Interview mit Laibach

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LAIBACH sind vieles – nur keine Band wie andere. Ein Interview aus dem Kreise des slowenischen Künstlerkollektivs beantwortet zu bekommen, kann da auch mal über ein Jahr dauern. Und selbstverständlich antwortet keine Person, sondern das kollektive Wir. Wem das als Information nicht ausreicht, der erhält so zügig wie knapp Antwort: LAIBACH. Eber, Saliger, Dachauer & Keller. Es spielt eigentlich keine Rolle, aber wir können Ihnen versichern, dass es LAIBACH waren. Grüße, das LAIBACH-Informationsbüro“. Nun denn …

LAIBACH ist aus einem Künstlerkollektiv hervorgegangen – ist davon heute noch etwas übrig oder ist es vollständig in das Musikprojekt LAIBACH übergegangen?
LAIBACH war nie „nur eine Band“ oder ein Musikprojekt; wir haben immer größer und im Kollektiv gedacht und gearbeitet. Wir betrachten uns nicht als Künstler, sondern als Ingenieure der menschlichen Seele.

In diesem Kontext: Seht ihr Eure Musik als Mittelpunkt eures künstlerischen Schaffens oder eher als ein Medium, das eure Kunst transportiert?
Wir sehen sie als eine Sprache, die Ideen in einer Weise transportiert, wie es andere Sprachen nicht können. Vor einiger Zeit ist ein Buch mit wissenschaftlichen Abhandlungen über LAIBACH erschienen. Habt ihr es selbst gelesen und was haltet ihr davon, wenn Kunstkritiker und Philosophen versuchen, die Motive in der Kunst von LAIBACH zu interpretieren?
Wir sehen jede Interpretation als relevant an, auch solche, mit denen wir nicht konform gehen. Einige sind relevanter, andere weniger. Sie helfen uns, uns selbst und andere Menschen zu verstehen – insbesondere diejenigen, die von LAIBACH berührt werden.

Euer Auftritt in Nordkorea kann zweifellos als Aktionskunst angesehen werden. Hattet ihr zu keiner Zeit Angst, dass etwas völlig schief gehen könnte und ihr verhaftet werden könntet? Schon in der Begrüßungsrede wurdet Ihr nicht gerade willkommen geheißen …
Natürlich hatten wir Angst – die haben wir immer. Aber was wäre Mut ohne Angst?

In der Ur-Version der Dokumentation über die Show waren Interview-Sequenzen mit einem bekannten Musiker aus Deutschland, die später unter Androhung von Klage herausgeschnitten werden mussten. Warum?
Er hatte LAIBACH zu hoch gelobt.

Mit dem Programm „A Sound Of Music“, das ihr für Korea interpretiert habt, wart ihr dann auch in Europa auf Tour. Hat das hier auch funktioniert, obwohl der Film hier weit weniger bekannt ist als in Asien?
Natürlich! „Sound Of Music“ gehört in der westlichen Kulturszene zu den zehn populärsten Filmen aller Zeiten, also muss er sogar als das zentrale Konzept von Europa funktioniert haben.  Man denke nur an die Familie Goebbels, die Familie Fritzl oder die Familie Trump und viele ähnliche, die die Geschichte, Kultur und Politik Europas und Amerikas geprägt haben.

Auf dem Brutal Assault 2018 habt ihr eine extrem dunkle, politisch dystopische Show gespielt. Was hat euch dazu bewogen und gibt es eine Chance, eine vergleichbare Show auf einer Indoor-Tournee zu sehen?
Mit einer guten Ton- und Lichtanlage und einem großen, willigen Publikum geschieht alles wie von selbst.  Indoor oder Outdoor – für uns macht das keinen Unterschied.

Auf der anderen Seite spielt ihr „Journey Through The Universe“ und Milan Fras trägt dazu einen Cowboyhut. Wie ernst nehmt ihr euch und wie viel Humor könnt ihr als LAIBACH zeigen?
Wir haben Humor immer todernst genommen, und natürlich nehmen wir uns selbst auch ernst genug.

Mina Špiler war bei der letzten Tournee nicht auf der Bühne. Ist sie nicht mehr Teil von LAIBACH?
Mina wird immer ein Teil von LAIBACH sein, aber jetzt muss sie ihr Leben erst einmal ihren Kindern widmen.

Eure letzten beiden Alben, „The Sound Of Music“ und „So sprach Zarathustra“ basierten auf einer Vorlage oder waren sogar als Theatermusik arrangiert. War „Spectre“, das Album davor, insofern etwas anderes, als es ohne eine solche Grundlage entstanden ist?
Das Leben selbst ist ein sehr spektrales Theaterstück, und „Spectre“ (Special Executive for Counter-intelligence, Terrorism, Revenge and Extortion organization) war irgendwie immer Teil unseres Lebens.

Hatte die Musik auf diesem Album aus eurer Sicht deswegen mehr künstlerische Ausdruckskraft?
Warum sollte „Spectre“ künstlerisch aussagekräftiger sein sollte als andere Alben? Es ist einfach in seinem Thema anders und klingt deshalb auch anders.

Habt ihr vor, ein weiteres solches Album zu machen?
Wahrscheinlich nicht auf diese Weise, aber ja, wir arbeiten im Moment an vielen neuen Alben und forschen dabei in viele verschiedene Richtungen.

Ein anderes Projekt, an dem ihr mitgewirkt habt, ist „Iron Sky – The Coming Race“, der zweite Teil einer Hochglanz-Trashfilm-Reihe, wenn man so will. Wie passt das zu LAIBACH, was fasziniert euch an den Filmen?
Der Regisseur, Timo Vuorensola. Er ist in jeder Hinsicht ein toller Kerl. Und die Handlung ist gut. Außerdem lieben wir Trash, schon immer.

Der erste Teil war noch sehr düster, der zweite ist völlig skurril und humorvoller. Welche hat euch besser gefallen?
Wir urteilen nicht über die Arbeit anderer und wir wollen keine Entscheidungen auf der Basis von Geschmack oder Vergnügen treffen; in unseren Entscheidungen folgen wir nur unserem Instinkt und unserem Schicksal.

Alles in allem macht ihr mit LAIBACH traditionell sowohl Kunst als auch ironische Aktionen. Was kommt als nächstes?
Einige ernsthafte Aktionen und einige nicht-traditionelle Kunst!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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