Düster, monoton, deprimierend: KONVENT haben mit „Call Down The Sun“ nicht gerade eine Sammlung fröhlicher Liedchen veröffentlicht, sondern ein brachiales wie brachial atmosphärisches Werk garstiger Klänge. Die vier Däninnen konnten nach ihrem Debütalbum „Puritan Masochism“ mit ihrem zweiten Album erst recht den Death-/Doom-Underground aufwirbeln. Mit Schlagzeugerin Julie Simonsen sprechen wir über das beste „Call Down The Sun“-Wetter, die wichtigsten Elemente des Sounds und die Suche nach dem Glück.
Hi Julie, danke für deine Zeit und Glückwunsch zu eurem Album ”Call Down The Sun”. Wie geht es dir dieser Tage?
Uns gehts gut und wir sind gut beschäftigt! Es ist großartig, nach dem Lockdown endlich wieder live spielen zu können.
Mit „Puritan Masochism“ habt ihr im Undergroud ganz schön Staub aufgewirbelt. Wie habt ihr die Reaktionen und die Aufmerksamkeit auf „Call Down The Sun“ wahrgenommen und war es so, wie ihr es euch vorgestellt habt?
Die Reaktionen auf „Call Down The Sun“ waren unglaublich und haben alle unsere Hoffnungen erfüllt. Wir haben so hart an diesem Album gearbeitet, da ist es großartig, dass es den Leuten genauso gut gefällt wie uns.
Ich finde, ”Call Down The Sun” ist noch kraftvoller und brutaler als das Debüt und eine Verbesserung in allen Aspekten. Inwiefern habt ihr euch deiner Meinung nach weiterentwickelt?
Vielen Dank! Wir waren beim Schreiben von ”Call Down The Sun” viel selbstbewusster und haben wirklich versucht, mit unserem Universum und unserem Sound zu experimentieren. Wir haben uns selbst an unseren Instrumenten gefordert, was uns noch mehr zu einer Einheit zusammengeschweißt hat. Wir hoffen, dass wir auf diesem Weg weitermachen!
Der Gesang ist noch voluminöser und furchteinflößender geworden, was das Album noch mehr zu einem Schlag in die Magengrube macht. Ich finde, dass die Songs noch bedrohlicher und überzeugender sind, habe aber auch schon Meinungen gehört, denen es nicht so gut gefällt, weil die Texte noch unverständlicher sind. War diese stimmliche Entwicklung so geplant?
Rikke hat viel daran gearbeitet, tiefere Töne und höhere Tonlagen zu erzeugen, was definitiv zu der unheimlichen Stimmung beigetragen hat.
Die brutalen Vocals sind ein entscheidendes Element, das eure Musik so eindrucksvoll macht. Was würdest du sagen, ist das wichtigste Element in eurem Sound?
Ich denke, das wichtigste Element unseres Sounds ist, dass wir keine Regeln haben. Wir machen einfach ”groovy evil music” ohne einen speziellen Weg, den wir beim Songwriting gehen. Wir wollen mit unserem Sound eher ein Universum erschaffen, als mit unserem technischen Können zu beeindrucken.
Das Album entstand in der schlimmsten Covid-Phase, während das Debütalbum gerade noch vor der Pandemie rauskam. Wie hat diese Zeit das Album und euch persönlich beeinflusst?
Während Covid zu schreiben war frustrierend. Normalerweise testen wir neue Songs bei Konzerten, bevor wir sie für ein aufnehmen. Ein Album zu veröffentlichen, von dem wir nie auch nur einen Song vor einem Livepublikum spielen konnten, war echt nervenaufreibend!
Auch wenn die Pandemie noch nicht vorbei ist, öffnen die Clubs in ganz Europa endlich wieder und die Beschränkungen fallen mehr und mehr weg. Fühlt es sich für dich mit der Aussicht auf all die Konzerte im Sommer und dem Wegfall aller gesundheitlichen Sicherheitsvorkehrungen wieder wie Normalität an?
