Interview mit David Timnick von Intronaut

INTRONAUT wissen auf dem aktuellen Album „Valley Of Smoke“ mit einer intelligenten Mischung aus Extreme Metal, Sludge und jazzigen und progressiven Elementen zu glänzen. Warum „Valley Of Smoke“ deutlich cooler ist als sein Vorgänger und dabei trotzdem nicht von Isis beeinflusst, erklärt uns Sänger und Gitarrist David Timnick im Interview.

Hi Sacha! Danke fürs Interview! Wie geht’s?
Ehrlich gesagt bin ich David. Aber es geht mir großartig, danke der Nachfrage!

„Valley Of Smoke“ erschien erst letzte Woche in Europa, aber schon vor einem Monat in Amerika. Wie waren die Reaktionen der Medien jeweils und inwieweit haben sie sich unterschieden?
Hier in den Staaten scheinen die Reaktionen / Rezensionen ziemlich positiv zu sein. Dieses Album ist, meiner bescheidenen Meinung nach, die quintessenzielle Intronaut-Platte. Ich finde, es ist unsere beste musikalische Leistung bisher. Wie die Reviews in Europa waren, weiß ich nicht so genau, aber ich hoffe, dass sie auch gut sind! Wir haben eine Menge Interviews gegeben, ich vermute also, dass ein paar Leute es mögen.

Das Vorgänger-Album „Prehistoricisms“ erschien 2008. Was hat sich seitdem an der Musik verändert, wann habt ihr angefangen neue Songs zu schreiben und ist „Valley Of Smoke“ insgesamt stärker als „Prehistoricisms“?
Ich glaube nicht, dass sich unbedingt viel getan hat, aber ich glaube definitiv, dass wir uns alle als Musiker (und Menschen) immer weiter entwickeln. Deshalb würde ich sagen ja, es ist eine viel stärkere und aussagekräftigere Platte für uns als „Prehistoricisms“. Es ist zudem das erste Album, auf dem wir „cleanen“ Gesang verwenden, inkl. Gesangsharmonien usw. Das war schon ein großer Schritt.

Wie funktioniert Songwriting bei Intronaut im Allgemeinen? Inwiefern steuern die verschiedenen Bandmitglieder etwas zu den Songs bei? Und bevorzugst du generell den modernen Weg, Songs zu schreiben (Song-Fragmente per E-Mail herumschicken), oder eher die Old School-Herangehensweise im Proberaum?
Ich schätze wir sind da ziemlich Old School. Jeder von uns erarbeitet für sich selbst Ideen, Riffs, Rhythmen usw., aber erst im Proberaum findet dann das eigentlich Songwriting statt. Wir jammen viel zusammen und verwenden viele Stunden im Proberaum darauf, alles auszuarbeiten. Wir nehmen unsere Ideen und Proben nur mit einem Raum-Mikrofon auf, sodass wir uns unsere Proben die Woche über anhören und entscheiden können, was wirklich funktioniert und was nicht.

Ihr habt Erläuterungen der Lyrics für jeden Song auf eure Homepage geladen. Folglich muss der Inhalt eines Songs ja ziemlich wichtig für euch sein, aber die Musik ist es, offensichtlich, auch. Was kommt also zuerst, Text oder Musik?
Die Musik kommt immer zuerst. Früher haben wir Texte und Gesang erst ganz am Ende des Songwriting-Prozesses geschrieben, wenn alle Songs wirklich fertig waren. Auf diesem Album haben wir den Texten und dem Gesang selbst viel mehr Aufmerksamkeit und Gewicht zugestanden. Ich habe für diese Platte alle Texte geschrieben und ich und Sacha haben uns zwischen den Proben immer zusammengesetzt um Gesangsspuren, Melodien, Harmonien usw. zu schreiben. Wir haben Texte und Gesang also zeitgleich mit der Musik geschrieben, was die Songs meiner Meinung nach deutlich ausdrucksstärker und einprägsamer macht.

Wenn du „Valley Of Smoke“ in drei Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?
Wie wäre es mit „Valley Of Smoke“??

