Interview mit Julien von Glorior Belli

Mit ihrer sehr eigentümlichen Mischung aus Southern Rock und Black Metal sorgen die Franzosen GLORIOR BELLI auch auf ihrem neuesten Album, „The Great Southern Darkness“, für Aufsehen. Was es mit dem Pantera-Zitat im Albumtitel auf sich hat, welche Rolle die babylonische Drachengöttin Tiamat dabei spielt, und, last, but not least, wie die Frauen es lieben, verriet uns Bandgründer Julien im Interview.

Sers!
Zunächst einmal Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie gehts dir?

Alles Ok, man kümmert sich ums Geschäft. Muss ja laufen alles…

Ok, Gratulation zu eurem neuen Album, „The Great Southern Darkness“ – die CD hat mich wirklich begeistert. Ich nehme mal an, ihr habt schon erste Pressereaktionen bekommen… wie sind die soweit ausgefallen, und seid ihr zufrieden?
Die Pressereaktionen sind echt beeindruckend, alle Reviews betonen, wie erfolgreich wir mit dem Album unseren eigenen, einzigartigen Stil hinbekommen haben. Insofern, ja, ich bin ziemlich zufrieden… es war eine menge Arbeit, umso mehr, da es unerforschtes Gebiet war, und ich bin sehr froh, dass die Leute das anerkennen.

Du sagst es ja schon, das Album ist sehr eigen. Wenn du „The Great Southern Darkness“ in einem Satz beschreiben solltest… wie würde er lauten?
Die perfekte Mischung aus NOLA-Strukturen mit dem brutalen, unheilvollen, düsteren Vibe von typischem Black Meal.

Ok, dann lass uns mal etwas ins Detail gehen – fangen wir mit dem Albumtitel an. Das ist ja recht offensichtlich eine Homage an Panteras „The Great Southern Trendkill“, was insofern plausibel erscheint, als dass ihr ja dieses Mal auch Southern Rock-Elemente in eurer Musik verarbeitet habt. Ist diese Interpretation richtig?
Die Pantera-Homage ist natürlich da, keine Frage. Das ist aber nicht der Hauptgrund, warum ich mich am Ende für diesen Titel entschieden habe. Das Konzept hinter „The Great Southern Darkness“ findet seinen Ursprung in der Sumero-Babylonischen Mythologie und, etwas genauer, in den meisten signifikanten Aspekten des Kultes um die Drachengöttin Tiamat, in Übereinstimmung mit dem anti-kosmischen Gnostizismus. Basierend auf der Entstehung des Universums und seinem endgültigen Ende, an dem alles ins ursprüngliche Chaos zurückverfallen wird.
Abgesehen davon war es aber einfach der passendste Titel, weil er unsere Americana/Blues-Einflüsse anklingen lässt.

Verbindest du mit diesem speziellen Pantera-Album auch etwas besonderes?
Ich stehe total auf diesen Post-Suizidalen Vibe, den diese Aufnahme ausstrahlt, auch wenn „Vulgar Display Of Power“ immernoch mein Lieblingsalbum ist. Aber lass uns nicht darüber diskutieren, darum geht es hier wirklich nicht…

Ok. Wie bereits angeklungen ist, mischt ihr Black Metal mit Southern Rock-Elementen – eine wirklich nicht sonderlich gängige Kombination. War das mehr ein Versuch oder warst du von vorneherein davon überzeugt, dass das klappen würde?
Junge, das ist nichts, was urplötzlich auf mich heruntergefallen ist wie Jesus am Heiligabend, sondern von Anfang an dargewesen. Schon in den Reviews zu unserem Debüt-Album wurden die Indie-Rock-Qualitäten in unserer Musik gelob! Das hier ist einfach die logische Weiterführung unserer vorherigen Releases. Ich habe schon immer eine Menge alternative Musik gehört, und immer Versucht, die Grenzen unserer Musik zu erweitern.

Auf Bandphotos schaut ihr ja nicht sonderlich nach Black Metal aus, Würdest du den Terminus „Black Metal“ für euch überhaupt als passend erachten, und wie definierst du Black Metal allgemein?
Das ist schwer zu beantworten, vor allem, weil es so viele verschiedene Bands gibt, die sich als Black Metal definieren. Ich denke, der Bandname, GLORIOR BELLI ist realtiv offensichtlich Black Metal, und zwar wegen unsere ersten Aufnahmen. Aber unsere Herzen sind es nicht wirklich, ich meine, zumindest nicht exklusiv… so einfach ist das. Und genau in dieser Dualität liegt die Essenz von GLORIOR BELLI: Verführerisch, roh und provokativ zugleich: Genau, wie die Mädels es lieben. Ich war immer eine Art Unruhestifter… ich liebe es, Türen einzutreten und der kosmischen Illusion zu trotzen.

Für gewöhnlich erzählen Musiker in Interviews generell, dass ihr neuestes Album das Beste ist, was sie je gemacht haben… könntest du uns vielleicht gleich etwas genauer erklären, warum „The Great Southern Darkness“ besser ist als deine früheren Alben?
Ganz einfach, weil „The Great Southern Darkness“ die besten Elemente von GLORIOR BELLIin einem Monolith aus starken NOLA-Stoner-Grooves und rasendem Black Metal vereint. Ich würde dabei nichteinmal notwendigerweise sagen, dass es „besser“ ist, weil jede unserer CDs ein spezielles Feeling hat und ich jedes einzelne davon noch gerne höre, wobe ich natürlich bei dem einen oder anderen unausgereiften Song-Aufbau oder Arrangement ein bissen schmunzeln muss. Aber ich bereue nichts…

Ich habe die Texte leider dank der Bemusterung mit mp3s nicht vorliegen – könntest du uns also ganz allgemein etwas über das Textkonzept von „The Great Southern Darkness“ erzählen?
Meh, das ist immer das Problem mit mp3s… Hehe. Nun, es hat mich ehrlichgesagt mehr Zeit gekostet, die Texte zu schreiben, als die verdammte Musik, weil ich viel Zeit darauf verwendet habe, die Texte auf poetische Weise zu arrangieren, wie ich es auch früher schon immer gemacht habe. Ein Franzose, der auf Englisch über die Kräfte der dunklen Seite reimt und singt, besser geht es doch garnicht…
Mir ist wirklich sehr wichtig, dass die Leute die Texte verstehen, da es mein Ziel ist, ihnen die Möglichkeit zu geben, die Waffen für ihre eigene Befreiung zu schmieden. Trotzdem werden meine Worte die schwächeren Seelen verwirren, genau wie das Feuer des Lucifer sowohl erleuchten und zerstören kann. Das ist eine meiner Lieblingsstellen (aus „Negative Incarnate“):
„From behind the nervous curtains of my trembling cosmic prison, the dark Gods are firmly waiting filled with hatred for the cosmos; outside the frame of creation lies the darkest of all secrets, the magic of the queen dragon waits for us to crush the gates!“.

Ok, kommen wir zu deinen Arbeitsmethoden. Vielleicht könntest du kurz umreißen, wie GLORIOR BELLI funktioniert, wie ein Song entsteht und der Rekording-Prozess abläuft?
Das hat sich in der Tat über all die Jahre nicht geändert: Ich bin der einzige in der Band, der komponiert. Für Live-Zwecke habe ich die letzten Jahre immer mit Session-Musikern gearbeitet, und fürs Studio habe ich mir Schlagzeuger gesucht.
Es ergibt keinen Sinn, dir zu erzählen, wie ich wahllos zur Gitarre greife, und auf Ideen warte, während ich irgendwelche Akkorde spiele, das ist zu persönlich. Ich fange normalerweise mit einem Konzept/einer Idee an und dann fokussiere ich mich auf ein Kompositions-Thema. Ich denke, es ist eine gute Methode für uns, nicht zuletzt, weil es sehr einheitliche Alben zur Folge hat, auch wenn es natürlich schwieriger ist, eine andere Perspektive in die Musik zu bringen, wenn du alles alleine machst.

Du hast jetzt ja eine komplett neue Band formiert, wenn ich nicht irre – wie bist du auf die Musiker gekommen und bist du mit dem aktuellen Lineup zufrieden?
Ja, richtig. Ich bin derzeit sehr zufrieden, aber wir sind immernoch in den Vorbereitungen, um live-tauglich zu werden, insofern ist es noch nicht an der Zeit, die Namen bekannt zu geben.

Ihr habt auch einen neuen Labeldeal für das Album aushandeln können und seid von Candelight Records zu Metal Blade gewechselt. Was waren die Gründe für den Wechsel, und bist du mit der neuen Labelheimat zufrieden?
Nunja, scheiße passiert, weiß du? Was passiert ist, ist passiert, und ich will mich nicht beschweren, weil bei Metal Blade unter Vertrag zu stehen definitiv der größte Erfolg ist für eine Band, die vor zehn Jahren so klein wie ambitioniert angefangen hat, den du dir wünschen kannst.Ich erwarte mir nur das Beste von dieser Kollaboration, da wir absolut entschossen sind, zu tun, was getan werden muss, um das Album so zu promoten, wie es sein sollte. Ich fühle, dass nicht ein einziger Tropfen Energie verschwndet wurde, und das ist eine sehr coole Symbiose in dieser Zusammenarbeit. Ich habe noch nie zu vor mit so professionellen und hilfsbereiten Leuten zusammengearbeitet… sie wissen einfach genau, wie das Business läuft, und erfüllen ihre Aufgaben mit viel Hingabe und Sorgfalt. Insofern ist das wieder eine Sache, um die ich mich als Musiker selbst weniger kümmern muss, und das nimmt, um ehrlich zu sein, eine ganz schöne Last von meinen Schultern.

2010 hast du dich dazu entschieden, ein Nebenprojekt namens 11 AS IN ADVERSARIES is Leben zu rufen, um unter diesem Namen das Album „The Full Intrepid Experience of Light“ zu veröffentlichen, welches eigentlich als viertes GLORIOR BELLI-Album angedacht war.Warum bist du damals diesen Schritt gegangen, und hast du mit dem Gedanken gespielt, „The Great Southern Darkness“ als 11 AS IN ADVERSARIES-Album zu veröffentlichen?
Nein, ganz sicher nicht. Weißt du, die ganze Idee hinter “The Full Intrepid Experience Of Light” war, sämtliche Limitierungen zu überschreiten und einfach ein paar Dämonen auszutreiben, die eine ganze Zeit lang schon unter der Oberfläche gelegen hatten, da ich manchmal dazu tendiere, „über-kreativ“ zu sein. Als wir uns dann hingesetzt haben und uns das Album angehört haben, fühlte es sich so an, als hätten wir etwas geschaffen, das wir nicht unter dem GLORIOR BELLI veröffentlichen wollten, auch wenn es für mich eigentlich keinen Unterschied macht, weil ich bei beiden Projekten der einzige Komponist bin. Aber eines ist klar: Hätte es dieses eine „Off-Record“ nicht gegeben, wäre „The Great Southern Darkness“ nicht, was es geworden ist.

Du hast vorher schon von Vorbereitungen auf Live-Shows gesprochen. Wird es also eine Tour geben, um „The Great Southern Darkness“ zu promoten?
Ich hoffe es sehr.

Ok, das war meine letzte Frage zu GLORIOR BELLI. Eine persönliche Frage hätte ich noch: Seit dem Nukearunfall in Fukushima ist die Sicherheit der Atomkraft ein ständiges Thema in den Medien. Wie denkst du als Franzose über dieses Thema, wo Frankreich doch 80% seiner Energie aus Atomkraft bezieht und es auch dort immer wieder kleinere Unfälle gegeben hat?
Ja, richtig. Erst kürzlich hatten wir ja wieder eine Explosion. Ein Freund schickte mir (weil ich nie Nachrichten schaue) eine Textnachrich „Dude you kinda nuked“.
Aber gut, es ist ja nichts Neues, dass wir den Planeten verwüsten und erbarmungslos zu Grunde richte… Das war jetzt mal die Moral-Geschichte. Und jetzt zur Atomkraft im speziellen: Diese Mongos sollen einfach nur in der Lage sein, sicherzustellen, dass sie die Situation unter Kontrolle halten können, bevor sie sie Verwenden.

Ok, das war dann auch schon meine letzte Frage. Beenden wir das Interview mit einem kurzen Brainstorming:
Dein Lieblingsgetränk:
Kaffee
Dein Lieblingsurlaubsland: /
Deine Lieblings-Metal-Band: Down
Deine Lieblings-Nicht-Metal-Band: Alice In Chains

Ok, vielen Dank für das Beantworten meiner Fragen! Wenn du den Lesern noch etwas mitteilen möchtest, hast du die Gelegenheit dazu jetzt:
Vielen Dank für euer Interesse! Ich werde das kosmische System zerstören und zu Grunde richten. Wir sehen uns on the road!

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