Interview mit Ville Friman von Insomnium

Für INSOMNIUM steht nun das entscheidende dritte Album an, das die Finnen auch bei einer großen Europatournee als Satyricon-Support vorstellen. Über „Above The Weeping World“ erzählt uns Gitarrist Ville Friman.

English original…

Ville, hi. Wie geht es dir? Habt ihr gerade viel Stress mit dem Album, dass ja bald rauskommt, und den Vorbereitungen zur Tour?
Danke der Nachfrage, uns gehts ganz gut. Und ja, wir sind ziemlich gestresst oder zumindest beschäftigt mit dem Tourstart am kommenden Montag (das Interview wurde am Wochenende vor dem Tourstart am 4.9.06 geführt; anm. d. Red.) und wir müssen auch noch ein wenig proben, unsere Sachen zusammenpacken und so weiter… Ich habe die ganze letzte Nacht damit verbracht, darüber nachzudenken, was ich alles mitnehmen muss, um einen sechswöchigen Trip durch Europa zu überstehen. Und da häuft sich schon eine ganze Menge Zeug an… Wir sind auch noch ziemlich beschäftigt mit Interviews, aber wenn so viele Magazine Interesse an uns haben, ist das ein gutes Zeichen. Unser Album hat bisher auch sehr gute Reviews bekommen.

Warum seid ihr für dieses Album nun vom Mediaworks zum Fantom Studio gewechselt?
Ganz ehrlich gesagt waren wir ein wenig enttäuscht mit dem Sound der beiden Vorgängeralben und wollten diesmal etwas anderes ausprobieren. Fantom ist ein berühmtes finnisches Studio und viele gute Metalalben sind dort aufgenommen worden. Ich denke, der Produzent Samu Oittinen und Insomnium haben gut zusammengearbeitet und wir haben nun endlich den Klang, den wir für die neue Scheibe wollten.

Ihr seid wieder ins Studio gegangen, ohne alle Texte fertig zu haben, nicht? Ist das bei euch normal beim Songschreiben? Ist es nicht zusätzlicher Stress, wenn ihr wisst, ihr müsst genau zu diesem Zeitpunkt Texte schreiben?
Eigentlich hatten wir diesmal so gut wie alle Texte vor dem Gang ins Studio fertig. Die Situataion war bei den Aufnahmen zu „Since…“ ein wenig zum verzweifeln. Ja, wenn ich so zurückdenke, war es schon sehr sehr stressig. Ich meine, im Studio arbeitet man sich eh einfach schon genug auf, weil es da so viele Dinge zu beachten gibt und um die man sich kümmern muss. Und wenn man dazu immernoch am neuen Material arbeiten muss, während man aufnimmt, ist das irgendwie schon unerträglich. Aber bei diesem neuen Album haben wir aus der Erfahrung gelernt und haben versucht, alles so weit wie möglich bis zum Studioaufenthalt fertig zu haben. Es ist also nicht unsere normale Arbeitsweise, aber das Ergebnis von vollen Terminkalendern mit gewöhnlichen Jobs während der Woche und so weiter.

Ich finde, „Above The Weeping World“ ist aggressiver und hat mehr Feuer im Arsch als „Since The Day It All Came Down“. Ihr habt gesagt, ihr habt euch nach mehr Geschwindgkeit und Aggression gesehnt, können wir das auf das ganze Album übertragen?
Nun, auch wenn das Album aggressiver und schneller als der Vorgänger ist, hat es ja auch weiterhin akustische Gitarren und softere, langsame Stellen. Insomnium stehen für Kontrast und Abwechslung in den Songs. Also auch wenn wir nun eine aggressivere Richtung eingeschlagen haben, können die prog-beeinflussten Stellen aus einigen Liedern rausgehört werden. Wir benutzen auch kaum Thrash-Beats, nur in ein paar Songs. Irgendwie ist dieses Album ein Kontrast zum Zweiten, dass sehr düster und atmosphärisch war. Die neue ist sowas wie der große Bruder von „Since…“ ;)

Warum habt ihr „Mortal Share“ für einen Videoclip ausgewählt. Plant ihr ein weiteres Video oder eine Single zu veröffentlichen?
„Mortal Share“ war der erste Song, den ich Ende 2004 für das Album geschrieben habe. Wir mögen das Lied ganz einfach und dachten, es ist eingängig und komptakt genug für ein Video, hat aber auch noch ein paar Wendungen dabei, um interessanter als ein durchschnittlicher Melodic Death Metal-Song zu sein. Bisher haben wir noch nicht über ein anderes Video oder eine Single geredet, aber wir werden auf jeden Fall wieder ein Video machen, wenn wir irgendwann das vierte Album veröffentlicht haben. Hoffentlich auch mit dem selben Regisseur (www.jussilindgren.com), mit dem wir auch „Mortal Share“ gedreht haben.

