Interview mit Morten Shax von Endezzma

Bereits ihre „Alone“-EP (2007) war ein Geheimtipp unter Szenegängern – mit ihrem ersten Album „Erotik Nekrosis“ legen die Norweger ENDEZZMA, ehemals unter dem Namen Dim Nagel aktiv, nun kräftig nach.
Wir sprachen mit Sänger und Bandleader Morten Shax über das Album, die Erotik des Morbiden und natürlich über den überraschenden Tod ihres Gitarristen Trondr Nefas. Doch lest selbst…


Hallo und danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht’s dir?
Ich übermittle dir meinen morbiden Gruß. Mir geht es gut, danke der Nachfrage.

2007 habt ihr eure erste EP, „Alone“, veröffentlicht. Jetzt ist euer erstes Album erschienen – warum hat es so lange gedauert? Wenn ich mich recht entsinne, war die CD schon letztes Jahr fertig aufgenommen?
Wir haben nie nach einem Zeitplan gearbeitet, sondern haben an der Musik in unserem Tempo gearbeitet. Für ein paar von uns gab es gute Gründe, und die Zeit forderte ihren Tribut. Wir hatten auch mit den Aufnahmen einige gravierende Probleme, beispielsweise haben wir zwischendurch alle aufgenommenen Spuren verloren. Später verstarb dann tragischer Weise unser Gitarrist Trondr Nefas. Nach seinem Tod haben wir uns dazu entschieden, etwas Zeit verstreichen zu lassen, bis sich der mediale Wirbel um sein Ableben etwas gelegt hat. Wir wollten keinen Release in die Trauerphase pressen.

Wenn du dir die CD heute anhörst – gibt es etwas, dass du ändern oder aus jetziger Sicht anders machen würdest?
Ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden, zumindest im Moment. Ich habe an dieser Veröffentlichung mehrere Jahre lang gearbeitet und dabei viele Veränderungen eingearbeitet. Da wir auch beim Recording einige Zeit hatten, habe ich auch da noch die Gelegenheit, einige kleinere Anpassungen vorzunehmen. Aus jetziger Sicht würde ich alles nochmal genau so machen, wenn ich es nochmal machen müsste.

Wie würdest du “Erotic Necrosis” in einem Satz beschreiben?
Old School aber trotzdem durchdacht, unentbehrlich und richtungsweisend.

Wo siehst du die Unterschiede zwischen den Songs der EP und denen auf dem Album?
Das Material fußt auf dem selben Fundament und hat die gleiche grundlegende Oldschool-Atmosphäre wie die „Alone“-EP. Auch die Songstrukturen sind ähnlich: Da wir uns von den Songs tragen lassen, wohin auch immer es sich entwickelt, arbeiten wir ohne Beschränkungen oder Regeln eines bestimmten Genres. Für mich gibt es also keinen besonderen Unterschied. Nur der Sound könnte einen Unterschied machen.

Was bedeutet der Albumtitel, und was ist das lyrische Konzept des Albums?
Für mich ist der Tod Erotik. Der Tod ist das höchste Level des Lebens, der Tod ist dir als letztes Geschenk garantiert, etwas, das du dir verdienen musst, und dessen du dich würdig erweisen musst. Er ist etwas endgültiges, morbide und auf seine Weise schön zugleich.
Mein Leben ist mit einem Liebesspiel mit dem Tod vergleichbar – ich mache mit dem Tod rum! Bis der Tod mich zu sich nimmt und der Tod mir erlaubt, den letzten Weg zu gehen. Das wird das Ende sein, und das ist alles verdammt erotisch. Und genau dieses Thema beleuchtet „Erotic Nekrosis“. Die Texte gehen über die Dunkelheit in und um uns, und wie wir mit dieser Dunkelheit umgehen und sie zu verstehen lernen. Einige der Texte sind sehr persönlich. Ich versuche zudem, den Hörer an einen bestimmten Ort zu leiten – ich will, dass der Hörer den Gemütszustand erreicht, in dem ich mich befunden habe, als ich den Text geschrieben habe. Ich nehme das sehr ernst, ich erwarte und fordere etwas vom Hörer.


Wie du vorher schon angesprochen hattest, starb der Gitarrist Teondr Nefas 2012 – möchtest du an dieser Stelle vielleicht ein paar Sätze über ihn und seinen Einfluss auf den Norwegischen Black Metal sagen?

Wir sind zusammen aufgewachsen und waren über 20 Jahre lang gute Freunde. Er hat sein Leben der Musik und der Dunklen Seite gewidmet und ist seinen Grundsätzen bis zum bitteren Ende treu geblieben. Er war ein musikalisches Genie Seele für die Musik. Er hat für diverse Bands über Jahre hinweg beeindruckende Musik geschrieben – außerdem Urgehal zu einer der wenigen Bands aus den Anfangstagen des Black Metal gemacht, die voll Stolz von sich behaupten kann, sich nie von ihren Grundsätzen, was True Black Metal ist, abgewendet zu haben!
Trondr Nefas hat für den verdammten Black Metal gelebt, solange sein Herz geschlagen hat! Aber es könnte sein, dass er der Dunklen Seite etwas zu nahe gekommen ist, und deshalb den Tod gefunden hat.
Gemeinsam hatten wir eine sehr konkrete Vorstellung davon, was wir mit ENDEZZMA erreichen und wohin wir die Band bringen wollten. Sein Vermächtnis wird weiterleben, und wir werden den Marsch dorthin, wo er jetzt ist, fortsetzen.! Das ist erst der Anfang, der Anfang eines schrecklichen und prachtvollen Endes!

