Interview mit Dolk von Kampfar

Auch wenn KAMPFAR es vielleicht nicht zur Legende geschafft haben, ist die Band 17 Jahren nach ihrer Gründung doch eine Institution der skandinavischen Black Metal-Szene. Auf dem Ragnarök Festival 2011 baten wir Bandkopf Dolk anlässlich der Veröffentlichung ihres fünften Studioalbums, „Mare“, zu einem Gespräch, in dessen Verlauf sich der Norweger sich nicht nur als sehr sympathisch, sondern auch als überaus auskunftsfreudig erwies und ganz nebenbei mit einer Menge Hintergrundwissen herausrückte…

Hallo. Danke ersteinmal dafür, dass du dir jetzt noch spontan die Zeit für das Interview genommen hast, nachdem es zum eigentlich anberaumten Zeitpunkt wegen eurer Verspätung nicht stattfinden konnte… was hat denn zu der Verspätung geführt?
Ach, das Übliche halt, wenn man von überall her Leute zusammenbringen muss… Einige von uns kamen grade aus Portugal, wir haben einen Session-Gitarristen aus Trondheim dabei, ich komme grade aus Südnorwegen, unser Drummer aus Holland und das Bassist war grade in Deutschland unterwegs, weil seine Freundin hier wohnt. Insofern sind wir alle von recht weit zusammengekommen. Wir haben uns dann in Hannover getroffen und sind mit dem Auto hierher gefahren. Aber dann war da diese typisch deutsche Sache namens „Stau“…
Ja, das kennen wir.
Ja, wir kennen das auch…
In Deutschland. (lachen)
…oder zumindest sollten wir es langsam gelernt haben… (lacht)

Ihr seid jetzt zum zweiten Mal auf dem Ragnarök-Festival. Was für eine Erinnerung hast du an euren letzten Auftritt hier? War der Gig in irgendeiner Weise etwas besonderes für euch?
Weißt du, dieses Mal wissen wir, worum es hier eigentlich geht. Letztes Mal haben wir uns damit nicht so befasst… wir kamen einfach hier an – es ist ja immernoch die selbe Halle – und waren fasziniert davon, dass die Leute hier bei den Temperaturen gecampt haben… es war damals wirklich kalt zu der Zeit. Für uns war das eine gute Erfahrung, weil wir eigentlich nicht so recht wussten, was wir erwarten sollen. Aber dann kamen echt viele Leute und es war eine wirklich schöne Zeit, die wir hier hatten.

Habt ihr damals den gleichen Slot gehabt, oder spielt ihr dieses Jahr früher oder später als 2007?
Ich denke, es ist ein bisschen später, aber es gibt sich nicht viel…

Ihr seid grade erst angekommen, und werdet wohl morgen recht früh wieder fahren – wirst du dir in der Zwischenzeit ein paar Bands anschauen?
Da hab ich noch nicht so drüber nachgedacht ehrlichgesagt… vielleicht kann ich bei Enslaved ein bisschen reinhören oder so, mal sehen. Aber so läuft das halt, wenn du auf Tour oder auf Festivals bist: Du bist mit einem Haufen Bands und Musikern zusammen und triffst eine Menge Leute, aber am Ende hast du nie die Zeit, dir viele Bands anzuschauen, die du hattest, als du noch als Zuschauer zu solchen Veranstaltungen gekommen bist. Das ist halt die Schattenseite der Geschichte.
Ja, das ist natürlich schade… ich meine, Enslaved beispielsweise sollte man heute schon gesehen haben, denke ich…
Aber schau, das ist ein gutes Beispiel: Ich hab Enslaved nicht mehr gesehen seit… hm, ich denke, den späten Neunzigern.
Oh, dann solltest du sie dir heute aber wirklich anschauen…
Ja, aber das ist genau der Punkt im sogenannten „Business“: Du triffst viele Bands und Leute, und kennst sie als Freunde, aber hast sie seit einem Jahrzehnt nicht mehr live gesehen…
Aber die aktuellen Enslaved-Alben hast du schon gehört?
Ja, klar…
Und du magst auch noch, was sie heute machen?
Ja, auf jeden Fall… sie gehen ihren eigenen Weg, das gefällt mir sehr gut.

Ok, kommen wir zu eurem aktuellen Werk, „Mare“, das vor ziemlich genau einem Monat herausgekommen ist… wie sind die Reaktionen von Fans und Presse so ausgefallen?
Oh, das war wirklich umwerfend… schlichtweg gewaltig. Ich glaube, das schlechteste Review, das ich gelesen habe, war eine 6/10, der Rest war wirklich ganz oben angesiedelt. Normalerweise interessiert mich das nicht so, weil wir uns als Künstler ansehen, die schwarze Kunst kreieren – das ist mir das Wichtigste. Dann zu sehen, dass es Leute gibt, die für eine Kapfar-Show zehn Stunden Fahrt auf sich nehmen – das ist doch, was wirklich zählt. Aber diesmal waren die Reaktionen so euphorisch, dass ich es einfach mitbekommen musste.

