Interview mit Tim Hansen von Induction

Beim Namen Hansen müssen jedem Power-Metal-Fan sofort die Ohren schlackern – Kai Hansen wurde durch Helloween und Gamma Ray zur Genrelegende. Mit INDUCTION betritt sein Sohn Kai Hansen die große Metalbühne. Vor drei Jahren gab es zwar schon das selbstbetitelte Debütalbum, nun soll es mit frischem Labeldeal bei Atomic Fire und komplett neuem Line-up aber so richtig losgehen für den Gitarristen und Songschreiber. Wir sprechen mit ihm über die Neufindung des Line-ups, die Entstehung des Albums und den Tribut an ein großen Idol.

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Hallo Tim und vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage und im Releasemonat von „Born From Fire“?
Hey, vielen Dank. Wie man sich vorstellen kann, ist es ziemlich busy im Moment. Aber auch sehr spannend, da die ganzen Tour- und Album-Vorbereitungen immer mehr Form annehmen.

Zum Jahresanfang habt ihr zum Labelstart einen Deal bei Atomic Fire Records unterzeichnet. Wie kam es dazu, wie läuft die Zusammenarbeit und was für euch sind die Unterschiede zum Debütalbum, das ihr ja noch eigenständig veröffentlicht habt?
Ich habe bereits vor der Veröffentlichung von Atomic Fire Records Wind davon bekommen. Ich habe mich dann mal bei Markus Staiger eingeklinkt und bisschen Trubel um INDUCTION gemacht. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch im Schreibprozess für das zweite Album. Nachdem ich dann ein paar Demos vorbei geschickt habe, war es relativ schnell dingfest, da alle sehr beeindruckt von dem Material und der Vision waren. Im Vergleich zum ersten Album haben wir jetzt durch unser Team bei AFR deutlich bessere Marketingwege. Es ist wirklich schön zu wissen, dass bei dem Label alle wirklich zu 100 % hinter der Musik stehen und auch dran glauben. Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen.

Abgesehen vom Plattenvertrag hat sich bei INDUCTION noch einiges geändert, die Band ist – abgesehen von dir – jetzt mit einem komplett neuen Line-up am Start. Wie kam es dazu, dass alle anderen Mitglieder raus sind?
Nach der Veröffentlichung und Tour mit dem ersten Album haben wir uns mal alle zusammengesetzt und Visionen und Ziele besprochen. Leider wurde dann klar, dass die Anforderungen, die INDUCTION haben, nicht von allen erfüllt werden konnten. Deswegen haben wir dann die Entscheidung getroffen, in den sauren Apfel zu beißen und uns neu aufzustellen, was rückblickend auch die beste Entscheidung für uns war. Ich glaube, davon kann sich dann auch jeder selbst mit dem neuen Album überzeugen!

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Wie hast du die neuen Bandmitglieder ausgesucht? War das ein schwieriger, zeitaufwendiger Weg? Neben den musikalischen Qualitäten muss es ja auch persönlich passen.
Ja, der Prozess war extrem langwierig und schwierig. Ich war extrem wählerisch und hatte hohe Anforderung an die neuen Mitglieder. Vor allem die Sängersuche war extrem schwer, denn ich war mit knapp 100 Sängern in Kontakt, bevor ich Craig entdeckt habe. Mir war besonders wichtig, dass die Wellenlänge stimmt, wobei natürlich die musikalischen Fähigkeiten nicht außer Acht gelassen wurden.

Fühlt sich die Band jetzt ganz anders an als vorher? Wie haben sich die Neuen eingelebt?
Das würde ich nicht sagen. Ich persönlich habe den Eindruck das man es eher als Upgrade betrachten kann! INDUCTION war seitdem ich dabei bin größtenteils von mir geprägt, zumindest hinter den Kulissen. Das ist jetzt auch nicht anders! Ich glaube, wir sind alle recht gut zusammengewachsen, aber die kommende Tour ist dann nochmal die erste Feuerprobe. Ich mache mir da aber eigentlich überhaupt keine Sorgen. Es ist zwar nicht immer alles leicht, was die richtige Kommunikation betrifft, aber das sind alles Dinge, an denen man arbeiten kann!

Was hast du bezogen auf die Musik seit dem ersten Album dazugelernt, was macht ihr jetzt besser?
Im Vergleich zum ersten Album ist “Born From Fire” deutlich reifer, wenn man das so sagen kann. Beim ersten Album haben wir den Fehler gemacht, alles vor den Vocals fertig zu schreiben, was dazu führte, dass wir sehr volle Arrangements hatten, auf die wir dann zusätzlich noch eine gute Vocal-Line schreiben mussten. Das wollte ich dieses mal vermeiden. Jetzt ist deutlich mehr Platz und Fokus auf den Vocals, ohne dass das instrumental zu Einbußen führte.

