Symphonischer Metal ohne Nightwish-Attitüde, Rollwende ohne Badehosenverlust und Erneuerung, wo man nur hinschaut: Thomas und Enrico hatten uns einiges zum aktuellen EP-Output ihrer Band ENVINYA zu erzählen:
Enrico Jung: Uns geht’s super und wir freuen uns, Euch ein bisschen was über Envinya erzählen zu können.
Die meisten unserer Leser kennen Euch sicher nicht, stelle Euch doch mal kurz vor!
Thomas Knauer: Ok, also ganz kurz: Wir sind eine sechsköpfige Band aus Bayern, die zwar die heutzutage typische Sängerin-Restmusikerkonstellation à la Nightwish und Konsorten hat, sich aber definitiv nicht danach anhört. Bei uns stehen die Gitarren im Vordergrund und wir verbinden Härte mit Melodie. Typischer guter Metal eben.
EJ: Wir versuchen unsere Gefühle in der Musik auszudrücken und Leute damit zu begeistern.
Musikalisch sehe ich Euch in etwa im symphonischen Metalbereich; wo seht Ihr Euch und was haltet Ihr generell von Schubladendenken?
TK: Den eigenen Stil zu beschreiben ist für uns nicht ganz einfach. Wir hatten diesbezüglich schon die eine oder andere heiße Diskussion in der Band. Letztendlich haben wir uns auf „harten, melodiösen Metal“ geeinigt.Das Schubladendenken ist schon in Ordnung, weil die Leute, die eine Band nicht kennen einfach Vergleichsmöglichkeiten suchen. So ist der Mensch nun mal gestrickt. Allerdings darf man dann die Schublade nicht einfach zumachen. Über Schubladen kann man sicher ewig streiten, letztendlich zählt für mich aber die eigene, persönliche Einschätzung und da sollte man jeden für sich selber entscheiden lassen.
EJ: Dem kann ich mich nur anschließen. Vor allem finde ich wichtig, das man nicht nur auf eine „Schublade“ fixiert ist, sondern auch mal schaut, was es sonst noch gibt.
Wie seid Ihr retrospektivisch mit „Beyond The Dark“ zufrieden, wohl vom Songwriting als auch vom Sound?
TK: Vom Songwriting her sind wir alle soweit zufrieden, wobei wir unser volles Potenzial natürlich noch nicht vollends ausgeschöpft haben, weil wir uns ja auch immer weiterentwickeln. Songs wie Beyond the Dark und auch Forlorn sind aber wirklich gute Stücke geworden und man kann die CD sowieso nur als Momentaufnahme nehmen und somit sind wir durchaus zufrieden mit dem Ergebnis.
Soundtechnisch gilt das gleiche. Allerdings klingen wir dadurch nicht nach den typischen „Metal mit Frauengesang – Bands“ sondern härter, was durchaus beabsichtigt war. Bei den vielen unterschiedlichen Instrumenten, die alle mal eine tragende Rolle spielen, ist ein klarer Sound Pflicht und auch das haben wir soweit ganz gut hinbekommen.
EJ: Wie heißt es so schön? Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Wenn wir uns die Scheibe heute anhören, kommen schon ein paar Ideen, was man noch hätte anders machen könnte, aber wie Thomas schon sagte, das ist ein ganz normaler Entwicklungsprozess.
Ich denke, Eure Musik kommt besonders gut auf der Bühne. Wie aktiv seid Ihr in diesem Bereich?
TK: Wir haben natürlich schon einige Auftritte hinter uns und ja, Du hast Recht, Live kommt unser Sound wirklich gut rüber, was wir aus den Publikumsreaktionen erkennen können. Zur Zeit sind wir auf der Suche nach einer guten Bookingagentur bzw. laufen schon einige Gespräche diesbezüglich. Sonst spielen wir immer mal wieder einige Konzerte, das nächste am 30ten Oktober in Kempten.
Ich vermute mal, dass Ihr als Band mit Netzwerken wie MySpace groß geworden seid. Was ist Eure Einstellung zu derartigen Medien und zum Internet ganz allgemein?
TK: Nun, es macht es für eine Band leichter, präsent zu sein und man kann vieles in Eigenregie machen, wofür man früher einen externen Anbieter gebraucht hat. Allerdings hat sich eines nicht geändert. Die Leute müssen immer noch wissen, dass es dich gibt. Und bei der Fülle an guten Bands, die sich im Internet tummeln, kann es schwer für die Fans werden, dich zu finden.
EJ: Ein wichtiges Medium, um mit den Fans in Kontakt zu bleiben und Leute zu Konzerten einzuladen ist das Internet auf jeden Fall. Allerdings ist die Mundprophaganda auch nicht zu unterschätzen. Was mich ein wenig beängstigt ist, das es mittlerweile viele Menschen gibt, die scheinbar nur noch im Internet leben und ihre sozialen Kontakte außerhalb des www verlieren.
Dient die EP als Vorgeschmack auf ein ganzes Album?
TK: Wir werden 2011 ein Album herausbringen, und dabei unsere Messlatte noch ein Stückchen nach oben heben um sie dann zu überspringen. Wir sind der Meinung, dass sich Qualität langfristig immer noch durchsetzten wird und dementsprechend handeln wir.
Ist der Spagat zwischen eingängigen Songs wie „Faceless“ und eher langsam zündenden wie „Swallow“ beabsichtigt?TK: Interessanterweise sind wir selber ein wenig von der unterschiedlichen Wirkung unserer einzelnen Songs überrascht, aber wir werden in diese Richtung weiterarbeiten. Ich halte es für wichtig, dass sowohl eingängige Songs und Songs, die etwas öfters gehört werden wollen ehe sie zünden, auf einer CD zu finden sind. Dadurch entsteht mehr Abwechslung und Tiefe. Im Popbereich wäre diese Einstellung wohl tödlich, aber wen interessiert schon der seichte, nichts sagende Pop? Wir haben hier im Metalbereich die besten Fans und Musikliebhaber, die es gibt und wir genießen es doch, immer mehr Feinheiten eines einzelnen Songs zu entdecken. Es gibt Songs zum sofort abrocken, Songs, die ich mir genüsslich unter dem Kopfhörer anhören kann und Songs, die mich emotional ansprechen etc. Da wir ja selber alle auch Metalfans sind, wollen wir soviel wie möglich davon abdecken.
Wie groß ist Euer Traum von Plattenverträgen, Touren durch große Hallen, Groupies (!)?
TK: Touren durch große Hallen, die auch voll sind, ist schon ein großer Wunsch von uns. Was gibt es schöneres, als gute Musik mit einem Haufen cooler Leute zu teilen? Plattenverträge sind auch nicht zu verachten, aber nur, wenn man als Band nicht über den Tisch gezogen wird, was durchaus öfters vorkommt. Vor allem, wenn man sich bei den Verträgen nicht auskennt. Schnell hat man dann alle Rechte an seinen eigenen Songs für sehr lange Zeit abgegeben und meistens ist der Gegenwert dafür nicht ganz klar.Die Frage zu den Groupies sollte nur unser Bandsingle beantworten. Das sage ich jetzt aus reinem Selbstschutz ;)
EJ: Ich kann für mich nicht sagen, das der Traum vom Plattenvetrag das größte ist. Da finde ich das touren durch große Hallen schon interessanter. Unsere Musik ist für Menschen gemacht und wenn eine große Menge vor einer Bühne steht, kommt ein ganz besonderes Feeling auf. Jeder Konzertbesucher kennt das. Würde die Band ein Privatkonzert für eine Person geben, würde diese niemals so in Euphorie geraten, als in einer großen Menge.Ein Plattenvertrag bedeutet erst mal noch nichts, außer das man sagen kann, das man einen hat. Wenn man sich auf einen guten Deal einigen kann und die Plattenfirma einen auch unterstützt ist das eine große Chance.
Für eine EP habt Ihr Euch ziemlich Mühe gegeben, buntes Booklet, alle Texte usw. Lohnt sich ein solcher Aufwand heute überhaupt noch?
TK: Ich glaube schon. Wir sind der festen Meinung, dass sich Qualität letztendlich immer durchsetzen wird. Vor allem hier im Metalbereich. Die Fans erkennen einfach, wer es ehrlich meint und sich Mühe gibt. Die Metalfans unterstützen doch ihre Bands wie sonst niemand. Das war schon immer eine der großen Stärken der Metalszene. Und die Leute die uns unterstützen wollen, sollen auch ein echtes Stück Qualität als Gegenleistung bekommen.
EJ: Wenn nicht heute, wann dann? Im MP3 Zeitalter bekommt man einen Downloadlink. Ohne Booklet ohne alles. Mann kann sich zwar sicher alles herunterladen, aber viele wollen alles komplett im Regal stehen haben, zum anfassen und zum zeigen. Ich finde das diese EP und auch das bald erscheinende Album ein komplettes Kunstwerk sind, nicht nur die Musik allein. Da steckt auch beim Booklet viel liebe zum Detail drin.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich die Frage nach Eurem Bandnamen stellen soll, ENVINYA ist ja nicht alltäglich, andererseits hilft Google einem recht schnell auf die Sprünge. Nun also doch: was heißt ENVINYA und was verbindet Ihr damit?
TK: Envinya heißt Erneuerung und in diesem Wort steckt viel Positives. Außerdem klingt der Name ziemlich rund. Paßt ganz gut zu uns, denn er beinhaltet auch Bewegung bzw. Aufbruch. Nichts ist tödlicher als Stillstand.
EJ: Erneuerung/ Neubeginn. Wir mischen die Karten neu, was die Musik angeht. Wir wagen das Experiment eine Metalband mit Sängerin zu sein und trotzdem nicht abgedroschen oder langweilig zu klingen. Wir versuchen die Metaller der harten Schiene und die, die es etwas melodischer mögen gleichermaßen zu begeistern uns nicht festzulegen, das wir dieser oder jener Metal sind.
Statt dem traditionellen Wortspiel präsentiere ich Dir einige wirklich brandaktuelle Thesen und wüsste gerne Deine Meinung dazu:
Shopping ist die Geißel des Mannes:
TK: Nun, ich glaube, nicht nur des Mannes allein. Allerdings bin ich so ziemlich immun gegenüber Werbung. Ich bin sogar manchmal regelrecht schockiert, welche Tiefpunkte in Sachen Niveau von Teilen der Werbung erreicht werden können.
12-jährige Kinder sollten nicht mehr als 15 € Taschengeld bekommen:
TK: Das kann ich nicht beurteilen. Ich sage aber, dass sich ein Kind, dass länger auf etwas sparen muss, sich dann viel mehr über das Gekaufte freuen kann und es ganz anders wertschätzt, als ein Kind, das sich quasi „alles“ kaufen kann.
Ohne Zivildienst geraten die sozialen Systeme in arge Bedrängnis:
TK: Stimmt. Das liegt daran, dass die Löhne im sozialen Bereich generell viel zu niedrig sind für die Arbeit, die da geleistet wird. Allerdings werden wir diese Bedrängnis erst selber richtig spüren, wenn wir auf soziale Hilfe oder Pflege angewiesen sind.
Eine gute Rollwende beim Schwimmen kann als Anmut in Perfektion gelten:
TK: Solange dabei die Badehose nicht verloren geht mag das so sein…
Metal1 ist das coolste Magazin des Universums:
TK: Oh, jetzt heißt es aufpassen ;-)Nein , Spaß beiseite. Ob ihr das Coolste Magazin seid, kann und will ich nicht beurteilen, aber ihr seit sehr wichtig. Einmal für die Fans, als auch für uns als Band. Ihr stellt mit den Kontakt zwischen dem Fan und der Band her und ihr sorgt dafür, dass der Underground immer wieder gute Bands hervorbringen kann. So gesehen seit ihr schon sehr cool und jetzt werde ich a bisserl politisch: das gilt natürlich ebenso für alle anderen ernst gemeinten Magazine im ganzen Metaluniversum.
TK: Es war mir ein Vergnügen das Interview mit dem wahrscheinlich coolsten Magazin im Universum zu führen. Wer jetzt Lust hat, kann uns unterstützen indem er unserer Musik eine Chance gibt. Das wiederum fände ich sehr cool JUnabhängig davon, Metal ist was er ist, weil es Leute wie euch gibt, die gute Musik lieben. So soll es bleiben.
EJ: Vielen Dank, das wir die Möglichkeit bekommen haben,uns hier zu präsentieren und etwas Einblick in die Band Envinya zu gewähren.Wir werden weiter rocken und uns hoffentlich auf dem einen oder anderen Konzert sehen.Wer von den Bandmitgliedern persönlich hören will, was sie über Envinya denken sollte sich auf youtube.com Envinya EPK, und natürlich das Video zu Folorn anschauen.