Interview mit Morten Shax von Endezzma

Seit dem letzten Album der norwegischen Black-Metaller ENDEZZMA,  „Erotik Nekrosis“, mussten sich die Fans fünf Jahre gedulden. Nun meldet sich Morten Shax mit seiner Band zurück und berichtet im Interview, wieso „The Arcane Abyss“ so lange auf sich warten ließ und wie der Tod von Gitarrist Trondr Nefas ENDEZZMA verändert hat.

Warum habt ihr so lange gebraucht, um „The Arcane Abyss“ zu veröffentlichen?
Diese Frage bekommen wir immer wieder… warum habt ihr fünf Jahre gebraucht. Nun, wir folgen keinem Schema, wie viele Jahre man zwischen Veröffentlichungen verstreichen lassen sollte, und, noch viel wichtiger, wir liefern nicht übereilt ein finales Produkt ab, bevor wir nicht sicher sind, dass wir die Endstation erreicht haben, bis zu der wir die Tickets gelöst haben. Es mag Bands geben, die ihre Alben schneller heraushauen… aber müllen die nur die Szene zu, oder tragen sie wirklich Qualität und etwas Großes, Geschmackvolles bei? Wir haben uns die Zeit genommen, die wir gebraucht haben, außerdem hatten wir ein paar Besetzungswechsel in dieser Zeit. Wir haben in einem Studio aufgenommen, in dem wir die Möglichkeit haben, uns so viel Zeit zu nehmen, wie wir wollten und wie es eben braucht.

Wie fühlt es sich an, das neue Album endlich veröffentlicht zu haben?
Es ist ein gutes Gefühl, das Album den Löwen zum Fraß vorgeworfen zu haben und zu sehen, wie sie sich dran abarbeiten. Bisher ist das Feedback großartig, insofern können wir uns nicht beschweren. Und ich sage mir immer: Scheiß auf die Kritiken. Aber wenn man dann sieht, dass die eigene Kunst mit Enthusiasmus aufgenommen wird, kann man die Befriedigung darüber natürlich nicht leugnen.

Seid ihr mit dem Resultat restlos zufrieden? Klingt das Album jetzt exakt so, wie ihr es euch vorgestellt habt?
Auf jeden Fall! Es wäre verdammt peinlich und inkompetent, wenn wir das nach dieser langen Zeit nicht wären! Wir haben diesmal sehr viel Zeit in das Songwriting gesteckt und haben die Songs vorwärts und rückwärts durchgearbeitet, bis sie uns genau das Gefühl vermittelten, das wir gesucht hatten. Auch der Sound war uns sehr wichtig. Am Ende sind wir dahin gekommen, wonach wir gesucht hatten. Wenn du mit allem durch bist und dich nochmal hinsetzt, wirst du immer Details finden, von denen du dir sagst, dass du sie nächstes Mal besser oder anders machen wirst. Aber das macht die Qualität eines guten Schriftstellers, Künstlers oder einer guten Band aus – immer nach dem Besseren streben, nach persönlicher Perfektion. Du kannst es immer noch besser machen – unser nächstes Album ist immer das beste.

Das Album ist der erste ENDEZZMA-Release ohne Trondr Nefas. War es schwer, einen passenden Ersatz für ihn zu finden?
Diese Besetzungsfrage hatten wir schon lange vor seinem Tod geklärt – Trondr hat seinen Ersatzmann selbst ausgewählt. Trondr war mit Urgehal sehr beschäftigt, die damals schrecklich viele Gigs und Touren im Jahr gespielt haben. Als ENDEZZMA dann durchstarteten, brauchten wir einfach einen Ersatzgitarristen. Ich kam dann auf Malphas, brachte ihn in den Proberaum und habe ihn Nefas vorgestellt. Der Rest ist Geschichte. Malphas ist jetzt das Holz in den Wänden von ENDEZZMA. Wir hätten uns also keinen besseren Ersatz wünschen können.

Hat diese Umbesetzung das Songwriting stark beeinflusst?
Nun, auf eine Art kannst du das natürlich sagen, nachdem Trondr einen sehr großen Anteil am Songwriting bei ENDEZZMA hatte: Er hat gut die Hälfte des Materials des ersten Albums geschrieben. Aber Malphas  ist perfekt in seine Fussstapfen getreten, weil er die Mentalität, die Aura und die Essenz der Band verstanden hat. Wir sind jetzt viel weiter, wir haben ein Ungeheuer erschaffen, das noch größer ist, noch mächtiger und noch tödlicher. Wir haben ENDEZZMA als eigene Einheit etabliert, jetzt werden nicht mehr wir zur Band – die Band wird jetzt zu uns.

Ich finde, das Album klingt geradliniger und kraftvoller, aber weniger individuell als das letzte. Würdest du das so unterschreiben?
Das erste Album hat vielleicht mehr Twists und unerwartete Wendungen, davon abgesehen haben wir mehr Piano und stimmungsvolle Instrumente verwendet. Eine bestimmte Charakteristik, die daraus resultierte, mag jetzt dem einen oder anderen fehlen. Aber wie du sagst, ist “The Arcane Abyss” viel kraftvoller, intensiver und explosiver. Ich finde, das Album als solches klingt durchdachter und nachvollziehbarer.  Es ist ja auch eine Frage dessen, was du suchst, wenn du ein Album einlegst – jeder Hörer hat da andere Präferenzen.

