„Ragnarök“ – das Ende der Welt, wie wir es kennen und der Beginn von etwas neuem. Pär Hulkoff behandelt mit HULKOFF die nordische Mythologie und ihre Sagen, verbindet das aber auch mit einem aktuellen Hintergedanken. Im Interview spricht er mit uns über rohe und wilde Kraft, die eigene Uncoolness und seine loyalen Fans.
Hallo und danke für deine Zeit. Wie geht es dir dieser Tage?
Das Leben ist gut, ich bin glücklich und du hoffentlich auch.
Wie viele andere Künstler musstest auch du die Veröffentlichung aufgrund von Problemen bei der Vinylproduktion verschieben. Wie frustrierend ist es, das fertige Album nicht veröffentlichen und mit den Fans zu teilen zu können?
(lacht) Es nervt. Ich hasse Verschiebungen, Absagen und den ganzen Scheiß. Wir wollen pünktlich abliefern. Das ist eine Frage der Ehre.
Seit dem Release von „Pansarfolk“ ist nicht mal ein Jahr vergangen. Warum warst du mit dem neuen Album so schnell fertig?
Ich hab schon angefangen, an den Songs zu schreiben, als „Pansarfolk“ noch nicht mal veröffentlicht war. Zwischen der Abgabe des fertigen Albums und der Veröffentlichung vergeht immer einige Zeit. Diese Zeit habe ich genutzt, um am neuen Album zu arbeiten, da alle Touren abgesagt werden mussten.
Wie zufrieden bist du mit „Ragnarök“ einige Zeit nach der Produktion?
Ich mag es wirklich gerne und bin sehr zufrieden mit der Produktion.
Wie hat sich HULKOFF seit „Pansarfolk“ weiterentwickelt und was macht „Ragnarök“ besser?
Es ist ein etwas anderer Weg. Es ist nicht wirklich eine Frage der Entwicklung, sondern es geht eher um Entscheidungen bei der Komposition und der Arbeit an der Produktion.
Das Album heißt „Ragnarök“, aber es scheint sich nicht komplett um das mythologische Schicksal der Götter zu drehen. Warum hast du es „Ragnarök“ genannt und welche anderen Kulturen und Geschichten behandelst du in den Texten auf diesem Album?
Ragnarök steht für das Ende der Welt, wie wir es kennen, und den Anfang von etwas Neuem. Ich spüre ganz deutlich, dass die Welt sich verändert. Die Zeichen sind überall.
Warum hast du dich dazu entschieden, das Coverartwork Jörmundgandr zu widmen?
Nun, die Schlange steht für mehrere Dinge. Ich empfehle jedem, sich mit der Bedeutung der geflügelten Schlange und all ihren Interpretationen auseinanderzusetzen. Es sind viele Geheimnisse in dieser Legende verborgen.
Was bedeutet die Nordische Mythologie dir persönlich?
Vermächtnis. Ehrlichkeit. Wahrheit.
Die nordische Mythologie ist ein beliebtes Thema in der Popkultur, zum Beispiel in allen möglichen Werken von Marvel oder in Videospielen wie „God of War“. Was ist deine Meinung zu solchen Interpretationen?
Dazu habe ich keine Meinung. Sind das wirklich Interpretationen oder einfach Business-Ideen?
Woher kommt deine generelle Faszination für Geschichte? Auf welche Art und Weise inspiriert Geschichte dich?
Ein Baum ohne Wurzeln fällt im Sturm. Wir müssen wissen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen sollen.
Du hast das Album auf Englisch und Schwedisch eingesungen, genau wie „Pansarfolk“. Ich persönlich finde, die schwedische Version klingt authentischer und passt besser zur Musik. Warum nimmst du in beiden Sprachen auf?
Weil viele Menschen kein Schwedisch sprechen. Wir haben darüber gesprochen, wie wir es bestmöglich übersetzen können. So fühlte es sich echt an. Es tut weh, aber… Es ist eine Frage der Ehre.
Ist es für dich einfacher, die Lieder in deiner Muttersprache zu schreiben und aufzunehmen? Kannst du dich dadurch eventuell auch mehr mit der Musik identifizieren?
Natürlich. Als junger Mann wollte ich alles auf Englisch machen und habe so getan, als wäre ich so cool wie meine Helden. Mit der Zeit und dem Alter hat mich die Erkenntnis meiner absoluten und vollständigen Uncoolness eingeholt. Ich bin nur ein kleines Glied in einer großen Kette. Ich spiele meine Rolle, indem ich Lieder über die Dinge schreibe, die ich schätze.
Schreibst du abgesehen von den Lyrics auch die gesamte Musik selbst oder haben deine Mitmusiker die Möglichkeit, sich einzubringen?
Ich arbeite allein. Das muss ich tun. Ich finde es schwierig, etwas zu diskutieren, das für mich offensichtlich ist. Zu viele Ideen ergeben eine beschissene Suppe. Von Zeit zu Zeit aber arbeite ich mit Anderen.
Die Produktion des Album ist rau, unpoliert und natürlich. Passt das einfach besser zum HULKOFF-Sound als eine geschmeidige Hochglanzproduktion?
Absolut. Definitiv! Ich brauche diese rohe und wilde Kraft, diesen blutenden, erdigen Klang. Das Gefühl, wenn Wind gegen eine tote Tanne bläst und von Zähnen, die Knochen zermalmen.
„Holmgang“ ist eine antike Art, Streitigkeiten im Zweikampf zu schlichten. Im Lyric-Video stellst du durch das militärische Erscheinungsbild der Figuren mit Gewehren und Kampfmessern einen modernen Bezug her und stellst die Soldaten optisch auf eine Stufe mit den Wikingern. Warum hast du dich für diese Darstellung mit dem modernen Element entschieden?
Wegen meiner niemals endenden, kindlichen Liebe für meinen alten Beruf. Im Herzen bin ich noch immer Soldat.
„Pansarfolk“ hat Platz 8 in den schwedischen Albumcharts erreicht. Wie wichtig ist dir ein solcher Erfolg und erhoffst du dir von „Ragnarök“ etwas ähnliches?
Auf einer Seite ist es wichtig. Ich will meine Liebe und Faszination für Geschichte verbreiten. Auf der anderen Seite ist es nicht wichtig. Ich würde diese Alben sowieso machen. Ich weiß nie, was mich erwartet…
Anfang 2022 wirst du als Support-Act für Sabaton in Schweden auf Tour gehen. Das ist sicher eine tolle Möglichkeit, dich einer breiten Masse zu präsentieren. Was erwartest du von der Tour und wie sehr freust du dich darauf, endlich wieder mit der Musik unterwegs sein zu können?
Ich war schon mehrere male mit Sabaton auf Tour. Sie sind meine Blutsbrüder und sie behandeln mich und meine Bands immer wie Khans. Es wird großartig werden, die Saiten wieder auf der Bühne zu malträtieren.
Du hast deinen eigenen „To Valhalla“-Kaffee herausgebracht. Wie kam es dazu und inwieweit warst du in die Produktion eingebunden?
Wir haben eine Geschmacksrichtung ausprobiert, ein Label draufgeklatscht und alles verkauft. (lacht) Momentan liegt der Fokus ab woanders und ich weiß nicht, ob wir mehr davon machen werden. Es macht Spaß, solche Sachen auszuprobieren, wir wollen es aber exklusiv halten. Meine Fans sind etwas ganz Besonderes. Sie sind stark, loyal und pflegen die Lebensweise eines Kriegers. Ich glaube nicht, dass das jemals etwas für jeden sein wird, auch wenn wir alle willkommen heißen. Deswegen machen wir diese seltsamen Dinge.
Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum: Draugablíkk. Dafür spiele ich momentan die Gitarren ein. Hört mal rein, sie haben viel schamanische Kraft.
Met: Mochte ich mal. Ich habe in den letzten 10 Jahren keinen Alkohol probiert.
Natur: Leben.
Religion: Natur.
Familie: Alles.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Meine Familie, meine Tiere und meine Waffen.
HULKOFF in zehn Jahren: In der Form meines Lebens. Horse Archer to the bone. (Horse Archer sind berittene Bogenschützen, Anm. d. Red.)
Danke nochmal für deine Zeit! Die letzten Worte gehören ganz dir. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Wir lieben euch alle von Herzen. Ich, meine Frau und unser Junge. Danke für all euren Support. Mögen die Götter immer mit euch sein.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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