Interview mit Pekka von Kalmah

18 Jahre Bandgeschichte und trotzdem erst fünf CDs: Ende Mai läuteten die Finnen Kalmah mit ihrem neuen Langspieler die Revolution an. Frisch aus Kanada zurückgekehrt stand uns Sänger und Gitarrist Pekka Kokko in einem Interview Rede und Antwort und leistete nebenbei noch ein wenig Aufklärung in Sachen Umweltschutz.

English Original…

Hy Pekka. Danke, dass du dir Zeit für unsere kleine Fragestunde genommen hast. Wie geht’s dir und wie geht’s der Band?
Hi! Mir geht’s gut und der Band auch. Wir sind vor ein paar Wochen aus Kanada zurückgekommen und jetzt spielen wir ein paar Shows hier in Finnland. Danach machen wir wohl erst mal Pause, weil Sommer ist.

Na dann fagen wir doch mal mit dem Interview an, okay? Seit dem 23. April steht euer neues Werk „For the Revolution“ in Finnland in den Läden. Meiner Meinung nach ist es ein absolutes Hammerteil geworden und ich habe ihm 9.5 von 10 Punkten gegeben. Was sagt der Rest der Presse?
Es wurde großartig aufgenommen. Im Augenblick scheint jeder damit glücklich zu sein.

Und was sagt die Band selbst? Seid ihr zufrieden mit dem, was ihr abgeliefert habt? Und was sind eure persönlichen Lieblingstracks vom neuen Album?
Ja, wir sind äußerst zufrieden. Ich bin besonders glücklich mit den Booklet-Zeichnungen. Meine Lieblingstracks sind „Wings of Blackening“ und natürlich „Ready For Salvation“.

Was würdest du persönlich sagen, wie schlägt sich „For the Revolution“ gegenüber euren anderen vier Alben? Ist es euer bestes?
Das kann ich schwer sagen, weil alle ihre großartigen Momente haben. Aber auf jeden Fall ist es anders. Und wahrscheinlich die beste Einheit, die wir bisher gemacht haben. Vielleicht lernen wir uns als Musiker noch besser kennen, deswegen wird es wohl interessant zu sehen, was wir in Zukunft für Material schreiben.

Die Produktion ging ja relativ flott vonstatten. Ist ja gerade erst zwei Jahre her, dass „The Black Waltz“ erschien. Und nun steht „For the Revolution“ schon fix und fertig in den Läden. Ich schätze mal, dass es dementsprechend keine schwerwiegenderen Probleme bei der Produktion gab, oder?
Nein, nicht wirklich. Nur die große Eile. Es gab ein paar Songs die noch nicht fertig waren, kurz bevor wir ins Studio gegangen sind, also musste ich mir für die Texte den Arsch aufreißen. Aber ich denke das passiert wohl jedes Mal…

Wie lief denn das Songwriting ab? Wart ihr alle daran beteiligt?
Unser Haupt-Songwriter ist Antti. Er ist der echte Autor unserer Songs. Wir benutzen keine Proben um gemeinsam die Songs zu erarbeiten, anstattdessen kommt halt jemand mit fertigen Songs an. Das ist dann normalerweise Antti. Wir kümmern uns dann nur noch um das Feintuning.

Verrat uns, was hat sich seit „The Black Waltz“ bei euch geändert? Worin unterscheidet sich das neue Material von dem älteren?
Da muss ich wohl vor allem den Gesang erwähnen. Ich hab meine Kehle auf ein paar neue Arten und Weisen bei den neuen Songs benutzt. Und natürlich hat dieses Album mehr Thrash-Elemente als die anderen. Und wir haben straightere Gitarrenriffs und bessere Keyboards.

Auf dem (sehr coolen) Cover ist ja einmal mehr der Swamplord im neuen Design abgebildet. Aber wer sind die Kerle, die ihm da folgen?
Das sind die Leute, die dem Swamplord zur letzten, revolutionären Schlacht folgen. Das seid ihr, unsere Fans. Ihr seid bei uns, wenn wir die nächste Stufe von Kalmahs Musik einläuten.

Apropos Swamplord… Wo sind die Sumpftexte hin? Schon auf „The Black Waltz“ fragte ich mich das, aber auf „For the Revolution“ hab ich jetzt gar keinen Song entdeckt, in dem es augenscheinlich um Sümpfe geht. Werdet ihr euch etwa untreu?
Natürlich nicht. Ich konnte nur keinen passenden Song finden, um da so einen Text drauf zu schreiben. Der sollte nämlich härter als „Swamphell“ sein und ich frage mich, ob wir schon so einen Song hatten? Auf diesem Album wollte ich mich anderen Themen zuwenden. Aber ich kann dir versprechen, ich werde künftig auch wieder über Sümpfe schreiben.

Kramen wir mal ein wenig in der Bandhistorie: Wann kamt ihr eigentlich auf die Idee, den Sumpf als zentrales Thema eurer Songs zu nehmen? Und wieso?
Das kam von Anfang an. Der Grund dafür ist ziemlich einfach. In der Gegend, aus der wir kommen, gibt es ziemlich viele Sümpfe und die sind ständig in Gefahr. Die Leute legen sie trocken um Torf zu bekommen und den verbrennen sie dann in Fabriken, um Strom zu kriegen. Dadurch wird aber viel Kohlenstoffmonoxid freigesetzt, der der Atmosphäre schadet und die Narben in der Landschaft sehen auch furchtbar aus. Das ist unsere Art und Weise dagegen zu kämpfen.

„For the Revolution“ heißt das neue Album… Welche Revolution ist denn jetzt genau gemeint? Und hat das Ganze vielleicht etwas mit der Revolution zu tun, die schon in „My Nation“ angesprochen wurde?
Der beschreibt die Revolution in unserer Musik. Oder man kann ihn auch als Revolution für die Sümpfe verstehen.

Der Titeltrack machte ja schon im Voraus im Internet und im finnischen Radio die Runde. Wie waren da die ersten Reaktionen der Fans?
Ich denke die waren allesamt sehr zufrieden. Sonst gibt es nichts speziell zu erzählen, denke ich.

Ich muss ganz ehrlich gestehen, in den ersten Sekunden war ich etwas schockiert, als ich den Song zum ersten Mal hörte. Das Anfangsriff erinnerte mich irgendwie ein wenig an Children of Bodom. War das Absicht?
Ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Ich seh da keine Ähnlichkeiten.

Wolltet ihr der Konkurrenz damit eine lange Nase drehen oder ist mit meinem Gehör was nicht in Ordnung?
Du solltest mal deine Ohren wechseln :)

Ihr werdet ja schon des Öfteren mit CoB verglichen. Was hältst du persönlich davon?
Naja, ich weiß nicht… jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Die sind heutzutage ziemlich groß, also muss sich wohl jede Band, die Melo-Death spielt mit dem selben Scheiß rumschlagen.

Welche Künstler oder Bands würdest du denn als eure Haupteinflussquelle bezeichnen?
Meine persönlichen Judas Priest, Dio, Megadeth, Sepultura.

Du vermischst auf „For the Revolution“ ja nun deine beiden Gesangsstile, sowohl das rauhe Kreischen als auch die tiefen Growls, was mir ziemlich gut gefällt. Ist das die logische Konsequenz aus den Erfahrungen, die ihr mit dem Gesang auf der „The Black Waltz“ gemacht habt? Und wie kam der neue Stil jetzt rückblickend damals an?
Ich wollte meine Stimme vielseitiger einsetzen. Ich finde es ist langweilig die ganze Zeit denselben Stil zu benutzen. So ist es viel interessanter und anspruchsvoller.

Cleane Vocals gab’s ja abgesehen von „Moon Of My Nights“ bei euch nie. Warum nicht? Mir gefiel der Track. Plant ihr, die irgendwann wieder einzuführen?
Ich denke nicht, dass wir so was noch mal machen. Ich finde sie passen einfach nicht. Für sowas solltest du dir ’ne andere Band suchen.

Auch die Gitarrenarbeit auf der neuen Scheibe sagt mir sehr zu. Sag mir mal aus dem Bauch heraus, was macht für dich ein gutes Gitarrenriff und einen guten Gitarristen aus?
Ein großartiges Gitarrenriff ist technisch, ansteckend und kraftvoll. Ein guter Gitarrist muss viele verschiedene Techniken beherrschen aber vor allem auch sein eigenes Zeug machen können anstatt nur zu kopieren. Er sollte auch ein großartiger Komponist sein.

Was hältst du persönlich denn von all diesen hoch angesehenen, vor allem technisch versierten Gitarristen wie John Petrucci und ähnliche?
Naja, die sind großartig.

Und wer ist, wenn ich mal so ganz spontan fragen darf, dein Lieblingsgitarrist?
Auf jeden Fall Marty Friedman, vor allem als er noch bei Megadeth war, huh!

