Interview mit Stephan Gebedi von Hail Of Bullets

Im Mai 2008 debütierten die Niederländer HAIL OF BULLETS, eine Death-Metal-Band um den ehemaligen Asphyx-Sänger Martin van Drunen, bei Metal Blade mit ihrem Konzeptalbum „… of Frost and War“ um den Russlandfeldzug. Nun, da sich die Wogen geglättet zu haben scheinen, bekommt ihr bei uns ein paar Antworten auf Fragen zum Album, zur Band und allem drumherum. Gitarrist Stephan Gebedi spielte den Advocatus Diavoli…

Hy! Erstmal danke für deine Zeit. Wie geht’s?
Stephan: Hi, mir geht’s super. Ich mache gerade eine kleine Pause von meinem „normalen“ job, um das Interview zu beantworten, ist aber kein Problem.

Ich lese überall, dass ihr euch bei einer „ernsthafen Sauforgie“ getroffen habt. Was genau ist denn damit gemeint?
Hehe, das ist nur sowas Dahergesagtes; wir trafen uns einfach, um über unsere Pläne für die Band zu sprechen und haben uns dabei so richtig betrunken; die Nacht war wichtig, um herauszufinden, ob wir als Band auf persönlicher Ebene miteinander klarkommen würden, und da wir eine großartige Zeit hatten, entschieden wir, es zu probieren.

Ist die Geschichte wahr, dass, obwohl ihr euch untereinander schon kanntet, ihr plötzlich realisiert habt, die gleichen Bands zu mögen? Scheint eher wie ein Gag ;)
Ne, das ist nicht wahr, wir alle lieben Old-School-Death-Metal, so dass es nicht wirklich eine Diskussion gab, in welche Richtung wir musikalisch gehen würden. Es war klar, dass wir alle Bands wie Autopsy, Massacre, Celtic Frost etc. mögen, also war es auch logisch, Musik dieses Stils zu spielen.

Sowohl die Demo als auch das Album bekamen größtenteils sehr positive Rezensionen und Feedback. Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis eurer Arbeit? Würdet ihr etwas ändern wollen?
Es gibt immer kleine Dinge, die wir beim nächsten Mal anders machen werden, aber insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem, was das Album geworden ist und auch mit all dem Feedback, das wir bekommen… ich denke, bessere Reaktionen könnten wir nicht erwarten.

Was unterscheidet HAIL OF BULLETS deiner Meinung nach von anderen Old School Death Metal Bands?
Naja, die meisten Bands, die guten Old School Death Metal spielen, existieren nicht mehr, so dass wir eine der wenigen Bands sind, die diese Art Musik heute noch spielen. Natürlich sind da Bands wie Bolt Thrower, Obituary, Bloodbath, Asphyx und Death Breath, welche alle grandios sind, aber ich denke, wir haben es geschafft, den Old School Stil mit einem etwas moderneren Sound zu verbinden.

Trotz all des guten Feedbacks werden HoB oft als eine Art „Apshyx Reloaded“ bezeichnet. Das muss doch ziemlich ätzend sein für euch. Wie geht ihr damit um?
Also, Asphyx ist eine coole Band, aber bis auf Martins Gesang gibt es da keine Gemeinsamkeiten im Sound der beiden Bands. Ich kenne die Jungs von Asphyx sehr gut und sie sehen das genauso; sie glauben auch nicht, dass HoB und Asphyx gleich klingen. Ich glaube, das ist nur eine Möglichkeit der Journalisten und Fans, die zu faul sind, ordentlich hinzuhören, die Band zu beschreiben.

Ihr seid alle schon mehrere Jahre im Geschäft. Fühlt ihr immer noch diesen „magischen Moment“, wenn ihr schlussendlich die fertige CD in den Händen haltet?
Oh ja, definitiv. Als wir das erste mal das tolle Digipack und die fantastische Vinyl-Version gesehen haben, fühlten wir uns wieder wie kleine Kinder: Auf’s Cover und ins Booklet starrend. Solche sind die besten Momente im Leben eines Künstlers! Und du wirst zustimmen: die Aufmachung des Albums ist verdammt spitze! Metal Blade haben einen hervorragenden Job erledigt.

War es seltsam, den ersten Gig mit einer neuen Band zu spielen, oder seid ihr so erfahren, dass es bloß Routine war?
Ich denke, wir waren alle ein wenig nervös vor der ersten Show. Wir hatten nur 7 oder 8 mal mit der ganzen Band geprobt, seit es sie gab (ohne Scheiß!), also ja, ein wenig Spannung war schon dabei. Aber die Menge nach der ersten Minute so abgehen gesehen zu haben, hat alle Nervosität vertrieben; der erste Auftritt in einem gellend heißen, ausverkauften Club war fantastisch! Geiles Publikum!

Wie lief das Recording und die Produktion? Gab es Probleme or musstet ihr pausieren, weil jemand zuviel gesoffen hatte?
Die ganze Aufnahme haben wir im Excess-Studio in Rotterdam gemacht; ein paar Bier haben wir schon getrunken, aber es war jedem ernst, ein großartiges Album zu erschaffen, also nein, Probleme durch Alkohol gab es nicht. Nachdem wir alle Instrumente und den Gesang aufgenommen hatten, haben wir alle Tracks zu Dan Swanö nach Schwerden geschickt.

Was ist Dan für ein Mensch? Wir war es, mit ihm zu arbeiten?
Dan ist ein cooler Typ, aber auch ein Perfektionist, wie ich und besonders Ed. Er zieht es vor, alleine zu arbeiten, so dass wir während des Mischeprozesses nur per Telefon und Email kommuniziert haben. Manchmal führte das zu hektischen Situationen, doch am Ende waren wir alle zufrieden mit dem finalen Mix und dem Mastering.

Soweit ich das verstehe, kann „… of Frost and War“ als Konzeptalbum angesehen werden. Das ist auf eine gewisse Art progressiv für das genre. Wie kamt ihr auf die Idee und was genau ist das Konzept? Wo kommt das perönliche Interesse am 2. Weltkrieg her?
Martin dachte bereits über dieses Konzept nach, bevor HoB existierte, sah aber nie die passende Zeit dafür. Als er dann die ersten HoB-Songs hörte, wusste er sofort, dass das der perfekte Soundtrack für das Konzept sein würde. Die Texte behandeln einen ganz bestimmten Teil des WW2: Den deutsch-russischen Krieg an der Ostfront und die Wichtigkeit dieser Kämpfe für den Ausgang des Krieges. Obwohl niemand in der Band Krieg glorifiziert, denken wir alle, dass es ein sehr faszinierendes und interessantes Thema ist. Sowohl der strategische Aspekt als auch all der Schmerz, die Gewalt und das Elend sind äußerst passende Themen für Death Metal.

Wo kommen die Lyrics her? Stammen sie von historischen Texten oder Großvaters Geschichten und sind sie geschichtlich korrekt?
Martin hat sehr viel Nachforschung betrieben; Bücher, DVDs, Dokumentationen, also ja, historisch sehr korrekt.

Und warum zur Hölle ist Track 10 ein Bonus-Track, wenn noch zwei Folgen, die keine sind?
Haha, wir hatten bereits alle Songs und das komplette chronologische Konzept fertig, als Metal Blade uns mitgeteilt haben, dass sie einen Bonus-Track für die erste Digipack-Ausgabe haben wollten. Wir hatten schon entschieden, dass „Berlin“ der Schlusssong sein sollte, also entschlossen wir, einen Song zu schreiben, der eine kleine Nebenstory zum Konzept erzählt, der aber textlich nicht essenziell war. Das ist der Grund, aus dem wir ihn nicht ans Ende getan haben. Der Bonus-Track „Insanity Commands“ ist übrigens einer meiner liebsten Songs des Album, er ist also keinesfalls „nur ein Bonus-Track“.

Ein anderer interessanter Punkt: Das musikalische Songwriting: Schreibt einer von euch Jungs die gesamte Musik oder trägt jeder ein wenig dazu bei?
Wir alle fügen etwas zu den Liedern hinzu, aber meistens kommt einer von uns mit einem Song an, der mehr oder weniger komplett ist oder nur 1 bis 2 Riffs/Ideen braucht, um vollständig zu sein. Beim ersten Album kamen die meisten Songs von Ed, er war in einer sehr produktiven Stimmung!

Persönlich gefällt mir das Album sehr. Der Drive, die Aggression. Es stellt eine großartige Mischung an Zutaten dar, was eine wütende und angstvolle Athmosphäre erzeugt. Wer war für das Artwork zuständig, das so nahtlos an den musikalischen Teil anknüpft?
Mick Koopman, ein Freund von uns, hat das gemacht. Er ist ein Grafikdesigner, der auch manchmal als Roadie arbeitet. Wir trafen ihn auf der Pungent Stench/Thanatos Mini-Tour 2005 und hatten ’ne tolle Zeit mit diesem „crazy Motherfucker“. Wir haben unsere Ideen für das Cover sehr genau mit ihm besprochen und es wurde genau so, wie wir es wollten; die Musik, die Texte, das Artwork, das alles passt zusammen und hilft, diese dunkle, kalte, öde Stimmung zu erzeugen.

Welche Bands wären eure erste Wahl, wenn ihr entscheiden könntet, wer euch auf einer Tour supportet?
Hmm, Celtic Frost, aber die haben sich aufgelöst … Slayer aus offensichtlichen Gründen, im Grunde jede coole Band, die mehr oder weniger zu unserem Stil passt. Wir sind keine schwierigen Leute.

Gibt es bereits Pläne für ein zweites Album, ein Konzept? Habt ihr schon Material geschrieben?
Ein paar Songs haben wir noch über, die nicht für das erste Album benutzt wurden und wir sammeln auch schon neue Riffs und Ideen. Es wird auf jeden Fall ein zweites Album geben, ich hab‘ bisher aber noch keine Idee für ein mögliches Konzept.

Und nun noch das obligatorische Metal1.Brainstorming. Ich nenne dir fünf Begriffe und du schreibst, was dir als erstes in den Sinn kommt.
Gothic Rock: Wenn diese Sängerinnen so gut blasen wie sie Singen. lass ich meine Hosen auf keinen Fall runter. Keine Chance, haha!
Bier: Der essenzielle Nektar des Lebens!
Worschter: ??? Ist schon wieder Barbeque-Zeit???
Marihuana: Ich mag kein Gemüse, nur Chemikalien! ;-)
Metal1.info: Danke für das Interesse! Stay brutal, stay sick!

Geschrieben am von Metal1.info

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