Mal angenommen, dass nicht alle unsere Leser unbedingt eure „Essays“ über das „Valley Of Smoke“-Konzept lesen wollen, könntest du dieses Konzept vielleicht kurz zusammenfassen und einen Überblick über die Texte der einzelnen Songs geben?
Nun, das grundsätzliche Konzept des Albums ist eine Erkundungstour in die weniger bekannten Geschichten und Mysterien unserer Heimatstadt, Los Angeles. Wir haben viele Hausaufgaben gemacht, um so viel wie möglich über die Stadt selbst zu lernen und wir wollten ihre Geschichte sowohl mit unserer Musik als auch mit unseren Worten erzählen. Wir haben hier unser ganzes Leben lang gelebt, also haben wir uns gedacht, wenn wir schon ein Konzept-Album machen, sollte es von etwas handeln, was wir alle kennen.
Was die einzelnen Songs ausgeht, muss ich doch wieder auf unsere Pseudo-Website verweisen:
http://blogronaut.blogspot.com/
Alles andere würde den Rahmen hier ein wenig sprengen.

Das Cover wirkt sehr ungewöhnlich für ein Metal-Release. Was war der Gedanke hinter der Wahl dieses Artworks und hat es einen Bezug zum Konzept des Albums?
Wir haben das Konzept des Albums mit Texten und Musik an unseren guten Freund David D’Andrea geschickt (der auch schon für verschiedene andere Bands gearbeitet hat), und haben ihn damit allein gelassen. Der Hintergrund des Covers ist ein altes Schwarz-Weiß-Foto von Los Angeles von früher. Alles andere entstammt direkt Davids Vorstellungskraft und wir finden das alle ziemlich gut.

Das Album erinnert mich oft an King Crimson-Alben in Richtung „The ConstruKction of Light“ oder „The Power To Believe“. Hatten diese Album einen Einfluss auf „Valley Of Smoke“ und gibt es andere Künstler, die euch zu dieser Platte inspiriert haben?
Absolut! Wow, ich liebe es, wenn jemand unsere Musik hört und dann Bands wie King Crimson erwähnt! Viele Leute sagen, dass wir von Bands wie Isis beeinflusst sind. Aber obwohl ich Isis mag, sind sie definitiv auf keinste Weise ein Einfluss auf unsere Band. Der Vergleich erschien mir noch nie sehr sinnvoll. Aber King Crimson, Yes, Pink Floyd… Auf jeden Fall. Große Einflüsse. Wir haben auch alle ganz verschiedene musikalische Hintergründe, dementsprechend gibt es auch viele verschiedene Einflüsse und Quellen für Inspiration für uns als Band.

Was denkst du generell über King Crimson und wie wichtig denkst du waren sie für den heutigen Modern Metal?
Ich weiß nicht, wie viel Einfluss sie auf das Genre Modern Metal als ganzes hatten, aber sie waren definitv Pioniere eines neuen progressiven Anspruchs im Rock und in der Musik im Allgemeinen.

Auf „Valley Of Smoke“ gibt’s auch einen Song mit zwei Schlagzeugern, die gleichzeitig spielen. Wie kam es dazu, und ist diese Idee vom King Crimson-Konzept des Double Trios beeinflusst? Würde es dich interessieren, mehr in diese Richtung zu machen?
Es war nicht wirklich direkt von irgendetwas speziellem „inspiriert“ (obwohl Crimson das sehr gut umgesetzt haben, genauso wie Del Rey, meiner Meinung nach eine fantastische Band). Der zweite Schlagzeuger in dem Song bin übrigens ich. Tatsächlich lag mein Fokus bevor ich Intronaut beigetreten bin auf dem Schlagzeug, deshalb haben wir uns ein paar Gedanken darüber gemacht, wie wir das im Sound irgendwo unterbringen könnten. Danny und ich haben auf dem Song „Any Port“ von „Prehistoricisms“ bereit ein paar perkussive Geschichten gemacht, wo ich im Stehen auf drei Toms spiele.
Auf „Valley Of Smoke“ wollten wir für einen Song noch einen Schritt weitergehen, deshalb haben Danny und ich diese ganzen abgefahrenen Rhythmen erarbeitet, die auf zwei Drumsets mit zwei verschiedenen Patterns umgesetzt werden, um eine große polyrhythmische Übung in musikalischer Hemmungslosigkeit zu demonstrieren. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen sind auf diesem Song auch zwei Bassisten vertreten, Joe, und unser guter Freund Justin Chancellor von Tool. Justin und ich sind schon länger miteinander befreundet und ich spiele in einigen seiner Nebenprojekte auch Schlagzeug. Ich hab ihn gefragt, ob er Lust hätte, Teil dieses verrückten Songs zu sein, mit zwei Schlagzeugern und zwei Bassisten, und er hatte!

Der Gesang erinnert mich manchmal an Herbrand Larsens Gesang für Enslaved und an Jason Mendonça von Akercocke. Kennst du diese Bands? Und würdest du zustimmen, dass gesanglich wie atmosphärisch Parallelen bestehen?
Ja, ich denke, da gibt es einige Gemeinsamkeiten. Das sind beides großartige Bands, vor allem Enslaved mag ich sehr gerne.

Ist es wahrscheinlich, dass man Intronaut bald auf europäischen Bühnen sieht? Ist eine Tour geplant?
Geplant ist noch nichts, aber wir wollen UNBEDINGT nach Europa zurück! Wir waren erst einmal da, das war 2007, wo wir mit The Ocean, War From A Harlot’s Mouth und Nahemah getourt haben. Es war eine geniale Erfahrung und wir wären gerne schon längt mal wieder dagewesen. Es gibt eigentlich kaum etwas, was wir lieber täten! Hoffentlich also 2011 endlich…

Was ich an Metal-Live-Shows immer etwas schade finde ist, dass oft wenig Platz für Improvisation bleibt, weil die Songs meist so durchstrukturiert sind, dass sogar die kleinsten Änderungen oder Interpretationen die Stimmung des Songs verhunzen würden, obwohl dadurch leider das freie, spontane Element von Live-Shows deutlich zurückgeschraubt wird. Würdest du dem zustimmen? Und wie sieht es da bei Intronaut aus, habt ihr Improvisation auf der Bühne und inwiefern fändest du diese wichtig für Metalshows?
Allgemein gesagt improvisieren wir auf der Bühne nicht viel. Joe und ich haben einen starken Jazz-Hintergrund, deshalb improvisieren wir im Proberaum sehr viel. Wir haben auch nicht wirklich viele Soli und die Musik ist rhythmisch oft so vollgepackt, dass für Improvisation tatsächlich nicht viel Platz bleibt, aber wir bringen es, wenn die Musik es doch mal erlaubt, ab und zu ein. Danny variiert das Flair seiner Drumfills, Joe probiert andere Ideen in verschiedenen Songabschnitten aus und Sacha und ich improvisieren beide ab und zu. Aber das meiste ist schon komplett durchstrukturiert.

Mit welchen Bands würdest du gerne touren? Ist es im Allgemeinen schwer Bands zu finden, die musikalisch zu euch passen?Wir hatten verschiedene äußerst coole Erfahrungen und Möglichkeiten, mit einigen genialen Bands zu touren. Meine Favoriten waren bisher die Tour mit Mastodon und die mit Cynic. Selbst wenn wir es als Band nie weiter bringen, allein mit diesen Leuten getourt zu haben, wird es wert gewesen sein. Wir haben vor einiger Zeit auch mit Mouth of the Architect und Behold… The Arctopus getourt, mit beiden sind wir sehr gut befreundet, die Tour war also ziemlich lustig. Bands, mit welchen ich eines Tages gerne touren würde sind Opeth, Tool und nochmal Mastodon, aber natürlich gibt es auch eine Menge anderer großartiger Bands da draußen, mit denen Touren cool wären.

David, wir sind so gut wie fertig, nur unser traditionelles Metal1Brainstorming fehlt. Woran denkst, du wenn du folgendes hörst…

Emerson, Lake & Palmer: Es hätte beinahe eine Zusammenarbeit mit Jimi Hendrix gegeben, sie hätten sie HELP genannt. Das ist echt wahr.
Johnny Cash: Badass
The ProjeKcts: Awesome
Kate Perry: Sex
Ric Flair: Abstinenz
Van der Graaf Generator: Immer noch stark!
Metal1.info: Danke für das tolle Review!
Paul Stanley: Coolster Kerl aller Zeiten auf der Bühne

Danke für die Beantwortung der Fragen, alles Gute für dich und Intronaut! Wenns noch was gibt was du gerne loswerden möchtest, bittesehr:
Danke dir, dass du die Fragen gestellt hast! Was ich gerne jedem mitteilen würde, kommt zu Shows, unterstützt, was ihr mögt und helft, die Musik am Leben zu halten!

Publiziert am von Marius Mutz

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