Interview mit Vespasian von Imperium Dekadenz

Mit ihrem dritten Album, „Procella Vadens“, wurden IMPERIUM DEKADENZ ob der euphorischen Pressereaktionen zum „Wanderer durch einen Sturm der Begeisterung“. Wir trafen mit Vespasian einen der beiden Köpfe des IMPERIUMS im Münchner Dreigroschenkeller auf ein ausführliches Gespräch und das ein oder andere Kellerbier.

Sers!
Zunächst einmal schön, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast.

Kein Thema, gerne!

Wie schauts aus, bist du fit, oder im Olympia-Fieber und übermüdet? Gestern abend geschaut?
Ehrlich gesagt habe ich Olympia bisher überhaupt nicht verfolgt… Es ist jetzt nicht so, dass es mich nicht interessieren würde, aber man hat einfach andere Dinge zu tun. Also ich hab eigentlich noch keine Entscheidung in dem Sinne verfolgt, ich kriegs dann immer nur so am Rande mit.

Ok, kommen wir zu wichtigerem, nämlich eurem neuen Album, „Procella Vadens“. Ihr habt darauf ja doch recht gute Reaktionen für bekommen – heute erst habt ihr über Myspace eine Review-Liste gepostet, da waren schon eine Menge Neuner von zehn Punkten zu sehen…
Das stimmt, deine acht hab ich vergessen…
Ich habs gesehen, ich hab sie als Kommentar gepostet ;)
Seid ihr damit zufrieden und hättet ihr damit gerechnet?

Also wir sind, kann man sagen, überglücklich mit den Reaktionen.Es war natürlich so, dass das bei der Vorgängerscheibe, „Dämmerung der Szenarien“, ähnlich war… also ungefähr auf dem gleichen Level, aber natürlich nicht so international, wies jetzt der Fall ist. Aber man muss schon feststellen, dass wir da einen Gewissen Druck gespürt haben, dass wir da jetzt schon einiges auffahren müssen, um wieder das Level zu erreichen. Und du kennst das ja, du spielst ja selbst in einer Band… wenn du dann im Proberaum bist und später im Studio, du hast einfach irgendwann nicht mehr den nötigen Abstand und siehst irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und am Schluss weißt du eigentlich garnicht mehr so richtig, ist es jetzt gut oder nicht. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, in ’ner ruhigen Minute wusste ich schon, dass das, was wir da geschaffen haben, gut ist und dass wir auch die Punkte, die uns am letzten Album jetzt vielleicht nicht so gut gefallen haben, besser machen und einen guten Schritt nach vorne machen konnten – insofern ist es jetzt umso schöner zu sehen, dass die Schreiberlinge das zu würdigen wissen und ich denke, die Reaktionen geben uns recht.Was man auch noch feststellen muss ist, dass witzigerweise die internationale Presse teilweise mehr ins Detail geht als die Leute hier. Deins ist da jetzt eine rühmliche Ausnahme, aber es gibt dann auch so Reviews, gerade bei den großen Magazinen, bei denen du genau merkst, dass sie das Album zwei, dreimal gehört haben, während sie was anderes getippt haben.Aber wir haben keinen einzigen Verriss gehabt, nicht einmal annähernd, insofern kann man durchaus zufrieden sein.

Du hast gerade schon die letzte Platte und die guten Reaktionen darauf angesprochen – belastet so etwas oder erzeugt eine gewisse Erwartungshaltung, die man an sich selbst stellt? Habt ihr da beim Schreiben einen gewissen Druck gespürt, oder habt ihr das völlig ausgeklammert?
Also wenn man die ganze Zeit dran denken würde, wär’s wahrscheinlich extrem stressig, sagen wir’s mal so. Wie eingangs erwähnt, waren die Reaktionen auf die zweite Platte ja abartig gut, auch gerade deshalb, weil wir eben noch diesen absoluten Underground-Bonus hatten. Wir waren damals ja noch bei Perverted Taste, wie du weißt, und uns kannten im Prinzip wirklich nur absolute Insider und dann kam die „Dämmerung“ und trotz der recht mageren Vertriebsstrukturen von Perverted Taste hast das eigentlich hauptsächlich durch Mund zu Mund-Propaganda fast schon zu einen kleinen Flächenbrand entfacht, was uns natürlich extrem überrascht hat. Dass man sich da auch Gedanken macht, ob man das nochmal schafft, die Leute so mitzureißen, ist klar…
Vor allem, wenn du dann auch bei einem größeren Label unter Vertrag stehst, haben die Leute natürlich gleich auch ganz andere und größere Erwartungen, weil sie denken, dass mordsmäßig viel Geld im Spiel war – was im Übrigen gar nicht stimmt. Du hast halt den Underground-Bonus nicht mehr (ich meine, wir sind immer noch Underground, aber es heißt eben nicht mehr „Ah, neu, super“, sondern eher „So, jetzt zeigt mal, ob ihr’s immer noch könnt“), von daher ist der Druck schon immens, aber eigentlich nicht im Kreativprozess: Sobald die Proberaumtür zufällt und die Aufnahmegeräte laufen, geht’s eigentlich nur noch um die Kunst. Es ist wichtig, dass es dir selbst gefällt, dass du dieses Gefühl hast „geil, nochmal hören, nochmal hören, nochmal hören“ – das ist eigentlich das Wichtigste überhaupt.

Wenn du „Procella Vadens“ jetzt mit dem bereits erwähnten Vorgänger, „Dämmerung der Szenarien“, vergleichst – wo siehst du Gemeinsamkeiten, Unterschiede etc.?
Die entscheidende Gemeinsamkeit ist, dass es wieder ein klassisches IMPERIUM-Album geworden ist, in dem Sinne, dass es auf meinem Mist und dem von meinem Kollegen Horaz gewachsen ist. Die zwei, drei Jahre, in denen es entstanden ist, sind einfach ein gewisser Lebensabschnitt… andere schreiben darüber eine Biographie, wir machen eben ein Album.
Vom Riffing her und von der Gitarrenstimmung denke ich, ist es sehr ähnlich, das typische IMPERIUM-Konzept. Unterschiede gibt es auf jeden Fall dahingehend, dass ich den Gesamtsound geiler finde, druckvoller, die Basedrum setzt sich endlich mal richtig durch… es wirkt einfach alles ein wenig größer und mächtiger. Zudem finde ich, dass die spielerische Performance noch eine ganze Ecke besser geworden ist und auch die songinternen Übergänge ausgereifter sind. Vielleicht muss man sich mit der neuen Scheibe etwas mehr befassen, sie offenbart jetzt im ersten Moment vielleicht nicht so die Hits wie auf der Letzten meinetwegen „Nebelbrandung“ oder „Dolch im Gewande“, was auch immer gern genannt wird. Es ist vielleicht eher ein erwachseneres Album, wenn man es so will. Es hat auch mehr noch einen Fluss vom ersten Song bis zum letzten. Das wären so die signifikanten Unterschiede, aber ich denke, die IMPERIUM-Handschrift trägt es allemal…

Das auf jeden Fall. Im Review hatte ich geschrieben, „Procella Vadens“ wäre eine Art „Dämmerung der Szenarien 20.10“, im Sinne von „auf Sicherheit gespielt“ – zwei, drei neue Ideen mehr hätten mir zumindest nicht wehgetan…
Habt ihr bewusst gesagt, wir wollen nicht zu viel rumprobieren, weil euch die Kritiken den Rücken gestärkt haben, also im Sinne von „der Stil des letzten Albums ist gut angekommen, warum sollten wir etwas ändern“, oder hattet ihr schlicht das Gefühl, dass genau das einfach euer Stil ist, und ihr dabei bleiben wollt?

Witzigerweise haben wir uns über den Punkt eigentlich keine Gedanken gemacht. Im Prinzip entsteht das Material, wenn Horaz oder ich die Gitarre in die Hand nehmen – und was raus kommt, kommt eben raus. Ich kann jetzt nicht hingehen und sagen, ich will jetzt unbedingt was schreiben, was die Leute hören wollen. Entweder, es fließt halt raus, oder nicht. Deshalb haben wir mit dem Material gearbeitet und das reifen lassen, was halt da war. Dabei haben wir uns jetzt keine Gedanken gemacht, ob wir jetzt irgendwie kommerzieller sind, oder dass jetzt unbedingt wieder ein Song her muss wie „Nebelbrandung“ – das wäre zum Beispiel die Nummer Sicher gewesen, wenn wir da wieder einen mit so ’ner Synthie-Begleitung gemacht hätten. Aber ich finde, eigentlich genau das Gegenteil ist der Fall: Du findest eigentlich keinen Song auf der Neuen, der einem auf der „Dämmerung“ ähnelt – findest du nicht?
Nein, klar, ich meine jetzt auch keine konkreten Riffs oder so, aber von der Gesamtatmosphäre her geht das Album schon in eine sehr ähnliche Richtung, finde ich…
Na gut, das ist halt die IMPERIUM-Atmosphäre, sag ich mal, die wird auf der nächsten und übernächsten Platte oder wie viele wir auch noch machen, immer da sein. Aber wenn wir auf Nummer Sicher gegangen wären, hätten wir „Nebelbrandung, Teil 2“ geschrieben, vielleicht auch „Reich der fahlen Seelen Teil 2“. Aber zum Beispiel die Rhythmik von „The Night Whispers To The Wise“ haben wir auf der neuen Scheibe auch überhaupt nicht berücksichtigt, obwohl das auch ein Song war, der immer wieder als Favorit genannt worden ist…

Wenn du das neue Album in einem Satz beschreiben müsstest, wie würde er lauten?
Eine Reise mit sehr vielen Interpretationsmöglichkeiten.

Dieser Satz kein Verb, aber gut, lassen wir das mal so stehen ;)
Du hast vorher schon angedeutet, dass ihr die Songs ja immer zu zweit schreibt. Wie entsteht ein IMPERIUM DEKADENZ-Song typischerweise?

Also du musst dir vorstellen, aufgrund der horrenden Mietpreise hier in München wohne ich in einer kleinen-Bude, in der mein elektronisches Schlagzeug steht, mein Verstärker und meine Ibanez-Klampfe, Bass muss ich eigentlich auch noch mitnehmen, und da sitz ich dann halt auf der Couch und schreib meine Riffs. Ich kann die dann auch quasi schon im Bandkontext vorbereiten, ich hab da von Roland ein Harddisc-Recording-System, wo ich eigentlich eine komplette Vorproduktion fahren kann. Also ich nehme meine kompletten Drumspuren auf und die drei, vier Klampfen, spiel halt noch nen Bass dazu und das schick ich dann dem Horaz, der immer recht schnell seinen Senf dazu abgibt. So entscheidet sich schon immer recht fix, das ist eine Idee, die man weiterverfolgt oder eben nicht. Der richtige Ideenflow, also wie der Song dann ausgeschrieben wird, findet dann im Probenraum statt, wenn wir uns zu zweit treffen. Dann hockt er sich ans Schlagzeug oder ich – er spielt ja auch mehrere Instrumente – und dann jammen wir eigentlich zu zweit. Dann gehts halt los: Mach mal dies, mach mal das, lass mal das weg, das kürzer oder das länger und so weiter. Wenn wir dann sagen, das ist jetzt ungefähr ’ne Hausnummer, dann nehmen wir das wiederum in unserem Studio auf und hören’s uns überall an, wo’s nur geht – im Auto, daheim und was weiß ich wo, und dann schreiben wir uns halt wieder, so und so, das gefällt mir nicht, das will ich noch anders machen, und so geht das dann step by step… ich glaube, jeden Song gibt es bestimmt in drei, vier Vorproduktionen, bis es dann mal eine endgültige gibt. Aber selbst an der endgültigen Aufnahme ändern sich noch kleine Dinge. Manchmal hast du dann einfach noch so Ideen, wo du denkst, das macht noch Sinn oder das könnt man noch dazu machen oder auch was weglassen…

Ok…ihr nehmt das ganze dann ja auch final selbst in Eigenregie auf. Warum genau habt ihr euch für diesen Weg entschieden?
Also das allererste Album haben wir ja mit dem Achtspur-Gerät, das ich jetzt noch rumstehen habe, aufgenommen. Da ich mich schon ein wenig länger mit Tontechnik befasse, war das eigentlich auch die Herausforderung, das selbst zu machen, damit einem keiner dazwischenredet. Wer sich ein bisschen auskennt, weiß ja, Protools und die ganzen Geschichten sind zumindest einigermaßen erschwinglich heute zu haben. Natürlich, wenn man’s hat, ist’s schön, aber man muss damit halt auch arbeiten können, das ist ja ganz klar.
Irgendwie hatten wir halt den inneren Drang, wir wollen das Packet wirklich hundertprozentig selber schnüren. Also Komposition, Aufnehmen, Spielen und Abmischen, weil wir halt nur so sicher sein können, dass wir auch den Sound bekommen, den wir wollen, und ich denke, dass halt zum einen durchaus professionellen Standard hat – ich will nicht klingen wie Dimmu Borgir und Belphegor oder so, weil das ist glattpoliert, da ist alles geradegerückt bis zum Gehtnichtmehr, das ist bei uns also nicht der Fall – zum anderen ist uns der intime Aufnahmeprozess wichtig. Wenn wir aufnehmen, steht entweder der Horaz am Pult und drückt den Knopf, oder halt ich, wenn er einspielt. Wahrscheinlich würde ein Producer mit uns auch wahnsinnig werden.
Du kennst das ja, du bist selber Gitarrist: Du kannst einen Part richtig spielen, aber er klingt trotzdem nicht gut, wenn er nicht das Feeling hat – umgekehrt genauso: Es kann ein geiles Feeling haben, und hört sich geil an, ist aber nicht richtig gespielt. Und ich meine, die Uhr tickt in einem richtigen Studio, und wenn dir die Kohle davonläuft, dann geht das immer auf Kosten von irgendwas… entweder auf Kosten der Performance oder auf Kosten des Feelings, und das ist was, was ich vermeide. Zum Beispiel Gitarren spiel‘ ich auch manchmal ganz alleine ein, damit man einfach sicher sein kann, dass man die optimale Performance festgehalten hat. In einem richtigen Studio bist du vielleicht zu arg im Stress, da bekommst du dann vielleicht nicht das raus, was wirklich gut war, oder nimmst Dinge, die scheiße sind…

Du schwärmst ja jetzt ein Bisschen von dem Prinzip „Zwei-Mann-Projekt“ – hat diese Konstellation nicht auch Nachteile?
Eigentlich garnicht… also ich meine, ich hab ja schon in anderen Bands gespielt, im klassischen Fünferkontext oder so – das ging mit Schülerbands los und dann drei vier Jahre in ner Heavy Rock-Band so im Maiden-Stil, wo wir auch so an die hundert Shows gespielt haben, auch im Ausland.
Was die Zweierkombination halt begrüßenswert macht, ist einfach, dass du weniger Kompromisse eingehen musst. Horaz hatte seine Erfahrungen, der hatte früher immer Soloprojekte und ein paar kleinere andere Geschichten… aber wir haben einfach gemerkt, dass die Chemie so stimmt zwischen uns beiden, dass wenn wir Musik machen 100% das herauskommt, was beide gut finden. Sobald halt noch jemand anders dazukommt, würden halt Diskussionen entstehen und so die ganze Sache verwässern. Stichwort: Zu viele Köche verderben den Brei.
Wir haben dabei eigentlich einen doppelten Luxus: Zum einen, dass wir uns beide auf Tontechnik einigermaßen verstehen, zum andern, dass wir beide mehrere Instrumente beherrschen. Warum soll ich jemand anderen dazu holen, wenn wir das beide selber können. Ich hab halt keinen Bock auf Diskussionen und Egomanie und dergleichen – das hab ich mit meinen früheren Bands genug gehabt. Ich will halt zielgerichtet und zielstrebig arbeiten, und das geht mit ihm halt perfekt, weil wir einfach die gleichen Visionen haben.
Wir sind im gleichen Ort (oder vier Kilometer Unterschied) aufgewachsen, wir haben die gleichen Dinge gesehen, und das gibt einem einfach die gleichen Einflüsse. Die Summe der Dinge lässt uns eigentlich den gleichen Weg gehen, sag ich jetzt mal. Das hört sich jetzt alles ein bisschen obskur an, aber ich hoffe, dass du’s verstehst…
Hmja, größtenteils, denke ich ;)

Also darf man daraus schließen, dass eure Live-Musiker auf der Bühne bleiben und auch in Zukunft nicht mit ins Studio kommen?
Sag niemals nie, aber Fakt ist sicherlich, was jetzt E-Gitarren oder dergleichen angeht, das werden wir immer selber einspielen. Weil wir verstehen das Prinzip, wir haben ein paar trickreiche Gitarrenstimmung… ich glaube, das würde den ein oder anderen überfordern, und irgendwo muss man das eine oder andere Geheimnis ja auch wahren [lacht]

Habt ihr auf dem Album eigentlich ein echtes Klavier verwendet oder ein Keyboard?
Äh. Also das haben wir ja nicht selber eingespielt, das ist ein Kollege von uns aus Wails. Ich glaube, der spielt so ein E-Piano – es klingt zumindest auf jeden Fall sehr natürlich.
Ja, eben, deshalb hatte ich gefragt, weil’s auch wirklich gut ein echtes hätte sein können…
Das hab ich ihm aber so vorgegeben… ich möchte nicht diese Crematory-Pianos haben.
Zu recht… das gibt dem Album auch etwas sehr schön organisches, muss ich sagen…

Hast du eigentlich einen Lieblingssong auf dem Album?
Hach… das ist schwer. Also der erste Song, den wir halt fertig hatten, war der „Ego Universalis“, den fand ich dann halt den Hammer, auch weil da so viel vom Horaz stammt beim Arrangement. Mittlerweile…. einmal fand ich „Lacrimae Mundi“ zu schwach, jetzt ist der eigentlich mein Favorit…
Aber eigentlich nicht.

Ok, dann kommen wir doch mal auf das Textkonzept des Albums zu sprechen. Kannst du uns dazu einfach mal ein bisschen was erzählen?
Ja, das kann man ein bisschen in zwei Teile auseinanderpfriemeln, da haben wir einmal den Hang zur Antike… zum Beispiel „Der Dolch im Gewande“ war ja diese Metapher zum Cäsar-Attentat, einfach Herrscher, machtsüchtig, und dann kommt halt einer…
Im Prinzip schreiben wir immer in Metaphern. Ich bin eigentlich sehr romantisch geprägt. Ich versuche immer, Gefühlszustände mit Naturbildern zu kombinieren. Zum Beispiel das „A Million Moons“ ist für mich die Metapher, wenn du halt deinen Lebensweg hast, wie eine Allee durch den dunklen Wald, wo dein Weg aufgezeichnet wird… wie so eine Mondallee. Ich versuche halt immer, romantische Bilder zu entwerfen – genau wie in „An Autumn Serenade“: Dass man Vergänglichkeit sieht und spürt, wie die Blätter, die im Herbst welk werden und die Bäume verlassen.
In meinen Texten wirst du nie Brutalität oder Gewalt finden…wenn du wirklich tief gehst und das zulässt, deine eigenen Emotionen, ist das eigentlich viel schlimmer [lacht]
Es soll mehr so romantisch verklärt sein. Wir haben halt den geschichtlichen Kontext, aber auch nicht so, dass wir mit Jahreszahlen um uns werfen, sondern es ist eben alles so ein bisschen in Metaphern verkleidet.

Ja, man merkt schon: Die ganze Sache mit dem Römischen Reich scheint es euch ja angetan zu haben – der Bandname, die Pseudonyme, lateinische Songtexte… Woher stammt dieses Faible? Einen guten Latein-Lehrer gehabt oder was war dafür der Auslöser?
Interesse für das Römische Reich bestand schon seit jeher bei uns beiden, aber einer der ausschlaggebenden Punkte war sicher der Film „Calligula“, also der Skandalfilm aus den 70er Jahren. Den haben wir auch beide auf DVD bekommen, als das IMPERIUM eigentlich losging – das war eigentlich so das Einschneidende: Also dieses dekadente, mächtige, doch fortschrittliche, aber auf der anderen Seite absolut unmenschliche. Also der Film ist schon ein absoluter Meilenstein in unserer Geschichte, der stand am Anfang.
Aber generell sind wir sehr geschichtsinteressiert. Gerade Horaz interessiert sich sehr für die Allemannen, das ist ja bei uns in der Gegend, und Antike allgemein, der ist da auch sehr belesen, vielleicht sogar noch mehr als ich… aber das musst du ja nicht schreiben [lacht]

Was mir bei der Tracklist aufgefallen ist, ist dass die Hoffnung am Anfang stirbt und der Sturm am Ende beginnt. Rein gefühlsmäßig hätte ich das eher andersrum erwartet. Was habt ihr euch dabei gedacht?
Die Hoffnung stirbt ja, wenn der Sturm beginnt. Das ist ja im Prinzip ein zusammenhängender Satz, dazwischen sind halt die einzelnen Stationen…
Ah ok, ich dachte nur, weil generell die Hoffnung ja im Volksmund zuletzt stirbt und ein Beginn am Anfang steht… soherum wäre es mir irgendwie logischer erschienen…
In dem Fall nicht. Das ist ja das, was ich gerade gesagt habe. Die Reise…
Ich meine, Sturm, was ist Sturm? Sturm in dein Leben kann zum Beispiel eine schlimme Krankheit bringen, oder ein Beziehungsdrama, oder wenn einer aus deiner Band aussteigt – dann hast du Sturm; Alarm sozusagen. Und dann Stirbt die Hoffnung halt… [lachend] oder halt auch nicht.
Aber das ist auch wieder metaphorisch gesprochen… da kann jeder reininterpretieren, was er will. Aber ich sag mal, ein Sturm ist ja immer etwas sehr energetisches, zerstörerisches, und wo Zerstörung wütet und Destruktivität, da stirbt die Hoffnung, das ist doch klar…
Aber die Hoffnung stirbt bei euch ja vor dem Sturm…?
Ne, mit dem beginnenden Sturm. Weil du merkst, die Sturmenergie, oder die Energie dieser Kraft, die negativ auf dich einwirkt, ist so immens, dass es keine Hoffnung mehr gibt praktisch.

Ok…
Ihr habt die Texte ja auch in alter Gewohnheit in mehreren verschiedenen Sprachen verfasst. Warum ist euch das so wichtig? Ich meine, das ist ja schon ein wenig ungewöhnlich und in gewisser Weise wohl auch ein Alleinstellungsmerkmal von IMPERIUM DEKADENZ…

Ja, das stimmt. Das liegt auch wieder an der Zweierkombination: Der Horaz schreibt einfach lieber auf Deutsch, da kann er sich besser ausdrücken, ich bin eher der Englischschreiber – das war jetzt schonmal der Punkt, warum Deutsch und Englisch. Das zweite ist, dass mein Vater Franzose ist, da bekommt man ja auch das ein oder andere mit. Also ich sprech einigermaßen, und zum Beispiel „À la nuit tombante“ wollte ich schon immer mal als Songtitel benutzen.
Jede Sprache hat ja ihre eigene Härte, ihre eigene Musik, sag ich mal, ihren eigenen Charakter einfach. Und warum soll ich verschieden charakteristische Riffs benutzen, aber immer nur den gleichen Sprachcharakter? Da kann man sich die Sprache ja auch zu Nutzen machen und da verschiedene Klangfarben, Charaktere und Ausdrucksweisen mit einbringen.
Das soll jetzt nicht zwanghaft pseudo-intellektuell klingen. Oder das Lateinische, das kommt einfach von unserem Faible dafür… also „Procella Vadens“ oder so… wenn wir die Scheibe jetzt „The Wanderer In The Storm“ oder „Der Wanderer im Sturm“ genannt hätten… naja… aber „Procella Vadens“ hört sich doch super an.

Bei deutschsprachigen Texten hat man ja oft das Problem, dass sich die Leute daran stören, wenn sie den Text direkt verstehen und Deutsch im allgemeinen auch oft für eine für Songtexte ungeeignete Sprache gehalten wird… habt ihr da schonmal negative Reaktionen bekommen, oder habt ihr das Gefühl, dass an deutsche Texte höhere Ansprüche gestellt werden?
Eigentlich nicht. Wie gesagt, der Horaz ist darauf geeicht, dass er deutsche Texte schreibt. Mir würd’s schwer fallen, ihm nicht. Deshalb schreib ich auch keine, ich machs lieber auf Englisch. Aber negative Reaktionen eigentlich nicht. Gut, es gibt immer halt die Klassiker im Christhunt-Forum oder so, die uns halt als pseudo-intellektuell darstellen, aber ich denk, aus dem Alter bin ich raus, dass ich dem eine gewisse Bedeutung beimessen würde…

Und wie wird diese Vielsprachigkeit im Ausland aufgefasst? Gab es da besondere Reaktionen, postitiver oder negativer Art?
Ich glaub, das schert die überhaupt nicht. Ich glaub eher, dass generell Deutsch, spätestens seit Rammstein, im Ausland gut ankommt, auch wenn sie kein Wort verstehen, aber da hat noch keiner was zu geschrieben.

Magst du uns noch ein bisschen etwas über den jetzt mehrfach gefallenen Albumtitel selbst, „Procella Vadens“, erzählen? Wie seid ihr darauf gekommen und was drückt er deiner Meinung nach aus?
Ich hab ja eingangs erwähnt, dass jede Scheibe von uns eine Art Lebensabschnitt ist. Du kennst das ja, du spielst selbst ein einer Band: Wenn man ein Album schreibt und aufnimmt, ist man damit schwanger, da denkt man Tag und Nacht an nix anderes. Du lachst, also wirst du’s bestätigen [lacht]
Neben der Musik läuft viel ab, positives wie negatives, und diesmal hat sich’s einfach so ergeben. Es hat sich eben angefühlt wie eine Reise, und das wollten wir konzeptionell auch umsetzen, auch mit dem Cover. Du siehst da, sag ich mal, einen Wandersmann, der kurz vor einer Entscheidung steht. Deswegen haben wir halt gedacht: Das Leben ist stürmisch, es gibt Höhen und Tiefen, es gibt positive wie destruktive Energien und man befindet sich eigentlich das ganze Leben in einer Art Sturm.
Du wanderst, du wirst älter, wenn du Glück hast, weiser… das ganze Leben kannst du sehen wie so eine Wanderung eigentlich, deswegen „Der Wanderer im Sturm“. Das Leben ist der Sturm, und das ist eben wieder auf die imperiale Art metaphorisch dargestellt. Da hat jeder sein eigenes Bild, weil jeder hat sein eigenes Leben, da möchte ich jedem offenhalten, was er sich dazu denkt oder was er damit anfangen kann. Ich denke, da denkt wirklich jeder an etwas anderes. Der eine denkt halt „Scheiße, meine Freundin hat mich verlassen“, der andere denkt halt „Mist, ich war jahrelang arbeitslos“ oder was weiß ich… aber im Prinzip ist das Leben echt eine Wanderung durch einen riesen Sturm. Beim einen stürmt’s mehr, beim anderen weniger…

Du hast das Coverartwork eben bereits angesprochen – meiner Meinung nach eines der besten Cover der letzten Jahre, für mich jetzt schon auf jeden Fall ein Kandidat für das Cover des Jahres. Wie seid ihr auf dieses Bild gestoßen? Wurde es extra für das Album angefertigt oder wo habt ihr es gefunden?
Wir hatten erst gedacht, wir lassen uns eines malen, aber mit den Ergebnissen waren wir alles andere als zufrieden. Da hab ich mich dann auf die Reise durchs Internet begeben, und bin dann eben auf einen tchechischen – oder war’s ein Pole? Ich weiß gar nicht mehr so genau – Künstler gestoßen, der eben professioneller Photograph ist, und gern durch Island reist; da ist auch das Photo entstanden.
Ist das ein Photo? Hätt‘ ich so jetzt gar nicht erkannt, ich war jetzt davon ausgegangen, dass das ein Gemälde ist…Ne, das ist ein Photo. Jedenfalls mir fiel das ins Auge, da wusst‘ ich’s: Das muss es sein. Das war während der Arbeit, und dann hab ich gleich am Abend den kontaktiert, wie sieht’s aus, ich muss das Bild haben, mach was du willst, und dann hab ich das dem halt abgekauft. Aber ich hab’s gesehen, dann wusst‘ ich’s…

Gut. Kommen wir mal auf eure Entwicklung als Band zu sprechen… ihr habt jetzt mit Seasons Of Mist ein neues Label im Rücken… was sind da die Vorteile oder Verbesserungen, die du direkt feststellen kannst?
Ja gut, das ist halt einmal der Kontakt zu den Leuten: Seasons Of Mist haben eine Mannschaft von 25 Leuten, das geht vom Chef, der die Bands unter Vertrag nimm, bis zu dem, der die Bestellungen versendet und das Paket hievt. Der Kontakt ist halt sehr professionell, die wissen halt, was sie wollen… die haben halt international den Vertrieb, in Deutschland jetzt Soulfood.
Und Seasons Of Mist sind ja wahrlich keine Unbekannten… ich mein, die haben Mayhem unter Vertrag, jetzt aktuell Morbid Angel. Das sind alles so Dinge, die mir schon im Vorfeld gezeigt haben: So schlecht kann’s nicht sein…

Sind die auf euch zugekommen, oder habt ihr da die Initiative ergriffen?
Witzigerweise ja: Das ist ne ganz lustige Geschichte. Als nach der „Dämmerung“ klar war, dass wir versuchen wollen, noch zu wachsen und ein besseres Leben zu führen, haben wir eben eine 4-Song-Promo aufgenommen… und genau an dem Tag, an dem der Startschuss für die Aufnahmen fiel, hat uns einer angeschrieben, nämlich der Chef von Seasons Of Mist, dass irgendein Promoter aus Amerika ihn auf uns aufmerksam gemacht hat und dass ihm das Material gut gefällt, und wir, wenn wir was Neues haben, es ihm ja mal schicken können.
Das war dann natürlich Motivation und Ansporn zugleich. Dann haben wir’s aber trotzdem noch an viele Labels verschickt, wir hatten dann noch ein Angebot von Osmose, aber der Kontakt war halt bei Seasons so gut, weil da auch der Gunnar Sauermann jetzt arbeitet, der auch für’n Metalhammer schreibt, da hatten wir da halt einen der deutsch spricht.

Ich weiß nicht, in wieweit das mit dem Label-Deal zusammenhängt, aber jedenfalls seid ihr jetzt ja auch zu der Ehre gekommen, 2010 auf dem Wacken Open Air spielen zu dürfen – das ist ja schon ein guter Schritt nach vorne, immerhin ist das eines der weltweit größten Metal-Open-Airs…
Was hast du für Erwartungen an den Auftritt?

Ja das ist ganz witzig, also da möcht‘ ich kurz etwas ausholen: Ich war das letzte Mal aufm Wacken 2004 und ’ne Woche davor hab ich den Christian, also den Horaz, erst richtig kennengelernt. Ich kannt‘ ihn schon vom sehen, aber eben nicht richtig.
Das muss ich jetzt einfach erzählen: Das war auf so ’nem Dorffest, da bin ich halt besoffen so reingerannt, weil ich pissen wollte, dann hab ich gesagt: „Hey, scheiße, du hörst doch auch Metal und so, oder? Er dann halt „ja, klar, logisch“ und dann hab ich ihm gesagt „Mist, ich hab Wacken-Karten, aber ich komm net hin, weil der Metaltrain ausverkauft ist.“ Dann sagt er: „Hey cool, ich hab noch zwei Plätze frei, weil meine Freundin letzte Woche Schluss gemacht hat, fahren wir halt zusammen, oder? Was soll’s…“
Da haben wir uns dann kennengelernt, das war im Prinzip der Startschuss fürs IMPERIUM. Und das witzige ist halt, dass 2004 eben der Kennenlernprozess auf Wacken war, und das nächste Mal, wo wir jetzt auf Wacken gehen, spielen wir gleich da – das ist schon der absolute Hammer… Das letzte Mal da kennengelernt, und dieses Mal da zusammen spielen, also das ist schon geil…

Wie schaut’s mit anderen Konzerten aus? Ihr macht euch da ja schon relativ rar, sag ich mal… liegt das nur am Organisationsaufwand, oder habt ihr keine Lust, mehr zu spielen?
Also wir haben schon deutlich mehr Konzerte abgesagt jetzt, als wir bisher gespielt haben, weil wir momentan eigentlich täglich Anfragen bekommen. Dass das auch ein großer Luxus ist, ist ganz klar… aber jetzt fangen wir mal an, mit dem was sicher ist: Das Ragnarök steht ja auch vor der Tür, dann haben wir vor zwei Wochen beim Winterfire-Festival gespielt, mit Alestorm und Napalm Death und so, jetzt haben wir auch bei einer neuen Booking-Firma unterschrieben, bei Rock The Nation…
Ne, wie gesagt, am Anfang, absoluter Underground, da musst du um jeden Gig kämpfen, du kennst das ja…aber ich sag mal, durch die „Dämmerung“ und so, hatten wir schon so viele Angebote, aber da waren wir halt nur zu zweit, was willste da machen.
Und letztes Mal haben wir dann halt gesagt: Jetzt geht’s auf die Bühne, und da war halt in Ulm der Gig mit Geist ein guter Einstieg, dann in Aschaffenburg waren wir, aber ich weiß gar nicht mehr, wer da alles dabei war. Jetzt haben wir vier Konzerte gespielt… ’ne fünf, ‚tschuldige, aber überreizen wollen wir’s nicht, das ist richtig. Aber es gibt schon noch viel zu tun, so ist’s nicht: Norden, Osten, Westen… Highlight war halt das Wolfszeit, das war schon der Hammer.
Es ist mir halt lieber, wenn ich merke, dass die Leute da richtig Bock drauf haben, als wenn das typische „Amon Amarth-Syndrom“ einsetzt, so vier, fünfmal gesehen, du willst sie garnicht mehr sehen, aber kommst quasi nicht drumrum…das wollen wir halt natürlich vermeiden.
Musik ist ein großes Hobby, das auch viel Zeit in Anspruch nimmt, und wenn man dann was macht, muss es auch in ’nem würdigen Rahmen stattfinden… also ich hab keinen Bock, da noch Benzinkosten bis zum Gehtnichtmehr zu bezahlen, dann Nudelsuppe zu fressen und für Getränke zu zahlen… das muss nicht sein.

Ich hab euch ja vor nicht all zu langer Zeit bei der „Night Of The Fallem Souls“ gesehen (zum Metal1.Konzertbericht…). Wenn man deine Ansprüche jetzt so hört, scheint der Rahmen damals ja nicht so ganz angemessen gewesen zu sein…?
Naja, im Nachhinein ist man immer schlauer, nich? Aber der Veranstalter ist ein guter Freund von mir, das war seine allererste Veranstaltung, die er gestemmt hat… natürlich ist da das ein oder andere nicht ganz optimal gelaufen, sag ich mal, ums diplomatisch auszudrücken [lacht], aber im Nachhinein sag ich, es war gut für uns, und ich kann dir auch genau sagen, warum: Und zwar, weil wir jetzt doch in recht kurzer Zeit ziemlich aufgestiegen sind und dass wir alle halt auch mal sehen, wies auch anders laufen kann… dass man eben nicht die optimale Spielzeit hat, dass man nicht den guten Sound hat… ich meine, die Hälfte war ja schon entweder besoffen auf dem Boden gelegen oder schon auf dem Heimweg…

Wieso hatten Haradwaith damals eigentlich vor euch gespielt, obwohl sie im Vorhinein als Headliner gehandelt worden waren?
Die wollten nicht Headliner machen. Dann haben wir gesagt, ok, würfeln wir halt, bevor’s Stress gibt…
Aber die Headlinergage haben sie dann trotzdem bekommen, wenn ich das damals richtig mitbekommen hatte, oder?
Das glaub ich auch, ja… aber ich hab schon dafür gesorgt, dass wir auch noch ein wenig dazubekommen haben. [lacht]
All zu glorreich war deren Auftritt dann meiner Meinung nach ja auch nicht… da hätte ich mir durchaus etwas mehr erwartet…
Solange das Band läuft, sage ich dazu jetzt nichts [lacht]

Ok, reden wir nachher drüber [lachen]… Wir sind eh quasi am Ende…
Schade! Ich hätt‘ noch so viel zu erzählen gehabt!
Ja, ok, lass mich meine letzte Frage noch stellen, dann darfst du erzählen, was du willst… [lachen]
Ihr habt jetzt eine neue Booking-Argentur, ein neues Label – wie schaut’s aus, was darf man für die Zukunft erwarten vom IMPERIUM?
Das hatte ich dir ja schon am Sonntag erzählt… es geht jetzt darum, das Umfeld zu professionalisieren – ich liebe diesen Ausdruck [lacht].
Ne, das ist ganz einfach. Das ist ein Hobby, da springt nicht genug ab, als dass man davon leben könnte, deswegen bin ich auch noch in meiner Freizeit Ingenieur [lacht].
Ich möchte halt das, was ich mache, so professionell wie möglich machen, das heißt, wenn ich was aufnehme, muss es weltweit rauskommen, wenn ich Gigs spiele, muss es halt einen würdigen Rahmen haben. Das heißt jetzt nicht, dass ich jedes Mal mit Iron Maiden und Slayer spiele, das wird nie funktionieren, aber wenn ich mir die Zeit nehme, wo andere Leute ausschlafen oder ins Kino gehen oder beim Griechen essen gehen, aufzutreten, dann muss das schon würdevoll sein, weil dafür bin ich jetzt auch schon lange genug dabei, ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Das ist eigentlich das Ziel…
Dann natürlich auch das Ausland: Ich will nächstes Jahr auch die USA in Beschlag nehmen, ich denk, mit den Booking-Leuten ist das durchaus ein realistisches Ziel. Dann möchte ich nächstes Jahr noch ein paar andere, deutsche Festivals spielen… solche Geschichten halt.

Ok, dann danke bis hierher erstmal! Du hast gerade angedeutet, dass du noch so viel zu erzählen hast… jetzt hättest du die Gelegenheit dazu – schieß los, was liegt dir noch auf der Seele?
Was mir auf der Seele liegt? Ich kann jeden, der Musik macht, nur dazu ermutigen, dass er an seine Träume glaubt, und bin schon der Meinung, dass wir eine Art Referenzbeispiel dafür sind, dass es funktionieren kann, auch wenn die Vorraussetzungen vielleicht nicht ganz optimal sind, wie bei uns beispielsweise die Heimat, in der eine Metal-Szene in dem Sinne gar nicht existent ist. Da musst du dich erstmal über die geographischen Gegebenheiten hinwegsetzen. Wenn ich jetzt schon immer in München gewohnt hätte, wäre vermutlich einiges anders und einfacher gelaufen… oder vielleicht auch garnicht, ich weiß es nicht, aber…
Naja, besser hätte es ja kaum laufen können…
Dessen bin ich mir auch absolut bewusst. Aber umso mehr, da wir halt aus dem Schwarzwald kommen, der Horaz aus ’nem 3000-Seelen-Dorf, ich 20000, es gibt keinen Black Metal da. Das einzige, was wir halt immer gesehen haben, ist das Ablaze, das Legacy, da hat man so die Kontakte geknüpft… aber das hat auch sein Gutes, weil dadurch haben wir halt auch unseren eigenen Stil gefunden. Weil wir nicht gesagt haben, da gibts die Band X oder die Band Y, so oder so, sondern wir haben’s halt so gemacht, wie wir’s gedacht haben. Das möchte ich auch jeder Band nahelegen, glaubt dran, reißt euch den Arsch bis zum geht nicht mehr auf, weil das mach ich auch. Wenn ich in der Firma den Rechner ausmache, mach ich ihn daheim wieder an… ich mach bestimmt jeden Tag zwei bis drei Stunden was fürs IMPERIUM – irgendwas ist immer zu tun. Wenn’s gut läuft, auch mal was mit Musik. [lachen]
Ja, in den besten Fällen, aber aus eigener Erfahrung weiß ich: leider nicht in den meisten…
Aber es ist halt immer schwer… ich seh‘ so viele Bands – es gibt ja verdammt viele, das weißt du genauso gut wie ich – man muss halt wirklich Qualität abliefern, das ist halt das…das ist schwer, und gerade, wenn die finanziellen Mittel nicht da sind, noch schwieriger, man hat ne gute Produktion zu zahlen… aber bei der Masse – jeder hat ’ne Myspace-Seite, bevor überhaupt mal einer geprobt hat… ich bin da halt ein bisschen in einer anderen Zeit aufgewachsen…
Gott, ich hör mich schon an wie ein 80jähriger!
Ein bisschen, ja [lachen]
Ich hab auch in Schülerbands gespielt, und mit meiner Ex-Band an die 150 Gigs runtergerissen in In- und Ausland, also ich musst schon auch viel Scheiße fressen, so ist’s nicht… aber seit dem IMPERIUM läuft das alles wie geschmiert, das muss ich schon sagen. Deswegen: Probt hart, schreibt gute Nummern, aufs Wesentliche reduziert…
Wobei eigentlich, das, was ich jetzt auch noch erzählen wollte, ist, wie wir überhaupt an unseren ersten Vertrag gekommen sind, mit Perverted Taste. Der Horaz hat gesagt: Nimm für mich mal Drums auf… irgendwas, spiel einfach fünf Minuten, und das bitte zweimal, und gib mir das. Ich so „was soll den das, so’n Scheiß“, dann saßen wir halt kurz im Proberaum, und ich hab zwei mal fünf Minuten gejammt. Dann kam ich halt irgendwann zu ihm, dann hat er mir zwei Songs vorgestellt, wo er einfach meine Drumspuren benutzt hat, ohne was zu schneiden, das muss ich jetzt dazu sagen – ohne etwas zu schneiden. Das waren „Fields Of Silence“ und „Off All Ends“ vom ersten Album.
Dann is‘ eine Vorlesung ausgefallen an der FH, und ich hab mir gedacht, jetzt verschickst du einfach mal die beiden mp3’s… einfach mal zum Spass. Ja und am Abend hab ich dann den Chris angerufen, und gemeint: Wir haben drei Angebote, wie sieht’s aus? Er dann erstmal so: „Was? Hä? Wir haben doch gar kein Demo und nix?“
Und ich eben: Doch, die beiden Songs von dir, die hab ich verschickt.
Da waren dann halt Perverted Taste, Christhunt und noch irgendwas interessiert… das war echt krass. Wenn du das halt anderen Bands erzählst, die sich den Arsch abproben und alles ausarrangieren ohne Ende, is‘ schon fast peinlich so gesehen… aber so war’s. [lacht]

Das nenn ich mal effizient – mit zwei improvisierten Songs einen Albumdeal ergattern. Gratulation! Damit wären wir jetzt wohl am Ende des Interviews angekommen.
Ich bedanke mich für deine Zeit…

Ich danke auch…
… und deine Redefreudigkeit…
Liegt aber jetzt nicht an mir.
Naja, aber du hast ja auch über die Fragen hinaus einiges preisgegeben, sag ich mal…
Das ist ja auch ne Herzensangelegenheit, das muss man ja auch sagen…
Dann würd‘ ich sagen, schalten wir das Ding mal aus, und bestellen uns was zu Essen… das ist nämlich auch eine Herzensangelegenheit [lachen]

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