Im Rahmen der Promotion zur neuen Leaves‘ Eyes Platte „Vinland Saga“ hatte unser Redakteur Daniel Popp das Glück mit Frontfrau Liv Kristine Espenaes Krull sprechen zu können.
Erst einmal herzlich willkommen in Deutschland! Ich hoffe, Du konntest Dich hier mitllerweile etwas einleben.
Ja, sehr gut sogar. Alex, Leon und ich wohnen mitten im Wald im Naturschutzgebiet. Einfach traumhaft. Ich vermisse das Meer und die Berge aber ich bin sehr glücklich hier und kann jederzeit meine Familie in Norwegen besuchen.
Welche Rolle hat denn Dein Mann bei diesem Prozess gespielt?
Ich bin wegen Alex, meiner großen Liebe, mit 20 nach Deutschland gekommen. Meine Eltern waren damit einverstanden und haben mir gesagt, ich soll meinem Herzen folgen. Es ist klasse, daß wir den gleichen Beruf haben, außer, daß er noch Manager und Produzent ist. So haben wir natürlich Verständnis dafür, was der andere beruflich tut und das ist wichtig. Alex ist mein bester Ratgeber und es ist wunderbar wenn er bei mir ist, egal ob zu Hause, auf der Bühne oder im Studio.
Vermisst Du denn Deine Heimat Norwegen?
Manchmal sehr sogar. Das heißt aber nicht, daß ich mich hier nicht wohl fühle. Es ist natürlich, heimweh zu haben. Dann gibt’s eine Platte wie „Vinland Saga“ und ich habe schon mein kleines „Stück“ Heimat in meinem CD-Player!
Naja. Dann will ich aber auch mal zur Musik kommen: Deine neue Scheibe „Vinland Saga“ ist ein Konzeptalbum, dass die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger beschreibt. Wie bist Du gerade auf diese Thematik gestoßen?
Nachdem wir 8-9 Songs fertig geschrieben hatten, fing ich damit an, an das Konzept zu denken. Ich ließ mich einfach von der Musik inspirieren. Meine Mutter hatte uns ein Buch mit Bildern von der norwegischen Westküste geschenkt, von dem ich sehr angetan war. Ich rief diesen Fotografen an und er war sofort dabei. Die Musik, die Bilder und mein Heimweh nach Norwegen haben mich dazu inspiriert über ein historisches Ereignis zu schreiben.
Als Norwegerin lernte ich sehr viel über die Zeit der Wikinger und wir sind natürlich sehr stolz darüber, daß Leif Eiriksson Amerika entdeckte, und zwar 500 Jahre vor Columbus. In der deutschen Schule lernt man zu wenig über die Germanen.
Auf der anderen seite ist „Vinland Saga“ aber auch eine Liebesgeschichte zwischen einem Vinland-Fahrer und seiner Frau. Wie kam es zu diesem ungewöhlichen Rahmen für die Handlung?
Ich habe mich dafür entschieden, die junge Frau als einziges fiktives Element hinzuzufügen und eine Liebesgeschichte daraus zu machen. Ansonsten hätten wir nur männliche Charaktere im Konzept gehabt…Im Vordergrund steht aber der historische Rahmen und die historischen Fakten über die Entdeckung Amerikas der Vikinger.
Und inwiefern hat Dich da Deine Beziehung zu Alexander inspiriert?
Die Liebesgeschichte ist eine zwischen Tyrkir the German (wie es in den Vinland Sagen steht – er war Leif Eiriksson’s bester Gefährte in der Crew) und eine norwegische junge Dame. Es ist, wie bei Alexander und mir, eine deutsch-norwegische Beziehung. Auch wir mußten warten bis wir zusammen sein durften, d.h. bis ich nach Deutschland ziehen konnte.
Betrachtet man die Credits des Albums, so fällt auf, dass lediglich die Instrumentalisten für das Komponieren der Stücke verantwortlich waren. Wie hast Du es denn geschafft, trotzdem Deine Vorstellungen in den Entstehungsprozess mit einzubringen?
Wir sind alle Teil des Komponierens. Es hängt davon ab, wer gerade Ideen hat und wer da ist. In dieser Band planen wir so gut wie nichts wenn es um die Produktion geht. Wir machen einfach weiter bis alle zufrieden sind, und bis Musik, Artwork, Texte und Konzept zueinander passen.
In jüngster Vergangenheit sind leider immer wieder Vorwürfe laut geworden bei „Leaves’ Eyes“ würde es sich um eine beliebige Band handeln, die lediglich versucht auf der Erfolgswelle von Bands wir „Nightwish“ mitzuschwimmen. Was würdest Du solchen Leuten antworten?
Schwierige Frage. Aber die Wahrheit ist: Es gab Theatre of Tragedy lange vor Nightwish, und die Band hat zehn Jahre meines Lebens ausgefüllt. Und dann kam Leaves’ Eyes. Die Jungs von Atrocity und ich wollen auf gar keinen Fall „mitschwimmen“. Wir wissen was wir tun und haben die Erfahrung, die man braucht um eigene Wege mit der Band zu gehen.
Auf der anderen Seite besteht die Band praktisch aus „Atrocity“ + Liv Kristine. Was macht die Eigenart von „Leaves’ Eyes“ aus?
Der eigene, besondere Klang, die Vielseitigkeit der Musik und vor allem die Erfahrung, die wir in die Musik mitbringen.
Hast Du denn schon einmal überlegt statt dieser eigenen Band bei „Atrocity“ einzusteigen?
Nein. Bei Atrocity bin ich „nur“ Gastsängerin und dabei bleibt’s auch.
Zum Abschluß noch die obligatorische Frage nach der Zukunft: Wie wird es mit „Leaves’ Eyes“ weitergehen? Können wir eventuell sogar darauf hoffen, die neuen Stücke im Rahmen einer Tour live zu sehen?
Wir nehmen gerade meine zweite Soloplatte auf, die im Herbst auf Roadrunner Records erscheinen wird. Atrocity arbeiten gerade an ihrer nächsten Platte. Dann folgt die Tour für Leaves‘ Eyes und dann ist es Weihnachten und das Jahr ist fast vorbei.
Liv, ich danke Dir für diese informativen Auskünfte.