3 Jahre nach „Doom Of The Occult“ legen uns die Berliner von NECROS CHRISTOS mit „Nine Graves“ eine neue Mini-CD vor. Mit ihrem okkulten Death Metal haben sie sich im Underground eine beachtliche Fangemeinde erspielt und werden von ihren Anhängern für ihre kompromisslose Eigenständigkeit geschätzt und respektiert. Wir sprachen mit Mors Dalos Ra, dem kreativen Kopf hinter NECROS CHRISTOS, über die Veränderungen im Line-Up und warum es nur noch ein finales Album geben wird.
„Nine Graves” ist vor kurzem erschienen. Wie war die Resonanz bisher? Seid ihr mit allen Aspekten des (Mini-)Albums zufrieden?
Ja, voll und ganz. Das neue Material präsentiert die Band in absoluter Höchstform und öffnet zahlreiche Tore in Hinblick auf das finale Album. Die Resonanzen aus dem engeren Kreis, sprich Freunde bzw. befreundete Bands, waren alle durchweg positiv bis überschwänglich, was uns mehr als freut.
Wie wurde das neueste Release von den Fans und der Presse aufgenommen? Haben mögliche Kritik oder gar Verrisse Auswirkungen auf eure Arbeit?
Um ehrlich zu sein kümmere ich mich nicht großartig um Reviews, schaue nicht im Netz oder suche gar danach. Was mögliche Verrisse angeht, nun, die gibt es immer. Wenn man Musik oder Kunst veröffentlicht wird es immer Leute geben, die einem nicht zugetan sind bzw. es als totalen Mist empfinden und das dann auch möglichst flächendeckend äußern, um sich zu profilieren. Damit kann und muss ich leben, erst recht, wenn man so polarisiert und solch dunkle, verstörende Musik erschafft, wie wir es tun. Nichts wäre schlimmer, als von allen geliebt zu werden, insofern tun mir all diese selbsternannten Kritiker, die ihren Frust im Internet ablassen sogar einen Gefallen. Dies beweist nur, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Bei einer Spielzeit von 40 Minuten kann man ja fast nicht mehr von einer EP im klassischen Sinne sprechen. Wie kam es zu dem Entschluss, das Material in dieser Form zu vermarkten?
Unsere Alben haben, hatten bzw. werden immer aus neun Haupt-Songs bestehen, die ganzen Gates und Temples jetzt nicht mitgerechnet. Dreimal neun ist das Evangelium Necros Christi und Nine Graves, wie schon erwähnt, ein Tor um das finale Werk verstehen zu können, wenn es dann in die Dunkelheit und das Licht dieser Welt tritt.
Wo liegen deiner Meinung nach die größten Unterschiede zur vorangegangenen Full-Length „Doom Of The Occult“?
Das neue Material in Form von „Black Bone Crucifix“ und „Nine Graves“ ist wesentlich härter, brutaler, tigther, aber mit der gleichen dunklen Atmosphäre gesegnet wie unsere Alben davor. Auch schimmern jetzt mehr und mehr Anklänge an die gute, alte Zeit des Death Thrash durch, gemeint sind Göttergaben wie Beyond The Gates, Seven Churches, None Shall Defy, Altars Of Madness oder Darkness Descends. All das, gepaart mit unseren immensen persischen und indischen Einflüssen plus einer Prise Doom verschmilzt zu unserem Gesamtsound und es entsteht die Entität namens NECROS CHRISTOS.
Das Artwork wirkt -wie bei jeder eurer Veröffentlichungen- recht ausdrucksstark und ist sicher mit Bedacht gewählt. Besteht ein direkter Bezug zur Musik? Falls ja, kannst du genauer darauf eingehen?
Sehr gerne. Das Cover stammt von Timo Ketola und zeigt jene Szenerie, Geschichte und Stimmung, von welcher die Texte zu „Black Bone Crucifix“ und „Nine Graves“ handeln. Bevor ich mich in albernen Beschreibungen verliere würde ich allen Interessierten raten, die Lyrics zu lesen. Die Zeichnung innerhalb des Booklets stammt von Manuel Tinnemans und beschwört das Gesamtkonzept von „Nine Graves“ herauf. Dazu folgendes: Neun Buchstaben formen den Namen NECROS CHRISTOS, als da sind S O T I R H C E N. Auf dem erwähnten Bild sieht man neun Schlangen, welche einen neunarmigen Leuchter formen. Alles steht in Flammen und über den Köpfen der Schlangen sind neun Gräber platziert, ein jedes mit einem Buchstaben des Namens NECROS CHRISTOS gefüllt. Es ergibt sich hier aber ein Anagramm in Form des Wortes Iconresth. Macht man sich die mystische Bedeutung dieses Wortes klar, in Verbindung mit dem, was NECROS CHRISTOS eigentlich meint, hat man das Konzept von „Nine Graves“ verstanden. Zur Verdeutlichung: Neun Buchstaben formen den toten Körper Iesu Christi, und eben jene neun Buchstaben legen die Ikonen zur finalen Ruhe.
Mit „Va Koram Do Rex Satan“ und „Baptized By The Black Urine Of The Deceased“ haben es zwei ältere Stücke in neuer Form auf das aktuelle Output geschafft. Wie kam es dazu? Warum gerade diese Titel?
Beide Stücke sind absolut epische Monster und gehören zu unseren Alltime Faves. Als wir die Songs in der neuen Besetzung das erste Mal für unsere Tour probten merkten wir einfach, welch unausgeschöpftes Potential in diesen Brechern liegt und wie viel Power sie durch das neue Line Up erfuhren. Da ich bei den Originalversionen mit Kleinigkeiten nie so recht zufrieden war wollten wir ein Statement abgeben, gemäß der Maxime „Seht her, so klingen wir jetzt und egal ob neue oder alte Songs, NECROS CHRISTOS sind lebendiger denn je“.
Da ihr euch als okkulte Band versteht: Was hat es in diesem Zusammenhang mit den „Nine Graves“ auf sich?
Ich denke, das Meiste darüber habe ich schon gesagt. Es war mir ein immenses Bedürfnis, das Konzept des Namens, seiner neun Buchstaben und deren vielfältigen Bedeutungen noch vor dem letzten Album zu offenbaren. Sobald „Domedon Doxomedon“ kommt werden die Interessierten wissen, warum. „Nine Graves“ ist der Schlüssel, „DomeMedon“ die Pforte und der Weg dahinter.
Hatten die erneuten Veränderungen im Line-Up Auswirkungen auf „Nine Graves“ ?
Ja, definitiv. Beide Neuzugänge, Ivan Hernandez und Peter Habura haben einen fantastischen Job hingelegt und haben der Band unheimlich viel Druck verliehen. Ich war noch nie so zufrieden mit der Chemie und dem Willen innerhalb der Band, etwas Großes zu erschaffen und dafür hart zu arbeiten.
In einem älteren Interview (zu „Doom Of The Occult“) habe ich gelesen, dass es womöglich nur noch ein weiters reguläres Album geben wird. Ist dies noch aktuell oder haben sich die Pläne seither geändert?
Das ist aktuell und wird sich auch nicht ändern. Es war schon vor der Veröffentlichung von „Triune Impurity Rites“ klar, dass es „nur“ drei Alben mit jeweils neun Songs geben wird, die heilige Zahl des Tempels, dem Allbewußtsein von Iša Christus. NC werden nie ein normales Album veröffentlichen, auch wenn sich das vielleicht einige Leute wünschen würden. Die Gates und Temples werden auch einen großen Raum auf dem letzten Album einnehmen, da können sich die Leute noch so sehr das Maul darüber zerreißen. Ich habe, mal so ganz nebenbei, einen Tipp für all jene Spötter: Es gibt so etwas wie eine Skiptaste! Und; Ich veröffentliche lieber drei große, vielleicht teils auch unverständliche, aber verstörende Werke, als mich in unzähligen Alben zu verlieren, wovon vielleicht zwei gut, zwei mies und der Rest Durchschnitt ist. Es gibt so viele Bands da draußen, die besser ihren Zenit erkannt hätten, als ihre Großtaten regelmäßig selbst zu demontieren.
Verfolgst du die Trends in der Szene? Inwieweit kannst du dich mit dem identifizieren, was heutzutage so alles unter dem Banner “Death Metal” läuft?
Death Metal, das sind für mich Bands wie Venenum und Grave Miasma, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wenn Dir die Dunkelheit ins Gesicht springt und spirituelle, okkulte Werte das Gesamtbild bestimmen, DAS ist Death Metal.
Bald könnt ihr auf ein 15-jähriges bestehen zurückblicken. Ist zu diesem Anlass irgendetwas Spezielles in Planung?
Nein, eher nicht. Wir arbeiten am finalen Album, welches noch lange Zeit in Anspruch nehmen wird, werden Shows spielen und evtl. sogar touren, auch nach „Domedon Doxomedon“. Es gibt also genug zu tun.
Wir sind nun nahezu am Ende des Interviews angelangt. Zum Abschluss noch ein kurzes Brainstorming:
Teitanblood: Eine der extremsten Bands unserer Zeit.
Spiritualität: Besitzt eine immense Bedeutung in meinem Leben.
Plakativer Satanismus: Hat keine Bedeutung in meinem Leben.
Kaballa: Eine meiner Hauptinspirationen, besonders, wenn es um das Sefer ha-Sohar geht.
Christentum: Hat sich völlig von seinen eigentlichen Wurzeln entfernt. Die gnostisch-christlichen Schriften der Nag Hammadi Sammlung sind, neben der jüdischen Mystik, meine eigentliche Erleuchtung.
Danke für die Beantwortung der Fragen. Die letzten Worte gehören Dir!
Ich habe zu danken. Danke an alle, die NECROS CHRISTOS unterstütz haben und dies tun, ohne Euren Support wären wir nicht da, wo wir sind. Worte können nicht beschreiben, was und wie viel uns das bedeutet. Danke!