Auf der Metal Night im Gulfhaus in Vechta hatte unser Redakteur Daniel P. Gelegenheit mit den Jungs von Infearior zu sprechen.
M1: Ich begrüß jetzt nicht jeden einzeln. Das ist, glaube ich, ein bißchen aufwändig. Also: Tach zusammen!
Alle: Tach!
M1: Erst einmal vielen Dank, dass ihr euch Zeit für mich genommen habt. Erste Frage: Könnte eventuell mal einer von euch die Band ein bißchen beschreiben? Ich glaube nicht, dass der Name Infearior unseren Lesern viel sagt.
Havi: Ich hol mal ganz weit aus: 1997 hat sich unsere Vorgängerband, bei der auch unser jetziger Basser (Nils Schwan – Anm. d. Red.), unser jetziger Drummer (Rainer Schmidt – Anm. d. Red.) und meine Wenigkeit als Sänger auch schon dabei waren so langsam in ihre Einzelteile aufgelöst. Und dann wars irgendwann Anfang 1998 als wir uns umbenannt haben. Und zwar von „False Reality“ – das wird nun gar keiner Sau irgendwas erzählen – in Ifearior umbenannt. Wir haben dann wie gesagt 1998 mit Detlef (Meyer – Anm. d. Red.) einen neuen Gitarristen gekriegt und so kamen Infearior letztlich zu Stande.
M1: Und wie klingt eure Musik in ungefähr?
Rainer: US Power Metal!
Nils: US Power Metal ist zumindest das, womit unsere Musik von Fans und in Plattenkritiken am häufigstenbeschrieben wird.
M1: Das ist doch mal eine klare Aussage! Was habt ihr denn bis jetzt so an größeren Sachen gemacht? Vielleicht auch auf dem Live-Sektor?
Thorsten: Das größte war wohl mit Holy Moses zusammen. Das Wacken Metal Battel haben wir gespielt und das Emergenza Festival in Hamburg. Das waren so die größten.
Nils: Obwohl das größte nicht immer das beste ist. Wir haben also im Januar das Emergenza gespielt im Logo, das war also ganz toll. Aber im Sommer irgendwann haben wir im Headbanger’s Ballroom in Hamburg gespielt und das fand ich irgendwie besser. Obwohl der Headbanger’s Ball Room lange nicht so groß ist.
M1: Und was war bisher der beste Gig?
Nils: Es ist schwer zu sagen. Im „Faust“ (Hannover – Anm. d. Red.) das war schon nicht schlecht. Mit Holy Moses zusammen. Das war richtig groß, die Bühne war richtig fett, da konnte man sich auch bewegen, obwohl wir jetzt nicht so den Bewegungsdrang haben, es wurde eine DVD produziert. Auf der anderen Seite gibt’s bei uns in Bremen einen Club, wo es mit den Nachbarn immer Ärger gibt. Da haben wir auf einer ganz normalen Party gespielt vor so ein paar Kiddies, hatten auch so Bands wie Camp Jason, die heute auch dabei waren, und wir haben halt gesagt: „Komm. Wir sind die alten Säcke. Wir spielen mal als erstes.“ Und da haben wir so abgeräumt. Die sind so abgegangen die jungen Leute. Das war dann irgendwie auch ein super Auftritt!
M1: Ihr habt euch jetzt dafür entschieden Power Metal zu machen. Dabei sollte euch allerdings schon klar sein, dass man damit keinen riesen Erfol haben kann. Auch gerade kommerziell nicht. Es wird also wahrscheinlich nie so sein, dass ihr davon leben könnt. Warum gerade die Richtung?
Thorsten: Weils Spaß macht! Wir wissen, dass wir damit nie wirklich Geld verdienen können. Es ist einfach nur ein Hobby, unser Spaß. Wir haben alle unsere Jobs irgendwie und wollen dann versuchen, möglichst viel mit der Band zu reißen. Aber Geld verdienen wird nie passieren. Das ist uns klar.
Rainer: Irgendwie ist das da, wo wir uns alle treffen. Jeder hört auch noch ein bißchen andere Musik. Detlef hört viele alte Sachen, oder extremere Musik so wie Slayer, Havi hört auch ein bißchen bis ganz schön viel Hardrock.
Havi: Ich höre auch viele progressive Sachen.
Rainer: Ja. Ich höre auch viele progressive Sachen und irgendwo ist das die Mitte.
Havi: Genau. So findet sich auch unser Stil. Von jedem von uns fünf ist was dabei und da kommt dann am Ende das raus, was wir jetzt machen. Jeder hat halt seine Parts, mit denen er besonders zufrieden ist und auch andere Parts mit denen er zufrieden ist vom Stil. Weil wir eben auch sehr viel hören. So dass jeder da ein gutes Auskommen hat. Das ist, denke ich, das Entscheidende.
M1: Und was macht ihr, wenn ihr nicht gerade Musik macht? Womit verdient ihr also euer Geld?
Havi: Ich bin ausgebildeter Lebensmitteltechniker und arbeite jetzt als Produktentwickler bei einer Großbäckerei.
Thorsten: Ich bin Feinmechaniker.
Rainer: Ich bin Elektriker.
Nils: Ich bin auch Elektriker und arbeite beim Fernsehen.
Detlef: Ich bin Kaufmann und IT-System-Elektroniker.
M1: Dann lasst uns doch mal ein wenig in die Zukunft abdriften. Wie siehts denn ganz generell aus? Habt ihr schon neue Ideen für neue Songs?
