Interview mit Milena Eva von Gold

GOLD haben mit ihrem zweiten Werk „No Image“ mit ihren eigenen musikalischen Konventionen gebrochen und legten ein sehr intensives und vielschichtiges Album vor. Düster, grundehrlich und aufrichtig sind die Worte, die den neuen Weg am besten beschreiben. Wir haben anlässlich der Veröffentlichung ein Interview mit Sängerin Milena Eva geführt und sprachen unter anderem über die Schizophrenie der Welt und audiovisuelle Stilmittel.

Gold Logo2„No Image“ wurde vor kurzem veröffentlicht. Wie fühlt Ihr euch mit dem Release und wie zufrieden seid Ihr?
Milena: Wir sind zufrieden und sehr stolz auf die Veröffentlichung.

GOLD_Cover_interviewWer kam auf die Idee, all die Emojis zu nutzen und das Cover in Form eines „dunklen Emojis“ zu gestalten?
Milena: Thomas und ich kamen auf diese Idee. Wir gestalten unsere Artworks immer selbst. Die Gestaltung des Covers für dieses Album geschah auf völlig natürliche Weise. Die Idee und das Konzept sind stetig in uns gewachsen. Es steht dem Album wirklich sehr gut.

Ihr habt mit dem Stil eurer ersten Scheibe sehr deutlich gebrochen. Was war der Hauptgrund für diese Entscheidung? Oder besser gefragt, wann wurde Euch klar das Ihr euch auf neue Themen konzentrieren wollt?
Milena: Nachdem wir unser erstes Album „Interbellum“ wirklich rauf und runter gespielt haben, haben wir realisiert, dass wir uns nicht mehr in der Musik wiedererkennen. Wir haben damals gedacht, wir hätten ein musikalisch und geistig sehr offenes Album geschaffen, aber tatsächlich fanden wir uns sehr schnell und unbeabsichtigt in einer bestimmten Szene beziehungsweise einem Genre wieder. Wir haben immer nach unserem eigenen Stil und unserem eigenen Sound gesucht und „No Image“ reflektiert nun unser wahres Selbst.

Kannst Du uns kurz etwas zu den Texten sagen? Welche Themen behandeln sie?
Milena: Auf „No Image“ bin ich vor allem ehrlich. Die Texte zeigen Verwundbarkeit und sind offen. Sie handeln von meiner Realität. Ich verdeutliche meine Vision vom Leben selbst und das ist, meiner Meinung nach, kein wirklich schönes Bild. Es geht auch um das niemals endende Gefühl, sich allein in der Welt zu fühlen und die damit verbundene Apathie. Aber es geht auch um Hoffnung und darum geliebt zu werden.

Gibt es denn ein festes Konzept, welches die Songs vereint und die Platte umfasst oder stehen die Stücke jeweils für ein eigenes Thema?
Milena: „No Image“ behandelt die Realität. Es geht darum sich nicht hinter leeren Phrasen oder irgendwelchen Emoticons zu verstecken. Wir wollen uns selbst nicht hinter Coolness, Traditionen und festen Normen verstecken. Auf „No Image“ sind wir ehrlich und unverfälscht. Wir möchten, dass die Menschen genauso verwundbar und empathisch sind wie wir.

Die Einflüsse auf dem Album reichen von Post-Punk zu frühem Gothic-Rock und weiter zu Psychedelic Rock und Black Metal. Sind für euch überhaupt noch musikalische Grenzen verblieben?
Milena: Ich hoffe, dass es keine mehr gibt.

GOLD-2015_InterviewSeid ihr alle gleichwertig in das Songwriting involviert oder gibt es jemanden, der hauptsächlich die Songs schreibt?
Milena: Thomas und ich schreiben gemeinsam die Songs und wenn wir glauben, wir haben eine gute und klare Idee, präsentieren wir diese dem Rest der Band. Sie verdichten und komplettieren den Sound und die Idee dann mit ihren Einflüssen.

Deine Stimme klingt auf “No Image” deutlich tiefer, an einigen Stellen kalt wie Eis und im nächsten Moment wieder sehr zerbrechlich. Wie wichtig sind diese stilistischen Variationen für dich?
Milena: Ich singe auf dem Album einfach wie ich selbst, viel mehr als bei unseren alten Aufnahmen. Auf unserer ersten Platte versuchte ich perfekt zu klingen, was sich vermutlich als klassischer Fehler herausstellt. Einmal mehr ist es die Verletzlichkeit und Ehrlichkeit, die ihr nun hören könnt.

Lass uns über das Video zu “Servant” reden. Kann man das Video als Fünf-Minuten-Porträt über die Schizophrenie der modernen Welt bezeichnen?
Milena: Das Video zu „Servant“ ist definitiv eine schizophrene Reflektion der modernen Welt. Es zeigt die harsche Realität und freudige Emojis zur gleichen Zeit. Wir bitten den Zuschauer darum, sich den ganzen fröhlichen Kram vor der grausamen Realität im Hintergrund anzuschauen, denn dies machen wir doch auch jeden Tag auf Facebook. Wir ignorieren sterbende Flüchtlinge, während wir uns auf lustige Katzenvideos stürzen. „Jeder weiß woher das Fleisch kommt, es kommt aus dem Geschäft.“ – Keith Haring

https://www.youtube.com/watch?v=Hp93aTPunaE
Was glaubst Du, ist der Grund, dass so viele Menschen sich nicht mehr für Politik oder den Schutz unserer Umwelt interessieren?
Milena: Die Menschen glauben einfach, dass Politik und Umweltschutz viel zu große Themen sind, um sich allein verantwortlich dafür zu fühlen und deshalb ist es einfacher in seiner Apathie zu verbleiben. Offensichtlich ist jeder Mensch schuldig daran, denn andererseits würden wir nicht schlafen.

Ihr habt für “The Controller” ebenfalls ein Video gedreht. Welche Idee steckt dahinter?
Milena: Das Video zu „The Controller“ ist verwirrend. Was ist real? Findet das “reale Leben” draußen in der Welt statt? Wer ist verantwortlich? Der Clip ist eine Collage von wundervollem Offline- und wundersamem Onlinematerial. Das Internet ist ein Platz, an dem sehr viele Menschen wirklich sie selbst sein können und es ist auch der perfekte Platz, um jemand völlig anderes zu sein. Hast du jemals darüber nachgedacht, wer der Controller ist?

Wie wichtig sind solche visuellen Statements für euch? Ist es euch wichtig verschiedene Medien zu kombinieren?
Visualisierungen geben uns die Möglichkeit unserer Musik eine weitere Dimension hinzuzufügen. Es ist definitiv wichtig für uns, um Dinge zu erklären und auch um zu verwirren.

Ein weiteres Statement, das du gemacht hast, ist „Fuck The Past“. Würdest du tatsächlich sagen, dass es keine positiven Aspekte in der Vergangenheit gibt, aus denen wir auch lernen können?
Milena: Es gibt sogar sehr Vieles was wir aus der Vergangenheit lernen können, aber das ist kein Grund sich an sie zu klammern.

Gold LogoWenn wir schon über die Vergangenheit reden. Ihr wart vor kurzem auf Tour und vielleicht kannst du uns ein wenig über deine Impressionen sagen? Hat das Publikum die neuen Stücke gut aufgenommen?
Milena: Das Publikum scheint unsere Botschaft sehr klar verstanden zu haben. Wir haben mit sehr vielen Leuten, die zu den Shows kamen, gesprochen und die Konzerte waren wirklich überwältigend und herzerwärmend.

Werdet Ihr bald wieder auf Tour kommen?
Milena: Ja, wir hoffen es sehr stark.

Welche anderen Pläne habt ihr als Band für die Zukunft oder auch du für dich selbst?
Milena: Wir haben da keinen Businessplan.

Das war es schon und das Interview endet hier, jedoch nicht ohne unser Metal1.info-Brainstorming. Ich nenne dir ein paar Wörter und Du sagst mir, was dir in den Sinn kommt.

TTIP/TISA: Europäische Korporatokratie in vollem Umfang.
PETA: Sie machen einen tollen Job und kümmern sich um die Schwächsten.
Künstliche Intelligenz: Großartiges Werkzeug, ernsthafte Bedrohung
Religion: nicht für uns
Empathie: sehr wichtig

Die letzten Zeilen gehören Dir.
Milena: Versteckt euch nicht hinter Traditionen, Coolness und Normen. Seid verletzlich und habt Mitgefühl.

Publiziert am von Christoph Ilius

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