Interview mit Alf Ator von Knorkator

Ende des Jahres ist es dann tatsächlich vorbei: Spaß und Freude in deutschen Häusern wird weitläufig der Vergangenheit angehören, traurige und bedrückte Gesichter allerorts werden zu sehen sein. KNORKATOR auf dem „Weg nach unten“, unaufhaltsam. Die Abschiedstour läuft, mit einer letzten und doppelten DVD wird der Schmerz gestillt und Alf Ator plaudert mit uns über das nahende und unumkehrbare Schicksal Deutschlands meister Band der Welt.

Sehr geehrter Alf Ator! Ich möchte dich herzlichst begrüßen und hoffe, es geht dir fantastisch und die Vorbereitungen auf die Tour laufen bestens.
Herzlichste Grüße zurück! Es geht mir in der Tat fantastisch, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wir sind alle gut drauf, sind jeden Tag besoffen und kichern von morgens bis abends.

Für euere 33 letzten Gastspiele im Herbst plant ihr doch bestimmt was Besonderes. Worauf können wir uns freuen, wird es dolle Überraschungen geben?
Wir werden in Betten liegend, am Tropf hängend, an Geräte angeschlossen sein, die unsere Gehirnwellen in Musik umrechnen. Stumpen wird vor jedem Konzert in einen Eiswürfel eingefroren (zusammen mit seinem Mikrofon). Buzz Dee hat sich für die Tour umkrempeln lassen, das Publikum sieht sozusagen sein Innenleben. Ich habe meine Haare zu Fingern umoperieren lassen und spiele 911 Keyboards gleichzeitig. Tim und Nick haben aus ihren besten Teilen einen einzigen Supermenschen, einen Bassdrummer, bzw. Brummer bauen lassen. Er heißt Tick.

Auf der neuen DVD finden sich zwar zwei fantastische Konzerte, aber kaum Extras. Gibt es da einen speziellen Grund dafür, wird beim “Familie“-Punkt schlicht alles erzählt, was es gibt?
Ja.

Warum wurden für die DVD gerade diese beiden Konzerte ausgewählt?
Weil zu jedem anderen Konzerttermin irgend ein wichtiger Mitarbeiter der Filmcrew in Urlaub war.

Bekanntlich wurdest du von eueren Kindern aufgrund Kinderarbeit für das “Kinderlied“ verklagt. Wie laufen die Verhandlungen, was erwarten sich die Kinder davon und siehst du überhaupt noch Chancen, da jemals heil rauszukommen?
Es lief auf einen Vergleich hinaus. Wir haben uns verpflichtet, getrennte Toiletten in den Proberaum unserer Kinder einzubauen, gleichzeitig bekommen sie den üblichen bezahlten Urlaub zugesprochen, und in der Kantine gibt es keinen Konservenfraß mehr. Hätten sie wie geplant die Todesstrafe durchsetzen können, wäre eine Kündigung unvermeidbar gewesen.

Was war für euch persönlich bei den Unplugged Konzerten schöner bzw. weniger schön als bei normalen Auftritten?
Ich konnte sitzen.

Insgesamt gibt es nun vier Knorkator-Konzerte auf DVD, inklusive dem auf der Bonus-DVD vom letzten Album. Was macht jedes der Konzerte zu etwas Besonderem?
Da fragst du mich zu viel. Ich dachte bis eben, das wäre jedes mal das gleiche Konzert gewesen.

Hätten Knorkator jemals ohne Alf, Stumpen oder gar den alten Buzz Dee funktionieren können?
Wir drei lassen uns schon seit dem ersten Konzert durch Doppelgänger ersetzen. Wir selbst können das gar nicht mehr.

Wird es von Knorkator auch eine kommerzielle Best Of geben, um die Rentenkasse noch mal zu füllen? Oder reicht eine Schlechtst Of schon.
Das kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Vielleicht nach unserem Tod.

Wann stand letztendlich fest: Schluss, das war es mit Knorkator.
Am 1. januar 2008 reichten unabhängig voneinander alle Mitglieder die Kündigung ein.

Habt ihr überlegt, noch ein letztes Album aufzunehmen? Was gab letztlich den Ausschlag dagegen oder stand es gar nicht zur Diskussion?
Ich habe mich geweigert, meine vielen wegweisenden Kompositionen einem sterbenden Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

Was wird dir an Knorkator am meisten fehlen?
Ich glaube, bei keinem anderen Unternehmen wird es jemals zwischenmenschlich so ausgeglichen, entspannt und angenehm sein. Das war wirklich etwas ganz besonderes.

Wie wäre dein Leben ohne Knorkator verlaufen?
Ich wäre vielleicht als Vertreter für Kamelhaardecken auf einer Fähre gelandet.

Rückblickend gesehen: War es das alles wert?
Alles, was war, hat dazu geführt, dass ich heute so ein toller Typ bin. Darum sollte ich mal lieber nichts bereuen, wa?

Was waren in all den Jahren Knorkator die besten und schlimmsten Momente, an die du dich immer gerne bzw. mit Graus erinnerst?
Das würde jetzt echt den Rahmen sprengen. Wenn ich die schlimmsten Momente aufzeigen würde, wäre vielen Leuten gegenüber gemein. Die schönsten Momente auszuplaudern würde mich selbst kompromittieren.

Was wirst du und die anderen nach dem endgültigen Ende von Knorkator machen?
Wir werden alle sterben.

Könnt ihr euch nicht einfach klonen lassen? Ihr könntet nicht nur Sex mit euch selbst haben, auch würde niemand merken, dass ihr aufgehört habt, während euere seelenlosen Klone weiterhin für euch das Geld scheffeln.
Siehe Frage Nr. 9.

Kannst du, vielleicht schon mit ein wenig Abstand, sagen was für dich dein persönliches Lieblingsalbum oder Lieblingssong(s) ist / sind und warum?
Ich finde „Makellos“ makellos, doch ich hasse „Ich hasse Musik“.

Kannst du als Vater von Gott sagen, wie das Wetter an Weihnachten so wird? Letztes Jahr konnte man damit ja eher weniger zufrieden sein.
Da am 21. Oktober in CERN ein schwarzes Loch entsteht, das die ganze Welt verschlingen wird, gibt es Weihnachten kein Wetter mehr.

Übrigens, dein Sohn hört nie richtig zu wenn man ihm was erzählt, erst recht darf man keine Antwort erwarten. Kannst du ihn bitte mal zurechtweisen?
Er ist in der Pubertät. Keine Chance.

Sehr interessieren würde mich, ob deine Aktion “Alf up!“, die du im letzten Interview anpriesest, erfolgreich verlief und die Rentenkasse nun gefüllt ist.
Man hat mir bisher 26,50 € überwiesen.

Zum Schluss möchte ich dir noch einige Reaktionen aus unserem Forum auf eure Auflösungsankündigung zeigen, kommentiere sie gerne reichhaltig und höchst intellektuell.

„Sehr schade .. haben es sich aber verdient, die alten Säcke.“
Danke für das Verständnis. Aber das klingt nach Ruhestand. Niemand von uns will jetzt in Rente gehen. Außerdem würden wir im Moment auch nicht viel Rente bekommen. Wir wechseln nur alle unseren Arbeitsplatz. Ich weiß, Thailand hört sich an, wie endlos abhängen. Aber ich habe eigentlich vor, zu knuffen. Übrigens: Gerade eben habe ich mich entschlossen, woanders hin zu gehen: Ins Schlaraffenland.

„Für mich ist das ganze kein großer Verlust.“
Um das mal richtig zu stellen: Es wird nix weggenommen. Es kommt nur in dieser Form nicht mehr dazu. Man sagt ja auch nicht: „Als Bach starb, verlor die Welt etwas unglaublich Wertvolles!“ (obwohl er bestimmt mehr drauf hatte, als wir). Das, worauf es bei ihm ankam, gibt es heute noch. Und sollte es das, worauf es bei uns ankam, morgen nicht mehr geben, dann kam es auch nicht darauf an.

„Allein wie die sich schon ausdrücken, treibt mir immer die Freudentränen in die Augen…“
Emotionen wecken! Der heilige Gral der Kunst. Yeah!

„Wundert mich eh, dass Buzz Dee in dem Alter überhaupt noch aufrecht stehen konnte.“
Die Wahrheit: Er hing immer an einem dünnen Seil.

„Alf? War das nicht der, der immer die Katzen verspeist hat?“

Alf, vielen Dank, wir lieben Dich! Wir werden Knorkator nie vergessen. Obwohl, wenn sich eine Boygroup auflöst, kennt sie nach ein paar Monaten in der Regel schon niemand mehr. Wie auch immer, danke! Tschüß und viel Spaß im Ausland! Möchtest du dich vielleicht noch von deinen Fans verabschieden, auch wenn du dich aus verständlichen Gründen noch immer für sie schämst?
Bis denn.

Geschrieben am von Metal1.info

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