Havi: Ja. Wir haben ja heute schon drei neue Titel gespielt, die nicht auf unserer letzten CD waren. Auf der Scheibe „Two Faced World“, die unsere erste volle CD war. Wir hatten ja vorher 1999 mal ein Demo: „Times Of Ignorance“. Da waren sechs Stücke drauf. Jetzt ist zur Zeit halt „Two Faced World“ angesagt, das hatten wir auch alles in Eigenregie gemacht, und im Moment sind wir so weit, dass wir Mitte nächsten Jahres wohl genug Material für eine EP zusammen haben.
Thorsten: Nächstes Jahr wollen wir also wieder so eine 5-Track-Demo rausbringen.
Havi: Denn wir sind nicht ganz so schnell.
M1: Das macht ja nichts. Wie sieht das denn bei euch überhaupt mit dem Kreativprozess aus? Wer ist da alles involviert? Hat die ganze Band da Teil dran oder habt ihr zwei oder mehrere kreative Köpfe?
Nils: Es ist allen klar, dass unsere kreativen Köpfe Thorsten und Detlef sind, also unsere zwei Gitarristen. Die kommen dann mit Ideen in den Proberaum, so dass wir das dann zusammen ausarbeiten können. Das Havi oder Rainer oder ich da auch noch unseren Senf zugeben und dann machen wir das zusammen. Kann aber auch schon mal vorkommen, dass das, womit die beiden da ankommen, eins zu eins übernommen wird. Die Texte macht eigentlich komplett Havi, es sei denn, jemand möchte einen genz bestimmten Text zu einem Song haben.
Rainer: Es ist aber schon so, dass, wenn die beiden mit Stücken kommen, Nils und ich unsere Freiheiten haben. Nils kann also quasi – er ist natürlich melodisch ein bißchen gebunden – spielen was er will und ich auch. Die beiden haben natürlich schon gewisse Vorstellungen, aber im Großen und Ganzen schreibe ich das ganze Schlagzeug eigentlich komplett selbst.
M1: Ihr habt grad schon gesagt, dass ihr nächstes Jahr ein neues Ding rausbringen wollt. Euer letztes Album war ja komplett in Eigenregie aufgenommen. Wollt ihr das dies mal wieder so machen, oder wollt ihr dies mal mit einem Label zusammen arbeiten?
Thorsten: Wir werden das wahrscheinlich wieder in Eigenregie machen. Denn bei der letzten CD waren wir auch zu blöd: Wir haben die nicht einmal zu einem Label geschickt.
Nils: Wir haben jetzt ja einen Vertrieb. Das Ding wird ja jetzt über Helion Records vertrieben. Aber um ein Label haben wir uns eigentlich gar nicht so gekümmert. Wir hatten zwar schon Angebote, aber auch wenn wir eine kleine Band sind, möchte ich nicht unbedingt Geld mitbringen. Es gibt einfach viele Labels in Deutschland, bei denen du Geld mitbringen musst. Und das muss irgendwie nicht sein. Das Hobby kostet eh schon eine ganze Menge Geld. Und wenn ich dann mal ein Album rausbringe will ich da nicht auch noch einer Plattenfirma Geld für zahlen, sondern ich will irgendwann Geld dafür kriegen. Durch diesen Vertriebsdeal, den wir da mit Helion Records haben, kriegen wir halt Geld. Es ist zwar nicht viel, es ist eigentlich eher wenig, aber wir kriegen halt Geld. Und so haben wir die Prodkution einfach irgendwie in der eigenen Hand.
M1: Und was ist auf dem Live-Sektor noch so geplant? Wollt ihr bei einzelnen Gigs bleiben oder habt ihr vielleicht sogar eine kürzere Tour in Aussicht? Vielleicht auch im Vorprogramm von irgendjemandem?
Nils: Also in Aussicht haben wir da nichts. Wir haben schon mal mit einer befreundeten Band aus Hannover haben wir mal überlegt, ob wir mal eine Woche lang mal was machen. Aber das musst du erst mal auf die Beine stellen, es kostet Geld wieder – es ist immer das selbe Thema – und du musst dann halt auch die Locations haben, die das mit unbekannten Bands machen. Denn wir sind ja auch unbekannt.
Rainer: Das Problem ist einfach, dass ja am Wochenende schon immer recht wenig Leute kommen und dass dann in der Woche wahrscheinlich niemand kommt.
M1: Abschließend noch einmal eingegangen auf Online-Magazine. Was haltet ihr generell von dieser Kommunikationsform?Thorsten: Wird immer wichtiger.
Nils: Ja. Es wird immer wichtiger. Es sind sehr gute Sachen dabei. Gerade auch für uns. Wir haben also sechzig CDs weg geschickt, waren dann auch auf englischen Seiten drauf und dann ist das Echo natürlich einmal rum um den Erdball. Dann kriegst du dauernd E-Mails aus Malaysia, aus Singapur oder aus Kanada; Post aus New York haben wir mal gehabt. Tja. Und das Internet ist mächtig. Nicht so mächtig, wie man immer denkt, aber es ist mächtig, so dass diese Magazine gut sind und was bringen.
Detlef: Gerade für den ganzen Underground ist das Internet heute das A und O, weil du dadurch wirklich bekannt werden kannst. Durch Download-Geschichten eventuell und andere Sachen. Das ist halt das Medium, das jeder irgendwo in seinem Kämmerchen hat: Ein PC mit einem Internet-Zugang und ich denke, dass das für uns als Underground-Band und auch für jede Underground-Band das ist, was die am meisten weiter bringt.
M1: Abschließende Frage: Was haltet ihr von Metal1?
Detlef: Das sieht relativ gut aus, optisch.
Thorsten: Ihr habt da eine Menge Reviews und so. Das ist nicht schlecht. Es gibt da wesentlich schlechtere Seiten.
M1: Das geht runter, wie Öl! Dann bedanke ich mich bei euch fünfen. Und ich hoffe, dass wir in Zukunft noch ein bißchen was von euch hören.