Du bist der Herausgeber eines Magazins namens „Nordic Arian Magazine“. Gibt es das Magazin noch, und um welche Art Magazin handelt es sich?
Dabei handelt es sich um ein Underground-Magazin, das ich vor 20 Jahren, 1993, herausgegeben habe. Es wurde damals nur eine einzige Ausgabe gedruckt und verkauft. Hauptsächlich waren darin Interviews mit skandinavischen Black-Metal-Bands wie Immortal, Emperor, Gorgoroth, Gehenna, Satyricon, Burzum, Kvist und Dissection. Wir haben damals eine Menge verkauft – ich hab kürzlich erst festgestellt, dass eine Ausgabe im Osloer Metal-Laden Neseblood an der Wand hängt.

Nachdem das Album schon länger geschrieben ist, stellt sich die Frage, ob ihr schon neues Material am Start habt – oder wird es wieder ein paar Jahre dauern, bis ihr ein neues Album veröffentlicht?
Ungefähr 80 Prozent eines neuen Albums stehen schon. Wir arbeiten die ganze Zeit schon hart an dem neuen Material, der Plan ist, die CD im Spätsommer aufzunehmen. Insofern lautet die Antwort: Nein! Es wird nicht wieder Jahre dauern, bis wir wieder von uns hören lassen. Wenn alles gut läuft, kommt das neue Album bereits Anfang nächsten Jahres.
Außerdem werden wir im August nochmal ein neues Video zu einem der Songs des Albums aufnehmen.

Ihr habt 2008 auf dem Storm Of Destruction-Festival in Ingolstadt gespielt – einem mehr als zweifelhaften Event, wie sich gezeigt hat. Hast du irgendwelche Erinnerungen an das Festival?
Ich erinnere mich nicht an viel, aber wenn ich nicht irre, hatten wir einen grauenhaften Sound – auf und vor der Bühne. Aber seit 2008 ist eine Menge passiert, ich denke, treten heute ganz anders auf als damals, sowohl vom Sound als auch vom Aussehen her.

Worauf ich mit der Frage hinaus wollte: Neben vielen ehrenwerten Bands wie Koldbrann, Enthroned, The Stone oder Urgehal spielte auf dem Festival auch die italienische NSBM-Band Frangar einen skandalträchtigen Auftritt, sogar am gleichen Tag wie ihr. Ward ihr euch dessen bewusst, beziehungsweise interessiert dich die NSBM-Problematik? Was denkst du über solche Bands?
Nein, das war mir nicht bewusst, ich habe von der Band noch nie gehört, habe ihre Show nicht gesehen und erinnere mich diesbezüglich auch an nichts. Auf alle Fälle haben Black Metal und Politik überhaupt nichts miteinander zu tun!

Machst du dir keine Gedanken darüber, ob es dem Ansehen von ENDEZZMA schaden könnte, wenn ihr mit solch einschlägigen Bands die Bühne teilt?
Ich recherchiere doch nicht über andere Bands auf dem Billing eines Festivals, das ich spiele! Es interessiert mich einen Scheiß, was andere Bands machen. Wir sind für uns selbst verantwortlich, und für das, was wir verkörpern, wofür wir stehen und was wir darbieten – nicht dafür, was andere machen.


Ich habe gelesen, dass ihr 2013 auf Tour gehen wollt – kannst du uns diesbezüglich schon ein paar detailiertere Informationen geben? Werdet ihr auch wieder nach Deutschland kommen, und mit welchen Bands seid ihr unterwegs?

Wir kommen dieses Jahr ganz sicher wieder nach Deutschland. Wir sind auch für eine Menge Konzerte und Festivals in Norwegen gebucht. Ausserdem werden wir Ende Februar auf eine Balkan-Tour gehen und die osteuropäischen Länder bespielen.Und wir stehen in Verhandlungen über eine größere Westeuropa-Tour noch vor dem Sommer. Diesbezüglich ist es ein bisschen ein Hin und Her, was das Band-Package angeht, aber ich denke, es werden ENDEZZMA, Ragnarok und Hades Almighty sein.

Ok, das klingt soweit doch vielversprechend. Das war dann auch schon meine letzte Frage – wenn du noch etwas los werden willst, hast du jetzt die Gelegenheit dazu:
Wir sehen uns auf Tour! Kommt vorbei und seit Teil der Seuche! Es wird brennen!

An dieser Stelle würde ich das Interview gerne mit einem kleinen Brainstorming abschließen – was fällt dir zu folgenden Begriffen ein?
Deutschland:
Land Nr. 1, wenn es um Metal- und Black-Metal-Enthusiasmus geht.Metal1.info: Etabliertes deutsches Metal-MagazinTrondr Nefas: LegendeVinyl: Das einzig haltbare Format für MusikNSBM: Politik und Black Metal haben nichts mit einander zu tun!Deep Purple: Wir haben in „Against Them All“ eine alte Hammond-Orgel, wie Deep Purple sie verwenden, benutzt.

Vielen Dank für das Interview und einen schönen Tag noch!
Danke auch!

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