GIANT X heißt die neue Vereinigung von Rock“n“Rolf und PJ, deren Erstveröffentlichung mit dem schlichten Titel „I“ kurz vor der Tür steht. Dabei handelt es sich, laut Rolf Kasparek, der uns für ein kurzes Telephongespräch zur Verfügung stand, um ein reines Rockalbum, welches seine und Peter Jordans Ursprünge aufdeckt.
Hallo Rolf! Schön, dass du da bist. Wie geht es dir?
Mir geht es gut!
Das freut mich! 2009 hast du mit Running Wild dein Abschiedskonzert auf Wacken gegeben – wolltest mit der Musik aufhören. Im April wurde jetzt schließlich „Shadowmaker“ von Running Wild veröffentlicht und mit GIANT X hast du nun auch noch eine neue Band gegründet. Wie kam es dazu?
Ich habe die eigentlich gar nicht gegründet. Vielmehr kam es dazu, dass PJ, der für mich auch Gitarre spielt, schon seit Jahren sogenannte Libary-Produktionen macht (Musik verschiedenster Genre, mit der man Filme, Dokus, etc. hinterlegen kann). Und da hatte er halt auch eine Platte, wo Metal-Sachen verschiedenster Couleur drauf waren unter anderem „Burning Wheels“, wo er noch einen Text für suchte. Da hat er mich gefragt, ob ich Lust dazu hätte – und ich hab den Text geschrieben und den Song gesungen, was bei EMI sehr gut ankam. Die haben uns dann ein Angebot gemacht – wenn wir ein Projekt daraus machen wollen – was wir ja dann auch gemacht haben. Und die haben uns dann ja auch eine Demo mit fünf Titeln finanziert. So kam das dann auch eigentlich ins Laufen.
Für uns war es halt von vornherein klar, dass wir keine Metal-Produktion machen wollten, es sollte eine Rock-Produktion sein. Eine Rock-Produktion, die die verschiedenen Einflüsse zeigen sollte, mit denen PJ und ich zusammen aufgewachsen sind, was uns überhaupt dazu gebracht hat Musik zu machen und letztendlich zu unserer beider Wege geführt hat: Auf der einen Seite Running Wild, auf der anderen Seite die ganzen Sachen, die er so macht. – Das war eigentlich die Basis der Sache.
Die Scheibe klingt ja jetzt auch ein bisschen rockiger, als Running Wild, vom Sound her…
Ja, es ist, es ist wie gesagt, Rock, Rock’n’Roll – auch ein sehr starker Blueseinschlag ist dabei. Ich finde es auch witzigerweise bei dieser Geschichte ganz interessant, dass die ganzen Metaleinflüsse, die noch da sind, gar nicht von mir kommen, – die kommen alle von PJ! (lacht) Von mir kamen eher die bluesigen Sachen, die rock’n’rolligen. Das war auch von vornherein eigentlich klar, denn wenn ich was in Metalform schreibe, kommt da irgendwie Running Wild bei raus. Was ja logisch ist.
Und wie schreibt ihr die Songs? Macht ihr das zusammen?
Ne, eigentlich nicht. Es ist schon so, dass einer von uns beiden mit der Basisidee kommt und der andere dann weitere Ideen dazu beiträgt. Zum Beispiel hat PJ die ganzen Leitgitarren eingespielt und ich habe viele Ideen zu dem Gesang eingebracht. Also es war schon gut, dass es ein Gesamtprojekt war, aber wir haben jetzt nicht zusammen in einem Raum gesessen und am Song gearbeitet.
Wie lange hat es gedauert, bis ihr den Stoff für das Album zusammenhattet?
Das ist in diesem Fall ein Bisschen schwer zu sagen, denn wir hatten mit dem Projekt irgendwann 2010 angefangen, und haben es ja dann unterbrochen, um „Shadowmaker“ machen zu können. Wir sind irgendwie bei der Hälfte damals angekommen. Und die andere Hälfte, die haben wir dann, nachdem ich „Shadowmaker“ und die ganze Promotionphase und alles beendet hatte gemacht … Also praktisch im Oktober. Da habe ich angefangen, die restlichen Songs zu schreiben. Und das Ausproduzieren hat PJ gemacht – der war der Produzent.
Und bist du mit dem Ergebnis zufrieden?
Absolut. Ja, absolut. Es ist eine sehr gemischte Platte geworden, aber das wollten wir ja auch. Wir wollten ja die ganzen Einflüsse zeigen, mit denen wir aufgewachsen sind. Das macht jetzt, denke ich, letztlich auch den Charme der ganzen Sache aus – dass es eben nicht in ein Genre einzuordnen ist, sondern dass es eher den Rock insgesamt repräsentiert.
Meiner Meinung nach werden tatsächlich viele Bereiche davon abgedeckt…
Ja, das ist ja auch wie gesagt, was wir wollten. Wir haben auch immer noch Ideen rumliegen, die darüber noch hinausgehen. Dazu hatten wir nur leider keine Zeit mehr, weil wir das Album ja auch zeitig abgeben mussten. Mal schauen, was damit passiert. Die Produktion hat uns auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Und das ist ja auch wichtig für uns, war eigentlich sogar der Hauptgrund.
Die Produktion betreffend fände ich folgende Frage noch ganz interessant: Wer spielt Schlagzeug? Du sprichst immer nur von dir und PJ.
Also, das müsstest du wirklich den Produzenten fragen! (lacht) Ich weiß nur, dass es auch derselbe Typ ist, der auch für mich das Schlagzeug gemacht hat – insofern kann ich da wenig zu sagen, ich bin bei ja der Produktion nicht dabei gewesen. Ich habe nur meine Sachen aufgenommen und war halt im Studio, um zu singen. Da kann wirklich nur PJ was zu sagen.
Habt ihr denn – als Band – Konzerte mit GIANT X geplant?
Also da haben wir so noch gar nicht konkret drüber geredet, weil wir natürlich erst einmal gucken wollen, wie die Leute das Projekt annehmen. Konzerte wollen wir nicht ausschließen, doch geplant haben wir da noch nichts Konkretes.
Gab es denn schon Kritik von der Presse?
Wir haben schon so einiges an Kritik erhalten, und die war bisher ausschließlich und ausnahmelos positiv! Aber wir stehen da jetzt ja auch noch am Anfang. Ich mache ja auch bloß einige Interviews – die Hauptpromotion macht eigentlich PJ. Insofern ist das jetzt auch eine ganz interessante Phase für uns. Gerade für mich ist es ja auch etwas vollkommen anderes, als das, was ich sonst mache. Sonst bin ich ja derjenige, der für alles verantwortlich ist, und in dem Fall, bei GIANT X, bin ich einfach mal nur der Sänger. – Eine ganz neue Erfahrung.
Hast du, als Sänger, denn sehr großen Einfluss auf die Lyrics?
PJ hat so Pi-Mal-Daumen-Lyrics geschrieben, – damit ich ungefähr weiß wovon die Songs, die er geschrieben hat, handeln. Die Themen habe ich dann aufgegriffen und ausgeformt. Das Meiste also, das Meiste der Lyrics, ist von mir.
Und wie würdest du die Hauptthematik des Albums zusammenfassen?
Da gibt es, glaube ich, keine! (lacht) Es sind halt ein paar Lieder mit ernsteren Themen – die ich jetzt nicht vorwegnehmen will – dabei. Da geht es dann halt um Freundschaft, die nicht unbedingt Freundschaft sein muss, auch wenn sie so aussieht: Man gerät in das freundliche Feuer („Friendly Fire“), man wird in den Rücken geschossen und verraten. Oder eben „On A Blind Flight“ , wo es um die gesamte Menschheit geht … Aber auch so Geschichten, die Leuten, die gerade Probleme haben, oder in einer Phase stecken, wo es ihnen nicht gut geht, Mut machen sollen sind auf der Scheibe zu finden. „Nameless Heroes“ ist zum Beispiel so eine. Und es gibt eben auch noch so funny Songs wie „Rough Ride“ oder „The Count“, die eher spaßig und weniger ernst sind. Also ist die Thematik schwer zusammenzufassen … Wir haben die Songs ja auch nicht nach Themen geschrieben, vielmehr hat sich das Thema in den meisten Fällen aus dem Song ergeben.
Welches Publikum wollt ihr mit euren Songs hauptsächlich ansprechen?
Eigentlich jeden, der auf Rock’n’Roll steht, egal auf welcher Art und Weise. Wir wollten halt die ganze Palette zeigen. Also ich würde das mal so zusammenfassen: Das ist jetzt einfach „Rock“.
Der Albumtitel ist ja einfach „I“. Lässt das auf Nachfolgeralben schließen, oder ist euch einfach nichts anderes eingefallen?
Ne, also, das war schon beabsichtigt. Gerne würden wir einen Nachfolger erscheinen lassen, aber das hängt natürlich nicht nur von uns ab, sondern natürlich vielmehr davon, wie die Leute es annehmen. Außerdem ist da dann ja auch noch eine Plattenfirma involviert, die natürlich Platten verkaufen möchte, insofern … Also, wir hätten schon Interesse daran weiterzumachen, es hat uns ja auch, wie bereits gesagt, sehr viel Spaß gemacht – Gerade weil wir auch sehr viel ausprobieren konnten. Auch Sachen, die wir bis dahin noch beide nicht gemacht haben. PJ kommt halt auch aus einem ganz anderen Genre. Er kommt aus der Blues-Ecke, wo er auch eine Bluesband hat, mit der er vor längerer Zeit auch schon auf Wacken gespielt hat. Insofern gab es da auch Berührungspunkte, ich habe ja auch schon auf Wacken gespielt. GIANT X ist für uns halt mehr so ein Spaß-Ding.Und gerade desshalb, aufgrund der Freude, würden wir es auch gerne weitermachen.
Das klingt doch gut! Wie kam es zu dem Bandnamen? Steckt da irgendetwas tiefgründigeres hinter?
Ne, nicht wirklich. Als es hieß, dass das Projekt jetzt was Größeres wird, war uns halt klar, dass wir auch einen Namen brauchen. Dann haben wir nachgedacht und GIANT X viel uns dann so ganz spontan ein. Die große Runde kannte „Giant X“ sozusagen als Doppelbotschaft, könnte ja auch ein großes „X“ sein … Das gefiel jedem, gefiel der Plattenfirma, und ist dann auch dabei geblieben. Kein größerer Sinn steckt dahinter.
Bist du mit dem Label, bei dem ihr seid zufrieden? Wie läuft die Zusammenarbeit?
Ja, also, wie gesagt, bei SPV/Steamhammer habe ich auch schon mit Running Wild die „Shadowmaker“ gemacht, und die Zusammenarbeit war sehr gut. Wir konnten uns schnell einigen. Und auch diese „Logistik“, bezüglich Running Wild auf der einen Seite und GIANT X auf der anderen Seite war ganz praktisch und hat gut geklappt. Denn es ist natürlich leichter, eine Plattenfirma zufrieden zu stellen als zwei. Da kann man Prioritäten setzen, Kompromisse schließen und insofern war das dann halt so einfach ganz günstig.
Das ist gut. Auf jeden Fall machst du weiterhin Musik …
Ja, also absolut. Ich mache jetzt ja auch nur ein paar Interviews. Die sind auch wirklich sehr ausgesucht, weil ich eigentlich schon wieder am Schreiben bin – für Running Wild. Wir planen so ungefähr am 2. November nächsten Jahres das Album rauszubringen, weil GIANT X ja jetzt im Januar rauskommt. Der Plan ist eine alternierte Handhabung des Ganzen: Wenn die eine Platte gerade rauskommt, bin ich an der nächsten am arbeiten. Die Produktion dauert ein Halbes Jahr und jedes halbe Jahr kommt eine neue Platte raus. Und das funktioniert auch ganz gut, weil PJ der Produzent von GIANT X ist, und ich der Produzent von Running Wild bin. Insofern beißt sich das auch nicht und ich kann mal hier und mal da arbeiten.
Du hattest ja noch ein Glam-Rock Projekt namens Toxic X. Wie läuft es damit?
Ja, genau, da war PJ auch mit involviert. Und unser Schlagzeuger war der Sänger. Und das war ein reines Spaßprojekt, wir haben das einfach gemacht, weil wir Lust dazu hatten. Wir haben es ja auch nie zu einer Plattenfirma gegeben. Wir wollten einfach sehen, wie es ist, wenn man so eine Platte bis zum Ende macht, und sie selbst vertreibt. Da stand jetzt gar nicht die Idee eines großen kommerziellen Erfolges dahinter, sondern vielmehr der Spaß und die Erfahrung.
Im Moment läuft damit absolut nichts, aber wir sagen auch nicht, dass wir nie wieder etwas damit machen. Nur im Moment würde es halt auch gar nicht gehen, weil wenn ich jetzt drei Projekte machen würde, in einem Jahr … (lacht) Das wäre ja wirklich nicht machbar, zumal auch immer die gleichen Leute involviert sind.
Und wie funktioniert es mit deinen zwei Bands? Ist die Parallel-Arbeit anstrengend?
Ne, das ist eher sehr locker, weil die Arbeiten für mich halt eigentlich schon Ende November erledigt waren. Ich habe dann halt nur noch die Texte noch eingetippt und korrigiert, was am Cover gemacht … Dann hatte sich das halt für mich erledigt. Jetzt kommen halt noch ein paar Interviews und sonst bin ich halt am Schreiben, – wie gesagt.
Und hast du für das nächste Jahr Konzerte geplant?
Ne, das wird leider auch nicht machbar sein. Es war auch eigentlich geplant „GIANT X“ früher fertig zu haben, damit ich eher mit Running Wild anfangen kann. Wir wollten Running Wild auch eigentlich wieder wie das letzte Mal, im April, veröffentlichen. Das wird natürlich jetzt nicht gehen, weil ich gerade so ungefähr dabei bin, die Produktion zu machen. Insofern folgt die Promotion dann wohl erst im späten Frühjahr oder Sommer, damit die Platte dann nach den Sommerferien rauskommen kann. Da sind die ganzen Festivals schon vorbei. Und jetzt Konzerte mit einer nicht eingespielten Band vorzubereiten, weil Running Wild ja ein Soloprojekt ist, und auf der anderen Seite an einer Platte zu arbeiten – das wäre logistisch nicht machbar. Deshalb wird es halt leider dieses Jahr nicht gehen.
Das stimmt. Aber generell wird es in Zukunft schon wieder Konzerte geben, oder?
Ja, es wird Festivals geben, aber es wird definitiv nie wieder eine Tour von Running Wild geben, das hatte ich schon ganz klar gesagt, – auch bei den letzten Promotion-Geschichten, als ich die „Shadowmaker“ gemacht habe. Aber es besteht durchaus die Möglichkeit auf Festivals zu spielen. Das auf jeden Fall.
Gut. Hast du zum Abschluss noch etwas zu sagen?
Ne, ich kann nur sagen, dass ich halt sehr stolz auf die Platte bin, weil sie wirklich einmal die Einflüsse, und die Musik, mit der ich aufgewachsen bin, zeigt. Es gab ja nicht immer schon den Metal … das fing erst mit Judas Priest an, als ich schon Gitarre gespielt habe. Deren Einflüsse sind es wohl auch, die mich so weit gebracht haben.
Also ist es auch einfach ein Herzens-Projekt, so zu sagen.
Ja, natürlich. Das ist die Musik, die ich als Jugendlicher, und auch als Kind, gehört habe, und die mich zur Gitarre gebracht hat – Die ganzen Bands der siebziger Jahre: Deep Purple, und auch die ganzen Teenie-Sachen wie T-Rex und Sweet und Slade, UFO, und diese ganzen Bands, die es zu dieser Zeit gab.
Ist ja schön, dass du das dann alles vereinen konntest…
… Ja, genau, es ist halt auch immer ein Traum, das, was man immer gern gemacht hat als Job machen zu können!
Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend – Danke dir für deine Zeit – Und eine schöne Weihnachtszeit!
Ja, gleichfalls!