Mit ihrem mittlerweile dritten Album, „Tombola“, dürften die Münchner Rocker LEE HARVES & THE OSWALDS jeden überraschen, der ein einfaches Rock-Album erwartet – ist hier von stressigem Funk bis hin zu entspannendem Ambient-Space-Rock doch eigentlich alles geboten, was man in einer knappen Stunde Musik nur irgend unterbringen kann. Wie solche Songs entstehen, und was es sonst noch über die OSWALDS zu erzählen gibt, haben wir im Gespräch mit dem selbstgekrönten „Banddiktator“ Florian Bätz in Erfahrung gebracht:
Hallo! Wie geht’s, wie steht’s? Alles gut soweit?
Alles gut! Danke der Nachfrage.
Ich nehme an, dass die meisten unserer Leser euch noch nicht kennen. Stell doch bitte dich und deine Band kurz vor:
Also wir sind LEE HARVEY & THE OSWALDS aus dem wunderschönen Süden Münchens, in Fachkreisen auch Speckgürtel genannt. Ich bin der Alleinherrscher über das Oswaldische Universum und somit auch der Diktator der Band, das was jede gute Band braucht.
Auffällig ist ja gleich euer Bandname. Wie seid ihr damals darauf gekommen, beziehungsweise: Was steckt dahinter?
Wir wollten eine Bandnamen wie Bill Haley & the Comets oder Frank Zappa & the Mothers etc., eben einen klassischen Rock ’n‘ Roll Namen. Aber ich wollte nicht einen Namen Ich & die Band, sondern eben etwas Anderes. Irgendwann kam dann LEE HARVEY & THE OSWALDS raus. Wir haben gelacht und ihr für gut befunden.
Wie würdest du jemandem, der eure Musik noch nicht gehört hat, euer Schaffen beschreiben?
Der geballte Irrsinn im Strudel der Jetztzeit, oder eine Mischung aus Rock, Metal, Funk, Jazz und Blues.
Und in welcher Lebenslage sollte man sich euer neues Album idealerweise anhören?
Puh, das kommt auf den Song an, aber im Prinzip immer und überall.
Ok, dann gehen wir doch gleich mal etwas ins Detail: Die CD heißt „Tombola“ – was steckt hinter dem Titel, und gibt es ein textliches Konzept, das zum Titel passt?
Naja, das kann man so und so sehen. Erstmal steht der Name natürlich für die musikalische Tombola, die wir veranstalten. Da man bei ersten Durchlauf noch nicht weiß, welche Art von Musik auf einen zukommen wird. Auf der anderen Seite gibt es auf dem Album Songs die sich textlich mit der Finanzkrise oder anderen hausgemachten Problemen befassen („Break Down“, „Project52“, „Sky Remains In Silence“ usw.), was ja auch eine Art der Tombola ist wenn man schaut wie mit unserem Geld und unserer Umwelt umgegangen wird.
Wer ist eigentlich für das – übrigens sehr coole – Artwork verantwortlich, und wie viel Einfluss hattet ihr darauf?
Das Artwork ist von Andi Papelitzky, welcher auch Drummer der Band Q-Box ist. Die Idee zum Cover und dem restlichem Artwork haben Andi und ich zusammen entworfen. Die komplette Ausführung und Gestaltung hat Andi übernommen. Und wir sind ihm da auch sehr dankbar.
Musikalisch ist das Album ja eine recht bunte Mischung aus Metal, Rock und diversen Elementen verschiedenster anderer Genres. Wie entstehen die Songs, und woher nimmst du die Inspiration für die Songs?
Unterschiedlich, meistens hab ich 1-2 Riffs und der Rest ergibt sich von selbst. Meistens habe ich aber auch schon konkrete Vorstellungen, in welche Richtung ein Song gehen soll. Inspiration kann alles sein. Schwer zu sagen, was einen da genau reitet, wenn man eine Idee zu einem Song verwandelt. Habe oft die Ideen für einen Song lange im Kopf und wenn die Zeit und der Song reif ist, schreibe ich ihn auf und mache ihn fertig. Was ich vergesse, war dann eh nicht gut genug.
Schreibst du das Material komplett alleine, oder legst du nur vor, und der Rest wird zusammen erarbeitet?
Hmm, also bei den letzten beiden Alben („3 Bullets In The Mainstream“, „Still Confused But On A Higher Level“) hatte ich alles komplett geschrieben und arrangiert. Bis auf das Drumming und Gesang, da gebe ich nur grobe Vorgaben. Bei dem aktuellen Album gibt es Songs, die komplett fertig arrangiert waren und Songs die nur ein Grundgerüst waren und die wir durch Jammen in die richtige Form gebracht haben.
Eines der markantesten Merkmale ist ja der Bläsersatz. War dir von vorneherein klar, dass du bei deiner Band Bläser brauchst, oder hat sich das so entwickelt?
Es war ein Zufall, da ich beide auf eine Feier kennen gelernt habe und mir dann gleich dachte, dass es super wäre, Bläser in die Band zu holen, da wir eh gerade im Umbruch waren. Und hatte auch schon lange Lust etwas mit Bläsersätzen und komplexeren Arrangements zu schreiben.
Wo wir grade davon reden: Wie hat sich die Band überhaupt zusammengefunden?
Die Band war ursprünglich eine Death Metal Band. Cristoph (Schlagzeug), Chris (Bass), Czogie (Orgel) und ich an Gitarre und Gesang. Damals war aber schon klar, dass die Band eine etwas andere Richtung einschlagen wird als andere „klassische“ Metal-Bands.
Czogie stieg dann aus, Martin (Bruder von Christoph) stieg an der 2. Gitarre ein und wir machten eine Zeit lang weiter als Metal Band. Als Chris (Bass) und Martin (Gitarre) ausstiegen, standen Christoph und ich vor einem Neuanfang. Flo Wallisch wurde als Bassist geholt und die beiden Saxophonisten hatte ich kurz zuvor auf erwähnter Feier kennen gelernt. Nach der ersten Bandprobe war klar, dass wir genau so weiter machen müssen. Wir holten Czogie an der Orgel zurück in die Band und als Sänger Manuel Leupold, den ich bei einer abendlichen Trinktour kennengelernt habe. Somit war das Line Up von LEE HARVEY & THE OSWALDS komplett.
Die CD ist ja auf eurem eigenen, neu gegründeten Label erschienen. Nun fragt man sich, in Zeiten, in denen alle großen Labels jammern: Rentiert es sich heutzutage überhaupt noch, ein Label zu gründen?
Es kommt drauf an was man mit dem Label erreichen möchte. Ob man damit den großen Reibach machen will, oder eine Plattform bieten, auf der sich Bands präsentieren und Vertriebswege und andere Vorteile eines Labels nutzen können. Wir haben es aus dem Grund gemacht, da wir keine Lust mehr hatten, bei einem anderen Label zu sein und nicht genau zu wissen, was gemacht wird, wer bemustert wird, was wie und wo verkauft wurde. So haben wir nun die Kontrolle, wo die CD angeboten wird und wer bemustert etc. wird. Und natürlich sitzt niemand mehr dazwischen, der sich kräftig Geld abzweigt für wenig Arbeit. Wir haben auf unserem Label eine musikerfreundliche Preis- und Vertrangspolitik und mit dem Twilight-Vertrieb einen europaweiten Vertriebspartner. Wer Interesse hat kann unter www.baconbelt.de mal reinschaun und uns eine E-Mail schicken, wenn er Fragen hat
.Wo siehst du weitere Vorteile, aber wo vielleicht auch Nachteile der Eigenvermarktung?
Vorteile sind eben die größere Gewinnspanne und dass man weiß, wie viel wo und an wen verkauft wurde. Nachteil ist das fehlende Geld einer großen Plattenfirma, die natürlich viel mehr Werbung etc. schalten kann und dadurch mehr Käufer generiert.
Mit einer so ausgefallenen Musikrichtung hat man es ja nicht immer einfach – habt ihr auch schon Ablehnung oder Missfallen von Konzertbesuchern zu spüren bekommen, oder kommt ihr überall gut an?
Klar, aber passiert das nicht jeder Band oder jedem Künstler? Ich finde, wenn das Publikum merkt, dass man das, was man da macht, gerne macht, dann springt der Funke über. Das ist das, was uns immer wieder aufgefallen ist.
Was allerdings schwer ist, ist manchmal das Booking. Da man uns nicht wirklich einordnen kann und die meisten Booker lieber vorgefertigte Musikrichtungen haben wollen mit denen man natürlich viel besser werben kann.
Zeit zu träumen: Mit welchen Band würdest du, könntest du es dir aussuchen, gerne einmal auf Tour gehen?
Die Amigos.
Dann wünsch‘ ich dir, dass das eines Tages wahr wird, oder es zumindest mit LEE HARVEY AND THE OSWALDS weiter aufwärts geht!
Das war auch schon meine letzte Frage – danke dir für deine Antworten!
Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir als erstes ein, wenn du folgende Begriffe hörst:
Black Sabbath-Reunion: Braucht kein Mensch
Christian Wulff: Wulfft ihr den totalen Krieg?!
„Lulu“: Spermless like a girl..
Metal1.info: Super
Haustiere: Nein, bin Single..
München: FC Bayern
Ok, danke dir! Bis zum nächsten Mal!