Der „Kalmah Pig Choir“ war ja scheinbar wieder mit von der Partie und durfte vor allem im Refrain von „Holy Symphony Of War“ auftrumpfen. Die singen lauter und verständlicher als je zuvor. Habt ihr das so entschieden, dass dem Chor mehr Präsenz eingeräumt werden soll? Und wer sind die Leute im Chor eigentlich?
Diesmal waren mehr Leute im Studio, das ist wohl der Grund, wieso sie lauter waren. Die „Kalmah Pig Unit“ sind ein Haufen betrunkener Irrer, deren Hauptaufgabe es ist die Backing Vocals im Studio zu singen. Der Charakter eines Songs entscheidet, ob ich einen Chor benutze oder nicht. Diesmal waren die Songs gut dafür geeignet.

Mit „Svieri Doroga“ hattet ihr ja auf der „The Black Waltz“ zum ersten Mal ein kurzes Interludium mit drin, das ich sehr schön auflockernd fand. Warum habt ihr dieses Mal auf so etwas verzichtet?
Ehrlich gesagt haben wir es mit einem solchen Track versucht, aber der war Scheiße, also haben wir ihn weggelassen. Finde ich so besser.

Was heißt denn „Svieri Doroga“ eigentlich?
Der Weg des Teufels.

„Ready For Salvation“ hat mich vor allem von der Stimmung an „My Nation“ erinnert. Der Track ist allgemein sowieso ungewöhnlich für euch. Kann man in Zukunft mehr „balladeske“ Stücke von euch erwarten?
Wenn’s nach mir geht auf jeden Fall. Die sind einfacher zu spielen und außerdem höre ich sowieso gar nicht so viel wirklich hartes Zeug.

Alle Tracks von „For the Revolution“ sind mal wieder in englischer Sprache gehalten. Wenn ich mich nicht täusche, dann habt ihr bislang noch keinen Song in eurer Heimatsprache aufgenommen („Vezi Doroga“ mal ausgenommen, da versteh ich den Text nicht und weiß deshalb nicht, welche Sprache es ist). Wieso nicht? Und werdet ihr das irgendwann mal nachholen?
Ich denke, wir werden nicht mit den Sprachen rummachen. Es gibt so viele Metal Bands in Finnland, die hauptsächlich auf finnisch singen, deswegen denke ich, dass es uns nicht wirklich was bringen würde, das auch zu tun.

Für eine Band, die es schon so lange gibt, habt ihr bislang erstaunlich selten live gespielt. Wieso?
Aus persönlichen Gründen. Wir haben immer noch unsere täglichen Jobs und ein paar von uns haben Familie. Deswegen hatten wir nicht so viel Zeit, um öfter live aufzutreten. Und eine Geldfrage ist das natürlich auch. Aber jetzt haben wir angefangen mehr Gigs als je zuvor zu spielen. In Zukunft stehen ein paar Festivals an und so weiter.

Kannst du dich noch an euren besten bisherigen Auftritt erinnern?
Auf jeden Fall in Montreal, dieses Jahr! Großartiges Publikum und so.

Und den schlechtesten…?
Tavastia, dieses Jahr. Das war das totale Chaos, huh!

Zweimal standet ihr schon in Deutschland auf der Bühne, einmal davon beim Wacken Open Air. Was habt ihr da für Erfahrungen gemacht?
Das deutsche Publikum ist immer toll. Ich denke, wenn du live auftrittst, dann muss das Publikum dich unterstützen, ansonsten wird das nicht so gut.

Können wir hoffen, euch bald mal wieder auf deutschem Boden zu sehen?
Ich würde echt gerne kommen und spielen! Ich weiß nicht ob schon bald, aber irgendwann werden wir auf jeden fall wieder kommen :)

Und eine Frage muss ich noch stellen, das kann ich mir nicht verkneifen. Du hast doch bestimmt auch von dem Debakel um Wintersuns zweites Album „Time“ gehört. Was hältst du persönlich von der Geschichte?
Naja, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.

So, damit bin ich auch schon fast durch. Traditionell schließen wir bei Metal1 ein Interview mit unserem „Metal1-Wortspiel“. Ich nenne dir ein paar Begriffe und du sagst mir einfach ohne groß nachzudenken, was dir dazu einfällt. Fertig?

Sümpfe? – Heimat
Schlümpfe? – Finnen
Sentenced? – Tot
Nintendo? – Kann ich nicht verstehen
Mozart? – Eine Geige
Capuccino? – Scheißdreck
Bandshirts? – Cooles Zeug
Die Revolution? – Unsere
Metal1.info? – Für wahre Metalheads

Pekka, ich danke dir vielmals für das Interview und wünsche dir und dem Rest der Band alles Gute und viel Erfolg mit eurem neuen Album „For the Revolution“. Die letzten Worte gehören dir. Möchtest du den Metal1-Lesern noch etwas mitteilen?
Ich danke dir! Bleibt Kalmah!

Geschrieben am von Metal1.info

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