Interview mit Fallen Yggdrasil

Zu Beginn möchte ich euch bitten, euere Band (Geschichte, Stil, letzte
Veröffentlichung etc…) unseren Lesern, die euch noch nicht kennen, etwas
genauer vorzustellen.

Fallen Yggdrasil wurden im Jahr 1997 von den Brüdern Simon (vocals) und
Raffael (lead guitar) gegründet. Nach vielen Besetzungswechseln besteht das
aktuelle Line-Up neben den beiden aus: Christoph (drums), Tobias (bass) und
Denno (rhythm guitar). 1998 kam das erste Demo (Odyssey in Sorrow) raus,
welches durchgehend positive Resonanzen bekam und sich innerhalb von einem
Jahr 1000 Mal verkauft hat. Zwei Jahre später veröffentlichten wir eine
Split-7″ mit Dementia (500 Exemplare; ausverkauft). 2001 veröffentlichten
wir die MCD „In no sense Innocence“, welche ein Jahr darauf von Supreme
Chaos Records offiziell wiederveröffentlicht wurde, nachdem die erste
Auflage von 1000 Exemplaren vergriffen war. Am 26.07. dieses Jahres wurde
unsere erste Full-Length CD über Supreme Chaos Records veröffentlicht. Das
Album heißt „Building up a Ruin to Come“ und enthält 8 Stücke (plus Intro)
melodischen Death Metals irgendwo zwischen Old-School Schwedentod, leichten
Ami-Death Anleihen und einer eigenen Note.

Wie seid ihr auf das „Joining Forces“-Projekt aufmerksam geworden?
Unser Sänger Simon ist beim Surfen im Internet zufällig darauf gestoßen. Da
das Konzept interessant klang, hat er sich das mal genauer angesehen.

Wo seht ihr die positiven bzw. auch die negativen Seiten an einem
MP3-Sampler wie „Joining Forces“?

Eigentlich gibt es keine wirklich negativen Seiten (abgesehen vielleicht von
der Sound-Qualität, die nicht immer ganz so gut ist, wie die
Originalaufnahme): Man kann eine Menge
Musik auf eine CD packen, was sowohl den Bands als auch den Käufern zugute
kommt. Insgesamt also eine interessante Sache.

Haben MP3-Sampler euerer Meinung nach eine große Zukunft? Verschlafen die
großen Labels dieses Medium möglicherweise?

Es wird sich noch zeigen müssen, ob MP3-Sampler eine große Zukunft haben.
Ich denke, dass sie zumindest eine größere Rolle spielen werden als sie es
zurzeit tun und es kann viel passieren, wenn die Sampler mit guter
Aufmachung und guter Soundqualität aufwarten können. Ob die großen Labels
eine solche Entwicklung verschlafen werden kann ich nicht sagen, aber
eigentlich sollten sie aus den Erfahrungen mit Internet-Downloads und
dergleichen gelernt haben.

Was haltet ihr von der Idee, ganze Alben als Split-MP3-CDs zu
veröffentlichen?

Es wäre mal interessant wie die Resonanzen sind und ob so etwas bei den
Leuten gut ankommt. Es hat natürlich einige Vorteile, wie Spielzeit und
Preisvorteil, aber ich denke dass ich in dieser Hinsicht eher altmodisch
bin, da ich lieber eine CD von einer Band in der Hand halte um mich dann mit
dem Booklet hinzusetzen und mich aufmerksam damit zu befassen. Ich hänge
auch noch sehr dem Medium der LP nach, weswegen ich wohl der falsche
Antwortpartner für so eine Frage bin. Ich sehe das Thema auch aus einem eher
egoistischen Standpunkt, da ich als Musiker meine Musik auf einer MP3-CD mit
vielen anderen Bands als weniger befriedigend erachte als eine komplett
allein gestaltete CD, mit eigenem Booklet und dergleichen. Bei Samplern
sieht die Sache natürlich anders aus, da man diese ja dazu hat um einen
Überblick über die aktuellen Veröffentlichungen zu bekommen.

Wie seht ihr die Metal-Szene (Underground und größere Bands) im Moment? Wie
wird / könnte / sollte sich das entwickeln?