Wie kommt es, dass die Lyrics zu „Mortal Share“ auf „Hyperions Schicksalslied“ von Hölderlin baiseren?
Es schien einfach für die Atmosphäre des Songs zu passen. Niilo zieht viel seiner Inspiration aus der Poesie und Literatur.

Ihr habt viele ältere Songs auf „Above…“ verwendet, manche davon sind schon zwei oder vier Jahre alt, wie du gesagt hast. Nun, da das dritte Album fertig ist, habt ihr wieder einige Lieder übrig, die ihr später verwenden wollt?
Jau, haben wir und wir haben auch schon damit angefangen, neue Songs für das nächste Album zu komponieren. Wir haben es diesmal geschafft, die kreative Stimmung aus dem Studio und das Gefühl davon mitzunehmen. Musikmachen scheint für mich im Moment leichter als jemals zuvor. Ich würde sogar sagen, dass wir in gewisser Weise mit diesem Album unseren Stil gefunden haben.

Denkst du, es ist für Insomnium möglich, einen richtig aggressiven und wütenden Song zu machen, ganz anders als euer sonstiges Material und fast ohne Melodien? Vielleicht so etwas wie Sentenced mit „Where Waters Fall Frozen“ auf ihrem letzten Album gemacht haben.
Yar, das könnten wir natürlich machen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das dann noch nach Insomnium klingen würde. Die Melodien waren schon immer ein ganz wichtiger Teil unserer Musik. Aber wir werden sehen, wo wir unsere Aggression hernehmen können. Ich höre ja auch mehr und mehr aggressive Bands, vielleicht werde ich davon ja ein wenig beeinflusst.

Im September und Oktober geht es mit Satyricon und Keep Of Kalessin auf Tour. Was erwartet ihr davon?
Dass wir lebend wieder nach hause kommen ;) Ernsthaft, ich muss zugeben, dass ich momentan ziemlich aufgeregt bin, in einer guten und einer schlechten Weise. Man denkt sich die schlimmstmöglichen Szenarien aus, wie man krank wird und Busse kaputt gehen und Konzerte abgesagt werden. Andererseits spielen wir in richtig großen und coolen Clubs und haben die Chance, Fans ausserhalb Finnland zu treffen und 16 europäische Länder in eineinhalb Monuten zu sehen. Ich denke, es wird eine wirklich großartige Reise und wir werden jede Nacht 100% geben!

Welche der neuen Songs können wir live erwarten?
Wir haben alle bis auf „In The Groves Of Death“ eingeprobt. Ich denke, wir werden vor allem das Material vom neuen Album spielen, weil sie live einfach wunderbar funktionieren, und dazu eben ein wenig was vom alten „Hit-Material“.

Hast du das neue Satyricon-Album gehört? Gefällt es dir, im Vergleich zu den älteren?
Ich habe mir „Now, Diabolical“ ein paar mal angehört, den Vorgänger „Volcano“ mag ich aber lieber. Das erste Satyricon-Album, das ich gehört habe, war „Shadowthrone“, ich mag also deren altes und neues Zeug. Ich finde, Satyricon sind eine gute Band.

Hast du ein Lieblingsland zum Auftreten? Oder eine Stadt, auf die du dich besonders freust?
Bisher haben wir ja nur in Litauen, Russland, England und Finnland gespielt. Nottingham Rock City in England war sehr cool, darauf freue ich mich also schon ziemlich, nun werden wir da vielleicht sogar auf der Hauptbühne spielen. Ich bin auch gespannt auf die Gigs in Großstädten wie Lodon, Paris oder Barcelona und auch auf die etwas „exotischeren“ Länder wie Kroatien und Slowenien.

Was war der schönste Ort, an dem du bisher aufgetreten bist?
Das war wohl ein Sommerfestival in Finnland, das Nummirock 2002, ein sehr spezieller Auftritt. Es war draussen und wir hatten links von uns einen See, ausserdem war es sehr windig und regnete die ganze Zeit. Irgendwie hat es aber wirklich großartig funktioniert, auch wenn es sehr kalt war…

Mit zwei Bands werden Insomnium oft verglichen: (Alte) In Flames und Opeth. Wie denkst du über diese Vergleiche?
Wir haben diese beiden Bands wirklich oft gehört und tun das noch immer. Es sind großartige Bands und sie beschreiben unsere Musik ganz gut. Wenn ich wählen müsste, würde ich uns wohl auch mit den beiden vergleichen.

Wie viele andere Bands habt auch ihr eine MSpace-Seite. Wie steht ihr zu diesem Medium? Von den Metalfans wird es ja recht oft kritisiert.
Ich finde, es ist eine tolle Möglichkeit, die Band bekannter zu machen. Da man Musik und Videos einstellen und über Neuigkeiten und Konzerte informieren kann, ist es ein genial einfacher Weg, die Leute zu erreichen. Ich habe noch keine Kritik mitbekommen, aber ich weiß, dass viele Metalhörer ein wenig konservativ eingestellt sind und das Undergroundgefühl mögen. Vielleicht ist denen MySpace zu bekannt. Unsere Absicht ist jedenfalls, unsere Musik so bekannt wie möglich zu machen, so dass die Leute unsere Alben kaufen, damit wir die Möglichkeit haben, umherzureisen und gute Metalshows zu spielen. Ich habe nie den Sinn verstanden, eine Band zu gründen und dann niemandem davon zu erzählen…

Wann werden wir die Negro Spiritual-Version des neuen Albums zu hören bekommen? Können wir einige mächtige Gospelchöre erwarten? ;)
Hehe, wenn wir Multimillionäre sind und einfach nur Alben veröffentlichen wollen, um so schnell wie möglich unseren Profit ins unermessliche zu steigern! Mal im Ernst, finnische Metal-Gospel Bands haben einen Haufen Demos im Fantom Studio aufgenommen, und wir haben uns die eines Nachts mal angehört und dann lief das ein wenig aus dem Ruder. Gospel-Metal, das ist einfach nur unfassbar! Du kannst dir das nicht anhören, ohne die ganze Zeit lachen zu müssen, weil die Texte einfach sowas von fröhlich sind.

Der August war ein sehr trauriger Monat für den Metal. Nicht weniger als 5 Menschen verloren ihr Leben, ob freiwillig oder nicht. Jon Nödtveidt (Dissection), Otto Wiklund (Setherial/In Battel), Kvarforth (Shining), Jesse Pintado (Terrorizer) and Devilpig (Bestial Mockery). Wie denkst du über diese tragischen Verluste?
Am meisten betroffen hat mich wohl der Selbstmord von Jon Nödtveidt, weil Dissection für uns immer eine große Inspiration war („Storm Of The Lights Bane rules!!!). Wir haben sogar „Night’s Blood“ als Coversong für die kommende Tour eingeprobt, aber uns dazu entschlossen, dass ruhen zu lassen, nachdem wir von Jons Selbstmord erfahren haben. Wir wollen einfach von Niemandem die Gefühle verletzen und wollen Jons Dahinscheiden ehren, weil das alles noch so frisch ist. Diese Tode sind natürlich sehr traurig für die Familien und Angehörigen und Verluste für die Metalgemeinschaft, weil wir große Musiker verloren haben.

Zum Schluss gehen wir noch über zu unserem beliebten Wortspiel. Sag uns einfach, was dir bei folgenden Begriffen in den Sinn kommt…
Kalmah: Kalma-krapula, das ist ein finnisches Wort für einen Kater, wenn du dich wirklich krank fühlst und ganz blass im Gesicht bist.
Rammstein: Die Band kenn ich zu gut. Das erste, was mir dazu einfällt, ist der Sänger, wie er einen falschen Penis in der Hand hält und falsches Sperma (Wasser) auf die Köpfe des Publikums spritzt ;)
Stephen King: Grundschule. Ich habe das Lesen mit Büchern von Stephen King angefangen und die gefallen mir auch heute noch!
Ladies: Wunderschön.
Finnish metal scene: Groß, gut und immer noch im Wachstum.
Blackjack und Nutten: Las Vegas.
Metal1.info: Gutes Interview ;)

Ok, danke dir für deine Antworten! Wenn du den Metal1.info-Lesern und eueren deutschen Fans noch etwas sagen willst, hier kannst du das gerne…
Danke für das Interview, kommt bitte zu unseren Gigs. Jetzt habt ihr noch das spezielle Angebot, unser neues Album und ein T-Shirt im Paket für 22,90 € über einen Link auf unserer Internetseite von überall auf der Welt zu bestellen. Kreditkarten und Paypal werden akzeptiert. Wir sehen uns auf Tour!

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert