Sie sind bereits seit 33 Jahren im Geschäft und zählen zu den ganz Großen des Progressive Rock. Nun erscheint nach fünfjähriger Pause in diesem Jahr das zehnte Studio-Album der Briten IQ, welches den Titel „The Road Of Bones“ (Review) trägt. Wir haben uns mit Gitarrist, Songwriter und Produzent Mike Holmes darüber unterhalten, warum man als IQ-Fan so lange auf die neue Platte warten musste, was es mit dem interessanten Coverartwork auf sich hat und wie im Hause IQ Longtracks, a lá „Without Walls“ (20 Minuten) geschrieben werden.
Euer zehntes Studio-Album, „The Road of Bones“, ist nun erschienen. Bist du mit dem Resultat zufrieden?
Ich denke schon… Ich finde es immer etwas schwierig, ein neues IQ-Album subjektiv zu bewerten, auch ein paar Monate, nachdem ich den finalen Mix abgeschlossen habe. Wenn ich ein Album aufnehme, tauche ich komplett in diesen Prozess hinein – 16 Stunden am Tag, einige Monate lang – und wenn dieser dann komplett fertig ist, ist es wiederum schwierig, loszulassen. Ich muss damit aufhören, zu denken, dass ich immer noch etwas verbessern will. Wir bekommen großartige Kritiken, also bin ich davon überzeugt, dass wir einiges richtig gemacht haben.
Das Feedback bisher war also größtenteils gut?
Ja, bisher waren die Resonanzen sehr positiv, sowohl von den Journalisten als auch von den Leuten, die die Platte gekauft haben. Das ist das tolle an Facebook: es lässt dich die Leute darüber informieren, was du gerade tust, aber noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass du sehr viel Feedback von Leuten erhälst, von denen du sonst nichts mitbekommen würdest.
Wie wichtig sind dir Reviews? Liest du sie regelmäßig?
Selbstverständlich lese ich sie – klar, du hast immer mal Leute, die dir sagen, dass sie nicht an Reviews und Kritiken interessiert seien, aber ich persönlich bin nicht von diesem Standpunkt überzeugt und vermute einfach mal, dass jeder auch „seine“ Reviews liest. Reviews sind sehr wichtig für jeden Künstler und möglicherweise für die Plattenkäufe im Allgemeinen, obwohl ich denke, dass die meisten Leute sich heutzutage ihre eigene Meinung über Musik bilden. Das liegt ganz einfach daran, weil es heute so leicht ist, sich online schnell etwas anzuhören. Ich persönlich bevorzuge ehrliche und unvoreingenommene Reviews.
Du bist nun eine ganze Zeit im Musikgeschäft tätig. Ist es immer noch so aufregend, ein neues Album zu schreiben, aufzunehmen und schließlich zu veröffentlichen?
Absolut! Der einzige Grund, in einer Band zu sein (oder als Soloartist), besteht darin, dass diese dir einen kreativen Raum für deine Musik gibt. Ich schreibe Musik, weil es für mich schwierig wäre, keine zu schreiben, wenn du verstehst, was ich meine. Es ist klasse, viel Zeit in die Aufnahme und den Mix hineinzustecken. Klar kann dies auch harte Arbeit sein, aber die meisten Dinge im Leben bestehen aus harter Arbeit.
Was kannst du uns über den Titel des Albums erzählen?
Der Titeltrack, „The Road Of Bones“, handelt von einem Serienmörder, der eine kleine Stadt in Angst und Schrecken versetzt… Die „Straße der Knochen“ ist die, welcher er für sein Leben entworfen hat – sie ist gepflastert mit den Knochen seiner Opfer. Er befindet sich hierbei in einem starken Konflikt – ein Teil von ihm bereut die Taten, aber das reicht nicht aus, um ihn zu stoppen.
Ein paar Worte zum Album-Cover: Warum müssen wir alle still sein?
Ich sehe das Cover als eine Art Einladung: Der Killer erzählt uns von seinen Taten in einer sehr konspirativen Art und Weise. Er ist so verzweifelt wegen der Dinge, die er getan hat und lädt uns quasi ein, dieses Geheimnis mit ihm zu teilen.
Euer letztes Album wurde 2009 veröffentlicht. Warum hat es mit der neuen Platte so lange gedauert?
Ja, es scheint so, dass wir fünf Jahre brauchen, um ein Album zu schreiben, aber in Wirklichkeit waren wir in dieser Phase ziemlich beschäftigt… Es gab ein paar bandinterne Veränderungen (Wechsel am Bass und Keyboard, Anm. d. Red.), sodass wir einige Zeit beanspruchten, einen Ersatz zu finden, welcher ja dann auch noch unsere Songs lernen musste. Dann hatten wir noch ein paar Jubliäen, die wir feiern wollten: Das 25. Jubiliäum von „The Wake“ (mit dem 4-CD-Boxset), die Wiederveröffentlichung von „Tales From The Lush Attic“ (ich war so glücklich, dass ich dem Album endlich einen vernünftigen Mix verpassen konnte), das 30-jährige Bandjubiläum, welches wir mit einigen „IQ30-Gigs“ gefeiert haben und schließlich das Revival der „Subterranea-Show“, die ihr 15. Jubiläum hatte.
Außerdem möchte ich mit einem neuen Album immer absolut zufrieden sein. Daher nehme ich mir lieber fünf Jahre Zeit, um etwas zu tun und zu wissen, dass es sich richtig anfühlt, als ein Album zu veröffentlichen, mit dem ich nicht glücklich bin.
Euer neues Album fällt wieder einmal sehr episch, geradezu träumerisch aus. Wie schreibt ihr solche Songs, speziell so einen wie „Without Walls“?
Ähm, ich bin nicht sicher. Ich nehme einfach all die Ideen, die sich zu der Zeit in meinem Kopf befinden und füge sie zusammen. Wir entscheiden uns nicht im Vorfeld dazu, einen 20-minütigen Song zu schreiben. Würden wir dies tun, so klänge dies meiner Meinung nach gekünstelt. Es ist stets wichtig, etwas zu tun, was auf eine natürliche Art entsteht und der Musik somit die nötige Zeit gibt, sich nach und nach weiterzuentwickeln. Manchmal endet dies eben in einem sehr langen Song, manchmal in einem extrem kurzen, aber allgemein ist es offensichtlich, wenn ein Lied fertig ist oder wenn man noch mehr rausholen kann.
Der abschließende Track „Until the End“ weist eine deutliche Reminiszenz an Deep Purples „Smoke On The Water“ auf. War das geplant oder purer Zufall?
Mensch, das ist ein interessanter Vergleich! Ich glaube, uns hat noch nie vorher jemand mit Deep Purple verglichen, obwohl ich dies als ein Kompliment sehe. Ich hab sie auf der „Burn-Tour“ gesehen und war extrem beeindruckt von ihrer Show. Aber nein, es handelt sich hierbei um einen glücklichen Zufall, nehme ich an…
Seit 2011 spielt ihr – mit einer Ausnahme – wieder im Original-Line-Up zusammen. Wie fühlt sich das für dich an?
Es ist einfach im Moment toll, mit den Jungs zu arbeiten. Wir haben zur Zeit eine regelrecht familiäre Atmosphäre in der Band, welches ich als gutes Zeichen nach 33 Jahren Bandgeschichte sehe.
Waren die „neuen“ Bandmitglieder auch in den Songwriting-Prozess miteinbezogen?
Im Prinzip war ich für die Musik und Pete für die Texte verantwortlich. Aber natürlich hatte jeder die Möglichkeit, sich an der einen oder anderen Stelle mit seinen Ideen zu beteiligen, nicht zuletzt bei den einzelnen Aufnahmen im Studio.
Wie sehen die Tourpläne für „The Road Of Bones“ aus? Wird es auch Konzerte in Deutschland geben?
Wir arbeiten im Moment daran – wir haben bereits ein paar Gigs für Ende des Jahres festgemacht und würden natürlich noch ein paar mehr in Europa spielen, aber momentan ist diesbezüglich noch nichts bestätigt.
Ich möchte mich bei dir für dieses Interview bedanken! Zum Schluss noch unser klassisches Metal1.Info-Brainstorming – ich gebe dir ein paar Stichwörter und du gibst mir dazu ein paar kurze Antworten:
Ukraine: Unberechenbar und sehr besorgniserregend zur Zeit
Fußball: Oh mein Gott – bitte nicht!
NSA: Vielleicht unverzichtbar im Moment, aber gleichzeitig beunruhigend.
Dein Lieblingsalbum im letzten Jahr: Prefab Sprout – Crimson/Red
Iron Maiden: Gerade nicht, danke…
Die letzten Worte gehören dir!
Hallo Cleveland…
Quelle Bandfotos: Facebook