Interview mit humaldo rockt!

Die YouTube-Szene im Metal-Bereich wächst stetig und bringt immer wieder neue Kanäle hervor. Den Personen dahinter und ihrer Arbeit möchten wir in unserer Interviewreihe etwas mehr Aufmerksamkeit schenken und Hintergründe erfahren. Der Niederösterreicher HUMALDO ROCKT! verrät uns im Interview warum er die persönliche Ebene zwischen YouTuber und Zuschauer schätzt, über welchen YouTuber manchmal geschimpft wird und welche Bands ihn geprägt haben.

Stell bitte dich und dein Format kurz unseren Lesern vor, die dich eventuell noch nicht kennen.
Ich bastle seit drei Jahren in typischer Vlogger-Manier regelmäßig Videos für meinen YouTube-Kanal „humaldo rockt!“. Ich berichte zum Beispiel von verschiedenen Szene-Veranstaltungen, versuche heimische Underground-Bands zu unterstützen und quatsche auch öfters einfach nur über Dinge, die mich persönlich beschäftigen.

Was waren deine Beweggründe Videos für YouTube zu drehen? Welche Leute möchtest du damit erreichen?
Medientechnik hat mich schon seit meiner Kindheit interessiert und beschäftigt, so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich Videos auf YouTube hochgeladen habe. Erreichen möchte ich in erster Linie Fans der Rock- & Metal-Musikszene, die kein Problem mit dem ganzen Blödsinn haben, den ich da so immer quatsche. (lacht)

Wie ist der Name für deinen Kanal entstanden?
Mein Internet-Pseudonym „humaldo“ existiert schon lange und hält sozusagen alle meine Online-Aktivitäten zusammen, es ist sozusagen mein Personal Brand. Da „humaldo“ alleine aber nicht aussagekräftig genug für meine Kanalinhalte ist, habe ich das „rockt!“ hinzugefügt, sodass neue Besucher zumindest den inhaltlichen Rahmen angedeutet bekommen.

Welche Vor- und Nachteile siehst du bei YouTube im Vergleich zu einem (Online-) Magazin?
YouTube kann auf verschiedene Arten verwendet werden. Ältere Semester schauen YouTube meistens auf eine Art, wie sie es vom klassischen Fernsehen gewohnt sind. Sie wollen gut produzierte Beiträge, die einen Mehrwert bringen. Für jüngere Leute ist YouTube oft mehr ein schnelllebiges und vor allem sehr persönliches Unterhaltungs- und Berieselungsmedium. Ihnen geht es weniger um qualitative Inhalte, sondern sehr oft um die Persönlichkeiten in den Videos, den so genannten YouTubern. Sie führen sich den YouTubern persönlich verbunden und schauen deren Videos oft nur, um die Person zu sehen, unabhängig davon, worum es in dem Video eigentlich geht. Diese persönliche Ebene von YouTube ist etwas, das es in sonst keinem Medium in der Form gibt.

Aber um die Frage endlich zu beantworten: Einer der größten Vorteile von YouTube ist meiner Meinung nach eindeutig diese sehr starke persönliche Ebene zwischen YouTuber und Zuschauer. Der Nachteil von YouTube ist eventuell, dass sich in der gigantischen Menge an verfügbaren Videos extrem viel fragwürdiger Mist befindet und man die guten Inhalte oft nur schwer entdeckt.

Wie schnell vergrößert sich denn die Reichweite? Wie viel Potenzial siehst du in der Metal-Szene?
Mein Kanal wächst nur sehr langsam, aber das ist völlig normal, weil ich eine sehr enge Nische bediene. Ich bin Österreicher, spreche im Dialekt und behandle die Underground-Nische einer Nischen-Musik. Ich glaube, in Österreich bin ich mit dem, was ich mache, schon bald am Maximum. Mehr als 1.000 bis 2.000 Abos sehe ich als unrealistisch an. Aber ich habe inzwischen einige Zuschauer aus Deutschland, die offensichtlich kein Problem mit meinem Dialekt haben. (lacht) Gemessen an den Reichweiten und Erfolgen von anderen Metal-YouTubern im deutschsprachigen Raum sehe ich das Potenzial für meinen Content bei etwa 2.000 bis 3.000 Abos und 500 – 1.000 Aufrufen pro Video. Aber dort bin ich noch lange nicht. Dafür sind sicher noch zwei, drei, vier Jahre kontinuierlicher Arbeit nötig.


Die YouTuber-Szene ist heutzutage sehr schnelllebig. Was muss man deiner Meinung nach tun, um weiterhin interessant zu bleiben?

YouTube ist nicht gleich YouTube. Für die persönliche Art von Videos, die ich mache, ist es wichtig, dass man ehrlich zu den Zuschauern ist und nicht schauspielert. Die Leute merken das sofort. Speziell im Rock und Metal ist es schwer, überhaupt einmal das Vertrauen der Zuschauer zu gewinnen. Mein Langzeitplan ist also, so gut ich kann immer ich selbst zu bleiben und mich nicht zu verbiegen.

Natürlich ist auch in diesem Bereich nicht alles Gold was glänzt. Welche Grenzen bringt das Format für dich mit sich?
Hmm, gute Frage. Die einzige für mich persönlich relevante „Grenze“ ist glaubhafter Content. Wenn ich Videos produzieren würde, zu deren Inhalten ich nicht selbst zu 100 % stehen würde, nur um „erfolgreich“ und „bekannter“ zu werden, dann wäre diese Grenze überschritten. Dann ist der Weg zum sogenannten Influencer geöffnet, der im Prinzip nichts anderes ist als ein verlängerter Marketing-Arm von kommerziell tätigen Unternehmen. Das soll nicht heißen, dass alle Influencer nicht glaubwürdig sind. Aber es ist halt schon sehr verlockend, für eine finanzielle Gegenleistung Werbevideos zu drehen. Dahin möchte ich nie kommen.

Welches Equipment nutzt du für deine Videos und wieviel Geld hast du bereits investiert?
Ich verwende hauptsächlich leistbares Consumer Equipment im unteren Preisbereich. Der finanzielle Sprung zu Profi-Equipment ist mir einfach zu groß, das zahlt sich für meine YouTube-Videos gar nicht aus. Insgesamt werden es aber so an die 3.000,- Euro sein, die ich die letzten 3 Jahre in Videoequipment investiert habe.

Wie lange dauert es bis ein Video bereit zum Upload ist?
Das kommt auf das inhaltliche Format an. Manche Videos, vor allem reine Quatsch-Vlogs, sind recht schnell produziert. Eventvideos und Videos, die Recherche und Vorbereitung benötigen, dauern länger. Ich würde sagen, das Minimum liegt bei drei Stunden, das Maximum bei 16 Stunden. Und ja, ich mache alles selbst.

Wieviel Geld wirft YouTube für dich ab? Kannst du davon leben?
(lacht) Wenn ich jedes Mal, wenn ich diese Frage gestellt bekomme, einen Euro bekommen würde, dann wäre ich schon reich. Es ist zwar rechnerisch nicht ganz korrekt, aber es heißt, dass man pro 1.000 Video-Views etwa einen Euro von YouTube bezahlt bekommen würde. Nun kann man sich ausrechnen, wie viele Views seine Videos im Monat erreichen müssten, um davon leben zu können. Ich hatte die letzten 30 Tage zum Beispiel etwa 3.000 Views auf alle meine Videos, und es war ein sehr guter Monat. Also, um deine Frage zu beantworten: Nein, ich verdiene keinen Cent und ich könnte nicht davon leben. Dafür müsste ich schon auf drei bis vier Millionen Views pro Monat kommen oder mir lukrative Werbeaufträge besorgen. Meine Videos sind aber nicht monetarisiert, ich bekomme keinen Cent davon. Es ist reines Hobby.

Wie sind die Reaktionen der Leute auf deine Videos? Gerade bei YouTube gibt es viel Hate Speech. Warst du davon schon betroffen?
Ich denke, ich bin zu klein und unbekannt für Hate Speech, worüber ich auch sehr froh bin. Insgesamt sind die Reaktionen auf meinen Content zu 99,9 % positiv. Die Leute, die meine Videos schauen, scheinen diese auch wirklich zu mögen.

Und wie ist das Verhältnis unter euch YouTubern? Gibt es freundschaftliche Verbindungen, kollegialen Respekt oder vielleicht sogar „Beef“?
Ich bin im ständigen Kontakt mit einigen deutschsprachigen Metal-YouTubern und wir helfen alle zusammen und versuchen, uns gegenseitig zu pushen. Vor allem wir kleinen YouTuber halten stark zusammen. Es gibt auch einige größere, die ihr eigenes Ding durchziehen und dieses Community-Ding anscheinend nicht so nötig haben. Aber Beef ist mir in unserer Nische nicht bekannt. Naja, manchmal wird über den Dunklen Parabelritter geschimpft, aber das ist was anderes. (lacht)

Wirst du auf der Straße mittlerweile erkannt?
Auf der Straße nicht, aber immer öfters auf Konzerten! Es freut mich immer besonders, wenn ich dann “im Real Life” mit Leuten reden und ein Bier trinken kann, die meine Videos schauen! Ich glaube, ich habe sogar schon mal ein Autogramm gegeben, und zwar am Area 53 Festival. Aber da waren auch schon einige Biere involviert. (lacht)


In einem Video erwähnst du „Troublegum“ von Therapy? als wichtiges Album für dich. Welche weiteren Bands oder Alben waren ein Einstieg für dich?

“Troublegum” war wichtig für mich, weil es meine erste selbst gekaufte CD war. Ich habe aber schon früher Rock- und Metal-Musik gehört. Prägend waren für mich aber sicher Iron Maiden, Metallica, Helloween und Manowar.

Du hast bereits vom Metal On The Hill, den Symphonic Metal Nights oder Area 53 Festival berichtet. Bekommst du Unterstützung von Veranstaltern oder Labels?
Auf den meisten Events bekomme ich freien Eintritt und Backstage-Zugang, eigentlich genau wie ein Fotograf oder Journalist. Das freut mich immer sehr und ist mir genug Unterstützung. Mit Labels arbeite ich aber bisher nicht zusammen.

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Ok, dann danke ich dir an dieser Stelle für das Interview. Zum Abschluss das Metal1.info-Brainstorming:
Black Sabbath:
Dass Ozzy immer noch am Leben ist, ist eines der größten Wunder unserer Zeit.
Marillenknödel: Ja bitte, am besten mindestens 8 Stück!
FPÖ: Schamlos, gewissenlos, anstandslos.
Wacken: Sicher geil, aber zu groß. Ich mag kleine, aber feine Events.
Ottakringer: Trink ich ganz gern und sie haben eine tolle Marketing-Abteilung.
Bibis Beauty Palace: Ich beschäftige mich nicht mit dem ganzen irrelevanten “YouTube Deutschland”-Kram, finde das meiste davon einfach nur traurig.

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Danke, dass ihr das Interview bis zum Schluss gelesen habt und ihr euch in eurer Freizeit mit mir und meinem Content beschäftigt, das bedeutet mir echt viel! Ich hoffe, wir sehen uns mal auf einem Konzert und/oder im Kommentarbereich eines meiner Videos.

Alle bisher erschienenen Teile dieses Specials im Überblick:

Publiziert am von Christian Denner

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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