Interview mit Fabienne Erni und Jonas Wolf von Illumishade

ILLUMISHADE veröffentlichen am 16. Februar ihr zweites Album und war gerade gemeinsam mit Delain auf Tour unterwegs durch Europa. Wir nutzten die Gelegenheit und trafen uns mit Fabienne Erni und Jonas Wolf auf ihrem Stop in Wien zum Gespräch rund um das neue Album, das Tour-Leben und Gatekeeping im Metal.

Das ist eure erste ILLUMISHADE-Tour. Wie ist die Stimmung?
Jonas: Blendend, wie es sein soll.
Fabi: Ja, wir genießen es. Es ist natürlich immer viel zu organisieren. Die allererste Tour, die Vorbereitungen und das Live-Setup und alles. aber jetzt sind wir langsam drin. Es ist recht cool. Also, ja, jetzt haben wir sechs Shows nacheinander gespielt. Das hatten wir noch nie. Und jetzt merken wir, dass wir wirklich so Routine kriegen. Das ist wirklich schön.

Fabienne Erni und Jonas Wolf mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Hat es schon irgendwelche special Moments gegeben auf der Tour?
Fabi: Für mich war das die Stimmung in Warschau und Budapest, das war es mega schön. Wenn man so merkt, – hey, da kommt etwas zurück und die Leute singen mit, sie bewegen sich, man sieht, dass sie Freude haben an der Musik, die wir spielen. Es ist  mega schön und ich glaube, das merkt man jetzt mehr und mehr, weil wir auf der Bühne immer besser werden und alles mehr zusammen kommt. Es ist mega schön, dass wir das endlich haben.
Jonas: Ja, es ist sicher cool, wenn man die Touren machen kann jetzt mit der ganzen… also Eluveitie ist ja auch gewissermaßen unsere Band, aber es ist jetzt nochmal mehr die eigene Musik, die ist natürlich speziell.

Das heisst, ihr habt gesagt, das ist ja jetzt euer erster Tour gemeinsam in dieser Konstellation. Was gibt es da für Herausforderung dann auch bei den Live-Auftritten? Also ist es anders?
Fabi: Also für mich ist es ein großer Unterschied jetzt mit ILLUMISHADE oder Eluveitie auf der Bühne zu stehen. Ich meine, es ist eine ganz andere Welt, musikalisch. Gesanglich auch zu einem gewissen Grad. Es ist ein anderer Groove, also bewege ich mich auch anders, ich interagiere anders. Und das finde ich schön, dass ich das jetzt bei beiden Bands so ausleben kann. Ja, wir haben sicher auch viel mehr Verantwortung bei ILLUMISHADE, weil bei Eluveitie ist es sicher, wenn irgendetwas ist, Chrigel ist da, und bei ILLUMISHADE sind wir das. Und das ist auf jeden Fall ein anderes Gefühl dahinter.

Ihr spielt mit Eluveitie enorm viele Shows – wie bringt ihr das mit ILLUMISHADE zusammen?
Jonas: Wir werden sehen. Das kann man noch nicht sagen, aber weil ILLUMISHADE so gewachsen ist, werden wir das Jahr für Jahr schauen müssen. Aber in einer Band wie Eluveitie hat man ein Commitment, das ist klar, sonst muss man es nicht tun. Das ist die Realität. Ich meine, dieses Jahr scheint sich das gut zu ergänzen. 25 werden wir sehen.

Ihr habt das ja dann teilweise auch auf Festivals, wo ihr mit beiden Bands gleichzeitig spielt, zum Beispiel beim Metalfest Open Air.
Fabi: Genau, genau, das haben wir jetzt. Ja, das ist immer cool irgendwie. Also beim Metalfest spielen wir jetzt sogar an einem anderen Tag, Aber zum Beispiel jetzt in Spanien beim Z-Live spielen wir am selben Tag – Double Trouble (lacht).

Klingt aber auch anstrengend.
Fabi: Hey, wenn ich stimmlich fit bin, also wenn ich gesund bin, dann freue ich mich einfach drauf. Ich denke, wenn man irgendwie angeschlagen wäre, dann ist das natürlich schon eine Doppelbelastung sozusagen. Aber sonst eigentlich freue ich mich drauf, auch den Switch zu machen am selben Tag ist sicher noch… Aber Gott, das ist gut möglich. Also ich habe gar keine Angst davor.
Jonas: Nein, nein. Angst überhaupt nicht. Freude, wir sind ja noch einigermaßen jung.
Fabi: (lacht) Ich zumindest.

Fabienne Erni und Jonas Wolf mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Weil ihr das angesprochen habt, gesundheitlich, wie schaut ihr da auf euch beim Touren? So in Bezug auf Ausgleich und Erholungsphasen?
Jonas: Es ist natürlich schon komfortabler mit Eluveitie, das ist klar, aber wir können uns wirklich nicht beklagen. Du siehst hier den Bus, der ist cosy, aber ist cool. Wir haben alles, wir werden sehr gut behandelt von Delain. Aber klar, speziell im Winter sind die Touren… Ja, es ist eine Herausforderung, aber ich denke, am schwierigsten ist es wohl für Sängerinnen und Sänger, weil die Stimme einfach fit sein muss, als Gitarrist oder als Drummer als Drummerin kannst du – außer du hast irgendwie 42 Grad Fieber – aber sonst kannst du die Show spielen und deine Fähigkeit wird nicht gleich direkt eingeschränkt, das ist der große Unterschied. Aber die Tour, ich meine, es sind zwölf Shows in gut zwei Wochen, das ist okay, wir haben morgen wieder einen Off-Day, das ist ganz okay.
Fabi: Ja, ja, und eben, wie Jonas gesagt hat, der Bus, der ist wirklich auch neu, komfortabel und es zieht mir jetzt nicht irgendwie in die Bank rein, das ist doch gut.
Jonas: Ja, weißt du, ich muss dafür jetzt in die Top-Bank, weil ich bin ja so klein. Das sind die Engsten. Weil da anscheinend zieht es, ich habe aber noch nie etwas gemerkt.
Fabi: Aber du hast die Höhe der Top-Bank (lacht). Ne, aber oben zieht es eher rein, deshalb, schlafe ich nicht mehr oben. Das habe ich früher immer gemacht, das mache ich nicht mehr. Weil, wenn es die ganze Nacht zieht, dann ist einfach die Chance größer, dass etwas ist. Ich merke es jetzt in diesem Bus, ich merke es aber auch im Bus mit Eluveitie, die Luft ist einfach trocken. Aber ich denke, das haben alle Sänger, da haben wir einfach so unsere Tips und Tricks, wie man da durchkommt. Und natürlich, wenn es jemanden mal erwischt, dann ist die Chance groß, dass es den ganzen Bus mal erwischt. Jetzt eben, es ist eine kurze Tour, jetzt geht das. Sonst muss man halt irgendwie durch die Show kommen.

Also Tour-Sickness ist ein Ding, oder?
Fabi: (lacht) Ja, man ist halt so auf engem Raum. Also mit Eluveitie meistens – also wenn es jemanden erwischt, dann geht es herum, sogar in der ganzen Tourparty, weil man halt am selben Ort immer ist und sich aufhält mit den anderen Bands auch. Gehört leider fast ein wenig zum Touren mit dazu und ist halt speziell, genau, für Sänger halt nochmals mühsamer. Es ist nie lustig, auf Tour krank zu sein ist schon sehr unangenehm, weil wenn man krank ist, möchte man einfach unter die Decke, aber dann muss man auf die Bühne am Abend. Da muss man halt einfach durch (lacht).

Jonas Wolf mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Es geht ja dann im März schon wieder weiter bei euch mit der Album-Release-Tour und dann eben weiter noch in den USA, Kanada, gemeinsam mit Korpiklaani und Visions of Atlantis. Freut ihr euch drauf? Wie bereitet ihr euch darauf vor?
Jonas: (lacht) Wie auf jede andere Tour. Ne, es gibt natürlich viel mehr vorzubereiten im Bereich von den ganzen Visa-Geschichten. Ist klar, wir haben Janik, unser Bassist, der macht das ehrenhafterweise toll und da gibt es sicher viel vorzubereiten, aber sonst, ich meine. Es ist für uns, was Spiellänge, Equipment angeht, mehr oder weniger identisch mit der Delain-Tour. Von dem her. Man probt, man steigt in den Flieger. Und für uns, wir haben ja Erfahrung mit US-Touren, davon können wir auch profitieren. Es ist in dem Sinne nicht das erste Mal, mit den ganzen Prozeduren, die natürlich jetzt ein bisschen erschwerlicher sind. Das ist schon so. Bis mal alles läuft und dann ist es ja auch cool.
Fabi: Ja, es ist auch mega cool, dass wir jetzt eine kurze Tour mit Delain hier in Europa hatten. Dann haben die Jungs zusammen mit unserem Sound Engineer alles so konzipiert, dass das funktioniert, dass es möglichst klein ist, kompakt. Und jetzt kommen wir in die Routine rein und ich glaube das ist eigentlich perfekt als Vorbereitung für Amerika. Und ja, ich meine, für die Album-Release-Shows, wir haben ja zwei, da natürlich müssen wir noch das neue Set dann vorbereiten, da spielen wir natürlich länger die neuen Songs. Von dem her kommt schon noch etwas auf uns zu.

Jetzt kommen wir mal zur Band ILLUMISHADE direkt. Das war ja ein graduierten Projekt von euch, von der Stadt, zumindest ein graduierten Projekt der Züricher School of Arts, das 2019 gegründet wurde. Was kann man sich darunter vorstellen? Stimmt das so?
Jonas: Also die Schule – gegründet wurde sie früher. Das war das Jahr des Abschlusses 2019. Das Projekt wurde 2019 von dir – von Fabi – gegründet als dein Abschlussprojekt. Also ja, man kann sagen, die Band hat an einer Hochschule zusammengefunden. Ich finde den Verweis zu Dream Theater irgendwie schön, weil das lief ja da auch so. Nur, da hat glaube ich, keiner abgeschlossen. Wir haben abgeschlossen.
Fabi: Wir haben alle abgeschlossen. Wir sind dann doch nicht so Rock’n’Roll (lacht). Dann haben wir gemerkt, jetzt haben wir so viel Zeit und viel Mühe in diese Songs gegeben und wir mögen dieses Projekt, diese Band, und dann haben wir uns entschieden, dass wir das weiterziehen. Dann haben wir das Crowdfunding gemacht, gingen dann ins Studio und dann kam Corona und dann haben wir es halt trotzdem released. Und ja, jetzt gibt es uns doch schon seit vier Jahren, aber viel gespielt haben wir noch nicht, eben halt auch wegen all diesen Umständen. Aber jetzt, denke ich mal, fängt es erst eigentlich so richtig an im richtigen Leben für uns. Wir haben ja viel auch online gemacht, so Online-Streams und so, wie es halt war in diesen Jahren. Aber jetzt freuen wir uns eigentlich auf das nächste Kapitel sozusagen.

Fabienne Erni mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Wenn ILLUMISHADE eben gegründet worden ist durch ein Uni-Abschlussprojekt. Das war ja dann wahrscheinlich konzeptuell durchgeplant, schätze ich mal oder wie kann man sich das geanu vorstellen?
Fabi: Wir müssen im Rahmen von unserer Masterarbeit eigentlich einfach ein musikalisches Projekt gründen und dann irgendwie auf die Bühne bringen. Das war im Jahr 2019. Das war genau dieses ganz ganz volle Jahr mit Eluveitie. Und ja, da wir beide – er arbeitet an der Schule, ich war dort noch als Studentin, war das recht naheliegend, dass ich ihn frage, ob wir das zusammen machen können, mit unseren Freunden. Genau, und ich hatte einfach von Anfang an so eine Fantasy-Welt im Kopf, da ich sehr auch für Songwriting oder einfach die Inspiration aus Geschichten hole oder Bilder. Dann haben wir dieses Konzept gemacht mit dieser ILLUMISHADE-Welt. Die war für das erste Album recht Fantasy-lastig, sage ich mal. Für das neue Album gehen wir da mehr in unsere Welt. Wir laden immer noch ein ins ILLUMISHADE-Universe, aber wir sind da noch am genau suchen, wie genau das weitergeht. Aber ja, ich glaube, das ist so unser zweites Album. Da haben wir einfach mal gemacht und uns leiten lassen von der Musik.

Die Lieder, die haben ja viele Elemente, die man eher so in der klassischen Musik findet, wie zum Beispiel Ouvertüren, etc. Wie habt ihr euch dazu entschieden, dass ihr das genau so macht?
Jonas: Einerseits kommt das sicher aus der Prog-Rock-Ecke, da gibt es ja sehr viel. Diese Unterteilung, diese Act 1, 2, 500. Zum anderen kommt das sicher von Mirjam, weil das ist ihre Welt, weil sie auch aus der Filmmusik kommt und ihren Beitrag dazu gibt. Und wir mögen es auch alle. Es verleiht halt der Musik auch eine gewisse, ja, so etwas Majestätisches, wenn man so will.

Am 16. Februar erscheint euer neues Album, “Another Side of You”, und ihr habt es ja bis jetzt schon drei, beziehungsweise vier Lieder veröffentlicht, wenn man da das Instrumentalstück dazu zählt. Ihr habt beschrieben, ihr wollt einen neuen Weg einschlagen, musikalisch und textlich. Was kann man sich darunter vorstellen?
Fabi: Ich glaube, das hat sich irgendwie einfach so ergeben, es war jetzt nicht so geplant (lacht). Ich glaube auch, was dieses Album etwas spezieller macht: wir haben das über eine wirklich lange Zeitspanne komponiert. Das hat irgendwie vor zwei Jahren oder so angefangen, mit “ELEGY” und “HYMN”, die sind doch jetzt schon länger raus, die kommen dann auch aufs Album. Wir haben uns einfach leiten lassen. Als wir entschieden haben, dass wir mit Napalm unterzeichnen, wurde auch alles viel konkreter. Mit den Deadlines “dann und dann wird das Album fertig recordet” sein. Wir hatten am Schluss noch eine recht intensive Zeit, wir gingen dann auch in die Berge als Band. Das haben wir auch schon beim ersten Album gemacht und ich glaube auch dort hat sich vieles zusammengefunden. Das funktioniert recht gut in unserer Konstellation, wenn wir einfach mal ein paar Tage weg sind von allem anderen und uns einfach komplett auf die Musik konzentrieren können. Lyric-wise ist sicher ein großer Unterschied, da wir das Team gewechselt haben. Also ich habe beim ersten Album mit zwei aussenstehenden Personen gearbeitet an den Lyrics und jetzt ist Yannick eigentlich Head of Lyrics und ich arbeite noch mit ihm zusammen, aber er kommt halt auch sehr von Songwriting, Singer-Songwriter und das ist mega cool, es ist definitiv moderner geworden und finde ich gut.

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Okay, es gibt ja eben eine vorveröffentliche Liste von euren 14 Songs. Und da ist auffällig, dass manche nur in Großbuchstaben geschrieben sind. Was hat es damit auf sich? Sind das Akronyme?
Jonas: Das ist ein Rätsel.
Fabi: (lacht)

Und das wird nicht gelüftet?
Jonas: Man muss da gar nicht so viel – das ist ein bisschen ja auch..Ja. Wenn man so Bring Me The Horizon oder solche Bands auf Spotify im Tracklist ansieht, dann gibt es ja teilweise auch nur noch Emojis und so. Ich glaube, es war auch ein bisschen Flavor of the Day, einfach Bock. Aber ich glaube, der Ursprung war, dass wir tatsächlich gewisse Songs, die veröffentlicht wurden, als es noch gar nicht klar war, dass es überhaupt ein Album gibt, also vor der Ära Napalm, die war eben so geschrieben und dann kam das so zustande und genau. Aber viel mehr dahinter, glaube ich, muss man jetzt nicht sehen (lacht).

Okay (lacht). Ein Song, der sticht nochmal mehr heraus, der Song Verliebt, der ist ein Feature mit Coen Janssen, der Keyboardspieler von Epica. Wie ist diese Kooperation zustande gekommen?
Fabi: Wir haben die Epica-Guys durch Eluveitie kennengelernt auf Festivals. Wir haben noch nicht mit ihnen getourt, aber einfach ab und zu haben wir die mal angetroffen und haben einen…
Jonas: Es gab schon gemeinsame Shows.
Fabi: Ja, Shows, aber… Ja, Shows, genau. Wir hatten irgendwie einen guten Draht, auch mit Coen. Und dieses Demo von Verliebt ist recht alt. Das habe ich irgendwie in 2018 oder so mal angefangen und habe das dann mal so der Band vorgespielt, und dann sind wir irgendwie zusammen drauf gekommen, dass es ja recht cool wäre, wenn wir da ein Feature mit einem richtigen Pianisten haben könnten, der dann auch noch seinen eigenen Flavour dazu bringt. Und jetzt mit Coen finde ich wirklich, dass dieser Song nochmals so ein Level-up gemacht hat, einfach mit dem Disney-Flair, den er da noch reingebracht hat. Wir haben auch gesagt, hey, mach deine Version draus, und ja, ist mega schön.

Und ich würde jetzt nochmal annehmen, es wird ein deutsches Lied. Warum habt ihr euch dazu entschieden?
Fabi: Schweizerdeutsch. Ich wollte entweder in Schwedisch oder in Schweizerdeutsch singen auf diesem Album und irgendwie hat es nicht so gepasst für alle anderen Songs. Und dann war noch dieser und der ist eine Pianoballade, also der sticht eh raus. Und da Yannick Schweizerdeutsch spricht, war das naheliegend, dass wir das jetzt in Schweizerdeutsch machen. Und ja, ich denke, das war definitiv nicht der letzte Song, also ich hätte Bock, da auch weiterhin auf Schweizerdeutsch zu singen.

Jonas Wolf und Mirjam Skal mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Schön. Wenn wir jetzt zu den drei veröffentlichten Musikvideos gehen, dann lassen sich ja ähnliche Muster abzeichnen, so schwarz-weiß, dunkel, hellUnd du singst ja auch »Through all the darkness and the light«, was auch ganz besonders jetzt bei »Enemy« eben einmal sichtlich wird. Was möchtest du damit ausdrücken?
Jonas: Das ist einfach ein unglaublich innovatives Konzept, also mit Licht und Schatten, es ist einfach, wir haben da, also das ist über Jahre gereift und wir haben uns da bedient an Nobelpreisträgern und so… (alle lachen). Nee, ich meine, es ist natürlich ein einfaches, klassisches Konzept. Und doch ist es so, ich finde jetzt speziell für, wie Fabi gesagt hat, textlich, wo es persönlicher wird, ist es doch so lebensnah. Ich meine, wie jedes Klischee hat es ja. Darum ist es ja ein Klischee, weil es eben so häufig ist und weil es eben so typisch ist. Und man muss sagen, ich meine, ILLUMISHADE, es klingt einfach gut. Ich finde, man darf sich diesen klaren Themen ja auch annehmen. Rock und Metal Musik lebt ja auch von dem, dass man mit klaren Emotionen… Es hat durchaus Platz für Subtiles und ich glaube mit unserer Musik haben wir das durchaus auch dabei. Aber Metal- und Rockmusik lebt ja auch davon, dass man mit ganz klaren Bildern und klaren Emotionen arbeitet. Darkness and Light. Black and White. Illumi-Shade. Darum finde ich es umso spannender, dass das neue Album so facettenreich ist. In dem Sinne gibt es da definitiv mehr zu entdecken als schwarz und weiß.

Ihr habt ja da gemeinsam mit Mirko Witzki zusammengearbeitet. Wie sehr hat er da so einen Einfluss auf die Musikvideos gehabt? Wie habt ihr da gemeinsam zusammengearbeitet?
Fabi: Sehr viel. Mirko und auch Kami, der ist der Make-up-Artist, die arbeiten schon seit Jahren Wir haben Kami beim Eluveitie Video Shoot kennengelernt, da waren wir schon sehr fasziniert von ihm. Dann kamen wir so zu diesen beiden Jungs und es ist einfach krass. Wir geben ein paar Ideen, wenn wir etwas haben. Wir geben den Song, eine kurze Beschreibung, die Lyrics und dann kreieren die. Und das ist so krass. Also wirklich, ich bin immer wieder beeindruckt von den Ideen, mit denen sie kommen. Und sie sind auch offen, wenn wir etwas zu sagen haben, „hey, wir sehen das so ästhetisch“, dann nehmen sie das auch auf und dann bilden sie alles so drum herum. Es ist wirklich ein mega geiles Team, auf jeden Fall diese beiden, ja.
Jonas: Ich finde es aber grundsätzlich auch wichtig, dass wenn man mit Künstlern zusammenarbeitet, dass man die grundsätzlich machen lässt, also im Sinne von… Die werden ja dann inspiriert von den Klängen, die wir ihnen geben und dann finde ich es auch… Ja, und das muss man jetzt auch sagen, hat jetzt auch einfach sehr gut funktioniert mit dem Team. Also ich glaube, wir haben uns da auch gut gefunden.

Zu der nächsten Frage. Ihr beschreibt euch ja auch damit, dass Another Side of You so zu Hop-Over-Genre-Boundaries macht, also über die Genre-Grenzen springt. Was bedeutet das für euch in der Musik? Ihr habt es schon ein bisschen anklingen lassen.
Fabi: Ich denke einfach, dass die verschiedenen Einflüsse von den verschiedenen Band-Mitgliedern wirklich hörbarer sind in diesem Album auch und wir wirklich einfach Platz gelassen haben für alle Ideen, Eben sei es eine Pianoballade in Schweizerdeutsch oder eher so etwas Poppiges wie Cloudreader. Ja, wir haben uns einfach leiten lassen von der Musik und von den Ideen, die einfach eingeflossen sind.
Jonas: Also, sorry, dass ich da reinkrätsche, aber ich finde das auch sehr wichtig. Also ich glaube, wenn man langlebig sein will, dann muss man da eben drüber hopsen (lacht). Muss man natürlich nicht, aber ich denke, das ist eine unserer größten Stärken.

Fabienne Erni mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Vor allem in der Metal-Community ist es ja eher so, da gibt es einfach die größte Varietät von Sub-Genres. Und es wird zwar immer gesagt, dass die Metal-Community sehr offen ist, aber was jetzt die Genre betrifft, halt trotzdem ein bisschen Gatekeepingmäßig.
Jonas: (lacht) Hardcore-Gatekeepers.

Ja, vor allem auch gegenüber melodischeren Stücken und in Richtung Symphonic Metal. Wie würdet ihr mit der Kritik umgehen, wenn gesagt wird, “das ist ja gar kein richtiger Metal?”
Jonas: I couldn’t care less. Ich meine es ernst. I couldn’t care less. Wir machen, was wir machen und wenn es denen, … Ja, wem es gefällt, dann freuen wir uns sehr und wem es nicht gefällt, die können ja dann Decapitated hören oder sowas – die ich auch liebe.
Fabi: Ja, ich habe es jetzt auch schön gefunden, bei Cloudreader haben wir auch sehr schönes Feedback gekriegt, obwohl Cloudreader natürlich jetzt nicht…
Jonas: Ist das so? (lacht) Ich ziehe sie immer auf, weil der Song ist sehr poppig, natürlich, und Fabi hatte ein bisschen Bedenken, dass er zu poppig ist. Und ich sage dir nur, du wirst schon sehen.
Fabi: Ja? Ja, das ist sehr gut angekommen. Da habe ich noch gestaunt. Ich glaube, es gibt ja auch Metalhörer und Metalhörer, weißt du, was ich meine? Und ich glaube, unsere Hörer sind, schon weil wir keine Screams haben, denke ich, sind sie schon auf der sanfteren Seite oder offener vielleicht auch noch. Oder von dem her glaube ich, ja, wir sind jetzt einfach noch am Finden mit unserer Fangemeinde, wer da so kommt und wer das gerne hört. Aber ich denke, es gibt schon eine große Bandbreite von Metal-Liebhabern, die auch ein offenes Ohr haben für auch poppigere, oder auch die Balladen, ich meine auch Rise oder so. Es kommt ja eigentlich sehr schön angekommen bei den Leuten und es ist auch immer wieder schön zu hören.
Jonas: Ich glaube, es ist einfach essentiell für uns, also solche Balladen, die gehören einfach zu unserer Musik. Also, sie ist nicht wegzudenken und das ist ja… Also ja, eben die Bandbreite, die wir präsentieren, ich glaube, hier ist eine große Stärke, aber klar, es ist auch, wo gehören wir dann hin? Das wird sich zeigen. Aber ja, eigentlich, das ist ja, ich finde das eigentlich auch das Interessanteste an der Metal-Szene. Das ist ja, finde ich, auch ein großer Unterschied zur Rock-Szene. Weil die Metal-Szene ist so lebendig, sie ist so aware und sie ist modern und sie ist alles mögliche und doch ist sie so gatekeeping – gatekeepisch. Und ja, das ist ja auch irgendwie… man kann ja auch ein bisschen mit dem spielen. Und bis jetzt sieht es ja so aus, als würden viele Leute oder einige Leute das mögen, was wir tun.

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Wenn das für euch passt, würde ich ganz gerne mit dem traditionellen Metal-1-Info-Brainstorming abschließen. Los geht’s:
Skandinavien:
Jonas: Gothenburg-Melodic-Death-Metal
Fabi: Meine große Liebe. Ich liebe Skandinavien. Also geht es um Musik? Muss ich etwas über Musik?… Ich liebe Skandinavien, es ist einfach… Ich liebe es. Fernweh.

Highlight 2023:
Jonas: Oh, ich habe meine eigene Signature-Gitarre released. Mit Solar-Guitars.
Fabi: Highlight, ui, schwierig. Ich habe jetzt einen Blackout. Aber ich gehe mal Vocal Recordings für das Album. War wirklich mega cool.

Jonas Wolf mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Lieblingslied auf „Another Side Of You“:
Fabi: Wuah… Boah. Das weiß ich nicht.
Jonas: Was ist alles schon wieder auf dem Album (lacht)?
Fabi: 14 Tracks, oder so.
Braucht ihr die Liste (lacht)?
Jonas: Ich glaube, es ändert sich immer wieder. Das geht, glaube ich, uns beiden so. Ahm. Ich nehme Cloudreader.
Fabi: Ich nehme Hummingbird.
Jonas: Oh, shit, stimmt.
Fabi: Aber schwierig, wechselt immer wieder.

Power Metal:
Jonas: Halloween. Kindheit. Je nach dem Gatekeeper, den du vor dir hast, Guilty Pleasure. Weil: “Was, du hörst Power Metal? Das ist ja peinlich.” Ne, ich liebe Power Metal sehr. Bin damit aufgewachsen. Ich hab’ Lego gespielt zu Halloween. Sabaton, das sind gute Freunde, die kommen hin und sind tolle Leute und super Musiker. Auch ein Teil von den ILLUMISHADE, den Fabi und ich teilweise ein bisschen verteidigen müssen vor den anderen Bandmitgliedern. Die sind noch ein bisschen… Ah, die hören alle nur so Sleep Token und so. Nee, also… Aber ich denke, das ist ein schönes Gefäß, das wir bei Illumination haben, wo meistens… Also ich hoffe, das wird zur Tradition, dass mindestens ein Song pro Album ein Power Metal Song ist, auch ein bisschen als Hommage an die Szene. Weil ich glaube, Power Metal hat auch große Verbindungen. Ich meine, wenn du die Gitarren und die Double Bass wegnimmst, hast du auch wie einen Disney-Song oder ein Musical und da ist Fabi auch zu Hause und das ist unser gemeinsames kleines Ding, wo wir den anderen sagen müssen. “Nee, das machen wir jetzt”. I love Power Metal.
Fabi: Ja, schöne Melodien, kitschige Melodien vielleicht. Viel Energie, viele Farben.
Jonas: Nur kitschige Melodien.
Fabi: Ja (lacht).
Jonas: Beste Lyrics? Fire, higher, desire, dragon, castle, force, thunder and lightning, you do me shakes.
(alle lachen)
Jonas
: Ich finde es auch wichtig, dass man mit Humor an Musik herangeht, auch wenn man sie ernst nimmt, wenn man sie tut, als wenn man sie spielt. Wenn das in Power Metal auch noch ein bisschen vorhanden ist.

Joggen:
Jonas: War ich heute. Ich war in Belvedere. Wie auf der letzten Tour auch. Aber heute waren es nur sechs Kilometer und vom Gasometer sind es acht. Also hin und zurück.
Fabi: Ne (lacht). Nichts für mich.

Promi, mit dem ich mich gerne unterhalten würde:
Jonas: Hmm okay. Sollte die Unterhaltung zu was anderem führen oder der Inhalt des Gesprächs ist das Ziel? Ich meine ganz genau, ich denke jetzt an Sidney Sweeney – ist mir als erstes nicht in den Sinn gekommen, aber dann dachte ich, oder Christopher Nolan zum Beispiel, den fände ich jetzt auch spannend.
Fabi: Ich weiß nicht, ich meine… Nein, mir fällt gerade niemand ein, weil ich fände das ein wenig awkward. Ich bin nicht nur so sozial, das ist, glaube ich, so.
Jonas: Du bist sehr sozial.
Fabi: Ja, aber wenn ich jetzt Freddie Mercury treffen würde, was würde ich ihm sagen? Ich meine, was würden wir sprechen? So, lieber nicht.
Jonas: Ich möchte mit all meinen Idolen sprechen.
Fabi: Ja, vielleicht, würde ich gerne mit Whitney Houston über Gesangstechnik sprechen, wie sie das so macht.

Fabienne Erni mit ILLUMISHADE 2024; © Theresa Steiner / Metal1.info

Salbeitee:
Fabi: Uah. Halsschmerzen. Gesund Werden.
Jonas: Ich mag den Geschmack.
Fabi: Ich nicht. Auch Ingwer habe ich nicht mehr gerne. Es erinnert mich immer an das Kranksein. Weil ich das nur immer trinke oder esse, wenn ich krank bin. Deshalb mag ich nicht. Aber muss halt sein.

Last one. ILLUMISHADE in fünf Jahren:
Jonas: World-Domination (lacht). Okay. Fünf Jahre? Zwei weitere Alben. Headliner Tours. Denke, das kriegen wir hin.
Fabi: Das wäre cool, ja.
Jonas: In fünf Jahren. Shows in Japan gespielt. Check.
Fabi: Ah, das ist ein großer Traum, gell?
Jonas: Ja, doch. Nicht Budokan, okay, das ist nicht in fünf Jahren, in zehn Jahren Budokan.
Fabi: Was ist da?
Jonas: Budokan ist die legendäre Halle in Tokio.
Fabi: Ah, die klingt groß (lacht).
Jonas: Ja, ja, aber das ist nicht ein Stadion, aber es ist groß. Support-Tour von Dream Theater. 5 bis 10 Jahre (lacht). Ne, 5. Das schaffen wir auch.
Fabi: Klingt gut. Daumen drücken.
Jonas: Ne! Alben schreiben.
Fabi: Alben schreiben, das stimmt. Und Touren. Ja, also, ich kann mich anschließen. Fände das natürlich mega geil. Vielleicht mal ein Konzert – aber wahrscheinlich nicht in den nächsten fünf Jahren. So, weißt du, so in Spitzbergen oben, oder Faroe Island oder so, das fände ich geil. Oder in Schottland irgendwo. Fände ich geil, aber ja, okay, in zehn Jahren.
Jonas: Ne, also Schottland hoffe ich nicht. Schottland hat ja fast geklappt dieses Jahr.
Fabi: Ja, aber so in der Natur.
Jonas: Wenn du Strom hast, auch.
Fabi: Du kannst ja Velo fahren.

Gibt es noch irgendwas, was wir jetzt noch nicht angesprochen haben und über das ihr noch gerne reden möchtet?
Fabi: Ja, Album-Release-Day, 16. Februar. Pre-Order the Album. Hey, ich fand’s mega schön. Ich glaube, wenn du alles hast, ist es für uns auch cool.

Dann danke euch auf jeden Fall für’s Zeitnehmen und noch eine schöne restliche Tour!
Fabi: Vielen lieben Dank auch dir! Vielen lieben Dank.

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Fotos von: Theresa Steiner

Dieses Interview wurde persönlich geführt.

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