In gewissen Aspekten erinnert das Album an Watain – sei es das Artwork oder das eine oder andere Riff.  Außerdem habt ihr das Album im gleichen Studio produzieren lassen – würdest du Watain als Einfluss auf eure Musik bezeichnen?
Nachdem Watain wirklich oft als Vergleich herangezogen werden, muss da schon etwas dran sein, denke ich – egal, was ich sage oder denke. Aber ich werde sie definitiv nicht einen Einfluss nennen. Das wäre das gleiche, wie wenn man eine Bathory-Tribute-Band als Einfluss nennen würde und nicht Bathory selbst. Da sind schon eher Dissection eine Inspirationsquelle für uns. Nein, offen gesagt: Nach so vielen Jahren in der Szene ist es eher die mentale Wahrnehmung und ihre Düsternis, die uns antreibt und die grundlegende Dunkelheit, die unsere Begierde, etwas zu erschaffen, füttert. Wenn wir in ein Studio gegangen wären, um wie jemand anderes zu klingen, wäre dabei wohl ein ziemlich armseliges und schlechtes Resultat herausgekommen.

Welche Alben hattest du im Kopf, als du nach dem perfekten Sound für  „The Arcane Abyss“ gesucht hast?
Wie gesagt: Wir gehen nicht ins Studio und haben irgendwelche konkreten Alben im Kopf. Wir wollten einfach einen kraftvollen und differenzierten Sound, der die Atmosphäre vermitteln kann, die wir ausdrücken wollten. Es war uns wichtig, einen Sound zu bekommen, der unserer intensiven Ausdrucksform gerecht wird – mit dem Resultat sind wir sehr zufrieden.

Beim Song „Sick Kulta Lucifer“ hat Sorath Northgrove einen kurzen Gastauftritt – warum er und warum bei diesem Song?
Sorath Northrove ist ein guter Freund der Band, verbunden in Blut und bösem Glauben! Ich habe mit ihm zusammen in den letzten Jahren mit Urgehal und Beastcraft ein paar Mal gemeinsam den Gesang übernommen und wir fanden, es würde dem Song ein gewisses Extra geben. Bestimmte Individuen geben dem ganzen Entstehungsprozess allein durch ihre Anwesenheit etwas besonderes und kraftvolles, vor allem, wenn man bedenkt, was “Sick Kulta Lucifer” ausdrückt, wofür es steht.

Wo wir gerade über den Gesang sprechen: Wer hat den Klargesangspart von „Serpent Earth“ eingesungen?
Den räudigen Anfang, oder die erste Runde ist von mir, dann steigt Malphas mit seiner berüchtigten goldenen Stimme ein. Es kann gut sein, dass man auf künftigen Aufnahmen mehr von unserem Goldkehlchen Mr. Malphas hören wird. Das ist natürlich Geschmackssache – die Puristen hassen es, andere lieben es. Aber ich persönlich mag solche provozierenden, die Geister scheidenden Elemente, die das Ergebnis, egal, wie du es findest, vielseitig und speziell machen. Wir fahren auch nie auf Sicherheit… wir sind auf dem verdammten Highway to Hell!

Was werden die nächsten Schritte sein? Habt ihr eine Tour in Planung?
Genau! Wir werden im Herbst diesen Jahres noch eine größere Europatour spielen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch keine Details bezüglich der Bands auf dem Tour-Billing verraten, aber das kommt dann alles, wenn die Tour bestätigt wird. Wenn das Album Ende März dann veröffentlicht ist, werden wir in Norwegen und dem Rest von Skandinavien ein paar Clubgigs spielen, für den Sommer sind ein paar Festivals gebucht. Wir wollen so viele verkrüppelte, verdammte Seelen wie möglich in unseren Bann schlagen, bevor das Jahr zu Ende geht.

Was denkst du – werden wir uns bis zum nächsten Album wieder fünf Jahre gedulden müssen?
Bis zu unserem nächsten Release sicher nicht: 2018 wollen wir die „Alone“-EP auf Vinyl veröffentlichen, mit neuen, exklusiven Bonustracks. Davon abgesehen schreiben wir bereits wieder neues Material und planen bereits das nächste Album. Diesmal werden wir einiges anders machen. Wir werden einen Monat lang ins Studio gehen und alles in einem Aufwasch machen. Es sieht so aus, als würde die fünfjährige Wartezeit mindestens halbiert. Aber nochmal: Wer weiß, wer als nächstes stirbt oder was passiert  – sage nie das Unvorhersehbare voraus.

Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Die Oscars: Ich habe mitbekommen, dass der Preis dieses Mal in einer Kategorie den falschen Leuten verliehen wurde – das hat mich an die norwegischen Grammys vor vielen Jahren erinnert, als The Kovenant in der Kategorie Rock/Metal gewonnen haben, aber eine andere Band den Preis bekommen hat. Das wurde damals bis zur Aftershow-Party in besagter Nacht nicht richtiggestellt.
Lieblingsfilm: Ich hasse diese Fragen nach Lieblingsband, – song, -film und so weiter, sorry.
Dein letztes Konzert (als Besucher): Angelcorpse, Degial und Vorum in Oslo.
Deutsche Bundesliga: Bayern München, jedes verdammte Jahr! Aber am 19.05.2012 haben sie in der Allianz Arena gegen die bessere Seite verloren!
Aktuelles Lieblingsalbum: Ich hasse die Frage immer noch, aber lass uns den Hass zu „The Arcane Abyss“ werden.
ENDEZZMA in zehn Jahren: Ein paar neue Alben aufgenommen, stärker und vitaler und wilder als je zuvor. Wie der Wolf auf deinem Rücken. Entweder tot oder bis in den Tod!

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten – die letzten Worte gehören dir:
Wir sehen uns da draußen – in Feuer, Blut und kosmischer Dunkelheit!

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Foto (live): Sunvemetal

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