Interview mit Stian Ruethemann von Horizon Ablaze

Mit „Dødsverk“ veröffentlichte das norwegische All-Star-Projekt HORIZON ABLAZE ein nicht unnötig verkopftes, dennoch vielseitig und durchdacht komponiertes Extreme-Metal-Album. Gitarrist und Bandleader Stian Ruethemann über die Tragik hinter der Thematik des Albums, die Vor- und Nachteile einer prominenten Bandbesetzung und falsche Erwartungen.

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Euer Album „Dødsverk“ ist seit einigen Monaten veröffentlicht – seid ihr mit dem Feedback bislang zufrieden?
Nun, es ist natürlich immer sehr aufregend, ein so eigentümliches Album zu veröffentlichen, aber wir haben hauptsächlich positives Feedback bekommen. Es gibt ein paar Leute da draußen, die der Meinung sind, dass es zu weit davon entfernt ist, wofür norwegische Musik bekannt ist, aber Musiker sollten meiner Meinung nach stets versuchen, verschiedene Wege zu gehen, um ein Genre wachsen zu lassen.

Worum geht es auf dem Album und wie darf man das Artwork interpretieren?
Ich verstehe, dass das schwer nachzuvollziehen ist, nicht zuletzt, da wir ja auf Norwegisch schreiben (lacht) – also auf geht’s: Wir sind große Fans von Richard Wagners Idee des „Gesamtkunstwerks“. Deshalb wollen wir ein zusammenhängendes Konzept für jedes Album, aus dem wir unsere Inspirationen ziehen. In diesem Fall war es die Tatsache, dass ich über Jahre hinweg an einer Krankheit litt. Der Maler Kjell-Åge Meland hat in diesem Kontext den verfallenden Körper und das Leid dargestellt. Kurz gesagt geht es also darum, schwer krank zu sein und zu versuchen, all das damit einhergehende Übel zu überstehen.

Horizon-Ablaze-DodsverkEs gibt auf dem Album auch einen Song mit einem deutschen Titel, „Der Untergang“ – worum geht es hier im speziellen und warum habt ihr euch für einen deutschen Titel entschieden?
„The Downfall“ klingt einfach nicht so gut und wir wollten keinen norwegischen Ausdruck dafür nehmen, insofern war die Entscheidung schnell getroffen. Aber wie gesagt, es dreht sich alles um das Übel in dir selbst und den Untergang deiner Seele in bestimmten Situationen. Der Titel passt da einfach perfekt.

Wie entsteht ein Song bei euch typischerweise – schreibt ihr in Einzelarbeit zu Hause oder bei gemeinsamen Jam-Sessions im Bandraum?
Wir schreiben die Songs im Bandraum, das machen aber vor allem ich (Gitarre) und Kevin Kvåle (Schlagzeug), da der Rest der Band sehr weit verstreut lebt. Wenn das Grundgerüst eines Songs steht, machen wir eine Demoaufnahme und schicken diese an Andre Kvebek (Gesang), der dann seinen Teil beiträgt, und so weiter. Sehr wichtig ist uns, dass jeder kreative Freiheit genießt und etwas beisteuern oder auch herausnehmen darf.

Ihr kombiniert Elemente des Death, Black und Extreme Metals – was sind eure Hautpeinflüsse?
Es gibt einige Bands, die uns dazu inspiriert haben, die Ränder des Extreme Metal weiter auszuloten – Anaal Nathrakh, Abigor, 1349 oder auch Gojira sind einige davon – diese Bands würde ich auch als Inspiration oder Vorbild nennen.1378065_757355817627408_311998197_n

Welche Gefühle wollt ihr beim Hörer auslösen?
Wir hoffen, dass wir mit unserer Musik einzelne oder auch viele Individuen erreichen und selbst für jemand anderen zur Inspiration werden. Wir hoffen, die Leute finden ihre eigenen Gefühle in unserer Musik wieder. Wir selbst sind von der dunklen Seite in uns inspiriert und von allem Bösen, das wir absorbieren.

Einige von euch spielen in anderen bekannten Bands wie Blood Red Throne, Den Saakaldte oder Pantheon I. Auf welche Art und Weise beeinflusst das eure Arbeitsweise als Band bei HORIZON ABLAZE?
Nunja, natürlich bringen sie extrem viel Erfahrung mit, was von großem Wert ist, wenn man Musik macht. Ole Bent Madsen hat ja bei uns angefangen und ist danach erst zu Blood Red Throne gekommen. Andre Kvebek (Pantheon I, Den Saakaldte, ehemals 1349) hat gehört, an was wir da mit “Dødsverk” dran sind und wollte unbedingt in die Band, genauso war es bei Shandy McKay (Pantheon I, ehemals Absu). Die drei bringen in verschiedenen Belangen unbezahlbaren Input ein und es funktioniert großartig. Einige liefern die Grundstruktur der Songs und der Rest garniert das Ganze mit seinem persönlichen Stil.

Horizon Ablaze BandHat der Status als All-Star-Projekt einen positiven Einfluss auf die Rezeption eurer Musik?
Viele Leute haben hohe Erwartungen, wenn sie sehen, wer alles bei uns in der Band ist. Manche sind dann enttäuscht, dass wir nicht nur reinen Death oder reinen Black Metal machen. Aber viele sind auch begeistert davon, dass aus den kalten Wäldern des Nordens mal etwas Neues kommt. Wir hoffen einfach, dass die Leute verstehen, dass es bei einem All-Star-Projekt darum geht, die besten Leute zu finden und nicht nur künstlich Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken. Wir glauben an unsere Qualitäten und die wollen wir unter Beweis stellen.

Besteht die Chance, euch in absehbarer Zeit auf deutschem Boden spielen zu sehen?
Wir spielen sehr gerne live und wir hoffen, das auch in Deutschland bald tun zu können. Einige unserer Bandkollegen waren schon bei euch und sprechen nur voll des Lobes davon. Sobald sich für uns die Gelegenheit bietet, werden wir rüberkommen und mit den vielen deutschen Metalheads headbangen.

Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
ALS Ice Bucket Challange:
Fünf Minuten Ruhm
Deutschland: Nürburgring, beeindruckende Autos und Bierfeste!
Norwegischer Black Metal: Darkthrone.
Dein bisheriges Lieblingsalbum 2014: Abigor – Leytmotif Luzifer. Das ist Album gewordene Bösartigkeit.

Die letzen Worte gehören dir:
Hört mal in unser Album rein und lasst uns wissen, ob es euch gefällt oder nicht. Jedes Feedback ist Benzin für das Feuer in uns!

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