEURS DE L’OMBRE PRODUCTIONS stärken seit 2009 vornehmlich den französischen Underground im Black Metal. Doch das Label ist auch aus anderen Gründen spannend: Es basiert auf einem Verein und lebt von freiwilliger Mitarbeit. Welche Vorteile es bringt, wenn über Bandverpflichtungen demokratisch abgestimmt wird, und welche Gefahren die Corona-Krise für diese Struktur bedeutet, erzählt Labelgründer Gerald Milani in Teil 12 unseres Label-Specials.

Danke, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast! Wie geht es dir in dieser merkwürdigen Zeit?
Ganz gut soweit, auch wenn die Einsamkeit ihren Tribut fordert. Ich bin allerdings in der glücklichen Situation, bei meiner Tochter zu sein und das Sorgerecht für sie für zehn Tage zu haben, also unterrichte ich sie zu Hause. Ansonsten muss ich mich um meine Arbeit kümmern und arbeite selbstverständlich auch für das Label.

Wir befinden uns mitten in einer weltweiten Krise, die uns alle auf die eine oder andere Weise betrifft. Was sind die direkten Auswirkungen von Corona auf LES ACTEURS DE L’OMBRE PRODUCTIONS?
Wir sind auf die gleiche Weise betroffen wie alle in der Musik- und Unterhaltungsindustrie. Alles ist zum Stillstand gekommen, als ob die Welt eingeschlafen wäre. Hinzu kommt, dass der physische Vertrieb fast zum Erliegen gekommen ist, weil die Geschäfte geschlossen sind und die Leute weniger im Internet bestellen. Da die Bands ihre Tourneen absagen, werden auch Festivals abgesagt und wir werden dort nicht wie geplant einen Stand aufbauen können. Entsprechend haben wir mit enormen Einbußen zu kämpfen, die die Veröffentlichungen nach dem Sommer gefährden. Wir müssen irgendwie einen Weg finden, genug Geld einzunehmen, damit wir sie nicht verschieben müssen.

Ihr hattet eine Rabattaktion in eurem Online-Shop. Hat sich das gelohnt?
Ja, das hat wirklich sehr gut funktioniert, ehrlich gesagt besser als wir es erwartet hatten. Viele Leute haben die Gelegenheit genutzt und uns bei der Bestellung noch ein paar nette Wort geschrieben. Kein Zweifel: Sonderangebote sind erfolgreich.

Gerald Milani von LADLO © Thomas Orlanth
Gerald Milani von LADLO © Thomas Orlanth

Lass uns jetzt über die Geschichte von LES ACTEURS DE L’OMBRE PRODUCTIONS sprechen: Das Label gibt es nun schon seit über zehn Jahren. Was war deine Motivation, ein eigenes Label zu gründen?
Nach einem beruflichen Wechsel im Jahr 2008 musste ich die Leitung des 2001 gegründeten Vereins LES ACTEURS DE L’OMBRE aufgeben. Diese Gelegenheit habe ich genutzt und selbstständig für den Verein das Label gegründet. Seit 1994 bin ich leidenschaftlicher Black-Metal-Fan und engagiere mich seitdem immer wieder in der Szene … in Bands, bei einem Fanzine, einem Webzine und in der Konzert- und Festivalorganisation. Im Jahr 2011 wurden der Veranstaltungsbereich und das Label schließlich zu zwei eigenständigen, selbstverwalteten Abteilungen.

Was war die Idee hinter dem Namen LES ACTEURS DE L’OMBRE ?
Ich habe LES ACTEURS DE L’OMBRE im Jahr 2001 mit drei Freunden gegründet. Den Namen habe ich gleich bei unserem ersten Treffen vorgeschlagen. Die Idee dahinter war, einen Namen zu finden, der sowohl an Protagonisten der Underground-Szene als auch an „Schauspieler“, die sich eher im Schatten bewegen, erinnert. Ein Name, der uns in unserer Leidenschaft und unserem Aktivismus vereint, um sie zu unterstützen und am Leben zu erhalten.

Wie habt ihr die ersten Bands gefunden, die ihr unter Vertrag genommen habt, und wie konntet ihr sie von LES ACTEURS DE L’OMBRE überzeugen?
Vaerohn, Webzine-Redakteur und das Mitglied des Teams, das für die Organisation von Konzerten zuständig ist, war auf der Suche nach einem Label für sein Projekt Pensées Nocturnes („nächtliche Gedanken“). Das entsprach genau dem Bild, das ich dem Label damals geben wollte. Es war sein erstes Musikprojekt und hat deswegen keine großen Investitionen mit sich gebracht. Und so haben wir Anfang 2009 sein erstes Album „Vacuum“ veröffentlicht, das Depressive Black Metal mit Einflüssen aus der Barockmusik vermischt.

Die meisten eurer Bands kommen immer noch aus Frankreich. Ist das Teil deines Konzepts, oder liegt es daran, dass LES ACTEURS DE L’OMBRE ein französisches Label ist und dein Ruf in der französischen Black-Metal-Szene am besten ist?
Obwohl französische Bands immer die zweite Geige im Black Metal gespielt haben, sind sie als Qualitätsbands mit Persönlichkeit anerkannt und werden als kritischer Erfolg gefeiert. Sie sind oft nicht bekannt, weil vielen von ihnen die Durchsetzungskraft fehlt und sie von einflussreichen Labels immer ignoriert wurden. Allerdings besitzen die meisten von ihnen aufgrund ihrer Verbundenheit mit unserer Kultur sowie ihrer vielfältigen Einflüsse eine echte Persönlichkeit. In der Black-Metal-Szene sind einige von ihnen echte Musik-UFOs oder haben sogar musikalische Bewegungen angestoßen. Daher lag es für uns nahe, der französischen Szene Vorrang einzuräumen. Gleichzeitig erleichtern die Nähe und die gemeinsame Muttersprache natürlich die Zusammenarbeit. Wir können uns regelmäßig bei verschiedenen Veranstaltungen treffen und so die Zusammenarbeit vertiefen und uns besser kennen lernen.

Was war die erste internationale Veröffentlichung auf LES ACTEURS DE L’OMBRE und wie ist der Deal zustande gekommen?
Bisher haben wir, abgesehen von verschiedenen Seitenprojekten, mit zehn ausländischen Bands gearbeitet und zwei weitere Alben werden noch vor dem Sommer veröffentlicht. Die allererste ausländische Zusammenarbeit gab es 2011 bei der Neuauflage des selbstbetitelten Albums der baskischen Band Numen, das ursprünglich 2007 erschienen ist. Ich habe sie ehrlich gesagt erst kontaktiert, als Freunde mich gedrängt haben, mir ihr Album anzuhören. Ich hatte gerade die ersten beiden Alben von Pensées Nocturnes in den Jahren 2009 und 2010 veröffentlicht und alle drei 2011er-Veröffentlichungen waren zufälligerweise Alben ausländischer Bands: Numen, Cult Of Erinyes aus Belgien und Ebonylake aus Großbritannien. Die drei Alben unterscheiden sich erheblich; zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine künstlerische oder musikalische Vision, ich war nur von meinem persönlichen Geschmack getrieben. Wenn ich darüber nachdenke, hat das Label das gleiche Credo verfolgt: Wir wollten uns selbst zufriedenstellen und gleichzeitig das, was wir lieben, veröffentlichen: eine große Bandbreite an extremem Metal mit vielfältigen Einflüssen.

Was war das wichtigste Album für den bisherigen Erfolg des Labels?
Es gab mehrere Schritte, die es uns ermöglicht haben, allmählich zu wachsen. Das allererste Album, mit dem sich LES ACTEURS DE L’OMBRE in kürzester Zeit Vertrauen erarbeiten konnte, war das zweite Werk von Pensées Nocturnes im Jahr 2011, „Grotesque“, das in der Presse einhellig gelobt wurde. Die ersten 2.000 Exemplare waren im folgenden Jahr ausverkauft. Im Jahr 2012 verkaufte sich dann das Debütalbum „Al Azif“ von The Great Old Ones gut, aber weniger als das erste gleichnamige Album von Rregarde Les Hommes Tomber im Jahr darauf. Beide Bands haben sich jetzt über viele Veröffentlichungen einen kleinen Kampf geliefert, wobei jedes weitere Album von beiden Bands gewaltiger war als das vorige. Das hat es uns als Label ermöglicht, einen Status als Talentscout aufzubauen und uns zu etablieren. Aktuell hat „End Of Chapter“ der litauischen Band Au Dessus definitiv dazu beigetragen, das Label im Ausland bekannt zu machen.

Gab es ein konkretes Highlight für LES ACTEURS DE L’OMBRE, an das du dich gerne erinnerst?
Wir haben so viele Erinnerungen – ob es nun Auftritte und Festivals sind, die wir für unser Roster organisieren, oder Begegnungen an unseren Ständen auf Festivals, Adrenalinschübe, die bei der Veröffentlichung eines Albums ausgelöst werden … Wir erleben unvergessliche Momente. Wir sprechen regelmäßig mit Romain, unserem künstlerischen Leiter, der 2013 zu uns gekommen und derzeit das Senior-Mitglied des Labels ist, über unsere Euphorie beim Hellfest 2013, als wir unseren Stand zum ersten Mal aufgebaut haben und als dort zwei unserer Bands aufgetreten sind: Regarde Les Hommes Tomber und The Great Old Ones. Dieses Wochenende war ein echtes Highlight und es ist ein schönes Gefühl, sich daran zu erinnern. Ich weiß noch, dass wir genau zu diesem Zeitpunkt gedacht haben: „Wir erleben die beste Zeit des Labels, wir werden es nie besser machen können“. Seitdem erinnern wir uns bei jedem weiteren Hellfest oder jedes Mal, wenn wir etwas Wichtiges erleben, an diesen Moment. Früher dachten wir, dass wir dieses Gefühl der emotionalen Glückseligkeit und Zufriedenheit nie wieder erleben würden. Aber in Wahrheit erleben wir es jedes Jahr und tatsächlich wurde es sogar noch stärker.

Auch dieses Jahr hätte wieder ein besonderes Jahr mit großartigen Momenten werden sollen. Neben unserem jährlichen Stand wurden drei aktive und zwei weitere ehemalige Bands (was den Unterschied am Stand ausmacht) von LES ACTEURS DE L’OMBRE bestätigt. Wir waren das sechststärkste Label im gesamten Hellfest-Line-Up. Außerdem hatten wir geplant, 10.000 Sampler-CDs zu pressen – nicht als Einzel-, sondern als Doppel-CDs. Und wir sollten beratende Partner des Hellfest-Sprungbrett-Gewinners werden, der auf der Tempelbühne spielen sollte … zusätzlich zu den Nebenaktivitäten, die wir organisieren: Getränke, Autogrammstunden, Werbung … Alles soll auf 2021 verschoben werden, aber trotzdem wird der nächste Label-Sampler noch diesen Sommer erscheinen.

Gab es auch Tiefpunkte, Momente, in denen du an der Zukunft von LES ACTEURS DE L’OMBRE gezweifelt hast?
Klar, diese Momente gibt es auch. LES ACTEURS DE L’OMBRE ist wie eine Band, die Achterbahn fährt. Wir sitzen alle im selben Boot. Der Aufstieg scheint überwältigend, der Fall ist schwindelerregend und abgrundtief. Wir erheben gleichzeitig unsere Stimmen, aber nicht aus den gleichen Gründen – manchmal bleibt sie uns auch im Hals stecken, manchmal hören wir uns selbst nicht um Hilfe schreien. Aber wir unterstützen uns … man muss getröstet werden, wenn man Angst hat, man muss denen, die sich übergeben, die Haare zusammenhalten, und wenn wir runterfahren, wartet da ein Psychiater auf uns, um die Gemüter zu beruhigen und die Dinge in unseren Köpfen in Ordnung zu bringen. Wir stehen unter Druck, wir engagieren uns auf verschiedenen Ebenen, unsere Partner sind professionell und wir müssen uns auf eine Linie einigen. Wir wollen unser Bestes tun und uns kontinuierlich verbessern.

Es ist auch oft recht ermüdend, im wahrsten Sinne des Wortes, da wir das Label neben zu unserem Privat- und Berufsleben führen, je nachdem, wer wie viele Kapazitäten hat. Wir stehen derzeit vor einer Zeit der Zweifel. Wir arbeiten auf einer Just-in-Time-Basis, weil wir uns mehr als ein Jahr im Vorhinein verpflichten, ein Album zu veröffentlichen. Aber wie können wir sicher sein, dass sich die früheren Alben so gut verkaufen wie erwartet und wir über ausreichende Mittel verfügen, um unsere Verpflichtung einzuhalten? Bisher haben wir das immer getan, aber heute sieht die Zukunft ungewiss aus. Zwei Sommerfestivals wurden abgesagt, also fällt unser Stand aus, der Online-Verkauf in unserem Shop läuft schleppend, der weltweite physische Vertrieb von Tonträgern ist mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Die praktische Frage lautet: Woher sollen wir das Geld nehmen, um dieses Loch im Budget zu füllen? Ausgehend von der Annahme, dass es sich bis September nicht bessern wird, schätze ich die Verluste auf bis zu einem Drittel unseres Jahresbudgets.

Wie viele Angestellte arbeiten heute für LES ACTEURS DE L’OMBRE?
Wir haben keine Angestellten, da wir alle ehrenamtlich tätig sind. Daraus ergeben sich Schwierigkeiten. Aber das ist auch ein Vorteil, denn wir führen das Label wirklich nur aus Freude und Leidenschaft. Wie ich bereits erklärt habe, gibt es dadurch, dass wir uns nach den Kapazitäten im Team richten müssen, eine kleine Personalfluktuation, da man nicht über Jahre hinweg so viel geben kann. Irgendwann schaffen einige das einfach nicht mehr. Wir sind 20 Freiwillige und das Label hat einzigartige Strukturen: Über wichtige Entscheidungen wie die Verpflichtung von Bands wird abgestimmt. Jeder kann seine Meinung äußern und wir nehmen nie eine Band unter Vertrag, gegen die ein Veto eingelegt wurde oder für die nicht die Mehrheit der Mitglieder abgestimmt hat. Aufgrund der hohen Zahl der Freiwilligen und der großen Bandbreite der Aufgaben, die wir zu bewältigen haben, ist die Arbeit komplex. Wir bleiben jedoch relativ frei, wenn es darum geht, Projekte vorzuschlagen und jeder kann sich so stark engagieren wie er möchte. LES ACTEURS DE L’OMBRE ist jedermanns Label. Es ist, was wir sind. Wir sind gemeinsam stark, Solidarität ist unser Band, Leidenschaft ist unsere treibende Kraft und Momente der Freude sind unser Antrieb.

Wie wählt ihr Bands aus und was macht eine Bandbewerbung für dich interessant?
Es müssen zahlreiche Kriterien berücksichtigt werden. Natürlich sind die künstlerischen und musikalischen Fähigkeiten einer Band der ausschlaggebende Faktor. Aber wir müssen auch das große Bild sehen, denn was oft den Unterschied ausmacht, ist die Zuverlässigkeit einer Band kombiniert mit ihrer Motivation. Wenn wir ein gutes Gefühl bei der Kommunikation haben, ist das auch recht aussagekräftig. Wenn eine Band zu uns kommt und zeigt, dass sie wirklich Teil des Labels sein will, und dabei professionell an eine mögliche Zusammenarbeit herangeht, wissen wir jede Bewerbung zu würdigen. Ich meine eine Band, die mit einem Konzept und einem kompletten grafischen Universum aufwartet, eine mittel- und langfristige Vision ihrer Karriere hat, die entschlossen ist, live mit einer echten Inszenierung aufzutreten und die sich mit qualifizierten Personen umgibt, um ihre Kunst weiterzuentwickeln. Außerdem muss sich eine Band bereiterklären, uns zu unterstützen und verfügbar zu bleiben. Trotzdem veröffentlichen wir manchmal auch Bands, die erst noch gemanagt werden müssen. Diese bringen wir dann in Kontakt mit Grafikern, Fotografen, Aufnahmestudios, Booking-Agenturen und begleiten sie in verschiedenen Phasen.

Im Allgemeinen wird es immer schwieriger, Tonträger zu verkaufen. Führt das für ein kleines Label wie LES ACTEURS DE L’OMBRE zu großen Problemen?
Das Label wurde nach der Krise der Tonträgerindustrie gegründet, daher mussten wir von Anfang an in diesem unsicheren Umfeld zurechtkommen. Heute macht der Verkauf von Tonträgern (CD, LP, Kassette) 40 % unseres Umsatzes aus, sei es im Direktverkauf über unseren Online-Shop, über unsere Stände oder über die Vertriebspartner. Ein gleich großer Teil stammt aus dem Merchandising-Verkauf, und die restlichen 20% werden schließlich durch den digitalen Vertrieb und gelegentliche Auftritte unserer Bands erwirtschaftet.

Wie wichtig sind Vinyl und Kassetten für euren Erfolg und werden diese Veröffentlichungsarten der CD vorgezogen?
Wir bieten auch regelmäßig Box-Sets an, weil das Physische für uns von größter Bedeutung ist. Es ist das Heiligtum und das erste physische Abbild der Seele und von Emotionen. Kassetten und Vinyl sind untrennbar mit dem Genre verbunden: Vinyl, weil es edel ist und die Kassette wegen der wichtigen Rolle, die sie bei der Verbreitung dieses Musikstils gespielt hat. Die Kassette charakterisiert eine ganze Epoche. Dennoch verkaufen sich beide Formate weniger als CDs. Kassetten werden von einer Minderheit von Metalheads geschätzt, insbesondere von denen, die eine tiefe Verbundenheit mit dieser Epoche haben. Das Vinyl, das doppelt so teuer wie die CD ist, wird oft nur von Fans von bestimmten Bands gekauft. Deswegen können wir es uns nicht leisten, dieses Format bei jeder Veröffentlichung anzubieten, sondern müssen es den vielversprechenden Neuerscheinungen vorbehalten. Wir prüfen aber, ob es möglich ist, demnächst limitierte Auflagen anzubieten, um so viele Menschen wie möglich zufriedenzustellen.

Hast du unter allen Bands von LES ACTEURS DE L’OMBRE einen persönlichen Favoriten? Welche eurer Veröffentlichungen hörst du derzeit in deiner Freizeit am meisten?
Ich habe keine Favoriten, ich bin auf jede einzelne Album-Veröffentlichung stolz. Ich genieße es, all diese LPs regelmäßig zu hören, je nach meiner emotionalen Verfassung. Das kann sowohl ein altes oder ein neues Album sein. Im Allgemeinen höre ich mir viele Alben kurz vor ihrer Veröffentlichung an. Im Moment bleibe ich deswegen ein bisschen auf „Tome II“ von Grave Circles hängen. Das ist eine unserer Bands, die unserem ursprünglichen Genre am nächsten kommt, ohne sich darauf zu beschränken. Die Band ist vielleicht nicht revolutionär, aber sie hat es geschafft, durch eine Vielzahl von Einflüssen ihre eigene Identität zu finden und eine Art von Black Metal zu kreieren, die so gequält klingt wie die Themen, die in ihren Texten dargestellt werden. „Tome II“ ist ein intensives und abwechslungsreiches Album, das komplexe Strukturen und brutale, aber eingängige und melodische Riffs, luftige und okkulte Atmosphären zu bieten hat. Es ist ein unterirdisch lebendes, kriechendes und dissonantes Biest, das von gnadenlosen Trommeln und fast rituellen Beschwörungsformeln angereichert wird.

Kannst du uns vielleicht einen kurzen Überblick über eure jüngsten Veröffentlichungen und eure aus deiner Sicht interessantesten Bands geben? Was sollten unsere Leser nicht verpassen?
Meiner Meinung nach bieten wir eine breite Palette davon an, was im Extreme Metal mit Tendenz zum Black Metal zu finden ist und alle unsere Alben-Veröffentlichungen verdienen gleichermaßen Aufmerksamkeit. Es gibt fast für jeden Geschmack etwas. Ich finde, dass das Roster durchgehend eine hohe Qualität hat und wirklich breit gefächert ist. Das ist das Feedback der Leute, die uns folgen, die unsere Platten im vollen Vertrauen kaufen. Ich bereue keine unserer Entscheidungen, auch nicht die frühen, weil sie die Aktivitäten unseres Labels angemessen widerspiegeln. Daher möchte ich alle dazu ermutigen, einen Blick auf unsere vier neuesten Veröffentlichungen zu werfen:
– „Vestige“, die zweite LP von Penitence Onirique, veröffentlicht am 6. Dezember 2019 (Post Black Metal)
– „Okta Khora“, das achte Full-Length von Monolithe, veröffentlicht am 31. Januar 2020 (Progressive Doom Metal)
– „Kenoma“, das Debüt von Sons Of A Wanted Man, veröffentlicht am 7. Februar 2020 (Blackened Post Metal)
– „Y“, das neunte Album von Borgne, veröffentlicht am 6. März 2020 (Industrial Black Metal)

Wenn du dir irgendeine Band aussuchen könntest, welche hättest du gerne in eurem Roster?
Ich ziele nicht auf bestimmte Bands ab. Ich möchte nur unsere Arbeit so lange wie möglich mit der gleichen Begeisterung fortsetzen. Ich träume immer wieder von einer wachsenden Zahl von bereichernden Kooperationen und erinnerungswürdigen Momenten.

Was sind eure Zukunftspläne mit LES ACTEURS DE L’OMBRE und worauf konzentriert ihr euch aktuell?
Angesichts der aktuellen Situation ist es unsere Priorität, einen Weg zu finden, die nach der Sommerzeit geplanten Veröffentlichungen irgendwie zu realisieren. Gegenwärtig denken wir über Alternativen nach und während wir uns im Lockdown befinden, machen wir an Projekten weiter, die seit Jahren ruhen. Wir müssen den Glauben bewahren und hoffen, dass es uns gelingen wird, die Lücke zumindest teilweise zu schließen.

Und wo siehst du LES ACTEURS DE L’OMBRE in zehn Jahren?
Wie ich bereits sagte, bleibe ich mit beiden Beinen auf dem Boden. Wir wissen, dass wir von dem Label niemals leben werden und wir genießen lieber die täglichen Momente, ohne weitere Fragen zu stellen oder langfristige Pläne zu schmieden. Das Label wurde immer zu unserem Vergnügen geführt. Wenn ich also wüsste, dass das Label die kommenden zehn Jahren über Bestand hat, wäre ich einfach nur froh, weil ich dann weiß, dass ich auch weiterhin Spaß haben werde.

Lassen uns das Interview mit dem traditionellen Metal1-Brainstorming beenden. Was fällt dir ein, wenn du folgende Begriffe hörst:
Black Metal: In meinem Blut
Die beste französische Metal-Band: Deathspell Omega
Kassetten: In meinen Toiletten und in der Küche
Vinyl: Im Wohnzimmer
CD: Im Auto
Streaming: Im Bett

Nochmals vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, das du unseren Lesern mitteilen möchten?
Danke an dich und Metal1.info für eure Unterstützung. Ich möchte die Leser lediglich dazu ermutigen, sich unseren Veröffentlichungen anzusehen: https://ladlo.bandcamp.com/
Auch wenn unsere Bands noch nicht sehr bekannt sind, verdienen sie eure Aufmerksamkeit!

Publiziert am von und

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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