Das klingt ein bisschen danach, als wäre es beim letzten Album, „Heimgang“, nicht ganz so gut gelaufen?
Doch, da war es schon auch gut… aber schau, wenn du in diesem Feld arbeitest, bist du an ein Label gebunden, und Labels interessieren sich grundsätzlich für nichts anderes als Geld und Verkaufszahlen…
Ist es wirklich so schlimm?
Nun, was Napalm Records angeht, hatten wir in den letzten Jahren viele, viele Streitigkeiten, aber wir haben am Ende immer gewonnen, und wir sind immernoch da, insofern… im Endeffekt sind sie wohl recht zufrieden mit uns, denke ich, aber schau… mit „Mare“ haben wir in einer Woche so viele CDs verkauft wie mit „Heimgang“ in zwei Jahren. Es ist aber auch eine wichtige Erfahrung, einmal zu sehen, wie ein Label sein kann, wenn es mal nicht so gut läuft, und wie, wenn es wirklich gut läuft. Beispielsweise ist es für uns jetzt deutlich einfacher, Sachen so zu machen, wie wir das wollen…
Wo gab es da Probleme mit „Heimgang“?
„Heimgang“ war nicht das Problem, das Album hat sich gut verkauft. Aber „Mare“ hat sich jetzt einfach so extrem gut verkauft, dass es einen Unterschied gemacht hat…

Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass „Heimgang“ nach dem wirklich guten „Kvass“ in gewisser Weise als Einbruch in der Beliebteitskurve von Kampfar aufgefasst wurde, über den ihr mit „Mare“ jetzt hinaus seid…
Ja, ich kann das in gewisser Weise nachvollziehen. Ich kann natürlich nichts anderes vergleichen als die Aussagen, die ich mitbekomme, aber denen zufolge ist „Mare“ „Heimgang“ haushoch überlegen… was für uns natürlich positiv ist, weil es unser aktuelles Album ist.

Wollt ihr zu dem Material auch mal ein Video drehen, oder ist das nichts, was du dir für KAMPFAR vorstellen könntest?
Ach, das ist auch so eine Sache. Wir haben da schon oft drüber geredet, aber am Ende ist es immer darauf hinausgelaufen, dass wir es wieder nicht gemacht haben… und genau danach schaut es auch jetzt wieder aus. Vielleicht ist das einfach nichts für KAMPFAR.
Na gut, aber kein Video ist auf alle Fälle besser als ein schlechtes…
Ja, wir hatten die Vorstellung, dass wir, wenn wir ein Video machen, kein gutes, sondern ein perfektes Video machen – das ist der Grund, warum wir es bis jetzt nicht gemacht haben, nehme ich mal an: Weil wir eine Menge Möglichkeiten gehabt hätten, gute Videos zu machen, aber keine zu einem wirklich großartigen.

Worin liegen denn deiner Meinung nach musikalisch gesehen die Hauptunterschiede zwischen „Mare“ und seinen Vorgängern, „Kvass“ beziehungsweise „Heimgang“?
Wir machen diese Musik seit so langer Zeit, und Thomas und ich haben jetzt 17 Jahre wirklich perfekt zusammengespielt. Ich denke fast – auch wenn ich das Album mag – dass wir mit „Heimgang“ einfach angefangen haben, uns in dem ein oder anderen Punkt zu wiederholen.Mit „Mare“ haben wir jetzt versucht, unsere Wurzeln neu zu definieren, alles ein bisschen umzustrukturieren. Beispielsweise haben wir dieses Mal zum ersten Mal in der Geschichte von KAMPFAR überhaupt einen Metal-Produzenten ausgewählt. Ich denke, das könnte eine ganz brauchbare Idee gewesen sein, für ein Metal-Album einen Metal-Produzenten zu nehmen. (lacht)
Solche Sachen halt, aber ich denke, das ist der eine, große Hauptunterschied zwischen „Mare“ und den anderen Alben.

Wobei angemerkt sein, dass wir hier nicht von irgendeinem Metal-Produzenten sprechen, sondern von Peter Tägtgren. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen?
Naja, wie ich vorher schon einmal gesagt hatte: Wenn du Festivals spielst und so weiter, triffst du eine Menge Leute… und so haben wir auch Peter viele Male getroffen. Und wir haben immer wieder mal geredet und so weiter. Was mir dabei wichtig war, ist, dass er das auch wirklich machen wollte.
War es also seine Idee?
Nein, das haben wir uns zusammen überlegt. Aber er wollte es unbedingt machen, nachdem ich ihn nach unzähligen Unterhaltungen einfach mal gefragt habe. Ich habe gesagt „Peter, ich muss dich was fragen: Willst du das Album machen?“ und er meinte nur „Hellyeah, klar mach ich das“ – und das war die Antwort, die ich hören wollte. Wir hatten zusammen die Idee, eine Art Oldschool-Metal mit modernem Sound zu machen, was eine harte Aufgabe ist, denke ich… ob wir das geschafft haben, musst du jemand anderen fragen – aber das war die Idee dahinter. Wir hätten aber weder das Abyss-Studio noch Peter gewählt, hätte er da nicht so viel Bock drauf gehabt.

Werdet ihr in Zukunft also wieder mit Peter zusammenarbeiten?
Ich hoffe es. Er hatte wirklich Spass daran, und als ich ihn das letzte Mal getroffen habe, meinte er nur, dass er das auch wahnsinnig cool gefunden hätte und wir das unbedingt wieder tun müssten.
Aber das muss man auch einfach mal gesehen haben… ich meine, nach 17 Jahren mit KAMPFAR waren wir erst einen Tag bei ihm, und schon an diesem ersten Tag hat er am Mischpult Sachen gemacht, von denen ich garnicht wusste, dass das überhaupt geht. Ich habe ihn gefragt: „Das kann man machen?“ – „Klar, wieso nicht?“ (lacht)
Ich will damit sagen: Viele Leute in dem sogenannten Business haben einen Namen, weil sie vor meinetwegen zehn Jahren etwas gut gemacht haben, oder dieses oder jenes Album veröffentlicht haben. Peter gehört nich in diese Kategorie, weil er ständig dazulernt.

Kommen wir zum Album selbst. Der Name ist ja bereits mehrfach gefallen – aber was bedeutet der Titel, „Mare“, eigentlich?Um es nicht unnötig kompliziert zu machen: „Mare“ ist eine Teufelin in der Norwegischen Geschichte. Der Punkt ist, dass in dem altnorwegischen Wort „mare“ in der Tat der Ursprung des englischen Wortes „nightmare“ liegt. Das Ganze ist eine lange Geschichte, aber kurz gesagt ist es das Teufelsweib, das einen in der Nacht heimsucht und besessen macht. Das ist der Grundgedanke dahinter.
Also hat es nichts mit dem lateinischen Wort „mare“ für Meer zu tun…Nein, aber das wurde gerade in Spanien oft so kommentiert, weil es dort ja auch „Meer“ bedeutet. Aber im Endeffekt ist das auch nicht so wichtig, das Meer ist ja auch etwas Schönes.

Schaut man sich das Cover-Artwork an, stellt man fest, dass es deutlich moderner gehalten ist als die früheren KAMPFAR-Cover. Wie kam euch die Idee dazu, und was steckt hinter dem Bild?
Das ist genau die gleiche Geschichte: Wie ich vorher schon angesprochen habe, mussten wir einfach alles umkrempeln und uns neu orientieren – das Gleiche galt für das Artwork. Wir wollten ein Cover, das man so von uns nicht erwartet hätte…
Nun, das ist euch damit ja wohl gelungen, würde ich sagen…
Ja, und das war eben einer der grundlegenden Gedanken dahinter. Wir haben auch deshalb ewig mit Napalm herumgestritten… aber schließlich haben sie eingesehen, dass wir es sowieso machen würden. Ich denke, bezogen auf Cover-Artworks liegt das Problem im Metal heutzutage darin, dass man manchmal meinen könnte, ein einziger Künstler macht alle Artworks in der ganzen Szene: Du siehst überall die gleichen Konzepte immer und immer wieder breitgetreten. Wir sind Künstler, und versuchen etwas Individuelles zu erschaffen… wir versuchen, schwarze Kunst zu kreieren. Dann muss man aber etwas erschaffen, anstatt nur das Gleiche zu machen wie alle anderen.

Die limitierte Edition des Albums enthält mit „Bergtatt in D-Minor“ ja eine Alternativ-Version eines Albumsongs. Wie kam es dazu?
Nun, um es kurz zu fassen: Wir sind grundsätzlich gegen das Prinzip „Bonustrack“ – wenn jemand das Geld ausgibt, und sich die CD kauft, soll er auch alle dafür geschriebenen Songs erhalten. Aber Plattenfirmen haben da eine andere Vorstellung… also haben wir uns darauf verständigt, das auf diese Weise zu lösen. Ich meine, ich bin ja selbst Sammler und weiß, wie das ist. Für einen Sammler ist das eine nette Sache: Du bekommst einen Song, der komplett anders klingt, nur eben keinen neuen Song, weil das Stück in seiner normalen Fassung halt schon auf dem Album ist.
Allemal besser als ein paar schlecht aufgenommene Livetracks…
Auf alle Fälle. Das war jedenfalls die Idee dahinter, dass wir die Leute, die einfach nur das Album kaufen wollen, nicht um einen Song betrügen wollten, weil ich finde, dass sie das ganze Album verdienen. So bekommen die Sammler etwas spezielles, ohne dass den Anderen ein Song vorenthalten wird.

Mit dem Titeltrack und „Blitzwitch“ habt ihr jetzt nach „Ravenheart“ auf „Kvass“ euren zweiten und dritten englischsprachigen Song veröffentlicht. Warum habt ihr ausgerechnet diese auf englisch geschrieben?
Oh, da habe ich mir ehrlichgesagt garnicht so viele Gedanken drüber gemacht, das kann ich also garnicht richtig beantworten. Sowas kommt einfach von ganz alleine. Bei „Mare“ hatte ich zunächst die Idee, das ganze Album auf Englisch zu singen, aber die Sache mit KAMPFAR ist halt: Wir können planen was wir wollen, am Ende ist es immer eine Überraschung, was dabei herauskommt. Beispielsweise der Titeltrack ist erst am Tag, bevor wir nach Schweden ins Studio gefahren sind, entstanden: Wir waren bei mir zu Hause in Norwegen, haben eine Menge Whiskey getrunken, und plötzlich war der Song da…