Ich denke, dass es ziemlich viele gute Bands gibt und dass im Underground
ziemlich viel abgeht. Da Härtere Musik zurzeit sogar auf MTViva relativ
angesagt ist, gibt es ein gesteigertes Interesse des Mainstreampublikums für
Metal, wovon auch der Underground profitiert. Trotzdem glaube ich nicht,
dass Metal und besonders die härteren Spielarten wirklich massentauglich
werden, auch wenn z.B. Death Metal mittlerweile sogar außerhalb der Metal
Szene ein Begriff ist. Wie wird der Metal sich entwickeln? Schwere Frage,
auf die ich natürlich mit dem üblichen „Gesundschrumpfen“ antworten könnte,
aber davon halte ich nicht sehr viel, denn so etwas stand schon Anfang der
90er in den Zeitschriften und es hat sich nicht viel geändert (im
Gegenteil). Ich schätze eher, dass es in Zukunft immer mehr
Veröffentlichungen geben wird, schon allein deshalb, weil es auch für Bands
ohne Labeldeal immer einfacher wird, eine CD aufzunehmen und diese auf die
Menschheit loszulassen – was aber auch seine guten Seiten hat. Ich hoffe
lediglich, dass die Leute ihre Aufmerksamkeit wieder vermehrt auf
Underground-Gigs richten anstatt zu diesen überladenen Festival-Touren mit
fast 10 Bands zu gehen.

Welche Veröffentlichungen aus 2004 haben dich bisher am meisten
angesprochen?

Sehr gefreut hat es mich natürlich, dass die alten Haudegen von Dismember
nach über 4 Jahren endlich mal wieder eine neue Platte veröffentlicht haben.
Schließlich gehören die Schweden zu einer meiner ersten Death Metal Bands
und sind auch noch heute unter meinen Top-5 vertreten.
Desweiteren haben Bands wie Fleshcrawl, Hatesphere und Kataklysm gute
Platten rausgebracht. Besonders freue ich mich noch auf die neue
Illdisposed.

Welche Pläne habt ihr für die nähere Zukunft?
Im November werden wir Dismember auf einem Teil ihrer Europa Tour begleiten
und zusätzlich natürlich auch die üblichen Einzelgigs spielen. Gleichzeitig
schreiben wir wieder an neuem Material, haben aber zur Zeit nicht so viel
Zeit, da Simon und Tobias in ihren Prüfungen stecken und ich im Frühjahr die
stressige Examenszeit über mich ergehen lassen muss. Trotzdem wollen wir im
nächsten Jahr wieder zwischen 25 und 30 Konzerte spielen und genügend Songs
schreiben, damit wir spätestens 2006 eine neue CD rausbringen können.

Zum Schluss bitte ich euch noch zum traditionellen Metal1.info-Wortspiel
(sorry an die Bands, die ich schon mal interviewt habe ;-)). Was kommt euch
beim Lesen der folgenden Begriffe in den Kopf…

MTV/Viva: Prägen den Musikgeschmack der Massen. Ich schalte diese Programme
aber selten ein, da gespielte Musik fast nie meinem eigenen Geschmack
entspricht.
Power Metal: Höre ich hin und wieder ganz gerne.
Macht: Haben scheinbar immer nur Arschlöcher und Egoisten, oder werden sie
erst durch das Besitzen von Macht zu solchen?
USA: Die selbsternannte Weltpolizei die uns tagtäglich beweist, dass auch im
Jahr 2004 das Recht des Stärkeren das einzige Gesetz ist, das für Staaten
wirklich gilt.
Liebe: Ist ja bekanntlich die stärkste Kraft überhaupt, auch wenn ich
manchmal vermute, dass Geld noch einiges mehr an Kraft besitz, denn Liebe
(nicht nur körperlich) ist teilweise auch käuflich.
Natur: Hat bei vielen Menschen nicht mehr den Stellenwert den sie haben
sollte, ansonsten wäre Naturschutz nicht so zwingend notwendig wie er
mittlerweile ist. Ich bin aber trotzdem nicht der Typ Mensch, der sich
stundenlang alleine in den Wald zurückzieht und meditiert oder so was.
Schicksal: Hat man (größtenteils) selber in der Hand.
Alkohol: Trinke ich gerne mal, aber man sollte es natürlich nicht
übertreiben.
Onlinemagazine: Sind eine absolut ernstzunehmende Konkurrenz für
Print-Magazine, da sie aktueller und häufig auch vielseitiger sind.
Zeitschriften werden zwar nie ganz durch Onlinemagazine ersetzt werden, aber
ich denke dass sie in Zukunft eine immer wichtigere Rolle (in der Metal
Szene) spielen werden.
South Park: Kümmert mich nicht sonderlich, auch wenn ich schon einige Folgen
gesehen und auch teilweise genossen habe.
Underground: (Fast) Jede Band muss sich durch den Underground kämpfen. Der
Underground ist zwar weniger von geldgierigen Labels und groupie-geilen
Rockstars übersättigt als der Mainstream, ist aber lange nicht so perfekt
wie er gerne von irgendwelchen „Szene-Polizisten“ dargestellt wird. Wir
fühlen uns aber trotzdem sehr wohl im Underground und es gibt viele gute
Bands darin.
Musik: Ohne Musik wäre das Leben wohl ziemlich langweilig.

Geschrieben am von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert