Interview mit Gus G. von Firewind

Gerade bereisen die griechischen Schwermetaller FIREWIND zusammen mit Kamelot und Forever Slave wieder die Welt, um ihre Fans zu beglücken. Beim Tourstopp in Hamburg schnappten wir uns Saitenschredder Gus G. und luden ihn zum gemütlichen Plausch über das neue Album „The Premonition“, seine Heimat Griechenland und musikalisches Junkfood.

English original…

Alles klar, schön dich zu treffen, Gus! Der größte Teil der Tour ist vorbei – bist du erschöpft?
Ah, eigentlich nicht, denn wenn ich denke, dass ich erschöpft bin, fällt mir ein, dass wir direkt hiernach noch 5 Wochen in Amerika haben. Also haben wir erst die Hälfte geschafft.

Ihr habt mehrere Länder besucht – ganz ehrlich: Wo gab’s das „beste“ Publikum?
Das ist schwer zu sagen, weil jedes Land besonders ist, weißt du. England ist ziemlich verrückt nach uns… England ist wirklich verrückt nach uns (lacht). Das ist ein wirklich starker Markt für Firewind. Frankreich war gut. Griechenland, unsere Heimat, war sehr cool. Wir waren zum ersten Mal in Bulgarien und das war wirklich etwas besonderes, und auch Serbien, die Fans dort sind verrückt, alle haben mitgesungen. Mir hat’s also in jedem Land Spaß gemacht. Kann nicht wirklich sagen, was am coolsten war.

(Glen Barry, Bassist von Kamelot, kommt rein; Gus zeigt ihm das Headset, das ich ihm als Mikrophon gegeben hatte.) Gus: Schau mal, wie schwul ist das denn? (Gelächter) Glen: Hey Apollo (Sänger von Firewind), wir haben ein neues Mikro für dich für heute Abend! (mehr Gelächter)

Seid ihr gut mit den anderen Bands auskommen?
Ja, wie du siehst, ist die Stimmung gut. Wir sind mit den Kamelot-Typen befreundet, und Forever Slave sind auch ziemlich cool.

Gibt’s irgendwelche lustigen Tour-Geschichten zu erzählen?
Lustige Geschichten… ah, weißt du, es gibt immer lustige Moment auf einer Tour, aber ich kann dir jetzt nichts spontan erzählen. Aber wir haben eine schöne Zeit, weißt du, kein wirklich verrückter Kram, aber alle sind in guter Stimmung, alle gehen freundlich miteinander um… es ist schön.

„The Premonition“ ist jetzt schon einen Monat draußen, was habt ihr an Reaktionen bekommen?
Jau, das Album ist so vor einem Monat rausgekommen, richtig? Bis jetzt gab es wirklich starke Reaktionen von der Presse und den Fans, und ich hörte, dass auch die Verkaufszahlen besser sind als bei unserem letzten Album, also sind wir auf einem guten Weg.

Wie ist’s bei dir selbst, seid ihr voll zufrieden mit dem Album?
Ich bin zufrieden, ja, ich bin wirklich zufrieden. Ich denke, dass wir unser bestes gegeben haben, und es ist unser kompaktestes und solidestes Album bisher.

Aus deiner Sicht – in welchem Punkt haben sich Firewind am meisten seit dem letzten Album weiterentwickelt?
Nun, dasselbe Lineup bei zwei aufeinanderfolgenden Alben zu behalten ist für uns ein wichtiger Schritt, weißt du… nun hat die Band diese kleine Glasur auf dem Identitätskuchen, die noch fehlte. Beim Songwriting, … Ich meine, es ist mehr oder weniger so, wie wir es in der Vergangenheit schon gemacht haben. Viele Hardrock-Formeln und viel Heavy Metal-Kram, halt so Hardrock und Heavy Metal und melodische Sachen dadrin kombinieren. Also ist es eigentlich nur eine Fortsetzung dessen, was wir auf „Allegiance“ geamcht haben, wir haben dort weitergemacht, wo wir aufgehört haben. Ich muss sagen, einer der Hauptunterschiede zum vorigen Album ist, dass das Album heavier ist, es gibt mehr Gitarren, sie sind weiter nach vorn gemischt und es gibt mehr Riffs auf diesem Album, es ist also gitarrengetriebener als der Vorgänger.

Wer hatte die großartige Idee, „Maniac“ zu covern? Das geht ja richtig ab!
Jau, das war Bob, unser Keyboarder. Das war eine verrückte Idee, aber weißt du, viele Leute reden darüber; entweder sie mögen es oder nicht, aber es ist cool, weil sie immernoch darüber reden. Um ehrlich zu dir zu sein, es war eigentlich als B-Seiten-Song für die Single geplant, aber am Ende wurde es so gut, dass wir uns sagten: „Scheiß drauf!“ und es aufs Album packten, und so landete es da.

Gibt’s noch einen anderen Song, den du gern covern würdest?
Oh, das kümmert mich nicht. Wir können alles machen. Wenn ich den Song mag und wir ihn alle mögen, tun wir es. Es spielt keine Rolle, ob es ein Popsong oder ein Heavy Metal-Song ist.

Was unterscheidet euch deiner Meinung nach von dem großen Haufen an Power Metal-Bands, die es da draußen gibt?
Nun, wahrscheinlich die Tatsache, dass wir keine Power Metal-Band sind (lacht). Wir sind nur eine Heavy Metal-Band, wir haben viele traditionelle Elemente, aber gleichzeitig haben wir einen sehr frischen und modernen Sound. Und außerdem ist unser musikalisches Können sehr hoch, wir sind alle gute Musiker. Das ist etwas, was du nicht in vielen Bands findest. Und, weißt du, wir können griffige Songs schreiben, die die Leute mitsingen können.

Du als ziemlich fähiger Gitarrist, um das mindeste zu sagen…
Danke!

… denkst du, dass eine Heavy-Band hervorragende Instrumentalisten braucht, um im Wettbewerb zu bestehen?
Puh… ich denke, das erste, nachdem man Ausschau halten sollte, sind gute Songs. Es spielt keine Rolle, ob du der beste Gitarrist der Welt bist, das interessiert keinen. Was die Leute interessiert, ist gutes Songwriting. Unser Ziel war es immer, nicht unser musikalisches Können zu präsentieren, sondern das Augenmerk auf das Songwriting zu lenken, und das ist es, was uns von anderen Bands unterscheidet. Die Tatsache, dass wir alle gutes musikalisches Können in der Band haben und alle gut spielen und wir technisch spielen können, wenn wir das wollen, ist ein großer Bonus, das tut viel zur Band dazu. So denken wir also darüber.

Du bist nicht nur Gitarrist, sondern auch der mehr oder minder offizielle Frontmann, auf Bandbildern stehst du in der Mitte. Wie kam das?
Ich stehe in der Mitte? Oh, okay. Ich meine, ich war seit dem ersten Tag in der Band, ich habe die Band ins Leben gerufen, also ist sie sozusagen mein Baby und all das. Weißt du, die Band drehte sich anfangs um mich. Dieser Gitarrist aus Griechenland, und er hat die Band gegründet, und dann kam der Rest. Es ist also wahrscheinlich natürlich, dass die Leute immernoch hauptsächlich über den Gitarristen reden. Aber wie du siehst… oh, vielleicht hast du’s noch niht gesehen, aber wir sind eine richtige Band und jeder in der Band ist eine eigene Persönlichkeit. Aber ich weiß was du meinst, ich bin sowas wie der Frontmann, weil viele Leute wahrscheinlich kommen, um mich zu sehen, Gitarristen oder sowas, aber wir haben einen wirklich guten Sänger, einen wirklich guten Frontmann – wenn du also heute abend hier bist, wirst du sehen, was ich meine.

Werde ich! … Nun, ich sah auf eurer Internetseite, dass ihr haufenweise Endorser habt – Randall, Tama, ESP… wie kommt man zu so einem Deal? Das ist ja der große Traum eines jeden Gitarristen.
Jau, erstmal musst du mit den richtigen Leuten in den Firmen in Kontakt treten und sie müssen deine Musik mögen, bevor sie dich sponsern. Und du musst ihnen zeigen, dass du in der Presse präsent bist. Ich meine, wir sind eine Band, die viel auf Tour ist. Und für mich fing es in Japan an, weil wir da schon mit dem ersten Album Karriere gemacht haben. Dort ging’s für mich los und ich bekam viele Endorsements, und dann führt eines zum anderen. Je bekannter du bist, desto mehr Deals bekommst du. Und es hilft, denn, weißt du… ich meine, schau dir einen Athleten an, die bekommen die Schuhe und die Klamotten gesponsert, die sie tragen. Und bei Musikern ist es dasselbe. Dieser Kram kostet viel Geld, und wir verdienen nicht viel Geld! (lacht) Also ist es wichtig. Natürlich ist die Hauptsache dass du magst, womit du spielst. Ich hole mir das Zeug nicht, weil ich es gratis bekomme. Wenn ich nicht an etwas glaube, benutze ich es nicht. Das ist also die Situation mit den Endorsements.

Hat ein Endorsement nur Vorteile oder auch Nachteile?
Für mich hat es nur Vorteile. Für mich hat es nur Vorteile. Denn wenn du eine enge Beziehung zu einer guten Firma hast, bekommst du Promotion und Öffentlichkeit aus einem anderen Winkel. Plus, du hast tolles Zeug, das du spielen kannst… es gibt also keine Schattenseiten.

Vor einiger Zeit habe ich einen Bericht über Leute aus älteren Generationen gelesen, die darüber meckerten, dass Musik heutzutage wie Junkfood konsumiert wird – durch billige MP3-Player und scheiße klingende Handys, während man sich damals eine sündhaft teure HiFi-Anlage gekauft und ins Wohnzimmer gestellt hat, und damals war es eben viel besser. Was ist deine Meinung dazu?
Puh… natürlich gibt es diese ganzen neuen Sachen, diese neuen Geräte, das digitale Zeitalter, was auch immer… Ich denke, das ist weder zum besseren noch zum schlechteren, weißt du. Wenn Musik auf leichtere Art und auf kleinere Art und auf tragbarere Art verfügbar ist oder sowas, dann ist es cool. Natürlich ist die Qualität nicht so gut. Deshalb, denke ich, sind viele Heavy Metal-Fans immernoch wirklich „true“, und darum ist diese Musik all die Jahre nicht gestorben, weil die Fans immernoch die CD kaufen wollen und sie zu Hause im CD-Player hören und auf ihre Weise genießen wollen, und das sollten sie. Und einige sind sogar Schallplattensammler. Ich denke also, dass Leute, die die Musik wirklich schätzen, sich den authentischen Kram holen.

Griechenland ist nicht gerade das Zentrum der Metalwelt; wie sieht’s bei euch mit der Metalszene aus?
Es ist eine große Szene, weißt du, aber immernoch sehr Underground. Es gibt viele Bands, aber niemand wirklich über die Grenzen gekommen, mit Ausnahme von ein paar Extreme Metal-Bands wie Rotting Christ or Septic Flesh. Die sind schon seit Jahren unterwegs.

Ich erinnere mich an Mystic Prophecy…?
Ja, aber die haben nur einen griechischen Sänger – ich war auch in der Band – aber er lebt in Deutschland, also ist es eher eine deutsche Band. Aber die griechische Verbindung ist natürlich da.
Was den traditionellen, melodischen Heavy Metal angeht, sind wir also der einzige Export, sozusagen. Es gibt auch andere Bands, sehr talentierte Bands, aber ich denke, sie haben noch einen langen Weg vor sich. Die Leute setzen keine hohen Maßstäbe für ihre Musik; und sie sind schnell enttäuscht. Aber es gibt eine große Fanbase, natürlich, die griechischen Fans sind in aller Welt dafür bekannt, wie verrückt sie sind.

Gibt es ein griechisches Nationalinstrument?
Jau, es heißt Bouzuki.

Und was ist das?
Das ist… Bouzuki. (lacht)

Haha, ok, wie sieht die aus?
Sie ist irgendwie… rund (lacht), mit einem langen, schmalen Hals. Und sie hat drei Saiten, aber es sind Doppelsaiten, wie bei einer 12-Saiter-Gitarre. Es gibt eine dreisaitige und eine viersaitige Bouzuki… ja, das war’s.

Habt ihr schonmal versucht, das in einen eurer Songs einzubauen?
Jau, das haben wir tatsächlich gemacht. Wir haben ein Cover eines griechischen Songs für dieses Album gemacht, eine Instrumentalversion davon. Es hätte sehr cool geklungen, sehr exotisch, sehr progressiv, weil wir eine Metalversion daraus gemacht haben – aber unglücklicherweise haben wir die Nutzungsrechte vom Komponisten nicht bekommen… weil er tot ist, also von seiner Familie, und die haben es nicht erlaubt. Sie haben es uns also aus irgendeinem Grund nicht erlaubt, und wir mussten den Song rauslassen. Das ist schade, denn so hätten wir einen richtigen griechischen Stempel auf dem Album gehabt.

Alles klar, wir sind durch! Nun kannst du am metal1.Wortspiel teilnehmen. Sag mir einfach, was dir zu diesen Sachen in den Kopf kommt:

300: Der Film.. Leonidas.
Darth Vader: Star Wars.
Ouzo: Das griechische Getränk.
The Life of Brian: … Ein Typ namens Brian und sein Leben? Ich weiß nicht (lacht)
Pythagoras: Ja, äh… der ist so ein Mathematikertyp, richtig? (lacht)

Alles klar, das wars! Vielen Dank für das Interview, wir sehen uns nachher bei der Show!
Danke, Mann, wir sehen uns später!

Geschrieben am von Metal1.info

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