Da INDUCTION deine Band ist, gehe ich davon aus, dass auch das Songwriting in deiner Hand liegt? Wie gehst du da vor und welchen Einfluss und Anteil an haben deine Mitmusiker an der Entstehung der Songs?
Richtig, “Born From Fire” stammt komplett aus meiner Feder. Ich fühle mich sehr wohl damit, alleine zu schreiben, da ich mir dann wirklich die Zeit nehmen kann, um alles wirklich gut zu durchdenken. Mir ist sehr wichtig, dass die Arrangements gut funktionieren und das braucht eben manchmal seine Zeit. Aber grundlegend läuft es so ab, dass wenn ich einen Song fertig habe, ich ihn für Pre-Production zu den anderen schicke. Das ist dann die Phase, in der jeder nochmal seinen Senf dazu gibt, bis alle happy sind. Ich denke, dass die zukünftigen Sachen unter Umständen auch in noch näherer Zusammenarbeit zwischen Marcos und mir stattfinden könnten, da auch er ein genialer Schreiber ist.

Songs wie „Queen Of Light“ haben extreme Old-School-Power-Metal-Vibes, während klassischen Heavy Metal bietet, symphonische und progressive Elemente sind auch immer vorhanden. Das wirkt zugleich sehr frisch und modern, hat aber einen traditionellen Kern. Würdest du mir hier zustimmen? Wie ist deine Herangehensweise beim Songwriting, was Abwechslung und Vielseitigkeit angeht?
Da triffst du den Nagel eigentlich ziemlich auf den Kopf. INDUCTION soll – unter anderem – eine frische und neue Herangehensweise an altbekannte und beliebte Genres sein. Ich lasse mich beim Songwriting von allem möglichen inspirieren, nicht nur von anderer Musik, aber auch allen möglichen Dingen im Leben. “Born From Fire” ist das Produkt von zwei Jahren meiner Emotionen und Gedanken. Und grundlegend, versuche ich einfach immer das zu machen was sich gerade richtig anfühlt. Ob es dann in den INDUCTION Kontext passt oder nicht, ist dann erstmal zweitrangig. Wenn es nicht passt, dann verwenden wir es eben nicht. Aber meistens geht es dann doch in eine Richtung, die vielen der Power-Metal-Fans vermutlich das Herz eröffnet.

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Würdest du „Born From Fire“ als Konzeptalbum bezeichnen, oder stehen die Lieder lyrisch alle für sich? Albumtitel, Songtitel und das Coverartwork deuten zumindest an, dass es hier eine konzeptionelle Verbindung gibt.
Ein Konzeptalbum ist es nicht, aber es gibt durchaus einen roten Faden, der einen durch diesen Epos führt. Auch wenn es nicht direkt beabsichtigt war, gibt es wiederkehrende Themen, die eine Thematik und Geschichte andeuten. „Born From Fire“ als Ganzes steht metaphorisch für unsere Wiederkehr aus der Pandemie. Nicht nur mit INDUCTION konnten wir nach dem Line-up-Wechsel stärker als vorher zurückkehren, sondern grundlegend die gesamte Musikwelt. Auch wenn der Start zurzeit für Künstler zurück in die Normalität durch das nachbeben von Covid noch sehr schwer ist, sieht man doch wie inspirierend es für viele Künstler war. Dieses Jahr hat uns mit Megadeth, Blind Guardian, Battle Beast oder Sabaton viele großartige Alben geschenkt. Im Prinzip geht es mir darum, dass wir Künstler und Kreativen solche Zeiten immer überstehen und Inspiration daraus ziehen können.

Wie bist du zum Power Metal gekommen und was bedeutet Power Metal für dich? Wurde dir das in die Wiege gelegt und gab es gar kein Entkommen?
Es ist einfach irgendwann so passiert. Ich wurde nie in eine bestimmte Richtung gedrückt. Ich habe natürlich immer mit dem Power-Metal-Universum zu tun gehabt, da mein Vater, Kai, ja auch mit Helloween und Gamma Ray unterwegs ist, seit ich klein war. Ich kam ursprünglich mehr aus der Core-Richtung, habe aber irgendwann gemerkt, dass es mir am meisten Spaß macht, Songs zu schreiben die richtige Banger zum Mitsingen sind. Das gibt mir Power Metal irgendwie am ehesten!

„Embers“ hat mich überrascht, da es mich vom Riffing und den Melodien her sehr an Melodic Death Metal der Richtung Children Of Bodom oder Wintersun erinnert hat, auch die Chorgesänge passen gut dazu. Sind diese Bands oder das Genre Einflüsse für dich?
Da liegst du absolut richtig. “Embers” ist ein sehr spezieller Song und mein Tribut an einen meiner Lieblingskünstler und Gitarristen: Alexi Laiho. Nach der Neuigkeit seines Ablebens war ich das erste Mal wirklich getroffen von dem Tod eines Künstlers. Demnach wollte ich seinen Einfluss auf mich in diesem Song verewigen. Ich hoffe sehr, dass er den Fans von Children Of Bodom gefallen wird und vielleicht sogar Alexi gefallen hätte. Das ist auch ein guter Gedanke zu Wintersun! Teemu von Wintersun war tatsächlich vor mir als Sessiongitarrist bei INDUCTION tätig und ist bis heute auch mein Gitarrenlehrer, wenn ich Unterricht nehme.

Hast du im Allgemeinen Bands oder bestimmte Gitarristen, die du als Vorbilder oder große Einflüsse bezeichnen würdest?
Um einfach mal ein paar Namen zu nennen: Kiko Loureiro, Alexi Laiho, Teemu Mäntysaari, Kasper Heikkinen, Joona Björkroth … Wie man also sehen kann, eine Menge finnischer Gitarristen, die haben’s einfach irgendwie alle drauf. Aber mein unschlagbarer All-time-Favorit ist und bleibt der „King of shred“, Guthrie Govan. Was mein Songwriting betrifft, bin ich ein großer Fan von Soli, die sowohl unglaublich shreddy als auch unglaublich melodisch sind. Die Mischung macht’s für ich.

Mit “Sacrifice” habt ihr auch eure erste Single des Jahres als Bonus Track aufs Album gepackt. Wieso habt ihr euch dafür entschieden, einen “älteren” Track mit aufzunehmen? Hat “Sacrifice” eine besondere Bedeutung für dich?
“Sacrifice” ist in diesem Sinne schon speziell, da es der erste Track mit dem neuen Line-up war. Aber der eigentliche Grund ist viel einfacher: „Sacrifice“ wurde ursprünglich nur als digitale Single veröffentlicht und wir wollten den Leuten die Möglichkeit bieten, den Song auch physisch zu besitzen, was sie jetzt mit der neuen Scheibe auch können.

Induction Bandfoto

Passend zum Release geht ihr auf Tour mit Serious Black. Was erwartet ihr von der Tour und was habt ihr euch vorgenommen? Songs wie die Singles oder “Scorched” mit seinem drückenden Beat sollten live jedenfalls hervorragend funktionieren.
Ich denke, es wird auf jeden Fall spannend. Es ist schließlich jetzt das erste Mal, das wir in dieser Aufstellung auf Tour gehen. Ich weiß auf jeden Fall, dass wir alle sehr hart arbeiten, um die bestmögliche Qualität auf der Bühne abzuliefern. Und ich glaube, es wird nicht nur für uns, sondern auch für die Fans eine Menge Spaß geben. Ich freue mich jetzt erstmal darauf, endlich wieder on the road zu sein und viele bekannte, aber auch neue Gesichter zu sehen!

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Im Moment wieder „Reinkaos“ von Dissection! Absoluter Hammer.
Bestes Power-Metal-Album 2022: „Circus of Doom“ von Battle Beast. Für mich persönlich auf jeden Fall.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: „Die Drei Sonnen von Cixin Liu“. Eine unglaublich gute Sci-Fi-Trilogie, leider ohne Verfilmung.
Etwas, das einen schlechten Tag besser macht: Musik, Kuchen, kuscheln, aber vor allem produktiv sein.
Der beste Weg zu entspannen: Der Beste wäre vermutlich ein super Spa-Wellness-trip. Aber bei mir ist es dann eher Bouldern (Free climbing), Spazieren oder einfach eine gute Serie gucken.
INDUCTION in zehn Jahren: Ich hoffe, uns in zehn Jahren auf den großen Bühnen zu sehen und viele neue Menschen mit der Musik erreichen zu können.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Ich glaube, viel ist hier nicht mehr hinzuzufügen, danke! Ich möchte allen Lesern, die es bis hier geschafft haben, danken, denn wenn es so interessant war, dann würde ich vorschlagen, dass ihr euch einfach mal das Album anhört und uns auf den Socials folgt. Viel Spaß damit!

Serious Black Induction Tourplakat 2022

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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