Interview mit Javi von Graveyard

Zum zehnjährigen Band-Jubiläum veröffentlichen die katalonischen Old-School-Deather GRAVEYARD eine EP, die eigentlich eine musikalische Remineszenz an das erste Demo hätte werden sollen. Warum es am Ende doch anders gekommen ist, verrät uns Gitarrist Javi aka. Bastard im Interview.

 

Eure neue EP ist eine Art Geburtstagsgeschenk: GRAVEYARD sind jetzt zehn Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Hättest du damals erwartet, dass es die Band 2018 noch geben würde?
Nun, in vier Monaten sin des schon 11 Jahre. Aber zur Frage: Nicht wirklich! GRAVEYARD haben im August 2007 als alkoholgeschwängertes Nebenprojekt angefangen. Wir wollten nichts weiter als ein Demo aufnehmen und es innerhalb unseres Freundeskreises zu verteilen. Dann waren die Leute, die es zu Hören bekommen hatten, aus irgendeinem Grund verrückt danach und haben uns dazu gedrängt, ein Label zu suchen und zu versuchen, es professionell herauszubringen. Der Rest ist Geschichte. Um ehrlich zu sein, hatten wir gar keine Erwartungen. Ich meine, 2007 gab es keine Old-School-Szene oder wie auch immer man es nennen will. Der ganze Retro-Old-School-Trend kam erst etwas später. Abgesehen von Kaamos, Repugnant, Vaminous, Nominon und ein paar mehr kannten wie nicht viele Bands, die 2007 diesen alten Death-Metal-Stil spielten, das war nicht so wie heute, das ist sicher.

Habt ihr das neue Material in der Absicht geschrieben, eine EP zu veröffentlichen?
Wir sind in die gleiche dreckige Garage gegangen, in der wir damals, 2007, das originale “Into The Mausoleum”-Tape aufgenommen hatten. Da wir nur ein Wochenende zur Verfügung hatten, haben wir versucht, so viele Songs als möglich zu schreiben, proben und aufzunehmen. Am ende waren es vier – aber es hätten auch fünf oder sechs (oder auch nur zwei, wir haben echt viel Bier getrunken, das ist sehr gefährlich, wenn es um GRAVEYARD geht). Am Ende war die EP wohl die beste Wahl – als Album hätte ich es nicht veröffentlichen wollen – es soll ja ein besonderer Release sein. Hätten wir acht oder neun Songs veröffentlicht, hätten die Leute gedacht, dass es das neue GRAVEYARD-Album ist – und das ist es definitive nicht.

Was war das für eine Location und wie lief der Produktionsprozess ab?
Dieses Haus hat hier in der Region einen legendären Status. Einige der verrücktesten und brutalsten Partys fanden hier (vor vielen Jahren) statt, also war es offensichtlich, dass das erste GRAVEYARD-Demo dort aufgenommen werden sollte. Ich kann mich nicht erinnern, wer eigentlich auf die Idee kam, wieder dorthin zurückzukommen, aber ich denke, es war ein toller Plan. Die Besitzer waren etwas zurückhaltend, da ihre Eltern immer noch dort leben, aber sie sind alte Rocker, also haben sie sich bereit erklärt, uns an diesem Wochenende des reinen Wahnsinns und der Trinkverderbnis dort wieder aufzunehmen. Ich war etwas skeptisch, da wir heute eine viel professionellere Band sind als 2007 und der Versuch, einige Songs mit 200 Bieren zu komponieren, zu proben und aufzunehmen, keine gute Kombination ist. Wir kamen alle zusammen und brachten einige alte Mitglieder mit, die uns einige Riffs und Ideen lieferten. Wir brauchten etwa 3 oder 4 Stunden, um jeden Song fertig zu stellen und aufzunehmen. Wir haben dort Schlagzeug und Rhythmusgitarren aufgenommen. Bass, Gitarrenarrangements und Gesang wurden einige Wochen später im Studio aufgenommen. Ich habe das Resultat dann gemischt und in einem einzigen Tag gemastert, um es roh und ungeschliffen zu halten.

Die EP trägt den Titel „Back To The Mausoleum“ – mit klarem Bezug auf eure schon genannte erste EP „Into The Mausoleum“. Was hat sich dort, um in der Metapher zu bleiben, seit damals geändert, was ist gleich geblieben?
Wir haben wirklich versucht, unseren alten, eher primitiven Stil, das im Vergleich zu unserem jetzigen, etwas durchdachteren Stil eher Rohe, etwas Brutalere wieder heraufzubeschwören. Aber das hat nicht geklappt, oder zumindest nicht so, wie ich es erwartet hatte. Es ist für mich einfach unmöglich, nochmal so zu komponieren, wie ich es 2007 getan habe. Diese Art von Riffs langweilt mich zu Tode – ich glaube, ich habe alle Riff-Kombinationen, die du mit diesen vier Noten und Akkorden machen kannst, durchprobiert. Natürlich hört man, dass es die gleiche Band ist, aber am Ende klingt “Back To The Mausoleum” ehrlich gesagt stilistisch eher nach unserem letzten Album den nach dem originalen “Into The Mausoleum”.

Herrschte den derselbe „Spirit“? Was war anders als bei euren ersten Aufnahmen dort?
Nun, wir sind 10 Jahre älter, aber ich schätze, wir sind die gleichen alten Freunde, die Spaß haben und Musik komponieren. Um ehrlich zu sein, der Spirit ist derselbe, so sehr haben wir uns nicht verändert. Und unsere Trinkgewohnheiten leider auch nicht.

Das Artwork von Matt „Putrid“ Carr ist sehr Death-Metal-typisch. Wie wichtig ist es für euch, diese „Klischees“ oder Stereotypen zu erfüllen?
Wir haben für unsere Cover immer die gleiche Art von Bildern verwendet, schwarz-weiß und handgemalt. Es ist wie ein Markenzeichen für uns und das ist es, was die Leute erwarten. Was Death Metal angeht, bin ich sehr puristisch und mag keine Überraschungen. Ich will wissen, was ich auf einem Album finden werde. Ich denke, wenn du eines unserer Cover siehst, weißt du sofort, worum es bei der Musik geht. Dies ist das dritte Cover, das Matt für uns gemacht hat und wahrscheinlich das beste der drei. Solange er es machen will, wird er unser einziger Cover-Künstler bleiben (zumindest für EP und LP’s….).

Was macht für dich ein gutes Artwork aus und wie wichtig ist ein gutes Artwork?
Es kommt darauf an. Einige klassische Alben haben einige der schlechtesten Artworks aller Zeiten und es hat keinen Einfluss auf das Album selbst. Ich denke dan beispielsweise an „None Shall Defy“ von Internal Majesty, eine meiner liebsten Thrash-Metal-Platten aller Zeiten. Mann, dieses Cover ist das beschissenste, kindischste, unoffensivste Cover, das je gemalt wurde. Aber es ändert nichts an meiner Meinung über das Album. Was GRAVEYARD betrifft…. Ich weiß nicht, ich schätze, wir folgen einfach der Tradition, die wir 2007 begonnen haben. Ich habe nie daran gedacht, eine andere Art von Cover zu verwenden, nun ja, vielleicht für eine 7″ Split oder so etwas, wo das Budget es uns nicht erlaubt, viel Geld für ein riesiges Kunstwerk auszugeben. Solange das Kunstwerk und die Musik Hand in Hand gehen, ist es mir recht.

Ihr spielt aktuell auch viele Shows. Ist eure Musik für den Live-Einsatz geschrieben, oder arbeitet ihr lieber an den Songs für die Album-Produktion?
Wir sind sehr glücklich, nach Deutschland zu kommen und all diese großen und kleinen Festivals zu spielen. Leider haben wir in Spanien keine solchen Festivals, nur kommerzielle Mainstream-Festivals. Und natürlich wissen die nicht einmal, wer zum Teufel wir sind. Ich spiele gerne live, aber ich bin kein Live-Fanatiker. Ich meine, ich bin fast 40, ich habe einen Job, eine Frau…. Ich kann und will nicht sechs Monate im Jahr betrunken auf Tour verbringen, Scheiße fressen und kaum schlafen. Für uns sind kleine Touren, einzelne Festivals und Wochenend-Shows wie Urlaub, und so genießen wir das.

Wenn du unseren Lesern noch etwas mitteilen willst, hast du jetzt nochmal die Gelegenheit dazu:
Ihr jungen Leute da draußen, kauft Musik und geht zu Konzerten! Diese Musik und Szene wird sterben, wenn nur alte Fürze wie wir Bands gründen, Platten veröffentlichen, Labels gründen, Zines betreiben.. In den letzten zehn Jahren haben sich die Dinge sehr verändert. Es gibt viele junge Leute, die sich für Metal-Musik begeistern, sowohl im Underground als auch im Mainstream, aber sie sind nur Zuhörer (sorry, Downloader). Wir brauchen Aktivisten. Macht euer verdammtes Jamdy aus, hört auf, dumme Selfies zu schießen, nehmt eine Gitarre und gründet eine Band oder ein Label oder ein Zine oder was auch immer, das hilft, diese Szene gesund zu halten.

Danke für deine Zeit und Antworten. Lass uns das mit einem kurzen Brainstorming beenden.
Katalanische Unabhängigkeitsbewegung:
Nicht aufzuhalten!
Death Metal: Alt, rostig, stinkend und staubig, wie ein guter alter Wein.
Putin: Größter Scheiß der Welt!
Dein Lieblingsalbum im Moment: Fuck, „Restless“ von Bryan Adams!
GRAVEYARD in 10 Jahren: Kahl, fett und hoffentlich nüchtern!

Vielen Dank für das Interview!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert