Obwohl es KVAEN erst seit rund fünf Jahren gibt, ist mit „The Formless Fires“ soeben bereits das dritte Album erschienen. Doch Jacob Björnfot, der Kopf hinter KVAEN, ist nicht nur extrem produktiv, sondern komponiert auch erfreulich vielseitig. Im Interview erzählt er, was ihn am Konzept des das Ein-Mann-Projekts reizt, was ihn zu stilistischem Wandel motiviert und wie KVAEN den Sprung zu Metal Blade geschafft haben.
KVAEN gibt es nun schon seit fünf Jahren. Was hat dich damals bewogen, dieses Projekt ins Leben zu rufen und welche Ziele verfolgst du mit KVAEN?
Mein Hauptziel war es, ein wirklich gutes Debütalbum zu schreiben und es von einem Label auf Vinyl veröffentlichen zu lassen. Damals hatte ich keine größeren Pläne. Das Hauptziel ist jetzt, so viel wie möglich auf Tour zu sein und die bestmöglichen Alben herauszubringen.
Warum hast du dich entschieden, KVAEN als Soloprojekt zu betreiben und dabei zu bleiben, obwohl du jetzt eine Live-Band hast?
Ich brauchte dieses Projekt, damit es nach mir klingt. Ich hatte so viel Musik, die ich aus dem Kopf bekommen, die ich in Worte und Musik fassen musste … und zwar, ohne dass mir jemand sagt, was falsch oder richtig ist. Ich bin froh, dass ich das getan habe! Nach wie vor arrangiere und komponiere ich die gesamte Musik und die Texte.
KVAEN ist extrem produktiv für ein Soloprojekt – du hast bereits dein drittes Album veröffentlicht. Hast du viel Zeit oder bist du sehr schnell beim Komponieren und Aufnehmen?
Ich war schon immer ein sehr kreativer Mensch, schon als Kind. Songs zu komponieren und zu arrangieren, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen im Leben.
Wenn man ein Album ganz alleine schreibt und aufnimmt, fehlt eine gewisse Kontrolle, die sich automatisch einstellt, wenn mehrere Leute zusammen an einem Album arbeiten. Vermisst du das manchmal, oder wie kompensierst du das?
Ich spiele in anderen Bands, wo die Leute das Recht haben, zu sagen oder zu denken, was sie wollen, und so sollte es auch sein, wenn man eine Band ist. Ich finde es immer noch toll, sich im Proberaum zu treffen und an Riffs zu jammen, aber im Fall von KVAEN ist es anders, weil ich mich entschieden habe, das alleine zu machen, und ich möchte, dass es so bleibt.
Ein weiteres Risiko, wenn man alles selbst macht, ist das Abdriften in den Perfektionismus – wie schaffst du es zu sagen: „OK, das ist jetzt fertig!“ ohne Bestätigung von außen? – egal ob man komponiert oder aufnimmt?
Ich denke, es ist sehr wichtig, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Früher war ich schrecklich darin, aber je älter ich werde, desto einfacher wird es.
Auf dem letzten Album hattest du eine ganze Reihe von Gastmusikern – diesmal hast du mit Sebastian Ramstedt und Chaq Mol auch zwei „Prominente“ an Bord. Warum war das für dich wichtig?
Ich lade immer meine Freunde ein, auf meinen Alben zu spielen, und ich tue das, weil sie meine Freunde sind und auch, weil sie großartige Musiker sind. Es macht immer sehr viel Spaß, wenn sie sich bereit erklären, auf meinen Tracks zu spielen!
Fredrik Andersson, der auch live bei KVAEN spielt, hat dieses Mal das Schlagzeug eingespielt. Inwieweit hat er auch zum Schlagzeugspiel beigetragen, was das betrifft?
Das meiste Schlagzeug wurde bereits während der Vorproduktion des Albums geschrieben, aber ich will immer, dass sich das Schlagzeugspiel auf meinen Alben menschlich anfühlt und nicht wie programmierte Drums, die heutzutage sehr populär geworden sind. Fredrik ist ein toller Schlagzeuger und er hat einen eigenen Spielstil, der die Songs natürlich noch interessanter macht.
Mit dem Album seid ihr nun auch bei Metal Blade unter Vertrag – einem der etablierten großen Labels im Metal. Hat es geholfen, dass Fredrik dort früher schon mit Amon Amarth unter Vertrag war, oder wie kam das zustande?
Alles begann im Jahr 2022, als KVAENs Booking Agent Jörg von Dragon Productions anfing, mit Andreas von Metal Blade über KVAEN zu sprechen. Andreas und ich trafen uns noch im selben Jahr auf dem Summer Breeze und es war einfach ein Riesenspaß! Und ich denke, man kann sagen, dass der Rest Geschichte ist.
Musikalisch ist das Album abwechslungsreicher als das letzte, du arbeitest mehr mit Mid-Tempo und es ist ein bisschen melodischer. War das ein bewusster Stilwechsel, oder hat sich das einfach während des Songwriting-Prozesses ergeben?
Ich will nie zweimal das gleiche Album machen. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, mich auszudrücken, ich liebe eingängige Refrains, Variationen und Dynamik. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll! (lacht)
Wie wichtig sind für dich die Texte als Teil des Gesamtkonzepts – und worum geht es bei „The Formless Fires“? Gibt es eine Verbindung zwischen Text, Cover und Albumtitel?
Die Texte sollten immer eine bestimmte Bedeutung haben, wenn du mich fragst. Ich denke, es ist super wichtig, dass man versucht, so überzeugend wie möglich zu sein, wenn man die Texte schreibt und singt. Es gibt eine starke Verbindung: Alles, was man auf dem Albumcover sieht, hat etwas mit den Songs zu tun.
Für meinen Geschmack endet das Album extrem abrupt mit einem kurzen Fade-out. Warum hast du dich dafür entschieden und nicht für ein kraftvolleres oder fulminantes Ende?
Ich mag es immer, dem Hörer etwas zurückzulassen, ich denke, das macht es interessanter und macht Lust auf mehr. Das ist auch der Grund, warum ich nie ein einstündiges Album schreibe, es ist besser, wirklich eingängige Songs zu schreiben und den Hörer durchgängig interessiert zu halten.
Was steht als Nächstes an – werden wir dich in absehbarer Zeit live auf Tournee sehen?
Ja, eine Tournee ist in diesem Moment in Planung!
Das klingt gut, wir sind gespannt! Fürs Erste aber danke für deine Zeit – lass uns mit einem kurzen Brainstorming abschließen:
Fußball-Europameisterschaft: Die Musik hat mich vor dem Sport gerettet.
Dissection: Erstaunlich.
Künstliche Intelligenz: Sowohl gut als auch schlecht. Meistens schlecht.
Dein bisheriges Album des Jahres: Rotting Christ – Pro Xristou
KVAEN in zehn Jahren: regiert die Welt!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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