Es kommt wirklich darauf an, wo auf der Welt wir uns gerade befinden. Hier bei uns in Dänemark ist alles wieder normal und das sogar schon für eine ganze Zeit. Wenn wir auf Tour sind, fühlt sich zuerst also an, als hätte es Covid nie gegeben, wenn wir irgendeine Grenze überqueren, müssen wir plötzlich wieder Masken tragen. Es ist also in jedem Land sehr unterschiedlich.
Anfang März kam so langsam der Frühling, die ersten Krokusse sprossen aus der Erde und die Sonne kam immer öfter raus – und dann kommt ihr mit so einem düsteren, fiesen Album um die Ecke! Wie passt „Call Down The Sun“ zu den hellen und schönen Tagen?
Wir möchten gerne glauben, dass jedes Wetter ”Call Down The Sun”-Wetter ist! Man kann das ganze Jahr über düsteren, fiesen Metal hören. Ich tue es jedenfalls!
”Grains” und ”Pipe Dream” haben sehr dynamische Rhythmen, während die meisten Tracks wie ”In The Soot” und ”Fatamorgana” sehr langsam und monoton in Richtung Funeral Doom gehen. Habt ihr beim Songwriting auf ein gewisses Maß an Abwechslung im Songwriting?
Ich glaube, es passiert bei uns ganz natürlich, dass wir nach dem Fertigstellen eines langsamen Songs wie ”Fatamorgana” etwas mit mehr Uptempo-Groove ”in your face” schreiben wollen.
In den Texten scheint es vordergründig um weite Wüsten und Einsamkeit zu gehen, aber auch um Hilflosigkeit, Selbstfindung und den Versuch, sich trotz aller Probleme den eigenen Antrieb zu bewahren oder wiederzuerlangen. Wie würdest du das lyrische Thema des Albums umreißen und würdest du „Call Down The Sun“ als Konzeptalbum bezeichnen?
”Puritan Masochism” hat viele Wasser-Metaphern und Rikke wollte das gleiche mit Sand und Wüstenatmosphäre machen. Die Mysterien der Wüste sind für uns sehr faszinierend.
Fließen in die Texte auch persönliche Erfahrungen oder Gedanken ein? Woher zieht ihr die Inspirationen für die düsteren Lyrics?
Rikke schreibt alle Texte. Wir haben normalerweise Ideen für Themen, die wir zusammen besprechen und Rikke macht daraus großartige Texte. Die meisten Songs drehen sich um die innere Suche nach dem Glück, ohne es aber zu finden und dass man sich der Realität, die einen umgibt, nicht stellen kann oder will.
Eure Videos, vor allem das zu „Grains“, sind meistens sehr minimalistisch und unterstreichen die dunkle Atmosphäre der Songs. Wie wichtig sind die visuelle Präsentation und Musikvideos für euch? Heutzutage sind sie wahrscheinlich sehr wichtig für Promotion und um neue Hörer zu erreichen.
Das sind sie auf jeden Fall! Wir wollen, dass unsere Hörer die Lieder selbst interpretieren und es nicht nur einen Weg gibt, sie zu erklären. Wenn wir unsere Musikvideos drehen, wollen wir keine zu detaillierte Story erzählen. Wir halten sie minimalistisch, damit die Hörer ihre eigene Bedeutung für den Song finden können.
Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum: Black Sabbath – Sabotage.
Ukraine: Was in der Ukraine geschieht, ist unglaublich schrecklich und wir hoffen, dass es allen in der Ukraine geht gut und alle sind sicher sind.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: ”Der Herr der Ringe”.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Bier.
Das beste, um die freie Zeit auf Tour zu verbringen: Bier. (lacht)
KONVENT in zehn Jahren: Alt und hoffentlich noch mit Musik beschäftigt!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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