Interview mit Cruor von Endstille

Auf die „Infektion 1813“ folgt nun also die „Kapitulation 2013“. Doch wer denkt, ENDSTILLE würden hier mit der weißen Flagge wedeln, kennt die Kieler schlecht. Bissig, aggressiv und trotzig klingt das Album – nicht viel anders gibt sich auch Bassist Cruor im Gespräch über das Album, das Provokationspotential von NS-Themen und den wieder aufgewärmten Streit mit Ex-Sänger Iblis.

Endstille-logoEuer neues Album heißt „Kapitulation 2013“. Wie kam es zu dem Albumtitel?
Wir hatten schon länger die Idee, dem neuen Album diesen Namen zu geben. Es ist ein Aufruf. Eure Kapitulationen nehmen wir gerne entgegen.

Gibt es da einen Bezug zum Titel „Infektion 1813“?
2013 begehen wir ein Jubiläum. Was gefeiert wird, musst du aber selbstständig herausfinden.

Ester SegarraWährend eure Texte früher nicht mal im Booklet abgedruckt waren, schickt ihr diese mittlerweile sogar als Background-Info an die Presse. Wie wichtig sind euch heute die Texte und dass sich die Leute damit beschäftigen?
Wir wollen der Journaille behilflich sein. Es ist eine helfende Hand, welche wir reichen, damit sich der Interviewer nicht in abstrusen Interpretationsmöglichkeiten verrennt. Ich befürchte aber, dass die Taktik nicht immer aufgeht, unsere Texte trotzdem falsch gedeutet werden. Bei manchen Menschen sollten wir noch etwas Hirn zur Promo-CD hinzupacken.

Im Promotext steht, ENDSTILLE „rammen den Finger in die immer noch blutenden Wunden ihres deutschen Vaterlandes“. Sind eure Texte also doch in gewisser Weise politisch oder gesellschaftskritisch gemeint?
Politisch sind sie nicht gemeint. Lieder wie „Reich an Jugend“ sind in einem historischen Kontext zu sehen und sind in diesem Sinne auf jeden Fall gesellschaftskritisch zu verstehen.

Mit Songtiteln wie „Sick Heil“ oder den in „Reich an Jugend“ verwendeten Sampels legt ihr es ja mal wieder sehr deutlich darauf an, von Leuten, die mit der Szene nicht so vertraut sind, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Ist das NS-Thema das einzige, mit dem man heutzutage noch effizient provozieren kann?
Ich denke nicht, dass ein Lied wie „Reich an Jugend“ einen provozierenden Charakter hat. Auf Kleingeister mag das vielleicht so wirken. Aber allein das Sample zu Beginn des Liedes macht doch schon deutlich, dass dieser Song alles andere als provozierend ist … er ist erschreckend. Nämlich in dem Sinne, dass er beleuchtet, wie wahnsinnig die Ideologie in Deutschland in dieser Zeit war. Das Sample ist in diesem Song sogar als historischer Beweis zu sehen.
Tut mir daher vielleicht ein bisschen leid, wenn wir dich provoziert haben, aber dann hast du den Sinn der Stücke einfach nicht verstanden. Scheinbar haben wir bei dir unsere Finger in die blutende Wunde gesteckt.

Ester Segarra

Gibt es für dich eine persönliche Grenze, die du mit ENDSTILLE thematisch nicht überschreiten würdest, und wenn ja, wo liegt diese?
Ich glaube, diese gibt es nicht. Man kann Lieder zu sämtlichen Themen machen. Es ist nur die Frage, mit welcher Intention und auf welche Art und Weise man dieses macht. Da muss man aufpassen. Obwohl man sicher falsch verstanden wird … wir haben ja eben schon gesehen, dass uns nicht jeder folgen kann.

Außerdem ist für mich Black Metal, ebenso wie Punk, eine Kunstform, die Grenzen sprengen sollte … leider konstruieren nur viele Anhänger der Genres neue Regeln, so dass das, was eigentlich Regeln und Normen sprengen sollte, zu einer Art engstirniger Pseudoreligion verkommt.

Endstille-kapitulation-2013-cover-small-version-72dpi-1000x1000px-RGBIhr covert auf dem Album Sodoms „Blasphemer“. Warum ausgerechnet diesen Song und warum überhaupt ein Cover mitten auf dem Album?
Ist ein guter Song, der jeden von uns schon seit langem begleitet. Warum denn nicht mitten im Album. Provoziert das? Verwirrt das? Wo hätte es ansonsten hingesollt? An den Anfang? Ans Ende? Was ist an der Mitte so schlimm?

Seit 2012 habt ihr mit B.Killed einen zweiten Gitarristen in euren Reihen. Warum habt ihr euch nach all den Jahren dazu entschieden, eine zweite Gitarre zum Einsatz zu bringen?
Der Wille zur zweiten Gitarre bestand schon immer. Wir haben vorher nur nie jemanden passenden finden können. Auf den Alben sind ja auch stets mehr als nur eine Gitarre eingespielt worden. Daher war es logisch, dass wir uns denjenigen schnappen, der zur Band passt und ein bisschen Gitarre spielen kann.

Euer ehemaliger Sänger Iblis hat unlängst bei den Kollgen von Metal4 ein Interview zu den Geschehnissen um seinen Rausschmiss bei ENDSTILLE gegeben.
Hast du dich damit befasst, oder ist das Thema für dich vom Tisch?
Wenn ich ehrlich bin, hab ich das noch gar nicht gelesen. Ich glaub, das mach ich auch einfach nicht. Ich war ja schließlich selbst dabei. Ist also seit vielen Jahren für mich vom Tisch.

Ester Segarra

Seine Version der Geschichte liest sich deutlich anders als eure – die Rede ist von Betrug um Tantiemen, Verleumdung bezüglich des ihm unterstellten Alkohol- und Drogenmissbrauches und der Unterstellung, ihr hättet ohne sein Wissen einen anderen Sänger für eure Wacken-Show eingeplant. Möchtest du dich dazu äußern?
Aha!!! Ich glaube, die Geschichte geht im Grunde niemanden etwas an. Wahrnehmung ist nun mal immer subjektiv. Wir sind scheinbar echte Teufel! Aber darauf steht ihr doch! Das wollt ihr doch alle … ihr seid doch auch alle böse…
Wenn nicht, ist das doch wenigstens eine geile Story … scheinbar hat ja auch die Metalszene Klatsch und Tratsch zur Unterhaltung nötig.

Ihr spielt im April mit Ondskapt und Koldbrann in Nürnberg – wird es in dieser Konstellation weitere Konzerte geben, und was plant ihr generell hinsichtlich Touren in den kommenden Monaten?
Das von dir angesprochene Konzert ist Teil einer Tour. Diese Tour mit unseren Freunden von Ondskapt und Koldbrann wird am 27.03. starten und bis zum 06.04.2014 dauern. Ansonsten werden wir noch ein paar weitere Shows an Wochenenden und auf Festivals im Jahr 2014 absolvieren.
(A.d.Red: Die mittlerweile bekannt gegebenen Tourdates können unten stehendem Flyer entnommen werden)

Ester Segarra

Die letzten Worte gehören dir – gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Nein, mir fällt nichts ein.

Auch in Ordnung. Dann danke ich dir an dieser Stelle für deine Zeit!
Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Interview an dieser Stelle gern mit dem traditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was fällt dir spontan zu folgenden Begriffen ein:
Kieler Sprotten: zu Hause
Bayern: nicht zu Hause
The Ruins Of Beverast: Kenn ich. Gefällt mir sogar.
Winter: Sommer
NSA-Affäre: Organisationen, die mit den Buchstaben N und S beginnen, sind meist scheiße
Frühstücksfernsehen: SAT.1

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5 Kommentare zu “Endstille

  1. „Die Platte nicht verstanden“ … Monotones Geschrammel zu produzieren und dann jedem Kritiker vorwerfen, dass er den tieferen Sinn dahinter nicht versteht… das ist billig. Ich hätte generell keiner Platte dieser Band mehr als 2 Punkte geben. Hört sich doch alles gleich an. Musik ist das jedenfalsl nicht.

  2. Endlich hat Moritz sie mal auf den Sack bekommen. Hat wohl in seiner Rezension offen gelegt, die Platte nicht verstanden zu haben. Mir gefallen seine Verrisse sowieso nicht. Denke man da nur an so Unverschämtheiten, wie das Review zur letzten Secrets of the moon oder so. Das ist, wie auch das Review zur neuen Endstile respektlos! Ich werde mir die neue Platte jedenfalls mal anhören.

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