Ist es für dich denn ein Problem, dass die meisten Fans ausserhalb von Norwegen die KAMPFAR-Texte garnicht verstehen, weil du sie in deiner Muttersprache singst?
Nein, nicht wirklich… sonst hätte ich wohl schon vor vielen Jahren damit aufgehört. (lacht)
Nein, im Ernst: Problem sehe ich darin keines, aber natürlich bin ich mir über den Vorteil davon im klaren, wenn man auf Englisch singt. Das mag schon ein Gedanke sein, den ich dabei im Hinterkopf habe. Ich denke, das gilt beispielsweise besonders für „Ravenheart“… der Song ist schließlich so etwas wie die Essenz von KAMPFAR. Ähnliches haben wir jetzt mit „Mare“ versucht – ob es genauso gut geklappt hat, kann ich nicht beurteilen, das musst du jemand anderen fragen. Das ist jedenfalls, was bei Songs wie diesem dahintersteckt.
Bei der „Blitzwitch“-Geschichte war es einfach eine ganz natürliche Angelegenheit: Ich hatte den Song erst auf norwegisch zu schreiben begonnen und bin dann erst später aufs Englische umgeschwenkt, so dass er zu dem geworden ist, was er jetzt ist. Aber eine tiefere Bedeutung steckt da nicht dahinter.

Also stört es dich nicht, dass das Konzept, das ihr zu „Mare“ habt, schon an der Sprachbarriere scheitert, weil die Fans es nicht verstehen können? Oder weitergedacht: Kann man daraus folgern, dass es bei KAMPFAR hauptsächlich um die Musik, weniger um die Texte geht?
Es ist das Gesamptpacket, würde ich sagen…
Ja, aber so gesehen bekommen Nicht-Norweger ja eben genau nicht das „Gesamtpacket“, sondern nur die Musik, weil ihnen die Texte ja unverständlich bleiben?
Nunja… ja… aber am Ende geht es ja auch um die Art, wie ich Texte schreibe. Ich denke, vielleicht sogar die meisten „normalen“ Norweger meine Texte nicht verstehen…
Ach so, ist das Alt-Norwegisch oder dergleichen?
Ja, soetwas in die Richtung… es geht jedenfalls etwas in die Geschichte zurück, in einer Weise, die die Leute oft nicht verstehen. Auf die eine oder andere Weise. Ich bin sehr an norwegischer Geschichte interessiert, das war ich schon immer. Ich war sogar schon in einigen norwegischen Radiosendungen zu Gast, wo ich dann die Rolle des Kerls, der mit den Christen diskutiert, einnehmen sollte. Einfach, weil es so viele Dinge gibt, gerade in der norwegischen Geschichte, die heute vollkommen falsch gesehen werden. Beispielsweise habe ich ein Zimmer in Hamsedal, mein Zweitwohnsitz sozusagen, und dort in der Nähe gibt es eine Stabkirche. Diese Kirche bedeutet mir sehr viel, weil ich mich seit vielen Jahren mit ihr befasse. Und bezogen auf diese Kirche habe ich mich auch schon mit einem Guide gestritten. Dort gibt es geführte Touren, bei denen auch immer eine Menge Deutsche dabei sind. (lacht) Ich war in meiner Freizeit dort, und der Führer hat angefangen über die an der Kirche angebrachten Büsten zu sprechen und hat erklärt, das wären die heiligen Apostel – was einfach grundfalsch ist: Wenn du dir diese Gesichter anschaust und sie mit den Gestalten der paganen Mythologie vergleichst, stellst du fest, dass es die nordischen Götter sind, die sie dort an dieser Kirche abgebildet haben. Die Leute sind damals zum Christentum gezwungen worden… und als sie diese Kirchen gebaut haben, die Gott oder dem Christentum geweiht waren, hatten sie Angst vor ihren Göttern… also haben sie alles zusammengeworfen und diese an dem Gebäude angebracht. So hat sich das alles in der norwegischen Geschichte vermischt, und das sind die Dinge, die ich in meinen Texten verarbeite, was dazu führt, dass diese bisweilen wohl recht schwer verständlich sind. Insofern muss ich die Texte auch einem Norweger bisweilen erklären. (lacht)

Würdest du KAMPFAR also als eine antichristliche Band beschreiben?
Nun, ich könnte es nicht „pro-christlich“ nennen, weil ich immer gegen diese Art von Gruppierungen, die dich geistig vereinnahmen, bin – und das Christentum ist genau soetwas auf gewisse Weise. Aber ich halte es genauso für dumm, als Band gegen alles zu sein, was die Christen sagen… es gibt auf der Welt wirklich eine Menge Dinge, die schlimmer sind als das Christentum, will ich meinen. Aber nichts desto trotz ist der Grundgedanke hinter „Mare“ natürlich auf seine Weise auch antichristlich – vermutlich sogar mehr als auf den Alben davor.
Aber ihr seht euch nicht als eine der streng antichristlich orientierten Black Metal Bands an…
Nein, nein, keinesfalls.
…und würdet wohl auch keinen Song schreiben, der in diese „666 Hail Satan“-Richtung geht, nehme ich an…
Nein, ganz sicher nicht. Weil du dich dann einfach auf das gleiche Niveau herabbegibst. So sehe ich das zumindest. Die anderen können das halten, wie sie wollen, aber mir ist wichtig, dass ich über meine Wurzeln schreiben kann. Als ich sechs Jahre alt war, hatte meine Großmutter großen Einfluss auf mich und mein weiteres Leben: Sie war diejenige, die mir all die Geschichten darüber erzählt hat, was in der Natur vorgeht, all das, woran die Leute früher geglaubt haben. Das ist auch alles immer eine Frage deiner Herkunft – in dem Fall eben eine typisch nordische Angelegenheit, die nachzuvollziehen aber sehr wichtig ist, um zu verstehen, wie die Norweger heute denken. Und darum geht es doch viel mehr, als bloß darum, Songs über Satan zu schreiben.

Kannst du dich denn mit Texten von Bands wie Bewitched oder auch Mayhem identifizieren, diesen strikt antichristlichen Black Metal Themen eben?
Nein, kann ich nicht. Aber ich fühle mich diesen Leuten immernoch eher verbunden als irgendwelchen Omas mit blau getönten Haaren, die generell alles für Blasphemie halten. (lacht)
Das geringere Übel sozusagen…
Ja, so ungefähr (lacht)

Apropos Frauen: Das Album ist den Frauen gewidmet, die ihre eigenen Weg gehen, wie es im Booklet der CD so schön heißt. Was ist damit genau gemeint?
Das ist wieder die gleiche Geschichte, über die wir schon geredet haben, eine historische Sache: Vieles auf dem „Mare“-Album – „Mare“ ist ja auch der weibliche Teufel – dreht sich um das, was die Kirche oder die Hohenpriester Hexerei genennt haben – was meiner Meinung nach natürlich keine Hexerei, sondern ebenfalls etwas historisches war. Aber die haben damals eben alles verteufelt, was sie nicht verstanden haben. Das ist ja bei der Inquisition auch nichts anderes gewesen: Sie hatten vor allem Angst, was sie nicht verstanden haben, also haben sie es versucht zu zerstören. In Norwegen haben sie das allgemein weniger gemacht. Sie haben zwar auch Hexen getötet, haben es aber geschickter angestellt und sie beispielsweise in den Selbstmord getrieben. Das ist ein Teil unserer Geschichte, aber es geht weniger um diesen Teil im Speziellen, sondern mehr darum, diesen Aspekt in einen historischen Kontext zu setzen, den die Leute heutzutage schon vergessen haben.

Wann habt ihr gemerkt, dass ihr dieses neue Konzept braucht, um KAMPFAR interessant zu halten?
Oh, das ist wirklich schwer zu beantworten. Aber wenn du so lange als Künstler aktiv bist – und ich sehe mich durchaus als Künstler – dann musst du dich wie ein Künstler verhalten. Ich meine, 1994 haben wir mit KAMPFAR etwas gemacht, was vielleicht nichts noch nie Dargewesenes war, aber zu dieser Zeit einfach noch nicht so in den Köpfen der Leute verankert war. Grade in den frühen 90ern waren die Verhältnisse in Norwegen komplett anders, als sie es heute sind… die Polizei hat alle zwei Wochen bei mir vor der Tür gestanden, einfach, weil es eine sonderbare Gesellschaft war, in der man gelebt hat. Damals war sogar der Black Metal noch eine regionale Sache, bei der man gegeneinander „gekämpft“ hat: Meine Idee hinter KAMPFAR war, Black Metal zu spielen, aber ich wollte mein Gesicht zeigen. Die anderen Musiker haben sich damals alle mit Corpsepaint bemalt und dergleichen – aber ich wollte die Sache weniger satanistisch, als viel mehr historisch begründet aufziehen, und habe mein Gesicht gezeigt, was mir damals eine Menge Probleme beschert hat… aber das ist, was ich versuche: Meinen eigenen Weg zu gehen und etwas Neues zu machen. Es ist nicht immer einfach, sich abseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen… aber genau das haben wir mit „Mare“ wieder versucht: Unseren eigenen Weg zu gehen.

Heutzutage hat man manchmal ja das Gefühl, es wäre besser, wenn man einfach den ausgetretenen Pfaden folgt – zumindest könnte man zu dieser Ansicht kommen, wenn man bedenkt, wie viele Bands das auf so primitive Art und Weise praktizieren: Ich weiß nicht, ob dir diese ganze „Heidenfest“/“Paganfest“-Geschichte etwas sagt?
Ja, das mag stimmen. Ich glaube, ich sollte darüber besser nichts sagen… aber in der Tat, du hast schon recht damit. Die Sache ist einfach, dass sich diese ganze Pagan/Folk/Black Metal-Szene zu etwas extrem Flachen, Gesichtslosen gewandelt hat. Aber das ist nur die eine Seite.
Die andere ist, dass hinter all dem, sobald Geld im Spiel is, weit mehr Politik steckt, als man gemeinhin annimmt: Wir haben beispielsweise gerade bei ICF (A.d.Red.: International Creative Management) unterschrieben, und Rock The Nation, die eben das Heiden- und Paganfest und so weiter machen, sind die direkte Konkurrenz: Da wird richtig gegeneinander gekämpft…
„KAMPFAR dürfen dieses oder jenes Festival nicht spielen, weil das von dem und dem organisiert ist“ und so weiter. Das sind Dinge, die man als normaler Fan garnicht so mitbekommt, aber so läuft das ab. Das ist alles Politik – wie gesagt, ich sollte darüber garnicht reden, aber so ist es eben.
Man wird KAMPFAR also beispielsweise so schnell nicht auf einer „Paganfest“-Tour sehen?
Nein, definitiv nicht. Aber das ist eine andere Geschichte… ich denke, wir hätten da so oder so nicht mitgemacht. Wir fühlen uns diesen Fans ehrlichgesagt nicht all zu verbunden.
Nagut, aber das hat andere Bands vor euch auch schon nicht davon abgehalten, dort mitzuspielen…
Nein, klar. Aber lass es mich anders ausdrücken: Wir haben vor ein paar Jahren in der Turbinenhalle (A.d.Red: Oberhausen) vor einer solchen Band gespielt… und es war wirklich eine gute Show, nebenbei bemerkt. Aber danach kam ein deutscher Fan zu mir – nimm das jetzt nicht persönlich, das ist nichts gegen Deutsche, aber so war das damals eben – und hat mir gesagt: „Weißt du, Dolk, wir Deutsche sind schon zufrieden, wenn wir ein Bier in der Hand haben und herumhüpfen können.“ Und das ist meiner Meinung nach eben einfach Schachsinn. Das ist ein Gebiet, auf dem wir nicht mithalten können – weil wir in diesem Punkt auch garnicht konkurrieren wollen.

Ist das in anderen Ländern denn anders?
Hmja, ich denke, jedes Land ist anders, aber ich habe nichts dagegen, in Deutschland zu spielen. Ich meine, ich bin hier! (lacht) Aber ich denke, es ist ein sehr treffende, sehr witzige Aussage und etwas, womit eine Band wie wir eben einfach nicht konkurrieren kann, weil wir die Vorraussetzungen dafür nicht erfüllen. Nein, wir ziehen unser Ding durch, und dann muss man es eben nehmen, wie es gerade kommt.

Ihr geht im Juni ja mit Secrets Of The Moon und Vreid auf Tour. Wie ist es zu diesem Billing gekommen?
Oh, damit habe ich nichts zu tun… ich spiele da einfach mit. Aber mit Vreid waren wir schon einmal auf Tour, insofern kennen wir die Jungs schon ganz gut. Von Secrets Of The Moon kenne ich garnichts, ich habe noch nichtmal einen Song von ihnen gehört bisher. Aber ich denke, das Packet ist eine feine Sache.
Aber es war nicht eure Entscheidung, mit diesen Bands zu touren?
Nein. Ich meine, ich habe natürlich ein Mitspracherecht, wenn mir etwas nicht in den Kram passt… aber ansonsten…

Auf dem Poster sind die Logos alle gleich groß, was dafür spricht, dass es ähnlich wie bei der Code / Secrets Of The Moon / Solstafir-Tour 2009 keinen echten Headliner gibt?
Ja, das ist auch die beste Lösung… weil keiner der große King ist in dem Lineup. Wir rotieren einfach jeden Abend in der Spielreihenfolge. Es könnte also sein, dass wir in London oder Paris die erste Band des Abends sind… ich weiß es nicht, aber es ist mir auch egal.

Live habt ihr ja momentan nur einen Sessiongitarristen, seit euer Gitarrist Thomas Ende letzten Jahres die Band verlassen hat. Was hat sich denn bei KAMPFAR seit dessen Ausstieg geändert? War „Mare“ zu dieser Zeit schon fertiggestellt?
Ja, war es. Aber für mich ist es noch ziemlich schwer zu sagen, was sich genau verändert hat, dafür ist es einfach noch zu früh. Was ich sagen kann, ist dass Thomas bei dem gesamten Entstehungsprozess dabei war, und das Album mit uns geschrieben hat. Er hat dann eben entschieden, dass er an den Aufnahmen nicht teilhaben will. Ich hab das das erste Mal gespürt, als wir das Wacken Open Air gespielt hatten, weil er danach zu mir kam und meinte: „Das war großartig“. Soetwas würde er normalerweise nie sagen. Aber er kam, und sagte „Das ist großartig, das war die beste Show, die ich mit dieser Band je gespielt habe.“ Das hat mich stutzig gemacht, und dazu gebracht, darüber nachzudenken, was er damit eigentlich sagen wollte. Ich denke, was er mir damit eigentlich sagen wollte, war, dass das Kapitel für ihn damit abgeschlossen ist. Aber wie gesagt, er hat das Album noch mit uns zusammen geschrieben, die Gitarrenspuren arrangiert und so weiter… nur aufgenommen hat er es eben nicht.
Wer hat das dann übernommen?
Das haben wir gemacht.
Ja… ihr habt im Booklet ja auch geschrieben „Guitars and Keys by Kampfar“… aber wer genau?
Da wollen wir eigentlich nicht so viel drüber reden. Wir haben das eben unter uns aufgeteilt.
Warum das?
Nun, er wollte damit nichts zu tun haben, und wir haben seine Entscheidung respektiert. Also mussten wir unser Bestes geben…
Und glaubt ihr, ihr habt es genauso gut gemacht, wie Thomas…
Nein.
…es gemacht hätte?
Nein, wirklich nicht.
Warum habt ihr euch dann nicht einen anderen Gitarristen als Studiomusiker gesucht?
Nun, die Sache ist ja nicht, dass wir schlechter spielen als jeder andere… das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass Thomas eben Thomas ist. Da könntest du auch einen Samoth oder wen auch immer anheuern… es würde nichts bringen, weil er eben nicht wie Thomas spielt. Ich will damit nicht sagen, dass Thomas der beste Gitarrist der Welt ist – aber er hat eben seinen eigenen Stil.

Aber stellt es KAMPFAR dann nicht vor größere Probleme, wenn er als Songwriter nicht mehr zur Verfügung steht?
Natürlich. Natürlich ist das ein Problem. Ich meine, ich habe mit Thomas jetzt 17 Jahre lang zusammengespielt, in sofern ist es natürlich ein Problem. Aber wir werden es lösen…
Aber wie? Sucht ihr euch einen neuen Gitarristen?
Momentan haben wir einen Sessiongitarristen dabei (Ole Hartvigsen, A.d.Red.), der seine Sache wirklich gut macht… wir haben jetzt einige Male mit ihm geprobt.
Wie habt ihr ihn gefunden?
Wir sind über Vreid auf ihn gekommen, und dann hat sich das so entwickelt.
Aber er ist nur ein Live-Gitarrist?
Momentan, ja. Darüber hinaus kann ich noch nichts sagen, aber derzeit ist er nur ein Session-Musiker. Was mit der Band bezogen auf feste Mitglieder weitergeht, muss man dann sehen.
Und wie wird es dann beim Songwriting laufen?
Nun, was diesbezüglich einmal klarzustellen ist, ist, dass Thomas nicht, wie viele denken, alle Songs alleine geschrieben hat. Das war nie der Fall. Aber es ist schon richtig, Thomas hat auf eine Art gespielt, wie ich es sonst noch nicht gesehen habe. Das könnte durchaus ein Problem werden… aber das Songwriting wird weitergehen, wie es immer abgelaufen ist. Insofern denke ich nicht, dass das das Problem für uns wird. Aber natürlich muss man kämpfen, klar… auch wenn es, wie gesagt, eine falsche Annahme ist, dass Thomas das ganze Album geschrieben hätte.

Du hast jetzt mehrfach angesprochen, dass du KAMPFAR seit 17 Jahren führst… was hat sich in der Szene verändert, in Norwegen, wie auch generell?
Eine Menge… wirklich, eine Menge. Ich finde da das Bild eines zweiköpfigen Monsters ganz passend: In den frühen Jahren war die Essenz des Black Metal und der ganzen Geschichte viel präsenter, als das heute der Fall ist. Aber auf der anderen Seite ist es halt schon so, dass die Leute damals nicht mehr darüber nachgedacht haben, was sie tun, sondern nur gesagt haben, was sie sagen mussten, weil das eben damals „das Richtige“ war. Du musstest dies oder das sagen und anziehen und gut finden und so weiter…
Aber ich denke, das ist heutzutage garnichtmal so anders, oder? Weniger im Black Metal, aber gerade in dieser Pagan/Viking-„Szene“… vielleicht nicht so extrem wie damals, klar… aber vom Prinzip her?
Ja, sicherlich. Da stimme ich dir voll und ganz zu. Aber damals war es einfach viel schwieriger, individuell zu sein. Heute ist das auch in der Szene kein solches Problem mehr.
War das alles auch persönlicher? Musste man selbst extremer sein, um dabei zu sein?
Ja. Das steckte damals ja alles noch in den Kinderschuhen, was aus heutiger Sicht natürlich witzig ist, wenn man zurückblickt: Beispielsweise komme ich aus dem Süden Norwegens, dort gab es eine kleine Gruppe Gleichgesinnter, vergleichbar einem Clan. Und dann gab es eben die in Oslo und die in Bergen und Trondheim – und alle haben gegeneinander gekämpft. Am Ende ging es dann darum, wer die meisten Kirchen anzündet… das war wirklich wie eine Clan-Geschichte damals. Ich weiß heute noch eine Menge Dinge aus dieser Zeit, über die ich nicht reden darf… wirklich. Sogesehen war es damals auch eine ernstere Angelegenheit als es heute ist: Heute geht es mehr darum, wer das Maul am weitesten aufreißt… damals musstest du es unter Beweis stellen.

Hast du mal eines dieser Bücher über die damalige Zeit gelesen, wie „Hordes Of Chaos“, das ja nicht selten als soetwas wie die Szene-Bibel glorifiziert wird?
Ja, oder sagen wir besser: Ich habe es probiert. Aber ich hab das recht schnell wieder bei Seite gelegt, als es „ins Detail“ ging…
Ist das, was da drin steht, denn bullshit?
Nun, für mich schon, ja. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung…
Kanntest du die ganzen Kerle damals denn schon? Ihsahn, Samoth und so weiter?
Jaja, natürlich. Weißt du, Norwegen ist so schon recht klein, und wenn es dann um Black Metal geht… Black Metal ist noch kleiner. (lacht) Ich habe noch Freunde von damals, ebenso noch „Feinde“… also alles, was so dazugehört.

Bist du selbst noch immer in der Szene aktiv, gehst noch zu Konzerten und kaufst CDs, oder verbindet dich nur KAMPFAR mit der Szene?
Ich muss zugeben, dass das ich nicht mehr so viel auf Konzerte gehe, aber zumindest das Kaufen von CDs versuche ich aufrecht zu erhalten.
Aber du fühlst dich schon noch dem Black Metal zugetan, auch abseits deiner Bandtätigkeit…
Ich versuche, die Person zu sein, die ich bin, und ich muss das mit einer guten Intention tun. Ich meine, ich habe jetzt drei Kinder, und natürlich versuche ich, ihnen das beizubringen, was ich für wichtig halte im Leben. Ich versuche immer, nach diesem Prinzip zu leben…
Hören deine Kinder denn auch KAMPFAR?
Das tun sie sogar wirklich, ja… (lacht) Aber ich versuche schon auch, mich da nicht zu sehr einzumischen. Sie müssen ihren eigenen Weg wählen, wie ich finde. Das ist, was ich versuche… und so gesehen kann man sagen, dass ich immernoch der Selbe bin. Ich meine, die Leute glauben auch, dass Dolk einfach ein Künstlername ist. Aber Dolk ist auch der Name, den mit dem ich als Kind gerufen wurde: Ein „dolk“ ist ja ein Dolch, wie du dir wohl denken kannst – und als ich Kind war, habe ich von meinem Vater einen solchen Dolch bekommen. Wir haben direkt am Wald gewohnt und ich war immer im Wald um das Haus herum unterwegs, so dass Freunde meiner Eltern dann irgendwann angefangen haben, mich so zu nennen, weil ich eben immer diesen Dolch dabei hatte. Sie haben mich damals dann Dolk genannt, und das ist, was ich später übernommen habe. Das ist also auch nicht einfach nur ein Phantasie-Pseudonym oder dergleichen. Im Endeffekt ist das der Name, der mir gegeben wurde…

Du bist selbst ja nur bei KAMPFAR aktiv – viele andere Musiker, gerade in Norwegen, sind ja in diversen Projekten unterwegs. Stand das bei dir nie zur Debatte, ein Nebenprojekt?
Mir war immer wichtig, bei KAMPFAR alles zu geben – insofern hatte ich nie das Bedürfnis, etwas anderes zu machen. Ich will da nicht weiter drüber reden, aber mir wurden über die Jahre diverse Jobs in verschiedendsten, wirklich guten Bands angeboten, aber ich habe alle Angebote ausgeschlagen, weil ich mich auf KAMPFAR konzentrieren wollte. Mir wurde beispielsweise angeboten, bei Darkthrone zu spielen…
Bei Darkthrone spielen? Wollten die denn mal auftreten?
Ja. Das war wirklich verrückt, weil alles schon geplant war, um live zu spielen…
Wann war das?
So um 2000 herum müsste das gewesen sein… aber es ist dann ja nicht zustande gekommen. Ich habe es damals abgelehnt, weil ich nicht in einer Band spielen wollte, die Fenriz garnicht haben will. Aber ich hätte auch unter anderen Umständen abgesagt, einfach, weil ich KAMPFAR habe. Ich schaue mir gerne andere Bands an – aber ich selbst brauche nur KAMPFAR. Bei der Band gebe ich momentan mehr als nur einhundert Prozent, dazu habe ich noch eine Familie mit drei Kindern… das sind die Dinge, die mir am wichtigsten sind… KAMPFAR und Familie sind für mich mittlerweile eh quasi ein und das selbe.

Ist KAMPFAR denn dein Job, von dem du leben kannst, oder hast du noch einen bürgerlichen Job, den du ausübst?
Ich habe da ziemlich Glück gehabt, weil ich einen Job habe, den ich ausüben kann, wenn ich die Zeit dazu habe: Ich arbeite in Norwegen als Softwareentwickler – aber eben nur, wenn ich grade nicht KAMPFAR mache. Das geht deshalb, weil mein „Boss“ ein guter Freund von mir ist, so dass ich sagen kann „Ich komme im Mai, Juni, Juli und September nicht in die Arbeit“. Ich gehe quasi einen Mittelweg und kann hin und her wechseln… insofern kann man schon sagen, dass KAMPFAR zu 50 Prozent ein Fulltime-Job ist, wenn auch nicht vom Einkommen her. (lacht)

Ok, das wäre es dann von meiner Seite aus gewesen, vielen Dank für das wirklich ausführliche Interview!
Kein Problem – Ich habe zu danken!

Publiziert am von Marius Mutz und

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